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Beleg gesucht für: philosophie
Belege des Suchbegriffs aus ausgewählten Texten (vollständig: Caes.Gall., Cic.Arch., Cic.S.Rosc., Cic.Lael.)
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Neque enim te fugit omnium laudatarum artium procreatricem quandam et quasi parentem eam, quam φιλoσoφίαv Graeci vocant, ab hominibus doctissimis iudicari; in qua difficile est enumerare quot viri quanta scientia quantaque in suis studiis varietate et copia fuerint, qui non una aliqua in re separatim elaborarint, sed omnia, quaecumque possent, vel scientiae pervestigatione vel disserendi ratione comprehenderint. Cic.de_orat.1,9.Es ist dir ja nicht unbekannt, dass die Wissenschaft, welche die Griechen Philosophie nennen, von den gelehrtesten Männern als die Erzeugerin und Mutter aller anderen gepriesenen Wissenschaften betrachtet wird; und doch ist es schwer, alle die Männer aufzuzählen, die sich in derselben durch den größten Umfang ihres Wissens und die größte Vielseitigkeit und Fülle ihrer Bestrebungen auszeichneten, die sich nicht etwa mit einem einzelnen abgesonderten Gegenstand beschäftigen, sondern soviel als möglich alles mit ihrer wissenschaftlichen Erforschung und Erörterung umfassten.
multi erant praeterea clari in philosophia et nobiles, a quibus omnibus una paene voce repelli oratorem a gubernaculis civitatum, excludi ab omni doctrina rerumque maiorum scientia ac tantum in iudicia et contiunculas tamquam in aliquod pistrinum detrudi et compingi videbam; Cic.de_orat.1,46.Außerdem lebten noch viele andere Männer hier, die in der Philosophie berühmt und angesehen waren. Alle diese nun wollten, wie ich sah, fast einstimmig den Redner von dem Steuer der Staaten verdrängen und von aller Gelehrsamkeit .und höherer Wissenschaft ausschließen und nur in die Gerichte und in unbedeutende Volksversammlungen, wie in eine Stampfmühle, verstoßen und einsperren.
Etenim videmus eisdem de rebus ieiune quosdam et exiliter, ut eum, quem acutissimum ferunt, Chrysippum, disputavisse neque ob eam rem philosophiae non satis fecisse, quod non habuerit hanc dicendi ex arte aliena facultatem. Quid ergo interest aut qui discernes eorum, quos nominavi, in dicendo ubertatem et copiam ab eorum exilitate, qui hac dicendi varietate et elegantia non utuntur? Unum erit profecto, quod ei, qui bene dicunt, adferunt proprium, compositam orationem et ornatam et artificio quodam et expolitione distinctam; haec autem oratio, si res non subest ab oratore percepta et cognita, aut nulla sit necesse est aut omnium inrisione ludatur. Cic.de_orat.1,50.Wir sehen ja, dass einige über dieselben Gegenstände trocken und dürftig gesprochen haben, wie zum Beispiel Chrysippos, dessen großen Scharfsinn man rühmt und der darum, dass er diese Geschicklichkeit im Reden aus einer fremden Kunst nicht besaß, nicht minder der Philosophie Genüge geleistet hat. Was findet also für ein Unterschied statt? Oder wie wirst du die Reichhaltigkeit und Fülle der eben genannten Männer von der Dürftigkeit derer unterscheiden, welche diese Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit der Rede nicht haben? Eines wird in der Tat sein, was diejenigen, welche gut reden, als ihr Eigentum mit sich bringen: eine wohlgeordnete, geschmückte und durch Kunst und Feile mit mannigfaltiger Abwechslung versehene Rede. Wenn aber einer solchen Rede nicht ein Stoff zugrunde liegt, der von dem Redner erfasst und erkannt ist, so muss sie notwendigerweise entweder ganz bedeutungslos sein oder der Gegenstand allgemeinen Spottes und Gelächters werden.
Sin quae res inciderit, in qua de natura, de vitiis hominum, de cupiditatibus, de modo, de continentia, de dolore, de morte dicendum sit, forsitan, si ei sit visum, - etsi haec quidem nosse debet orator - , cum Sex. Pompeio, erudito homine in philosophia, communicarit; hoc profecto efficiet ut, quamcumque rem a quoquo cognoverit, de ea multo dicat ornatius quam ille ipse, unde cognorit. Cic.de_orat.1,67.Und kommt ein Fall vor, wo er über die Natur, über die Laster der Menschen, über die Begierden, über Mäßigung und Enthaltsamkeit, über Schmerz, und Tod sprechen soll, so dürfte er sich vielleicht, wenn es ihn gut dünkte – wiewohl dieses wenigstens der Redner kennen muss –, mit dem Sextus Pompeius besprechen, einem in der Philosophie unterrichteten Mann, und in der Tat, es wird ihm gelingen, über jeden Gegenstand, den er von irgend jemand erlernt hat, weit geschmückter zu reden als selbst jener, der ihn belehrt hat.
Sed si me audiet, quoniam philosophia in tris partis est tributa, in naturae obscuritatem, in disserendi subtilitatem, in vitam atque mores, duo illa relinquamus atque largiamur inertiae nostrae; tertium vero, quod semper oratoris fuit, nisi tenebimus, nihil oratori, in quo magnus esse possit, relinquemus. Cic.de_orat.1,68.Aber wenn ihm ein Rat etwas gilt, so wollen wir, weil die Philosophie in drei Teile zerfällt, in die dunkle Naturwissenschaft, die scharfsinnige Dialektik und die Lehre von dem Leben und den Sitten, die beiden ersten aufgeben und unserer Trägheit zugute halten; wollen wir aber den dritten, der immer den Rednern angehört hat, nicht behaupten, so werden wir dem Redner nichts zurücklassen, worin er sich groß zeigen könnte.
Quae, cum ego praetor Rhodum venissem et cum summo illo doctore istius disciplinae Apollonio ea, quae a Panaetio acceperam, contulissem, inrisit ille quidem, ut solebat, philosophiam atque contempsit multaque non tam graviter dixit quam facete; tua autem fuit oratio eius modi, non ut ullam artem doctrinamve contemneres, sed ut omnis comites ac ministratrices oratoris esse diceres. Cic.de_orat.1,75.Als ich als Prätor nach Rhodos kam und jenem ausgezeichneten Lehrer eurer Wissenschaft, Apollonios, das, was ich von Panaitios vernommen hatte, mitteilte, verspottete er nach seiner Gewohnheit die Philosophie und setzte sie herab und sagte vieles weniger mit würdevollem Ernst als auf witzige Weise. Dein Vortrag hingegen hatte nicht die Absicht, irgendeine Kunst oder Wissenschaft herabzusetzen, sondern alle als Begleiterinnen und Gehilfinnen des Redners darzustellen.
