Ilias12. Gesang - deutschKampf um die Mauer |
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Künftige Vertilgung der Mauer. Die Achaier eingetrieben. Hektor, wie Polydamas riet, lässt die Reisigen absteigen, und in fünf Ordnungen anrücken. Nur Asios mit seiner Schar fährt auf das linke Tor, welches zwei Lapithen verteidigen. Ei unglücklicher Vogel erscheint den Troern; Polydamas warnt den Hektor umsonst. Zeus sendet den Achaiern einen stäubenden Wind entgegen. Hektor stürmt die Mauer, und die beiden Aias' ermuntern zur Gegenwehr. Sarpedon und Glaukos nahn dem Turme des Menestheus, dem Telamons Söhne zu Hilfe eilen. Glaukos entweicht verwundet; Sarpedon reißt die Brustwehr herab. Hektor zersprengt ein Tor mit einem Steinwurf; worauf die Troer zugleich über die Mauer und durch das Tor eindringen. | |
Also heilt' im Gezelte Menoitios tapferer Sprössling Jetzt den Eurypylos dort, den verwundeten. Aber es kämpften Arges' Söhn' und die Troer mit Heerskraft. Siehe nicht länger Sollte der Graben beschirmen die Danaer, oder die Mauer, |
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Welche sie breit um die Schiff' auftürmeten,
rings dann den Graben Leiteten: denn nicht brachten sie Festhekatomben den Göttern, Dass ihr Werk die rüstigen Schiff' und erbeuteten Schätze Drinnen bewahrt' im Lager; zum Trotz den unsterblichen Göttern Ward es gebaut; drum stand's nicht lange Zeit unerschüttert. |
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Denn weil Hektor lebend noch war, noch zürnet'
Achilleus, Und unzerrüttet die Stadt des herrschenden Priamos ragte; Eben so lang' auch bestand der Danaer mächtige Mauer, Aber nachdem gestorben der Troer tapferste Helden, Mancher auch der Argeier vertilgt war, mancher noch übrig, |
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Und nun Priamos Stadt hinsank im zehnten der
Jahre, Dann die Argeier in Schiffen zur Heimat wiedergekehret; Jetzo beschloss Poseidon im Rat und Phoibos Apollon, Wegzutilgen den Bau, der Ströme Gewalt hinlenkend. Alle die hoch vom Idagebirg' in das Meer sich ergießen, |
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Rhodios und Karesos, Heptaporos auch, und Granikos, Rhesos auch, und Aisepos zugleich, und der edle Skamandros, Simois auch, wo gehäuft Stierschild' und gekegelte Helme Sanken hinab in den Staub, und das Göttergeschlecht der Heroen. Allen zugleich nun wandte die Mündungen Phoibos Apollon |
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Gegen den Bau; neun Tage beströmt' er ihn;
während herab Zeus Regnete, schneller ins Meer die umflutete Mauer zu wälzen. Aber der Erderschütterer selbst, in den Händen den Dreizack, Ging voran, und stürzt' aus dem Grunde gewühlt in die Wogen Alle Blöck' und Steine, die mühsam gelegt die Achaier; |
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Schleift' und ebnet' es rings am reißenden
Hellespontos, Und umhüllte mit Sand weithin das große Gestade, Wo er die Mauer vertilgt; dann wandt' er zurück in das Flutbett Jeglichen Strom, wo zuvor er ergoss sein schönes Gewässer. Also sollte hinfort Poseidons Macht und Apollons |
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Taten tun. Doch jetzo war Schlacht und Getümmel
entbrannt rings Um den gewaltigen Bau, und der Türme geworfene Balken Donnerten. Argos' Volk, von Kronions Geißel gebändigt, Drängte sich eingehegt bei den schwarzen gebogenen Schiffen, Bange vor Hektors Wut, des stürmenden Schreckengebieters. |
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Jener stritt, wie zuvor, mit dem Ungestüm
des Orkanes. Wie wenn im Kreise der Hund' und rüstigen Jäger ein Waldschwein Ringsher, oder ein Löwe, sich dreht, wutfunkelndes Blickes; Jene dort, miteinander in Heerschar wohlgeordnet, Stehn ihm entgegen gewandt, und es fliegen geschwungene Spieße |
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Häufig daher aus den Händen; doch sein
ruhmatmendes Herz kennt Weder Furcht noch Entfliehn, und Tapferkeit tötet ihn endlich; Vielfach drehet er sich, die Reihn der Männer erforschend; Und wo er grad' andringt, da weichen ihm Reihen der Männer: So im Gewühl ging Hektor umhergewandt, und ermahnte |
