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Platon, Phaidon

Inhalt, Gedankengang und Aufbau

 

nach L.Georgii

 

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Eingangsgespräch:
Phaidon erzählt dem Echekrates aus Phleius zuerst die Vorgänge, durch die sich die Hinrichtung des Sokrates verzögerte.
Am tag seines Todes versammelten sich seine Freunde bei ihm im Gefängnis. Die Erzählung dessen, was Sokrates in ihrem Kreis noch tat und sprach, beginnt mit einer Aufzählung der Anwesenden und einer Beschreibung ihrer Stimmung. Sie treffen die Familie des Sokrates, die dann entfernt wird (cap.1-3)
  1. Entwicklung des Problems:
    Die Lösung seiner Fesseln veranlasst Sokrates zu einer Betrachtung über das Verhältnis der Lust und des Schmerzes, wie beide einander entgegengesetzt sind und doch eines aus dem andern entspringt.
    Die Bemerkung, dass Aisopos eine Fabel daraus hätte machen können, veranlasst Kebes im Namen des Euenos, Sokrates über die poetischen Versuche zu fragen, denen er sich im Gefängnis widmete. Sokrates erwidert, er habe den Aisopos in Verse gebracht, weil ihn ein Traum wiederholt zum Dichten aufgefordert habe, dem er als einem höheren Befehl gehorcht habe, um mit freiem Gewissen sterben zu können. Euenos solle ihm bald folgen, wenn er ein wahrer Philosoph sei.
    Dies veranlasst ein Gespräch über den Selbstmord, in dessen Verlauf Sokrates den Freitod zwar verurteilt, weil das Leben Eigentum der Götter sei, zugleich aber den Satz aufstellt, dass der Philosoph dennoch gern sterbe. Kebes findet darin einen Widerspruch, den Simmias persönlich auf Sokrates bezieht, indem er fragt, wie er wohl die Götter, seine guten Herren, und auch sie selbst, seine Freunde, so leichten Mutes verlassen könne (cap.3-7).
    Sokrates verteidigt sich damit, dass er an die Fortdauer des Lebens glaube und hoffe, zu anderen guten Göttern und Menschen zu kommen.
    Nachdem er die Warnung, sich durch Reden zu erhitzen, abgewiesen hat, schickt er sich an, seine Überzeugung vom Fortleben nach dem Tod zu rechtfertigen. Indem er den Tod als Trennung der Seele vom Leib definiert, zeigt er, dass dies das Ziel der Philosophie sei. Da der Leib der Erkenntnis der Wahrheit überall im Weg stehe, suche der Philosoph sich seiner Einflüsse zu erwehren; die völlige Lösung bringe aber erst der Tod (cap.8-12). Auch die wahre Tugend, die nur der Philosoph übt, den nicht wie andere Menschen die Abwägung der größeren Lust oder Unlust zur Tugend treibt, ist eine Reinigung und Weihung für das Leben nach dem Tod.