Disputabant contra diserti homines Athenienses et in re publica causisque versati, in quis erat etiam is, qui nuper Romae fuit, Menedemus, hospes meus; qui cum diceret esse quandam prudentiam, quae versaretur in perspiciendis rationibus constituendarum et regendarum rerum publicarum, excitabatur homo promptus atque omni abundans doctrina et quadam incredibili varietate rerum atque copia: omnis enim partis illius ipsius prudentiae petendas esse a philosophia docebat neque ea, quae statuerentur in re publica de dis immortalibus, de disciplina iuventutis, de iustitia, de patientia, de temperantia, de modo rerum omnium, ceteraque, sine quibus civitates aut esse aut bene moratae esse non possent, usquam in eorum inveniri libellis; Cic.de_orat.1,85.Dagegen sprachen beredte und in Staatsgeschäften und Rechtshandlungen bewanderte Männer, unter denen sich auch der befand, der neulich zu Rom war, Menedemos, mein Gastfreund. Da dieser behauptete, es gebe eine Wissenschaft, die sich mit Erforschung von Kunstregeln über die Einrichtung und Verwaltung der Staaten beschäftige, da erhob sich der immer schlagfertige Mann, der eine reiche Gelehrsamkeit und eine unglaubliche Mannigfaltigkeit und Fülle von Kenntnissen besaß, und zeigte, dass alle Teile eben dieser Staatswissenschaft von der Philosophie entlehnt werden müssten und dass über Verordnungen des Staates in betreff der unsterblichen Götter, der Jugenderziehung, der Gerechtigkeit, der Geduld, der Besonnenheit, des Maßes in allem und über alle anderen Dinge, ohne welche die Staaten entweder gar nicht bestehen oder nicht wohl gesittet sein könnten, sich nirgends in ihren Bücher eine Vorschrift finden lasse.
Ipsa vero praecepta sic inludere solebat, ut ostenderet non modo eos expertis esse illius prudentiae, quam sibi asciscerent, sed ne hanc quidem ipsam dicendi rationem ac viam nosse: caput enim esse arbitrabatur oratoris, ut et ipse eis, apud quos ageret, talis, qualem se esse optaret, videretur; id fieri vitae dignitate, de qua nihil rhetorici isti doctores in praeceptis suis reliquissent; et uti ei qui audirent sic adficerentur animis, ut eos adfici vellet orator; quod item fieri nullo modo posse, nisi cognosset is, qui diceret, quot modis hominum mentes et quibus et quo genere orationis in quamque partem moverentur; haec autem esse penitus in media philosophia retrusa atque abdita, quae isti rhetores ne primoribus quidem labris attigissent. Cic.de_orat.1,87.Ihre Regeln selbst pflegte er dadurch zu verspotten, dass er zeigte, dass sich nicht nur in jener Staatsklugheit, die sie sich anmaßten, unerfahren seien, sondern auch von der Beredsamkeit selbst keine schulgerechte Kenntnis hätten. Die Hauptsache für den Redner nämlich, meinte er, bestehe darin, dass er denjenigen, vor denen er auftrete, so erscheine, wie er es selbst wünsche; dies werde durch die Würde des Lebens bewirkt, von der jene Lehrer der Beredsamkeit in ihren Vorschriften nichts hinterlassen hätten; und dass seine Zuhörer in ihrem Inneren so gestimmt würden, wie sie der Redner gestimmt wissen wolle; auch dies sei auf keine Weise möglich, wenn nicht der Redner gelernt habe, auf welche und auf wie vielerlei Weise, und durch welche Art des Vortrages die Gemüter der Menschen nach allen Richtungen gelenkt würden; das seien aber Geheimnisse, die ganz in der Tiefe der Philosophie versteckt und verborgen lägen, wovon jene Redekünstler sich nicht einmal eine oberflächliche Kenntnis angeeignet hätten.
Ea Menedemus exemplis magis quam argumentis conabatur refellere; memoriter enim multa ex orationibus Demostheni praeclare scripta pronuntians docebat illum in animis vel iudicum vel populi in omnem partem dicendo permovendis non fuisse ignarum, quibus ea rebus consequeretur, quae negaret ille sine philosophia quemquam nosse posse. Cic.de_orat.1,88.Diese Behauptungen suchte Menedemus mehr durch Beispiele als durch Beweise zu widerlegen. Er trug nämlich aus dem Gedächtnis viele herrliche Stellen aus den Reden des Demosthenes vor und zeigte so, dass dieser dadurch, dass er verstand, die Gemüter der Richter oder des Volkes nach allen Richtungen zu lenken, kundgegeben habe, wie gut er die Mittel gekannt habe, durch die er das erreichen könne, was nach jenes Behauptung niemand ohne Philosophie wissen könne.
Accedit vero, quo facilius percipi cognoscique ius civile possit, quod minime plerique arbitrantur, mira quaedam in cognoscendo suavitas et delectatio; nam, sive quem haec Aeliana studia delectant, plurima est et in omni iure civili et in pontificum libris et in xii tabulis antiquitatis effigies, quod et verborum vetustas prisca cognoscitur et actionum genera quaedam maiorum consuetudinem vitamque declarant; sive quem civilis scientia, quam Scaevola non putat oratoris esse propriam, sed cuiusdam ex alio genere prudentiae, totam hanc descriptis omnibus civitatis utilitatibus ac partibus xii tabulis contineri videbit: sive quem ista praepotens et gloriosa philosophia delectat, - dicam audacius - hosce habet fontis omnium disputationum suarum, qui iure civili et legibus continentur: Cic.de_orat.1,193.Hierzu kommt aber auch noch etwas, wodurch die Auffassung und Erlernung des bürgerlichen Rechtes erleichtert wird, worüber freilich gar viele ganz anderer Ansicht sind, nämlich die außerordentliche Annehmlichkeit und Ergötzlichkeit, die in der Erlernung dieser Wissenschaft liegt. Denn findet einer an der Beschäftigung mit der Altertumskunde Gefallen, so bieten ihm sowohl das ganze bürgerliche Recht als auch die Bücher der Oberpriester und die Gesetze der zwölf Tafeln ein reiches Abbild des Altertums, weil man die vor alters gebrauchten Ausdrücke kennenlernt und gewisse gerichtliche Verhandlungen die Gewohnheit und Lebensart unserer Altvordern klar an den Tag legen. Oder hat einer eine Vorliebe für die Staatswissenschaft, die nach Scaevolas Ansicht nicht dem Redner, sondern einer Wissenschaft anderer Art angehört, so wird er sie ganz in den zwölf Tafeln enthalten finden, in denen alle nützlichen Einrichtungen des Staates bestimmt und eingeteilt sind. Oder findet einer an jener allmächtigen und preiswürdigen Philosophie Gefallen, so hat er – ich will es dreist heraussagen – in dem, was in dem bürgerlichen Recht und in den Gesetzen enthalten ist, die Quellen aller seiner Untersuchungen.