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Über den Graben zu sprengen die Seinigen. Aber nicht wagten's Ihm die Rosse, geflügeltes Laufs; sie wieherten laut auf, Stehend am äußersten Bord; denn zurück sie schreckte des Grabens Breite, zum Sprung hinüber nicht schmal genug, noch zum Durchgang Leichtgebahnt: denn ein jäh abhängiges Ufer erhob sich |
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Rings an jeglicher Seit', auch war mit spitzigen
Pfählen Obenher er bepflanzt, die Achaias Söhne gestellet, Dichtgereiht und mächtig, zur Abwehr feindlicher Männer. Schwerlich vermocht' ein Ross, an den rollenden Wagen gespannet, Überzugehn; Fußvölker nur eiferten, ob sie vermöchten. |
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Aber Polydamas sprach, dem trotzigen Hektor sich
nahend: Hektor, und ihr der Troer Gewaltige, und der Genossen, Torheit ist's, durch den Graben die hurtigen Rosse zu treiben. Viel zu schwer ist wahrlich der Weg; denn spitzige Pfähle Stehn ja umher, und daran der Danaer mächtige Mauer. |
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Dort lenkt keiner hinab der Reisigen, keiner
besteht auch Unten den Kampf, hin sänken sie all', in der Enge verwundet. Denn wofern nun ganz im vertilgenden Zorne sie heimsucht Der hochdonnernde Zeus, und den Troern Hilfe gewähret; Traun dann wünscht' ich selber aufs schleunigste solches vollendet, |
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Dass hier ruhmlos stürben von Argos fern
die Achaier. Wenn sie jedoch umkehrten, und Rückverfolgung begönne Von den Schiffen daher, in des Grabens Tief' uns verdrängend; Nimmer käm', ich fürcht' es, auch nicht ein Bote von dannen, Wieder gen Troia zurück, vor der Wut der gewandten Achaier. |
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Aber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet
mir alle. Lasst die Ross' am Graben, gehemmt von den Wagengenossen; Wir dann, Streiter zu Fuß, mit ehernen Waffen gerüstet, Drängen uns all' um Hektor, und folgen ihm. Doch die Achaier Stehn uns nicht, wenn jenen das Ziel des Verderbens daherdroht. |
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So des Polydamas Rat; den unschädlichen
billigte Hektor. Schnell vom Wagen herab mit den Rüstungen sprang er zur Erde. Auch nicht blieben in Wagen die anderen Troer versammelt; Sondern sie stürmten herab, da sie sahn den göttlichen Hektor. Jetzo gebot ein jeder dem eigenen Wagenlenker, |
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Dort am Graben die Ross' in geordneter Reihe
zu halten. Selber darauf sich teilend, in fünf Heerscharen geordnet, Gingen sie wohlgereiht, und folgeten ihren Gebietern. Hektor selbst und der edle Polydamas führten die Ordnung, Welche die meisten enthielt und tapfersten, alle begierig, |
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Durch die Mauer zu brechen, und kühn um
die Schiffe zu kämpfen. Auch Kebriones folgt der dritte noch; und dem geringern Blieb, an Kebriones Statt, nun Hektors Wagen vertrauet. Paris gebot der zweiten, Alkathoos auch, und Agenor. Helenos führte die dritt', und Deïphobos, göttlicher Bildung, |
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Beide des Priamos' Söhn'; auch Asios führte
mit jenen, Asios, Hyrtakos' Sohn, den hergebracht aus Arisbe Rosse, glänzend und groß, vom heiligen Strom Selleïs. Aber der vierten herrscht Aineias voran, des Anchises Starker Sohn; zugleich ihm Antenors tapfere Söhne, |
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Akamas und Archilochos beid', allkundig des Streites. Endlich gebot Sarpedon den rühmlichen Bundesgenossen, Der sich den Glaukos gesellt', und den kriegerischen Asteropaios: Denn sie dünkten ihm beide die Tapfersten sonder Vergleichung, Aller umher, nach ihm selbst; er ragete weit vor den andern. |
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Als sie nunmehr sich zusammengedrängt mit
Schilden von Stierhaut: Eilten sie freudiges Mutes auf die Danaer, hoffend, nicht obstehn Würden sie, sondern bald um die dunkelen Schiffe gestreckt sein. Alle sonst, die Troer und fernberufenen Helfer, Waren Polydamas' Rate, des Tadellosen, gefolget; |
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Nur nicht Asios wollte, des Hyrtakos Sohn, der
