postero cum ad eosdem cruciatus retraheretur gestamine sellae (nam dissolutis membris insistere nequibat), vinclo fasciae, quam pectori detraxerat, in modum laquei ad arcum sellae restricto indidit cervicem et corporis pondere conisa tenuem iam spiritum expressit, clariore exemplo libertina mulier in tanta necessitate alienos ac prope ignotos protegendo, cum ingenui et viri et equites Romani senatoresque intacti tormentis carissima suorum quisque pignorum proderent. non enim omittebant Lucanus quoque et Senecio et Quintianus passim conscios edere, magis magisque pavido Nerone, quamquam multiplicatis excubiis semet saepsisset.
Tac.ann.15,57,2. | Als sie am folgenden Tag auf einem Tragsessel – denn mit ihren verrenkten Gliedern konnte sie nicht stehen – zu denselben Martern geschleppt wurde, nahm sie den Busengürtel ab, band ihn wie einen Strick an die Lehne des Sessels, steckte den Hals hinein und erstickte, indem sie mit dem Gewicht des Körpers zuzog, den schon schwachen Atem. Die Freigelassene, die in solcher Lage ihr fremde und fast unbekannte Personen zu schützen suchte, stand groß da, während Freigeborene und Männer, römische Ritter und Senatoren, noch unberührt von der Folter, ihre teuersten Liebespfänder verrieten. Denn sogar Lucanus, Senecio und Quintianus ließen nicht ab, diese und jene Mitwisser anzugeben, zu immer größerem Schrecken Neros, obschon er sich mit einer vervielfachten Anzahl Wachen umgeben hatte. |
post quae eodem ictu brachia ferro exsolvunt. Seneca, quoniam senile corpus et parco victu tenuatum lenta effugia sanguini praebebat, crurum quoque et poplitum venas abrumpit; saevisque cruciatibus defessus, ne dolore suo animum uxoris infringeret atque ipse visendo eius tormenta ad impatientiam delaberetur, suadet in aliud cubiculum abscedere. et novissimo quoque momento suppeditante eloquentia advocatis scriptoribus pleraque tradidit, quae in vulgus edita eius verbis invertere supersedeo. Tac.ann.15,63,3. | Hierauf ließen sich beide mit demselben Schnitt die Arme öffnen. Seneca ließ sich, weil bei seinem alten und durch spärliche Nahrung geschwächten Körper das Blut nur langsam abfloss, auch noch die Adern an Schenkeln und Knien zerschneiden. Von heftigen Qualen erschöpft riet er seiner Gattin, um sie nicht durch seine Schmerzen zu entmutigen und nicht selbst durch den Anblick ihrer Martern die Fassung zu verlieren, in ein anderes Zimmer zu gehen. Noch im letzten Augenblick stand ihm seine Redegabe zu Gebot; er ließ Schreiber rufen und diktierte ihnen sehr vieles, was mit seinen eigenen Worten veröffentlicht ist; daher will ich es hier nicht verändert wiedergeben. |
Dabit, inquam, se in tormenta vita beata nec iustitiam temperantiam in primisque fortitudinem, magnitudinem animi, patientiam prosecuta, cum tortoris os viderit, consistet virtutibusque omnibus sine ullo animi terrore ad cruciatum profectis resistet extra fores, ut ante dixi, limenque carceris. Cic.Tusc.5,80,2 | Hingeben, sage ich, wird sich das glückselige Leben den Martern; und indem es der Gerechtigkeit, der Mäßigung und vornehmlich der Tapferkeit, der Seelengröße, der Geduld folgt, wird es nicht beim Anblick des Peinigers stillstehen; und, während die Tugenden alle schreckenlos zur Qual hingehen, vor dem Tor zurückbleiben und, wie oben gesagt, vor der Schwelle des Gefängnisses. |
Konnte hier keine weiteren Belege finden
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