[Cic.Tusc.5,1,2] Quod etsi difficile est probatu propter tam varia et tam multa tormenta fortunae, tale tamen est, ut elaborandum sit, quo facilius probetur. nihil est enim omnium quae in philosophia tractantur, quod gravius magnificentiusque dicatur. Cic.Tusc.5,1,2Das ist wegen der so mannigfaltigen und vielfachen Plagen des Geschicks zwar schwer glaubhaft zu machen: aber es ist so wichtig, dass wir daraufhinarbeiten müssen, es es umso leichter glaubhaft werden zu lassen. Denn unter allen Themen, die in der Philosophie behandelt werden, ist es das ernsteste und herrlichste.
[Cic.Tusc.5,10,2] Cuius de disciplina aliud tempus fuerit fortasse dicendi. sed ab antiqua philosophia usque ad Socratem, qui Archelaum, Anaxagorae discipulum, audierat, numeri motusque tractabantur, et unde omnia orerentur quove reciderent, studioseque ab is siderum magnitudines intervalla cursus anquirebantur et cuncta caelestia.  Cic.Tusc.5,10,2Doch über seine Lehre lässt sich vielleicht ein andermal sprechen. Von der alten Philosophie bis auf Sokrates, der den Archelaos, den Schüler des Anaxagoras, gehört hatte, wurden Zahlen und Bewegungen abgehandelt, und woher alles entsprungen sei und wohin es zurückfalle; und häufig wurden von ihnen die Größe der Gestirne, Zwischenräume, Bahnen untersucht, und überhaupt das Himmlische.
[Cic.Tusc.5,10,3] Socrates autem primus philosophiam devocavit e caelo et in urbibus conlocavit et in domus etiam introduxit et coegit de vita et moribus rebusque bonis et malis quaerere. Cic.Tusc.5,10,3Sokrates aber rief zuerst die Philosophie vom Himmel herab, versetzte sie in die Städte, führte sie auch in die Häuser ein und wies ihr die Untersuchung über das Leben und die Sitten an, und über das Gute und Böse.
[Cic.Tusc.5,2,1] Nam cum ea causa impulerit eos, qui primi se ad philosophiae studium contulerunt, ut omnibus rebus posthabitis totos se in optumo vitae statu exquirendo conlocarent, profecto spe beate vivendi tantam in eo studio curam operamque posuerunt. Cic.Tusc.5,2,1Denn wenn diejenigen, die sich zuerst dem Studium der Philosophie zuwandten, der Grund antrieb, dass sie alles andere zurückstellten und sich ganz der Erforschung des besten Lebenszustandes hingaben, so war es gewiss die Hoffnung auf ein glückseliges Leben, dass sie diesem Studium so viel Mühe und Sorgfalt widmeten.
[Cic.Tusc.5,5,1] Sed et huius culpae et ceterorum vitiorum peccatorumque nostrorum omnis a philosophia petenda correctio est. Cic.Tusc.5,5,1Aber sowohl für diese Schuld, als für unsere übrigen Fehler und Vergehen muss alle Besserung bei der Philosophie gesucht werden.
[Cic.Tusc.5,5,3] O vitae philosophia dux, o virtutis indagatrix expultrixque vitiorum! quid non modo nos, sed omnino vita hominum sine te esse potuisset? Cic.Tusc.5,5,3Oh des Lebens Führerin, Philosophie! Oh der Tugend Erforscherin und Vertreiberin der Laster! Was wären nicht nur wir, was hätte überhaupt das menschliche Leben ohne dich sein können!
[Cic.Tusc.5,6,2] Ac philosophia quidem tantum abest, ut, proinde ac de hominum est vita merita, laudetur, ut a plerisque neglecta a multis etiam vituperetur. Cic.Tusc.5,6,2Doch – die Philosophie wird so wenig nach ihrem Verdienst um das menschliche Leben gelobt, dass sie vielmehr von den meisten vernachlässigt, von vielen sogar gescholten wird.
[Cic.Tusc.5,6,2] Ac philosophia quidem tantum abest, ut, proinde ac de hominum est vita merita, laudetur, ut a plerisque neglecta a multis etiam vituperetur. Cic.Tusc.5,6,2Doch – die Philosophie wird so wenig nach ihrem Verdienst um das menschliche Leben gelobt, dass sie vielmehr von den meisten vernachlässigt, von vielen sogar gescholten wird.
[Cic.div.2,1,2] Nam et cohortati sumus, ut maxime potuimus, ad philosophiae studium eo libro, qui est inscriptus Hortensius, et, quod genus philosophandi minime adrogans maximeque et constans et elegans arbitraremur, quattuor Academicis libris ostendimus.  Cic.div.2,1,2Denn soviel in unseren Kräften stand, haben wir in dem Buch, das Hortensius betitelt ist, zum Studium der Philosophie aufgemuntert; und welcher Art zu philosophieren wir für am wenigsten anmaßend und am meisten sich gleichbleibend und geschmackvoll hielten, haben wir in den vier Akademischen Büchern gezeigt.
[Cic.div.2,2,1] Cumque fundamentum esset philosophiae positum in finibus bonorum et malorum, perpurgatus est is locus a nobis quinque libris, ut, quid a quoque et quid contra quemque philosophum diceretur, intellegi posset. Cic.div.2,2,1Da die Grundlage der Philosophie auf dem höchsten Gut und dem höchsten Übel beruht, so ist dieser Gegenstand von uns in fünf Büchern ins Reine gebracht worden, so dass man einsehen kann, was von jedem und was gegen jeden Philosophen gesagt wird.
[Cic.div.2,2,3] Primus enim est de contemnenda morte, secundus de tolerando dolore, de aegritudine lenienda tertius, quartus de reliquis animi perturbationibus, quintus eum locum complexus est, qui totam philosophiam maxime inlustrat: docet enim ad beate vivendum virtutem se ipsa esse contentam.  Cic.div.2,2,3Denn das erste handelt von der Verachtung des Todes, das zweite von der Ertragung des Schmerzes, das dritte von der Linderung des Kummers, das vierte von den übrigen Leidenschaften der Seele; das fünfte umfasst den Gegenstand, der auf die ganze Philosophie das meiste Licht wirft; denn es zeigt, dass zum glückseligen Leben die Tugend sich selbst genug ist.