Gebieter, Dort verlassen die Ross' und den wagenlenkenden Diener; Sondern er drang mit ihnen zugleich an die rüstigen Schiffe. Törichter! ach nicht sollt' er, die schrecklichen Keren vermeidend, Samt dem Gespann und Wagen in stolzem Triumph, von den Schiffen |
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Wiederum heimkehren zu Ilios luftigen Höhen; Denn ihn umhüllte zuvor das grauenvolle Verhängnis Unter Idomeneus Lanze, des herrlichen Deukalionen. Denn er wandt' in die Schiffe zur Linken sich, wo die Achaier Aus dem Gefild' einzogen mit hurtigen Rossen und Wagen: |
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Dorthin lenkt' er hindurch der Rosse Geschirr;
und er fand nicht Vorgestreckt die Flügel des Tors, noch den mächtigen Riegel; Offen noch hielten es Männer, und harreten, ob der Genossen Einer, dem Treffen entflohn, sich retten wollt' in die Schiffe. Gradan lenkt' er die Rosse, der Wähnende; andere folgten |
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Nach mit hellem Geschrei; denn die Danaer würden
nicht obstehn, Hofften sie, sondern bald um die dunkelen Schiffe gestreckt sein. Toren! sie fanden dort zwei tapfere Männer am Eingang, Edelmütige Söhne der speergewohnten Lapithen: Ihn, Peirithoos' Sohn, den starken Held Polypoites, |
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Ihn, den Leonteus auch, dem mordenden Ares vergleichbar. Beid' an dem Eingang dort des hochgeflügelten Tores Standen sie: also stehn hochwipflige Eichen der Berge, Welche dem Sturm ausharren und Regenschauer beständig, Eingesenkt mit großen und weithinreichenden Wurzeln: |
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Also die zwei, der Gewalt der mächtigen
Arme vertrauend, Harrten dem Angriff kühn des Asios, und unerschrocken. Grad' auf die trotzende Mauer, mit wildaufhallendem Feldruf, Sprengten sie an, und erhoben die trockenen Schilde von Stierhaut, Um Held Asios her, um Iamenos her, und Orestes, |
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Akamas, Asios' Sohn, um Oinomaos auch, und um
Thoon. Sie dort hatten zuvor die hellumschienten Achaier Drinnen im Lager ermahnt, zum mutigen Kampf für die Schiffe; Aber sobald zur Mauer mit Macht anrennen sie sahen Troias Söhn', und erscholl der Danaer Angst und Getümmel, |
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Brachen sie beid' hervor, und kämpfeten
draußen am Eingang. Gleich zwei Ebern an Mut, unbändigen, die in dem Bergwald Kühn der Männer und Hund' anwandelnde Hetze bestehen; Seitwärts dahergestürmt durchschmettern sie rings die Gesträuche, Weg vom Stamme sie mähend, und wild mit klappenden Hauern |
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Wüten sie, bis ein Geschoss ihr mutiges Leben vertilget: Also klappt' auch jenen das schimmernde Erz an den Busen, Unter der Feinde Geschoss; denn sie wehrten mit großer Gewalt ab, Oben dem Volk der Mauer und eigener Stärke vertrauend. Jene mit Steinen daher von den wohlgebaueten Türmen |
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Schleuderten, um sich selbst zu verteidigen,
und die Gezelte, Samt den Schiffen des Meers. Wie des Schnees Gestöber herabfällt, Welches ein heftiger Wind, die schattigen Wolken erschütternd, Häufig heruntergießt zur nahrungsprossenden Erde: Solch ein Schwall von Geschossen entstöberte dort der Achaier |
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Händen, und dort der Troer; und dumpf rings
krachten die Helme, Von Mühlsteinen umprallt, und die hochgenabelten Schilde. Laut nunmehr wehklagte, vor Schmerz die Hüften sich schlagend, Asios, Hyrtakos' Sohn, und rief unwilliges Herzens: Vater Zeus, ja wahrlich auch dir gefielen der Falschheit |
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Täuschungen! Nie doch hätt' ich geglaubt,
die Helden Achaias Würden bestehn vor unserer Macht und unnahbaren Händen! Aber sie, wie die Wespen mit regem Leib, und die Bienen, Die am höckrigen Weg ihr Felsennest sich bereitet, Nicht verlassen ihr Haus in den Höhlungen, sondern den Angriff |
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Raubender Jäger bestehn, im mutigen Kampf
für die Kinder: So auch wollen sie nicht, obgleich nur zwei, von dem Tore Abstehn, bis sie entweder erlegt sind, oder gefangen! Sprach's; doch nicht bewegt' er Kronions Herz mit der Rede; Hektorn nur willfahrte sein Ratschluss Ruhm zu gewähren. |