    Kebes spendet dieser Lebensauffassung Beifall, aber nur unter der Voraussetzung, dass bewiesen werde, dass die Seele fortlebe (c.14).
  2. Philosophische Untersuchung:
    Sokrates fasst das Problem in den Ausdruck: zu beweisen, dass die Seelen nach dem Tod im Hades seien, d.h. ein Dasein haben.
    1. Physischer Beweis:
      Die Seele wandert vom Leben zum Hades, von diesem wieder ins Leben: also ist sie im Hades, sonst könnte sie nicht wieder erstehen.
      Dies beruht auf dem allgemeinen Gesetz vom Kreislauf der Dinge, dem doppelten Werden, wonach immer Entgegengesetztes aus Entgegengesetztem entstehe, also wie zwischen Schlafen und Wachen, so zwischen Leben und Todsein ein steter Übergang von einem zum andern stattfindet (cap.15-16).
      Die Wahrheit dieses Gesetzes folgt aber daraus, dass, wenn dieser Kreislauf nicht bestünde und alles in einer Richtung fortginge, alle gegensätzlichen Zustände aufhören müssten (cap.17).
      Hieran schließt Kebes die Bemerkung an, dass ein Dasein der Seele vor dem Leben auch aus dem Begriff des Lernens als einer Wiedererinnerung folge, und Simmias veranlasst Sokrates, dieses Argument näher zu entwickeln (cap.18).
    2. Psychologischer Beweis für die Präexistenz der Seele:
      1. Der Begriff der Erinnerung ist Vorstellung eines abwesenden Gegenstandes durch Vermittlung eines anwesenden (Assoziation) (cap.18) und zugleich Vorstellung des Unterschiedes zwischen beiden (cap.19).
      2. An den gleichen und ungleichen Dingen kommt man zugleich zur Vorstellung des an sich Gleichen, als eines nicht minder reellen Dritten, das aber das, was es ist, vollkommen ist, nicht unvollkommen, wie die Dinge, die ihm zustreben (cap.19).
      3. Die Möglichkeit der Erkenntnis, dass die Dinge, die man durch die Sinne auffasst, das an sich Gleiche, wie anderes an sich Seiendes, in sich zu realisieren streben, setzt voraus, dass die Seele, ehe sie die Dinge sinnlich auffasst, eine Kenntnis des an sich Seienden hatte, die sie also nur vor der Geburt (a priori) haben konnte, mit dieser verlor und später wiederfindet, d.h. durch Erinnerung wieder auffasst (cap.19-20).
      4. Diese Erkenntnis ist nicht erst mit der Geburt an den Menschen gekommen, weil sie ja sonst allen Menschen immer zu Gebot stünde, was nicht der Fall ist (cap.21).
      5. Also muss die Seele schon vor der Geburt sein (cap.22).
      Simmias und Kebes geben zu, dass die Präexistenz der Seele erwiesen sei, nicht aber sei damit auch ihr Fortleben nach dem Tod erwiesen (cap.23).
      Sokrates verweist hierfür zuerst auf den ersten Beweis zurück, wonach die Seele, wie sie vorher lebte, als sie aus dem Totsein ins Leben trat, so notwendig auch nach dem Tod existiere, da sie ja wieder entstehen müsse (cap.23). Doch wolle er dies noch besonders erweisen; zugleich ermahnt er sie, keine Mühe bei der Klärung der Sache zu sparen (cap.24).
    3. Ontologischer Beweis:
      Auflösung kann nur das Zusammengesetzt erfahren, das Einfache nicht; denn nur jenes ist veränderlich, dieses bleibt sich immer gleich. Das Veränderliche ist zugleich das Sichtbare, sinnlich Wahrnehmbare, das sich gleich bleibende das Unsichtbare (cap.25).
      Die Seele gehört der letzteren Gattung an, denn
      1. sie ist unsichtbar, der Leib sichtbar (cap.26)
      2. sie ist dem Unsichtbaren näher verwandt, weil sie in der Gefangenschaft des Körpers unstet wirkt, wenn sie sich aber auf jenes richtet, innere Ruhe und Stetigkeit gewinnt (cap.27);
      3. sie ist dem Göttlichen verwandt, weil sie das Herrschende ist, so wie der Leib das Dienende (cap.28);
      Wenn daher schon der Körper nicht sogleich mit dem Tod vergeht, so noch viel weniger die Seele (cap.29).
    4. Ethische Konsequenzen:
      Hieran schließt sich unmittelbar die ethische Betrachtung an:
      Die Seele kommt, wenn sie rein abscheidet, zu dem ihr Ähnlichen, zu den Göttern (cap.29); wenn sie aber durch die Begierden des Körpers unrein geworden ist und das Wahre hasst, irrt sie in Gräbern umher (cap.30), bis sie nach bestimmter Zeit in einen ihrer sittlichen Beschaffenheit entsprechenden Körper kommt (cap.31). Zu den Göttern kommt nur die Seele, die wahre Tugend übt, dem wahren Wissen nachstrebt und sich vom Leib löst (cap.32-34).
    5. Kritik der Thebaner Simmias und Kebes:
      Hierauf entsteht ein Schweigen, bis Sokrates die leise miteinander redenden Thebaner ermuntert, ihre Zweifel ohne Rücksicht auf sein jetziges Geschick darzulegen, weil ihm sein Ende, wie dem singenden Schwan, nur ein Gegenstand der Freude sei (cap.35).
      Darauf:
      1. Simmias: Der gegebene Beweis könne ebenso gut von der Harmonie einer Leier gelten, die doch diese nicht überdauere; und vielleicht sei auch die Seele nur eine solche Harmonie (cap.36).
      2. Kebes: Wenn die Seele auch schon früher war, so folge daraus nur, dass sie stärker und dauerhafter sei als der Körper; es sei aber doch denkbar, dass sie, gerade wenn sie viele Körper überdauere, durch diese vielen Einkörperungen entkräftet werde und ihre Geburt demnach wie eine Krankheit der Anfang ihres Untergangs sei (cap.37).
      Diese Bedenken erzielen eine starke Wirkung, die auch Echekrates bekundet (cap.38).
      Sokrates ermuntert nun in einer Zwischenrede mit Phaidon zum Kampf gegen die Zweifel und warnt vor der Abneigung gegen philosophische Untersuchungen, die (wie der Menschenhass) ja nur auf der wiederholten Erfahrung von Täuschung beruhe und mit sophistischem Unwesen zusammenhänge (cap.39-40).
      1. Gegen Simmias:
        Die Behauptung, die Seele sei eine Harmonie, steht im Widerspruch zu
        1. der auch von Simmias zugegebenen Lehre von der Präexistenz, die von der Harmonie nicht gelten kann (cap.41);