[Cic.div.2,3,3] Atque his libris adnumerandi sunt sex de re publica, quos tum scripsimus, cum gubernacula rei publicae tenebamus: magnus locus philosophiaeque proprius a Platone, Aristotele, Theophrasto totaque Peripateticorum familia tractatus uberrime. Cic.div.2,3,3Auch sind diesen Büchern die sechs Vom Staat beizuzählen, die wir damals schrieben, als wir das Ruder des Staates lenkten: ein wichtiger und der Philosophie ganz eigentümlicher Gegenstand, der von Platon, Aristoteles, Theophrastos und der ganzen Schule der Peripatetiker sehr ausführlich behandelt worden ist.
[Cic.div.2,3,6] In primisque quoniam philosophia vir bonus efficitur et fortis, Cato noster in horum librorum numero ponendus est.  Cic.div.2,3,6Besonders aber muss, weil die Philosophie rechtschaffene und tapfere Männern bildet, unser Cato zur Zahl dieser Bücher gerechnet werden.
[Cic.div.2,4,1] Cumque Aristoteles itemque Theophrastus, excellentes viri cum subtilitate tum copia, cum philosophia dicendi etiam praecepta coniunxerint, nostri quoque oratorii libri in eundem librorum numerum referendi videntur: ita tres erunt de oratore, quartus Brutus, quintus Orator. Cic.div.2,4,1Und da Aristoteles und ebenso Theophrastos, durch Scharfsinn und Fülle der Rede ausgezeichnet, mit der Philosophie auch die Vorschriften in der Redekunst verbunden haben, so müssen auch, wie mir scheint, unsere rhetorischen Schriften dazugezählt werden. Das sind die drei Bücher Vom Redner, das vierte: Brutus (Von den berühmten Rednern) und das fünfte: Der Redner.
[Cic.div.2,4,2] Adhuc haec erant; ad reliqua alacri tendebamus animo sic parati, ut, nisi quae causa gravior obstitisset, nullum philosophiae locum esse pateremur, qui non Latinis litteris inlustratus pateret. Cic.div.2,4,2Das waren unsere bisherigen Schriften. Zu den übrigen Schritten wir mit frischem Mut und mit dem Vorsatz, wenn nicht irgendein bedeutendes Hindernis in den Weg träte, kein Feld der Philosophie übrigzulassen, das nicht in lateinischer Sprache aufgeklärt und zugänglich gemacht würde.
[Cic.div.2,5,4] Magnificum illud etiam Romanisque hominibus gloriosum, ut Graecis de philosophia litteris non egeant; quod adsequar profecto, si instituta perfecero. Cic.div.2,5,4Auch das ist herrlich und für die Römer ruhmvoll, dass sie in Bezug auf die Philosophie die griechischen Schriften nicht nötig haben. Dies werde ich sicherlich erreichen, wenn ich meine Pläne ausführe.
[Cic.div.2,6,1] Ac mihi quidem explicandae philosophiae causam attulit casus gravis civitatis, cum in armis civilibus nec tueri meo more rem publicam nec nihil agere poteram, nec quid potius, quod quidem me dignum esset, agerem reperiebam. Cic.div.2,6,1Und zur Entwicklung der Philosophie hat mir das schwere Unglück des Staates Anlass gegeben, da ich während des Bürgerkrieges weder nach meiner Weise den Staat verteidigen noch auch untätig sein konnte und auch nichts, was meiner mehr würdig gewesen wäre, zu tun fand.
[Cic.div.2,6,3] Id enim ipsum a Platone philosophiaque didiceram, naturales esse quasdam conversiones rerum publicarum, ut eae tum a principibus tenerentur, tum a populis, aliquando a singulis. Cic.div.2,6,3Denn das gerade hatte ich von Platon und der Philosophie gelernt, dass es in den Staaten gewisse natürliche Umwälzungen gebe, so dass sie bald von den Vornehmen, bald vom Volk und bald von einem einzelnen regiert werden.
[Cic.div.2,7,2] In libris enim sententiam dicebamus, contionabamur, philosophiam nobis pro rei publicae procuratione substitutam putabamus. Cic.div.2,7,2Denn in Schriften sprach ich mein Urteil aus; in ihnen sprach ich zur Volksversammlung; die Philosophie, glaubte ich, sei mir an die Stelle der Staatsverwaltung gerückt.
[Cic.fin.1,2,1] Contra quos omnis dicendum breviter existimo. Quamquam philosophiae quidem vituperatoribus satis responsum est eo libro, quo a nobis philosophia defensa et collaudata est, cum esset accusata et vituperata ab Hortensio. Cic.Fin.1,2,1Gegen alle diese glaube ich mich kurz erklären zu müssen, wiewohl ich den Tadlern der Philosophie hinlänglich Bescheid gegeben habe in der Schrift, in der die Philosophie von mir verteidigt und gelobt, von Hortensius hingegen angeklagt und getadelt wird.
[Cic.fin.1,2,3] Qui autem, si maxime hoc placeat, moderatius tamen id volunt fieri, difficilem quandam temperantiam postulant in eo, quod semel admissum coerceri reprimique non potest, ut propemodum iustioribus utamur illis, qui omnino avocent a philosophia, quam his, qui rebus infinitis modum constituant in reque eo meliore, quo maior sit, mediocritatem desiderent. Cic.Fin.1,2,3Die nun, die diese Beschäftigung, so sehr sie ihnen auch gefällt, doch mäßiger betrieben wissen wollen, fordern eine missliche Enthaltsamkeit in einem Gegenstand, der, einmal zugelassen, sich nicht in Schranken halten und zurückdrängen lässt. Ich möchte daher beinahe die Forderung derer, die uns überhaupt von der Philosophie abhalten wollen, für billiger halten als die der anderen, die in unbegrenzten Gegenständen ein Maß setzen und in einer Sache, die mit zunehmendem Umfang vortrefflicher wird, Maßhaltung verlangen.
[Cic.fin.1,8,1] Ego autem quem timeam lectorem, cum ad te ne Graecis quidem cedentem in philosophia audeam scribere? Cic.Fin.1,8,1Ich hingegen, welchen Leser sollte ich fürchten, da ich an dich, der selbst den Griechen in der Philosophie nicht nachsteht, zu schreiben wage?
[Cic.fin.1,11,1] Qui autem alia malunt scribi a nobis, aequi esse debent, quod et scripta multa sunt, sic ut plura nemini e nostris, et scribentur fortasse plura, si vita suppetet; et tamen, qui diligenter haec, quae de philosophia litteris mandamus, legere assueverit, iudicabit nulla ad legendum his esse potiora. Cic.Fin.1,11,1Die aber, die lieber anderes von uns geschrieben zu sehen wünschen, sollten doch gerecht sein, denn wir haben schon vieles geschrieben, und zwar mehr als irgendein anderer unserer Landsleute, und vielleicht werde ich noch mehr schreiben, wenn mir ein längeres Leben geschenkt wird. Und doch wird jeder, der sich gewöhnt, unsere Schriften über Philosophie mit Sorgfalt zu lesen, urteilen, dass nichts sonst so lesenswert ist wie diese.