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Andere kämpften den Kampf um andere Tore
des Lagers. Aber zu schwer ist mir's, wie ein Himmlischer, alles zu melden! Denn ringsum an der Mauer entloderte schrecklich die Flamme Prasselnder Stein'; unmutig, allein gezwungen, beschirmten Argos' Söhne die Schiff; und es trauerten herzlich die Götter, |
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Alle, so viel den Achaiern im Kampf mithelfende
waren. Stürmend begann der Lapithen Gefecht und Waffengetümmel. Siehe Peirithoos' Sohn, der starke Held Polypoites, Schoß auf Damasos' Stirne den Speer, durch die eherne Kuppel: Wenig hemmte das Erz den Stürmenden; sondern hindurch drang |
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Schmetternd die eherne Spitz' in den Schädel
ihm, und sein Gehirn ward Ganz mit Blute vermischt: so bändigt' er jenen im Angriff. Weiter darauf den Pylon und Ormenos streckt' er in Blut hin. Doch den Hippomachos traf des Ares Sprössling Leonteus, Ihn des Antimachos' Sohn, mit dem Wurfspieß unten am Leibgurt. |
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Hurtig dann aus der Scheide das scharfe Schwert
sich entreißend, Drang er zuerst auf Antiphates ein, durch das grause Getümmel, Schwang in der Näh', und hieb, dass zurück auf den Boden er hinsank. Weiter darauf den Menon, Iamenos dann, und Orestes, Streckt' er gehäuft miteinander zur nahrungsprossenden Erde. |
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Während sich jen' enthüllten des schimmernden
Waffengeschmeides, Folgten dem Hektor dort und Polydamas blühende Männer, Sie die meisten an Zahl und tapfersten, alle begierig, Durch die Mauer zu brechen, und rings zu entflammen die Schiffe. Diese zauderten noch, unschlüssiges Rats, an dem Graben. |
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Denn ein Vogel erschien, da sie überzugehn sich entschlossen, Ein hochfliegender Adler, der, links an dem Heere sich wendend, Eine gerötete Schlang' in den Klaun hintrug, unermesslich, Lebend annoch, und zappelnd, noch nicht vergessend der Streitlust. Denn dem haltenden Adler durchstach sie die Brust an dem Halse, |
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Rückwärts gewunden ihr Haupt; er schwang
sie hinweg auf die Erde, Hart von Schmerzen gequält; und sie fiel in die Mitte des Haufens; Aber er selbst lauttönend entflog im Hauche des Windes. Starrend sahn die Troer umher die ringelnde Schlange Liegen im Staub, das Zeichen des aigiserschütternden Vaters, |
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Aber Polydamas sprach, dem trotzigen Hektor sich
nahend: Hektor, du pflegst mich zwar in Versammlungen immer zu tadeln, Red' ich heilsamen Rat; denn traun mit nichten geziemt es, Anderer Meinung zu sein, dem Gehorchenden, weder im Rate, Noch in der Schlacht, vielmehr dein Ansehn stets zu vergrößern: |
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Dennoch sag' ich dir jetzo, wie mir's am heilsamsten
dünket. Lasst nicht weiter uns gehn, um der Danaer Schiffe zu kämpfen. Denn so wird, vermutlich, es endigen, wenn ja den Troern Dieser Vogel erschien, da sie überzugehn sich entschlossen: Ein hochfliegender Adler, der, links an dem Heere sich wendend, |
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Eine gerötete Schlang' in den Klaun hintrug,
unermesslich, Lebend; doch schnell sie entschwang, bevor sein Nest er erreichet, Und nicht vollends sie brachte, zum Raub den harrenden Kindern. So auch wir: wo wir anders durch Mauer und Tor der Achaier Brechen mit großer Gewalt, und vor uns fliehn die Achaier; |
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Kehren wir nicht in Ordnung den selbigen Weg
von den Schiffen; Sondern viel der Troer verlassen wir, die der Achaier Volk mit dem Erze getötet, im mutigen Kampf für die Schiffe. Also würd' ein Seher verkündigen, welcher im Geiste Kennte der Zeichen Verstand, und dem die Völker gehorchten. |
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Finster schaut' und begann der helmumflatterte
Hektor: Keineswegs gefällt mir, Polydamas, was du geredet! Leicht wohl könntest du sonst ein besseres raten, denn solches! Aber wofern du wirklich in völligem Ernste geredet; Traun dann raubeten dir die Unsterblichen selbst die Besinnung: |
