| sternuntur fluctibus, hauriuntur gurgitibus; iumenta, sarcinae, corpora exanima interfluunt, occursant. permiscentur inter se manipuli, modo pectore, modo ore tenus extantes, aliquando subtracto solo disiecti aut obruti. non vox et mutui hortatus iuvabant adversante unda; nihil strenuus ab ignavo, sapiens ab inprudenti, consilia a casu differre: cuncta pari violentia involvebantur. Tac.ann.1,70,3. | Von den Fluten werden sie niedergerissen, von Strudeln verschlungen. Hin und wieder begegnen ihnen Lasttiere, Gepäck und Leichen, die umherschwimmen. Ganze Manipeln vermengen sich, bald bis zur Brust, bald bis zum Mund im Wasser stehend; oft auch fehlt dem Fuß der Boden, sie verlieren einander und sinken unter. Kein Rufen, kein gegenseitiges Mahnen half mehr gegen die feindliche Macht der Gewässer; in nichts unterschied sich mehr der Tapfere vom Feigen, der Verständige vom Unverständigen, die Überlegung vom Zufall; alles überwältigte mit gleichem Ungestüm das Element. |
| igitur non crimine, non accusatore existente, quia speciem iudicis induere non poterat, ad vim dominationis conversus Gerellanum tribunum cum cohorte militum immittit iubetque praevenire conatus consulis, occupare velut arcem eius, opprimere delectam iuventutem, quia Vestinus imminentis foro aedis decoraque servitia et pari aetate habebat. Tac.ann.15,69,1. | Weil sich also keine Anschuldigung ergab, kein Ankläger auftrat, so nahm er, da er die Rolle des Richters nicht anlegen konnte, zur Herrschergewalt seine Zuflucht und sandte den Tribunen Gerellanus mit einer Kohorte Soldaten gegen ihn aus, mit dem Befehl, den Anschlägen des Konsuls zuvorzukommen, seine Zwingburg zu besetzen, seine auserlesene Mannschaft niederzuwerfen; Vestinus hatte nämlich ein auf das Forum blickendes Haus und schmucke Sklaven von gleichem Alter. |
| venalia cuncta, praepotentes liberti, servorum manus subitis avidae et tamquam apud senem festinantes, eademque novae aulae mala, aeque gravia, non aeque excusata. ipsa aetas Galbae inrisui ac fastidio erat adsuetis iuventae Neronis et imperatores forma ac decore corporis, ut est mos vulgi, comparantibus. Tac.hist.1,7,3. | Die Käuflichkeit von allem, die Übermacht der Freigelassenen, die nach der plötzlichen Wendung der Dinge gierigen und, wie bei einem Greis naheliegend, hastigen Hände, alle anderen Übel, die ebenso auch beim neuen Hof sich fanden, in gleichem Maße lästig, nicht in gleichem Maße entschuldigt. Schon das Alter Galbas war Gegenstand des Hohnes und Widerwillens für solche, die an die Jugend Nero gewöhnt waren und beide Kaiser, wie es die Menge liebt, nach Schönheit und äußerer Strahlkraft verglichen. |
| sed Augustus in domo successorem quaesivit, ego in re publica, non quia propinquos aut socios belli non habeam, sed neque ipse imperium ambitione accepi, et iudicii mei documentum sit non meae tantum necessitudines, quas tibi postposui, sed et tuae. est tibi frater pari nobilitate, natu maior, dignus hac fortuna, nisi tu potior esses. Tac.hist.1,15,2. | Aber Augustus suchte den Nachfolger in seinem Haus, ich im Reich; nicht als ob ich keine Verwandten und Kriegsgenossen hätte; aber ich selbst habe die Herrschaft nicht durch Familienverbindungen empfangen, und für die Freiheit meiner Wahl mögen nicht allein meine Verwandtschaften, die ich dir hintansetzte, sondern auch die deinigen reden. Du hast einen Bruder von gleichem Adel, älter an Jahren, würdig dieser hohen Stelle, – wenn du nicht der Vorzüglichere wärest. |
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