[Cic.fin.1,11,2] Quid est enim in vita tantopere quaerendum quam cum omnia in philosophia, tum id, quod his libris quaeritur, qui sit finis, quid extremum, quid ultimum, quo sint omnia bene vivendi recteque faciendi consilia referenda, quid sequatur natura ut summum ex rebus expetendis, quid fugiat ut extremum malorum? Cic.Fin.1,11,2Denn was verdient im Leben eine so ernstliche Untersuchung wie überhaupt alles, was in der Philosophie abgehandelt wird, und insbesondere der Gegenstand, der in diesen Büchern untersucht wird, nämlich was das Ziel, was das Äußerste und Letzte sei, worauf alle Grundsätze des sittlich guten Lebens und sittlich rechten Handelns bezogen werden müssen, was die Natur erstrebe als das Höchste unter den begehrenswerten Dingen, was sie fliehe als das Äußerste der Übel?
2014.04.26 Ludovicus Wittgenstein, die 26° m. Apr. a. 1889° Vindobonae natus, hodie 125 annorum factus esset. Hic est ille philosophus, qui philosophiam artem linguisticam interpretans effecit, ut saeculum vicesimum saeculum philosophiae linguisticae nominaretur. Notissimus est ille libellus, qui "Tractatus logico-philosophicus" inscriptus unicus auctore vivo editus est (1922). Qui septem sententias geometrico more enucleatas atque extusas complectitur. Quarum prima: "Mundus est universitas eorum, quae accidunt." Septima et novissima: "De qua re loqui non possumus, ea res silentio nobis praetereunda est." Quoniam quaestiones metaphysicas, velut num sit deus, num sit libera voluntas, num sit anima immortalis, sensum habere negans ex philosophia expellit, philosophia ad extremum se ipsam in glossologiam dissolvere videtur. Wittgenstein non semper firmiter in suis scitis permansit sed ad recantandum erat pronus. Mortuus est sexaginta duos annos natus d. 29° m. Apr. a. 1951° Candabrigione. 2014.04.26Ludwig Wittenstein, am 26. April 1889 in Wien geboren, wäre heute 125 Jahre alt geworden. Er ist der Philosoph, der durch sein Verständnis der Philosophie als Sprachwissenschaft bewirkte, dass das 20. Jahrhundert, das Jahrhundert der Linguistik genannt wird. Am bekanntesten ist sein kurzes Buch mit dem Titel "Logisch philosophische Abhandlung", das einzige, das er zu seinen Lebzeiten veröffentlichte (1922). Es umfasst sieben Sätze, die er in mathematischer Art bis in die letzten Einzelheiten ausarbeitet. Der erste: "Die Welt ist alles, was der Fall ist." Der siebte und letzte: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen" Da er metaphysische Fragen wie die nach der Existenz Gottes, dem freien Willen und der Unsterblichkeit als sinnlos aus der Philosophie verbannt, scheint sich Philosophie letztendlich in Linguistik aufzulösen. Er stand nicht immer fest zu seinen Lehrsätzen, sondern neigte zum Widerruf. Wittgenstein starb mit 62 Jahren am 29. April. 1951 in Cambridge.
[Cic.nat.1,6,2] Multis etiam sensi mirabile videri eam nobis potissimum probatam esse philosophiam, quae lucem eriperet et quasi noctem quandam rebus offunderet, desertaeque disciplinae et iam pridem relictae patrocinium necopinatum a nobis esse susceptum. Cic.nat.1,6,2Vielen kam es auch, wie ich bemerkte, verwunderlich vor, dass ich gerade diejenige Philosophie den übrigen vorzog, bei der man nicht ins Klare kommt, und die über die Gegenstände gegen alle Erwartung sozusagen ein undurchdringliches Dunkel breitet; und dass ich als Anwalt einer verwaisten und längst aufgegebenen Schule aufgetreten sei.
[Cic.nat.1,7,1] Et si omnia philosophiae praecepta referuntur ad vitam, arbitramur nos et publicis et privatis in rebus ea praestitisse, quae ratio et doctrina praescripserit. Cic.nat.1,7,1Und wenn alles, was die Philosophie lehrt, ein Resultat für das Leben geben soll, so darf ich mir wohl schmeicheln, in meinem öffentlichen und Privatleben das geleistet zu haben, wozu ich mich durch höhere geistige Ausbildung aufgefordert fühlte.
[Cic.nat.1,7,3] Nam cum otio langueremus et is esset rei publicae status, ut eam unius consilio atque cura gubernari necesse esset, primum ipsius rei publicae causa philosophiam nostris hominibus explicandam putavi magni existimans interesse ad decus et ad laudem civitatis res tam gravis tamque praeclaras Latinis etiam litteris contineri. Cic.nat.1,7,3Da ich mich in unbehaglicher politischer Untätigkeit und Zurückgezogenheit befand und das Vaterland in einer Lage war, in der ein Einziger das Ruder ergreifen und durch seine Einsicht und Sorgfalt leiten musste, so glaubte ich schon um des Vaterlandes selbst willen unseren Landsleuten eine Entwicklung der Philosophie schuldig zu sein, in der Überzeugung, dass es für die Ehre und den Ruhm unseres Staates von hoher Wichtigkeit sei, dass Gegenstände von solchem Interesse und Wert auch in der lateinischen Literatur bearbeitet seien.
[Cic.nat.1,9,1] Hortata etiam est, ut me ad haec conferrem, animi aegritudo fortunae magna et gravi commota iniuria; cuius si maiorem aliquam levationem reperire potuissem, non ad hanc potissimum confugissem. Cic.nat.1,9,1Überdies trieb mich auch ein tiefer Seelenschmerz, veranlasst durch große und schwere Schläge des Schicksals, mich der Philosophie in die Arme zu werfen: ein Zufluchtsort, den ich nicht aufgesucht hätte, wäre es mir möglich gewesen, eine kräftigere Erleichterung aufzufinden.
[Cic.nat.1,9,2] Ea vero ipsa nulla ratione melius frui potui, quam si me non modo ad legendos libros, sed etiam ad totam philosophiam pertractandam dedissem. Cic.nat.1,9,2Dieses Mittel aber fand ich in dem Fall besonders wirksam, wenn ich nicht bloß philosophische Schriften las, sondern mich selbst an die Bearbeitung der Philosophie in ihrem ganzen Umfang machte.