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Der du befiehlst, zu vergessen des Donnerers
Zeus Kronions Ratschluss, welchen er selbst mir zugewinkt und gelobet. Aber du ermahnest, den weitgeflügelten Vögeln Mehr zu vertraun. Ich achte sie nicht, noch kümmert mich solches, Ob sie rechts hinfliegen, zum Tagesglanz und zur Sonne, |
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Oder auch links dorthin, zum nächtlichen
Dunkel gewendet. Nein, des erhabenen Zeus' Ratschluss vertrauen wir lieber, Der die Sterblichen all' und unsterbliche Götter beherrschet! Ein Wahrzeichen nur gilt: das Vaterland zu erretten! Doch was zitterst denn du vor Kampf und Waffengetümmel? |
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Sänken wir anderen auch an den rüstigen
Schiffen Achaias Alle getötet umher; dir droht kein Schrecken des Todes! Denn dir ward kein Herz, ausharrend den Feind und die Feldschlacht! Wo du mir aber dem Kampf dich entziehn wirst, oder der andern Einen vom Krieg abwenden, durch törichte Wort' ihn verleitend; |
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Schnell von meiner Lanze durchbohrt verlierst du das Leben! Dieses gesagt, ging jener voran; ihm folgten die andern Mit graunvollem Geschrei. Der donnerfrohe Kronion Sendete hoch vom Idagebirg' unermesslichen Sturmwind, Der zu den Schiffen den Staub hinwirbelte: dass den Achaiern |
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Sank der Mut, doch der Troer und Hektors Ruhm
sich erhöhte. Jetzo dem Wink des Gottes, und eigener Stärke vertrauend, Strebten sie durchzubrechen der Danaer mächtige Mauer; Rissen herab die Zinnen der Türm' und regten die Brustwehr, Und umwühlten mit Hebeln des Baus vorragende Pfeiler, |
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Welche zuerst die Achaier gestellt, zur Feste
den Türmen: Diese wuchtet' ihr Stoß, und sie hofften der schütternden Mauer Einbruch. Doch nicht wichen die Danaer dort von der Stelle; Sondern mit starrenden Schilden die Brustwehr rings umzäunend, Warfen sie Stein' und Geschoss' auf die mauerstürmenden Feinde. |
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Aber die Aias' beide das Volk auf den Türmen
ermahnend, Wandelten ringsumher, und erregten den Mut der Achaier, Den mit freundlicher Red', und den mit harter Bedrohung Züchtigend, welchen sie ganz im Gefecht nachlässig erblickten: Freund', im Danaervolk wer hervorstrebt, oder wer mitgeht, |
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Auch wer dahinten bleibt; denn gar nicht gleich
miteinander Schaffen die Männer im Kampf: nun zeigt für alle sich Arbeit! Auch ihr selber fürwahr erkennet es! Nimmer zurück denn Wendet euch gegen die Schiffe, die Drohungen hörend des Trotzers; Sondern voran dringt all', und ermahnet euch untereinander: |
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Ob ja Zeus vergönne, der Donnergott des
Olympos, Dass wir, den Streit abwehrend, zur Stadt die Feinde verfolgen! Also schrien sie beid', und erregten den Kampf der Achaier. Dort, gleichwie Schneeflocken daher in dichtem Gestöber Fallen am Wintertage, wann Zeus der Herrscher sich aufmacht, |
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Über die Menschen zu schnein, der Allmacht
Pfeile versendend; Ruhn dann heißt er die Wind', und schüttet herab, bis er decket Rings die Höhn der schroffen Gebirg', und die zackigen Gipfel, Auch die Gefilde voll Klee, und des Landmanns fruchtbare Saaten; Auch des greulichen Meers Vorstrand' und Buchten umfliegt Schnee, |
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Aber die Wog' anrauschend verschlinget ihn; alles
umher sonst Wird von oben umhüllt, wann gedrängt Zeus' Schauer herabfällt: So dort flog von Heere zu Heer der Steine Gewimmel, Welche die Troer hier, und die Danaer dort auf die Troer Schleuderten; und um die Mauer erscholl rings dumpfes Gepolter. |
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Noch nicht hätten die Troer anjetzt und
der strahlende Hektor Durchgebrochen die Pfort' und den mächtigen Riegel der Mauer; Hätte der waltende Zeus nicht seinen Sohn, den Sarpedon, Auf die Argeier gesandt, wie den Leun auf gehörnete Rinder. Vor sich trug er den Schild von gleichgeründeter Wölbung, |