        2. der Unterscheidung von Tugend und Laster, die sich nicht begreifen ließe: denn da die Seele keine Gradunterschiede wie die Harmonie kennt, könne sie nur schlechthin Harmonie sein, so dass entweder nur Gutes vorhanden oder das Schlechte, also Disharmonie in der Harmonie wäre (cap.42);
        3. dem spezifischen Gegensatz zwischen der Natur der Seele und der des Körpers, der bewirkt, dass jene diesem zuwider handeln kann, während die Harmonie ganz von dem Instrument abhängt (cap.43).
      2. Gegen Kebes:
        Rekapitulation seines Einwandes (cap.44). Zu seiner Widerlegung entwickelt Sokrates einen vierten Beweis dadurch, dass er seinen spekulativen Entwicklungsgang schildert, wie er einst mit allen philosophischen Systemen unzufrieden war, auch mit dem des Anaxagoras, in dessen Nous-Prinzip er den Schlüssel einer teleologischen Weltanschauung zu finden hoffte, der dann aber doch statt einer Endursache nur zufällige Mitursachen aufstellte. In seiner Enttäuschung habe er versucht, unter Verwerfung der sinnlichen Erkenntnis auf dem Weg des reinen Denkens ans Ziel zu gelangen.
        1. Der Beweis aus dem Begriff der Seele als der Trägerin der Idee des Lebens:
          1. Jedes qualitativ Bestimmte ist das, was es ist, durch Teilnahme an der Idee dieser Qualität, z.B. des Schönen, Großen, Geraden; nicht durch die zufälligen Ursachen, durch die diese Qualität hervortritt (cap.49).
          2. Jede Idee schließt ihr Entgegengesetztes aus, z.B. Größe die Kleinheit, Gerades das Ungerade; sie nimmt ihr Gegenteil nie in sich auf, sondern muss vor ihm entweichen oder untergehen (cap.50-51).
          3. Nun gibt es auch gewisse konkrete Substanzen, die zwar nicht in einem direkten Verhältnis der Entgegensetzung stehen, doch aber eine in einem solchen Verhältnis stehende Qualität so untrennbar an sich tragen, dass sie den Gegensatz dieser Qualität schlechthin ausschließen, z.B. Feuer die Kälte, Schnee die Wärme, drei das Gerade (cap.52-53).
          4. Eine solche Substanz ist die Seele: Sie ist mit der Idee des Lebens so absolut verbunden, dass sie, wenn sie auch nicht den direkten Gegensatz zu dem Begriff des Todes bildet, so doch diesen schlechthin ausschließt, d.h. unsterblich ist (cap.54-55).
          5. Da aber das Unsterbliche zugleich seinem Wortsinn nach unvergänglich ist, so ist es auch die Seele (cap.56).
          Hieran schließt sich die praktische Folgerung, dass der Mensch der Ausbildung seiner unsterblichen Seele die größte Aufmerksamkeit schenken müsse; denn nach ihrem Stand entscheide ein künftiges Gericht die Reihe der Geschicke, durch die die Wanderung der Seele in bestimmten Perioden wieder hierher geht, wobei die gute Seele ihrem Daimon willig in die Behausung der Götter folgt, während die, die am Leib haftet, besonders wenn sie mit Verbrechen befleckt ist, nur widerstrebend an ihren Ort geführt wird (cap.57).
    6. Exkurs über die Behausungen und Zustände des künftigen Lebens:
      1. Die Erde ist ein runder, in der Mitte des Himmels durch ihr eigenes Gleichgewicht getragener Körper und hat verschiedene Räume und Behausungen, die an und in ihr durch verschiedene Vertiefungen gebildet werden. In einer solchen Vertiefung wohnen die Menschen. Von ihrem Aufenthalt ist die obere Region, die wahre Oberfläche der Erde, wohl zu unterscheiden, von der wir durch die irdische Luft ebenso getrennt sind, wie die Fische von uns durch die Wassermasse des Meeres. So unrein und zerrüttet alles bei uns ist, so rein und ideal ist alles dort (cap.58).
        Im Anschluss werden die Herrlichkeiten der Dinge und Bewohner dort geschildert (cap.59).
        Sodann folgt eine Beschreibung der übrigen Erde:
        1. wie sie viele solche Vertiefungen hat, die z.T. noch tiefer liegen als unser Aufenthalt,
        2. wie diese durch durchgebrochene Gänge in einander führen,
        3. wie der Zentralschlund, der Tartaros, das ununterbrochene Ab- und Zuströmen der Gewässer und dadurch die Stürme vermittelt,
        4. wie die Erde von Wasser-, Feuer- und Schlammflüssen durchströmt ist (cap.60), von denen die vier bedeutendsten sind
          • der Okeanos,
          • der Acheron mit dem acherusischen See,
          • der die Vulkane speisende Periphlegethon und
          • der die grausenhafte stygische Gegend und den stygischen See durchströmende Kokytos (cap.61).
      2. Daran schließt sich eine nähere Beschreibung des Gerichts. Die mittelguten Seelen kommen auf dem Acheron in den acherusischen See, wo sie Vergeltung ihrer guten und bösen Taten erfahren:
        1. die unheilbar schlechten werden für immer in den Tartaros geworfen;
        2. die noch heilbar schlechten kommen auf einige Zeit in den Tartaros, dann werden die Totschläger in den Kokytos, die Elternmörder in den Periphlegethon getrieben, die sie zu dem acherusischen See führen. Gestatten es die von ihnen Verletzten, so dürfen sie in den See steigen und sind ihre Qual los; andernfalls müssen sie jedes Mal wieder in den Tartaros zurück, bis jenes geschieht;
        3. die ganz guten aber kommen in die obere Region; unter ihnen erreichen diejenigen, die durch die Philosophie gereinigt sind, die höchste Stufe und leben fortan selig und körperlos (cap.62). Deshalb muss man sich durch Philosophie und echte Tugend auf den Gang zum Hades vorbereiten (cap.63).
    7. Schlusshandlung:
      Sokrates schickt sich zum Baden an, gibt seinen Schülern seine letzte Willensmeinung, nimmt das Bad, erhält noch einen Besuch seiner Familie, nimmt Abschied von dem Gerichtsdiener, trinkt unter den Tränen seiner Jünger den Giftbecher und verscheidet (cap.63-66), worauf Phaidon seine Erzählung mit einem Lobspruch auf Sokrates schließt (cap.67).
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Sententiae excerptae:
Griech. zu "Platon" und "Phaidon"
Literatur:
zu "Platon" und "Phaidon"
3434
Ebert, Theo
Sokrates über seinen Umgang mit Hypotheseis ("Phaidon" 100a)
in: Herm. 129/2001, 467