[Cic.nat.1,11,3] Ut haec in philosophia ratio contra omnia disserendi nullamque rem aperte iudicandi profecta a Socrate, repetita ab Arcesila, confirmata a Carneade usque ad nostram viguit aetatem; quam nunc prope modum orbam esse in ipsa Graecia intellego. Quod non Academiae vitio, sed tarditate hominum arbitror contigisse. Cic.nat.1,11,3So hat diese Methode in der Philosophie, für jede Behauptung Gegengründe aufzusuchen und sich über nichts entscheidend zu erklären, die von Sokrates ausgegangen ist, von Arkesilaos wieder aufgenommen wurde und durch Karneades einen neuen Schwung bekommen hat, bis in meine Lebenszeit herein ihre eifrigen Freunde gehabt, obwohl sie jetzt, wie ich vernehme, in Griechenland selbst so gut wie verwaist ist: ein Schicksal, das die Akademie nach meiner Überzeugung nicht wegen eines in ihr liegenden Mangels betroffen hat, sondern durch die Geistesträgheit der Menschen.
[Cic.off.2,1,4] De quibus dicere adgrediar, si pauca prius de instituto ac de iudicio meo dixero. Cic.off.2,1,4Bevor ich aber diese Untersuchung beginnen, muss ich mich mit ein paar Worten über meine Beschäftigung mit der Philosophie und über meine Ansicht von ihr erklären..
[Cic.off.2,2,1] Quamquam enim libri nostri complures non modo ad legendi, sed etiam ad scribendi studium excitaverunt, tamen interdum vereor, ne quibusdam bonis viris philosophiae nomen sit invisum mirenturque in ea tantum me operae et temporis ponere. Cic.off.2,2,1Obgleich meine Schriften bei mehreren nicht nur die Lust zu lesen, sondern auch die zu schreiben geweckt haben, so besorge ich doch zuweilen, das Wort Philosophie möchte einigen rechtschaffenen Männer zuwider sein, und sie sich wundern, warum ich so viel Mühe und Zeit darauf verwende.
[Cic.off.2,4,1] Nihil agere autem cum animus non posset, in his studiis ab initio versatus aetatis existimavi honestissime molestias posse deponi, si me ad philosophiam retulissem. Cic.off.2,4,1Jedoch untätig konnte mein Geist nicht bleiben; ich dachte also, da von Anfang an Philosophie meine Beschäftigung gewesen war, ich könnte mich meines Kummers auf die rühmlichste Art entledigen, wenn ich zu ihr zurückkehrte.
[Cic.off.2,5,2] Quid enim est, per deos, optabilius sapientia, quid praestantius, quid homini melius, quid homine dignius? Hanc igitur qui expetunt, philosophi nominantur, nec quicquam aliud est philosophia, si interpretari velis, praeter studium sapientiae. Cic.off.2,5,2Denn, bei den Göttern, was ist wünschenswerter als die Weisheit? Was vorzüglicher? Was für den Menschen besser? Was des Menschen würdiger? Diejenigen, die nach ihr trachten,, werden Philosophen genannt, und das griechische Wort Philosophie heißt in unsere Sprache übersetzt nichts anderes als Streben nach Weisheit.
[Cic.off.2,6,5] Sed haec cum ad philosophiam cohortamur, accuratius disputari solent, quod alio quodam libro fecimus. Cic.off.2,6,5Jedoch in den Schriften, die Aufmunterung zur Philosophie zum Zweck haben, wird ausführlicher hierüber gesprochen, und bereits ist ein Werk dieser Art von mir vorhanden.
satis enim nobis, si modo in philosophia aliquid profecimus, persuasum esse debet, si omnes deos hominesque celare possimus, nihil tamen avare, nihil iniuste, nihil libidinose, nihil incontinenter esse faciendum. Cic.off.3,38,2Denn wenn wir es in der Philosophie auch nur zu etwas gebracht haben, so müssen wir überzeugt sein, dass wir nichts aus Geiz, Ungerechtigkeit, Lust, Unbeherrschtheit tun dürfen, selbst wenn wir es vor allen Göttern und Menschen verbergen könnten.
pellitur et Rufrius Crispinus occasione coniurationis, sed Neroni invisus, quod Poppaeam quondam matrimonio tenuerat. Verginium Flavum et Musonium Rufum claritudo nominis expulit: nam Verginius studia iuvenum eloquentia, Musonius praeceptis sapientiae fovebat. Cluvidieno Quieto, Iulio Agrippae, Blitio Catulino, Petronio Prisco, Iulio Altino velut in agmen et numerum, Aegaei maris insulae permittuntur. Tac.ann.15,71,4.Auch Rufus Crispinus wurde vertrieben, aus Anlass der Verschwörung, in Wahrheit aber als dem Nero verhasst, weil er früher die Poppaea zur Frau gehabt hatte. Die Ausweisung des Verginius Flavus und Musonius Rufus bewirkte ihre hochgefeierte Person; denn Verginius bildete die strebsame Jugend durch die Redekunst, Musonius durch Unterricht in der Philosophie. Cluvidienus Quietus, Julius Agrippa, Blitius Catulinus, Petronius Priscus, Iulius Altinus wurden, um den Zug zu schließen und die Zahl voll zu machen, Inseln des Ägäischen Meeres angewiesen.
[Cic.Tusc.1,1] Cum defensionum laboribus senatoriisque muneribus aut omnino aut magna ex parte essem aliquando liberatus, rettuli me, Brute, te hortante maxime ad ea studia, quae retenta animo, remissa temporibus, longo intervallo intermissa revocavi, et cum omnium artium, quae ad rectam vivendi viam pertinerent, ratio et disciplina studio sapientiae, quae philosophia dicitur, contineretur, hoc mihi Latinis litteris inlustrandum putavi, non quia philosophia Graecis et litteris et doctoribus percipi non posset, sed meum semper iudicium fuit omnia nostros aut invenisse per se sapientius quam Graecos aut accepta ab illis fecisse meliora, quae quidem digna statuissent, in quibus elaborarent. Cic.Tusc.1,1Da ich mich endlich von meinen Arbeiten gerichtlicher Verteidigungen und von meinen senatorischen Berufsgeschäften teils ganz, teils großenteils befreit sah, zog ich mich, besonders auf deinen Rat, mein Brutus, zu denjenigen Studien zurück, die, im Geist aufbewahrt, durch die Umstände zurückgedrängt, nach langer Unterbrechung von mir wieder erneuert wurden. Und da die Grundsätze und das System aller Wissenschaften, die sich auf die rechte Einrichtung des Lebens beziehen, im Studium der Weisheit, Philosophie genannt, enthalten sind, glaubte ich dieses durch Übertragung in die lateinische literatur ins Licht setzen zu müssen; nicht als ob die Philosophie aus griechischer Literatur und durch griechische Lehrer nicht erfasst werden könnte; sondern mein Urteil war immer, Römer haben, was sie erfunden haben, für sich weiser erfunden als die Griechen, oder was sie von diesem empfangen haben, besser gemacht; vorausgesetzt, dass sie die Beschäftigung damit für würdig hielten.