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Schöngehämmert aus Erz, den prangenden;
welchen der Wehrschmied Hämmerte, drinnen gefügt aus häufigen Rinderhäuten, Und um den Rand ringsher mit goldenen Stäben durchzogen: Diesen sich nun vortragend zum Schirm, zwei Speere bewegend, Eilt' er hinan, wie ein Löwe des Bergwalds, welcher des Fleisches |
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Lang' entbehrt, und jetzo, gereizt von der mutigen Seele, Eindringt, Schafe zu würgen, auch selbst in ein dichtes Gehege; Findet er zwar bei ihnen die wachsamen Hirten versammelt, Die mit Hunden und Spießen umher die Schafe behüten, Doch nicht ohne Versuch von dem Stall zu entfliehen gedenkt er; |
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Nein, entweder er raubt, wo er einsprang, oder
auch selber Wird er verletzt im Beginn von rüstiger Hand mit dem Wurfspieß: So dort reizte sein Mut den göttergleichen Sarpedon, Stürmend der Mauer zu nahn, und durchzubrechen die Brustwehr. Schnell zu Glaukos gewandt, Hippolochos' Sohne, begann er: |
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Glaukos, warum doch ehrte man uns so herrlich
vor andern Immer an Sitz, an Fleisch, und vollgegossenen Bechern, Heim im Lykierland', umher wie auf Himmlische blickend? Und was baun wir ein großes Gefild' am Ufer des Xanthos, Prangend mit Obst und Trauben und weizenbesäeten Äckern? |
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Darum gebührt uns jetzt in der Lykier Vordergetümmel Dazustehn, und hinein in die brennende Schlacht uns zu stürzen; Dass man also im Volk der gepanzerten Lykier sage: Wahrlich nicht unrühmlich beherrschen sie Lykiens Söhne, Unsere Könige hier, mit gemästeten Schafen sich nährend, |
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Und herzstärkendem Wein, dem erlesenen;
sondern ihr Mut ist Groß, denn sie kämpfen den Kampf in der Lykier Vordergetümmel! Trautester, könnten wir ja, durch dieses Kampfes Vermeidung, Immerdar fortblühen, unsterblich beid' und unalternd; Weder ich selbst darin stellte mich unter die vordersten Kämpfer, |
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Noch ermuntert' ich dich zur männerehrenden
Feldschlacht. Aber da gleichwohl drohn unzählbare Schrecken des Todes Rings, und keiner entflieht der Sterblichen, noch sie vermeidet; Auf! dass wir anderer Ruhm verherrlichen, oder den unsern! Jener sprach's; nicht träge war Glaukos darob, noch entzog sich. |
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Gradan drangen sie beide, die Schar der Lykier
führend. Doch sie ersah aufschauernd des Peteos' Sohn Menestheus; Denn ihm nahten zum Turm sie daher, mit Verderben gerüstet. Rings umspäht' er den Turm, ob der Danaerfürsten er einen Schauete, welcher die Not abwendete seinen Genossen. |
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Jetzo sah er die Aias, sie beide des Kampfs unersättlich, Dastehn, auch den Teukros, der jüngst vom Gezelte zurückkam, Nahe sich; doch nicht konnt' er mit vollem Ruf sie erreichen, Durch das Getöse der Schlacht: es erscholl zum Himmel der Aufruhr, Weil die getroffenen Schild' und umflatterten Helm', und die Tore |
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Donnerten; denn sie all' umdrängte man;
und die davor nun Stehenden strebten mit Macht sich durchzubrechen den Eingang. Schnell zu Aias dahin entsandt' er Thootes den Herold: Laufe mir, edler Thootes, in Eil', und rufe den Aias; Lieber sie beide zugleich: denn weit das beste von allem |
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Wär' es, dieweil hier bald ein grässliches
Morden bevorsteht! Denn hart drängen die Fürsten der Lykier, welche von jeher Ungestüm anrennen in schreckenvoller Entscheidung! Aber wofern auch dort die Kriegsarbeit sie beschäftigt; Komme doch Aias allein, des Telamons tapferer Sprössling, |
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Und ihm gesellt sei Teukros der Held, wohlkundig des Bogens! Jener sprach's; nicht träge vernahm die Worte der Herold, Sondern enteilt' an der Mauer der erzumschirmten Achaier, Stand den mutigen Aias genaht, und redete also: Aias beid', Heerführer der erzumschirmten Achaier, |