3943
Gaumitz, H.
Präparation zu Platons Phaidon Kap. 1-34. 38-40. 57-67
Hannover, Norddeutsche Verlagsanstalt O. Goedel,, 1899

3370
Kloss, G.
Sokrates, ein Hahn fuer Asklepios und die Pflege der Seelen. Ein neuer Blick auf den Schluss von Platons Phaidon
in: Gymn.108/2001, S.223-240

2635
Platon
Platons Apologie Kriton und die Rahmenpartie des Phaidon : mit einer philosophisch-propaedeutischen Einführung in die Platonlektüre und in die vorsokratische Philosophie
Frankfurt am Main (Hirschgraben) 1952

2634
Platon / Guardini, Romano
Der Tod des Sokrates : eine Interpretation der platonischen Schriften Euthyphron, Apologie, Kriton und Phaidon
Godesberg 1947; Mainz,... ( Matthias-Grünewald-Verl. ) 1987

2633
Platon / Müller, A.
Apologie und Kriton, nebst Abschnitten aus Phaidon / Platon. Eingel. und komment. von Armin Müller Teil: : Text
Münster (Aschendorff, ISBN: 3-402-02224-9)

2651
Platon / Rösiger
Apologie und Kriton. Platons Apologie und Kriton,nebst Abschnitten aus dem Phaidon und Symposion, hrsg. von Ferdinand Rösiger
Leipzig, u.a.: Teubner


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