[Cic.Tusc.1,5] in summo apud illos honore geometria fuit, itaque nihil mathematicis inlustrius; at nos metiendi ratiocinandique utilitate huius artis terminavimus modum. III. At contra oratorem celeriter complexi sumus, nec eum primo eruditum, aptum tamen ad dicendum, post autem eruditum. nam Galbam Africanum Laelium doctos fuisse traditum est, studiosum autem eum, qui is aetate anteibat, Catonem, post vero Lepidum, Carbonem, Gracchos, inde ita magnos nostram ad aetatem, ut non multum aut nihil omnino Graecis cederetur. Philosophia iacuit usque ad hanc aetatem nec ullum habuit lumen litterarum Latinarum; quae inlustranda et excitanda nobis est, ut, si occupati profuimus aliquid civibus nostris, prosimus etiam, si possumus, otiosi. Cic.Tusc.1,5In höchster Ehre stand bei ihnen die Geometrie; darum nichts verherrlichter als die Mathematiker. Wir dagegen haben diese Kunst soweit begrenzt und beschränkt, als sie zum Messen und Rechnen nützlich ist. III. Aber den Redner haben wir uns schnell angeeignet. Zwar verlangten wir von ihm zuerst keine weitere Bildung, jedoch so viel, dass er der Sache angemessen spreche; dann kam aber auch die Bildung hinzu. Denn Galba, Africanus, Laelius waren, der Überlieferung zufolge, durch Kunst gebildete Redner. Cato aber, der älter war als sie, hatte sich doch mit der Theorie beschäftigt. Hierauf schlossen sich Lepidus, Carbo, die Gracchen an; und von jetzt bis auf unserer Zeit so große Männer, dass wir wenig oder gar nicht den Griechen nachstanden. Die Philosophie lag bis auf die Gegenwart darnieder und fand keinen, der in ihr ein Licht in der lateinischen Literatur anzündete. Diese nun aufzuklären und zu erwecken, dazu fühle ich mich berufen, damit, wenn meine öffentliche Wirksamkeit meinen Mitbürgern etwas nützte, auch meine Muße, vermag ich es anders, Nutzen gewähre.
[Cic.Tusc.1,6] in quo eo magis nobis est elaborandum, quod multi iam esse libri Latini dicuntur scripti inconsiderate ab optimis illis quidem viris, sed non satis eruditis. fieri autem potest, ut recte quis sentiat et id quod sentit polite eloqui non possit; sed mandare quemquam litteris cogitationes suas, qui eas nec disponere nec inlustrare possit nec delectatione aliqua allicere lectorem, hominis est intemperanter abutentis et otio et litteris. itaque suos libros ipsi legunt cum suis, nec quisquam attingit praeter eos, qui eandem licentiam scribendi sibi permitti volunt. quare si aliquid oratoriae laudis nostra attulimus industria, multo studiosius philosophiae fontis aperiemus, e quibus etiam illa manabant. Cic.Tusc.1,6Hierbei muss ich um sie so mehr Sorgfalt anwenden, weil ich höre, dass schon manche lateinische Schriften vorhanden sind, die mit Unbedacht verfasst wurden, von zwar wohlmeinenden, aber nicht genug gebildeten Männern Kann ja doch der Fall sein, dass einer richtig denkt, ohne deswegen im Stande zu sein, was er denkt, geschmackvoll auszudrücken. Übrigens, seine Gedanken in Büchern niederzulegen, ohne die Gabe eines geordneten, deutlichen und durch Reiz den Leser anziehenden Vortrages, heißt Zeit und Schreibkunst ohne Maß missbrauchen. Drum lesen solche Menschen ihre Bücher auch nur selbst mit ihren Anhängern, und niemand nimmt sie zur Hand außer denjenigen, die dieselbe Freiheit zu schreiben sich gestattet wissen wollen. Daher will ich, wenn ich etwas zum Rednerruhm durch meine Tätigkeit beigetragen habe, nun noch viel sorgfältiger die Quellen der Philosophie öffnen, woraus auch jenes geflossen ist.
[Cic.Tusc.1,7] Sed ut Aristoteles, vir summo ingenio, scientia, copia, cum motus esset Isocratis rhetoris gloria, dicere docere etiam coepit adulescentes et prudentiam cum eloquentia iungere, sic nobis placet nec pristinum dicendi studium deponere et in hac maiore et uberiore arte versari. hanc enim perfectam philosophiam semper iudicavi, quae de maximis quaestionibus copiose posset ornateque dicere; in quam exercitationem ita nos studiose [operam] dedimus, ut iam etiam scholas Graecorum more habere auderemus. ut nuper tuum post discessum in Tusculano cum essent complures mecum familiares, temptavi, quid in eo genere possem. ut enim antea declamitabam causas, quod nemo me diutius fecit, sic haec mihi nunc senilis est declamatio. ponere iubebam, de quo quis audire vellet; ad id aut sedens aut ambulans disputabam. Cic.Tusc.1,7Aber wie Aristoteles, ein Mann von großem Geist, reich an Wissenschaft und Fülle des Stoffes, bewogen durch den Ruhm des Redners Isokrates anfing, seine Jünglinge auch im Reden zu unterrichten und Weisheit mit Beredsamkeit zu verbinden, so gedenke nun auch ich, auf die alte Neigung zur Beredsamkeit nicht zu verzichten, indem ich mit dieser größeren und reichhaltigeren Kunst mich beschäftige. Denn das war mir immer eine vollkommene Philosophie, die sich über die wichtigsten Untersuchungen mit Fülle und Schmuck des Ausdrucks vernehmen zu lassen im Stande war. Dazu habe ich mich denn auch so sorgfältig eingeübt, dass ich jetzt sogar freie Unterredungen, wie in den griechischen Schulen, zu halten wagte. So machte ich neulich nach deinem Abgang auf meinem tuskulanischen Landgut in Gegenwart mehrerer meiner Freunde einen Versuch mit meiner Geschicklichkeit hierin. Denn wie ich zuvor über öffentliche Gegenstände Reden zur Übung hielt – und ich tat dies länger als irgend einer – so ist dies nun die Redeübung des Greises. Ich ließ einen Satz aufstellen, den man untersucht wünschte; darüber sprach ich bald sitzend, bald auf- und abgehend.