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Euch ermahnt des Peteos' Sohn, der edle Menestheus, Dort der Kriegsgewalt ein weniges nur zu begegnen; Lieber ihr beide zugleich: denn weit das beste von allem Wär' es, dieweil dort bald ein grässliches Morden bevorsteht! Denn hart drängen die Fürsten der Lykier, welche von jeher |
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Ungestüm anrennen in schreckenvoller Entscheidung! Aber wofern auch hier die Kriegsarbeit euch beschäftigt; Komme doch Aias allein, des Telamons tapferer Sprössling, Und ihm gesellt sei Teukros der Held, wohlkundig des Bogens! Sprach's; und willig gehorchte der Telamonier Aias. |
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Schnell zu Oïleus Sohn die geflügelten Worte
begann er: Aias, ihr beid' allhier, du selbst und der Held Lykomedes, Stehet fest, und ermahnt die Danaer, tapfer zu streiten, Aber ich selber gehe, der Arbeit dort zu begegnen; Schnell dann eil' ich zurück, nachdem ich jene verteidigt. |
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Also sprach und enteilte der Telamonier Aias; Und ihm gesellt ging Teukros, sein leiblicher Bruder vom Vater; Auch Pandion zugleich trug Teukros' krummes Geschoss nach. Als sie dem Turm jetzt nahten des hochgesinnten Menestheus, Drinnen die Mauer entlang, zu Bedrängeten nahten sie wahrlich. |
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Dort an die Brustwehr klommen, dem düsteren
Sturme vergleichbar, Jene, des Lykiervolks erhabene Fürsten und Pfleger; Tobend begann nun nahes Gefecht, und es hallte der Schlachtruf. Aias der Heldensohn des Telamon streckte zuerst nun Einen Freund des Sarpedon, den hochbeherzten Epikles, |
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Mit scharfzackigem Marmor gefällt, der drinnen
der Mauer Groß an der Brustwehr lag, der oberste. Schwerlich vielleicht wohl Trüg' ihn mit beiden Händen ein Mann, auch in blühender Jugend, Wie nun Sterbliche sind; doch er schleuderte, hoch ihn erhebend, Brach ihm des Helms viergipfliges Erz, und zerknirschte zugleich ihm |
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Alle Gebeine des Haupts; und schnell, wie ein
Taucher von Ansehn, Schoss er vom ragenden Turm, und der Geist verließ die Gebeine. Teukros traf den Glaukos, Hippolochos' edlen Erzeugten, Mit dem Geschoss, da stürmend der Mauer Höh' er hinanstieg, Wo er ihn sah entblößen den Arm, und hemmte die Streitlust. |
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Schnell von der Mauer entsprang er geheim, dass
nicht ein Achaier, Wenn er die Wund' erblickte, mit stolzer Red' ihn verhöhnte. Schmerz durchdrang dem Sarpedon die Brust, als Glaukos hinwegging, Gleich nachdem er es merkte; doch nicht vergaß er des Kampfes; Sondern er traf Alkmaon, des Thestors Sohn, mit der Lanze |
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Stoß, und entriss ihm den Schaft; da taumelt'
er, folgend der Lanze, Vorwärts, und ihn umklirrte das Erz der prangenden Rüstung. Doch Sarpedon mit großer Gewalt anfassend die Brustwehr Zog, und umher nachfolgend entstürzte sie; aber von oben Ward die Mauer entblößt, und öffnete vielen den Zugang. |
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Aias sofort und Teukros begegneten: der mit dem Pfeile Traf ihm das Riemengehenk, das hell um den Busen ihm strahlte, Am ringsdeckenden Schild'; allein Zeus wehrte dem Schicksal Seines Sohns, dass nicht bei den äußersten Schiffen er hinsank. Aias stach nun den Schild anlaufend ihm; aber hindurch drang |
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Schmetternd die eherne Lanz', und erschütterte
jenen im Angriff. Weg von der Brustwehr zuckt' er ein weniges; doch nicht gänzlich Wich er, dieweil sein Herz noch erwartete Ruhm zu gewinnen. Laut ermahnt' er gewandt der Lykier göttliche Heerschar: Lykier, o wie vergesset ihr doch des stürmenden Mutes? |
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Schwer ja ist's mir allein, und wär' ich
der tapferste Streiter, Durchzubrechen die Mauer, und Bahn zu den Schiffen zu öffnen! Auf denn, zugleich mir gefolgt! denn mehrerer Arbeit ist besser! Jener sprach's; und geschreckt von des Königes scheltendem Zuruf, Rannten sie heftiger an, gedrängt um den wartenden König. |
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Argos' Söhn' auch drüben verstärkten
die Macht der Geschwader, Innerhalb der Mauer; und fürchterlich drohte die Arbeit. Denn es vermochten weder der Lykier tapfere Streiter, Durchzubrechen die Mauer, und Bahn zu den Schiffen zu öffnen; Noch vermochten die Helden der Danaer, Lykiens Söhne |
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Weg von der Mauer zu drängen, nachdem sie
sich einmal genahet. Sondern wie zwei Landmänner die Grenz' einander bestreiten; Jeder ein Maß in der Hand, auf gemeinsamer Scheide des Feldes, Stehn sie auf wenigem Raum, und zanken sich wegen der Gleichung: Also trennt' auch jene die Brustwehr; über ihr kämpfend |
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Haueten wild sie einander umher an den Busen
die Stierhaut Schöngeründeter Schild' und leichtgeschwungener Tartschen. Viel auch wurden am Leib vom grausamen Erze verwundet: Einige, wann sich wendend im Streit sie den Rücken entblößten Durch das Gewühl, und manche sogar durch die Schilde von Stierhaut. |
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Überall von Türmen und Brustwehr rieselte
rotes Blut, an jeglicher Seite, der Troer und der Achaier. Doch nicht schafften sie Flucht der Danaer; sondern sie standen Gleich: wie die Waage steht, wenn ein Weib, lohnspinnend und redlich, Abwägt Woll' und Gewicht, und die Schalen beid' in gerader |
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Schwebung hält, für die Kinder den
ärmlichen Lohn zu gewinnen: Also stand gleichschwebend die Schlacht der kämpfenden Völker; Bis nunmehr Zeus höheren Ruhm dem Hektor gewährte, Priamos' Sohn, der zuerst hinstürmt' in der Danaer Mauer. Laut erscholl sein durchdringender Ruf in die Scharen der Troer: |
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Auf, ihr reisigen Troer, hinan! durchbreche der
Argeier Mauer, und werft in die Schiffe die schreckliche Flamme des Feuers! Also ermahnte der Held; und aller Ohren vernahmens. Gradan drang zu der Mauer die Heerschar; jene begierig Klommen empor die Zinnen, geschärfte Speer' in den Händen. |
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Hektor nun trug aufraffend den Feldstein, welcher
am Tore Dastand, draußen gestellt, von unten dick, und von oben Zugespitzt; ihn hätten nicht zwei der tapfersten Männer Leicht zum Wagen hinauf vom Boden gewälzt mit Hebeln, Wie nun Sterbliche sind; doch er schwang ihn allein und behende; |
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Denn ihm erleichterte solchen der Sohn des verborgenen Kronos. Wie wenn ein Schäfer behend' hinträgt die Wolle des Widders, Fassend in einer Hand, und wenig die Last ihn beschweret: Also erhob auch Hektor und trug den Stein zu den Bohlen, Welche das Tor verschlossen mit dicht einfugender Pforte, |
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Zweigeflügelt und hoch; und zwei sich begegnende
Riegel Hielten sie innerhalb, mit einem Bolzen befestigt. Nah jetzt trat er hinan, und warf gestemmt auf die Mitte, Weit gespreizt, dass nicht ein schwächerer Wurf ihm entflöge. Schmetternd zerbrach er die Angeln umher, und es stürzte der Marmor |
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Schwer hinein; dumpf krachte das Tor; auch die
mächtigen Riegel Hielten ihm nicht, und die Bohlen zerspalteten hiehin und dorthin, Unter des Steines Gewalt; und es sprang der erhabene Hektor Furchtbar hinein, wie das Grauen der Nacht: er strahlt' in des Erzes Schrecklichem Glanz, der ihn hüllt', und zwei hellblinkende Lanzen |
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Schüttelt' er. Schwerlich hätt' ein
Begegnender jetzt ihn gehemmet, Außer ein Gott, da er sprang in das Tor, wutfunkelndes Blickes. Laut ermahnt' er die Troer umhergewandt im Getümmel, Über die Mauer zu steigen; und schnell ihm gehorchten die Völker: Andere drangen zur Mauer und kletterten, andere strömten |
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Durch die gezimmerte Pforte hinein. Doch es flohn
die Achaier Zu den geräumigen Schiffen; es tobt' unermesslicher Aufruhr. |
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Übersetzung nach J.H.Voß bearbeitet von E.Gottwein |
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