[Cic.Tusc.1,64,2] philosophia vero, omnium mater artium, quid est aliud nisi, ut Plato, donum, ut ego, inventum deorum? Cic.Tusc.1,64,2Die Philosophie endlich, die Mutter aller Wissenschaften, was ist sie anderes als, wie Platon sagt, ein Geschenk, wie ich, eine Erfindung der Götter?
[Cic.Tusc.2,11,1] M: Minime mirum id quidem. Nam efficit hoc philosophia: medetur animis, inanes sollicitudines detrahit, cupiditatibus liberat, pellit timores. Cic.Tusc.2,11,1M: Kein Wunder! Dies bewirkt die Philosophie: sie heilt die Seele, nimmt nichtigen Kummer, befreit von Begierden, treibt alle Furcht aus.
[Cic.Tusc.2,12,3] A: Nonne verendum est igitur, si est ita, ut dicis, ne philosophiam falsa gloria exornes? Quod est enim maius argumentum nihil eam prodesse, quam quosdam perfectos philosophos turpiter vivere? Cic.Tusc.2,12,3A: Wenn es sich denn so verhält,, wie du sagst, sollte man nicht beinahe glauben,, du schmücktest die Philosophie mit falschem Ruhm? Denn wo gibt es einen stärkeren Beweis gegen ihren Nutzen, als das einige verkommene Philosophen schändlich leben?
Quaeres fortasse, quo modo, et recte; talem enim medicinam philosophia profitetur. Cic.Tusc.2,43,5Du fragst vielleicht, wie, und das mit Recht; denn Rat und Hilfe verspricht hier die Philosophie.
Quem cum Cleanthes condiscipulus rogaret, quaenam ratio eum de sententia deduxisset, respondit: "Quia, cum tantum operae philosophiae dedissem, si dolorem tamen ferre non possem, satis esset argumenti malum esse dolorem. Cic.Tusc.2,60,4Als ihn nun sein Mitschüler Kleanthes fragte, welcher Grund in denn von seiner Ansicht abgebracht habe, antwortete er: "Ich habe so viele Mühe auf die Philosophie verwandt, und kann den Schmerz doch nicht ertragen. Das ist Beweis genug, dass der Schmerz ein Übel ist.
Plurimos autem annos in philosophia consumpsi nec ferre possum; malum est igitur dolor." Cic.Tusc.2,60,5So viele Jahre hab ich auf die Philosophie verwandt und kann nicht dulden; also ist der Schmerz ein Übel."
[Cic.Tusc.3,6,1] Est profecto animi medicina, philosophia; cuius auxilium non, ut in corporis morbis, petendum est foris, omnibusque opibus viribus, ut nosmet ipsi nobis mederi possimus, elaborandum est. Cic.Tusc.3,6,1Wahrlich die Arznei der Seele ist die Philosophie; ihre Hilfe darf man aber nicht, wie bei den körperlichen Krankheiten, auswärts suchen; sondern wir müssen mit aller Kraft darauf hinarbeiten, dass wir uns selbst heilen können.
[Cic.Tusc.3,6,2] Quamquam de universa philosophia, quanto opere et expetenda esset et colenda, satis, ut arbitror, dictum est in Hortensio. Cic.Tusc.3,6,2Indes glaube ich über die Philosophie insgesamt, über die Notwendigkeit, nach ihr zu streben und sie zu üben, genug im Hortensius gesagt zu haben.
utrumque enim consequitur, ut et considerandis rebus humanis proprio philosophiae fruatur officio et adversis casibus triplici consolatione sanetur, primum quod posse accidere diu cogitavit, quae cogitatio una maxime molestias omnis extenuat et diluit, deinde quod humana humane ferenda intellegit, postremo quod videt malum nullum esse nisi culpam, culpam autem nullam esse, cum id, quod ab homine non potuerit praestari, evenerit. Cic.Tusc.3,34,4Denn beides erreicht er, einmal genügt er dadurch, dass er das Menschliche in den Blick fasst, der eigentümlichen Pflicht der Philosophie; dann sieht er sich im Missgeschick durch dreifachen Trost geheilt: erstens dadurch, dass er länger bedacht hat, es könne passieren; ein Gedanke, der ganz besonders alle Beschwerden mindert und auflöst, zweitens dass er die Notwendigkeit erkennt, das Menschliche als Mensch zu ertragen; endlich dass er einsieht, es gebe kein Übel außer der Schuld; Schuld aber gebe es nur, wenn das eintrete, wofür der Mensch einstehen könne.
Nihil gravius, nihil philosophia dignius, nisi idem hoc ipsum "honeste sapienter iuste" ad voluptatem referret. Cic.Tusc.5,26,4Nichts gewichtiger, nichts der Philosophie würdiger: wenn nur nicht eben derselbe gerade das "rechtschaffen, weise, gerecht" auf das Vergnügen zurückführte.
Sic enim princeps ille philosophiae disserebat: qualis cuiusque animi adfectus esset, talem esse hominem; qualis autem homo ipse esset, talem eius esse orationem; orationi autem facta similia, factis vitam. Cic.Tusc.5,47,4Denn so sprach jener Fürst der Philosophie: Wie die Seele jedes Menschen gestimmt ist, so ist der Mensch; wie der Mensch aber selbst ist, so sei seine Rede; seiner Rede aber glichen die Handlungen, den Handlungen das Leben.
Sequitur tertia, quae per omnis partis sapientiae manat et funditur, quae rem definit, genera dispertit, sequentia adiungit, perfecta concludit, vera et falsa diiudicat, disserendi ratio et scientia. Cic.Tusc.5,72,1Es folgt drittens – was sich durch alle Teile der Philosophie hindurchzieht, was die Sache definiert, sie gattungsspezifisch gliedert, die Folgen verknüpft, den vollgültigen Beweis liefert, das Wahre vom Falschen sondert: die wissenschaftliche Methode der Erörterung.
Is vero, quod credibile vix esset, cum in philosophia multo etiam magis adsidue quam antea versaretur et cum fidibus Pythagoreorum more uteretur cumque ei libri noctes et dies legerentur, quibus in studiis oculis non egebat, tum, quod sine oculis fieri posse vix videtur, geometriae munus tuebatur verbis praecipiens discentibus, unde quo quamque lineam scriberent. Cic.Tusc.5,113,2Dieser Mann beschäftigte sich – kaum glaublich! – mit der Philosophie noch weit emsiger sogar als zuvor; er betrieb nach Art der Pythagoreer die Musik; er ließ sich Tag und Nacht Bücher vorlesen; Beschäftigungen – wobei er der Augen nicht bedurfte; aber noch mehr – was ohne Augen kaum möglich scheint, der Geometrie widmete er sich fortdauernd, indem er durch seine Worte die Lernenden anleitete, von wo, wohin und welche Linie sie zeichnen sollten.
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