Ilias9. Gesang - deutschBittgesandtschaft zu Achilleus |
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Agamemnon beruft die Fürsten, und rät zur Flucht. Diomedes und Nestor widerstehen. Wache am Graben. Die Fürsten von Agamemnon bewirtet ratschlagen. Auf Nestors Rat sendet Agamemnon, den Achilleus zu versöhnen, den Phoinix, Aias Telamons Sohn, und Odysseus, mit zwei Herolden. Achilleus empfängt sie gastfrei, aber verwirft die Anträge, und behält den Phoinix zurück. Die anderen bringen die Antwort in Agamemnons Zelt. Diomedes ermahnt zur Beharrlichkeit, und man geht zur Ruhe. | |
So dort wachten die Troer vor Ilios. Doch die
Achaier Ängstete greuliche Flucht, des starrenden Schreckens Genossin; Und unduldsamer Schmerz durchdrang die Tapfersten alle. Wie zwei Winde des Meers fischwimmelnde Fluten erregen, |
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Nord und sausender West, die beid' aus Thrakia
herwehn, Kommend in schleuniger Wut; und sogleich nun dunkles Gewoge Hoch sich erhebt, und häufig ans Land sie schütten das Meergras: Also zerriss Unruhe das Herz der edlen Achaier. Atreus' Sohn, von unendlichem Gram in der Seele verwundet, |
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Wandelt' umher, Herolden von tönender Stimme
gebietend, Jeglichen Mann mit Namen zur Ratsversammlung zu rufen, Doch nicht laut; auch selbst arbeitet' er unter den ersten. Jetzo saßen im Rat die Bekümmerten; und Agamemnon Stand voll Tränen empor, der schwärzlichen Quelle vergleichbar, |
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Die aus jähem Geklipp hergießt ihr
dunkles Gewässer. Also schwer aufseufzend vor Argos' Söhnen begann er: Freunde, des Volks von Argos erhabene Fürsten und Pfleger, Hart hat Zeus der Kronid' in schwere Schuld mich verstricket! Grausamer, welcher mir einst mit gnädigem Winke gelobet, |
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Heimzugehn ein Vertilger der festummauerten Troia. Doch nun sann er verderblichen Trug, und heißet mich ruhmlos Wieder gen Argos kehren, nachdem viel Volks mir dahinstarb. Also gefällt's nun wohl dem hocherhabnen Kronion, Der schon vielen Städten das Haupt zu Boden geschmettert, |
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Und noch schmettern es wird; denn sein ist siegende
Allmacht. Aber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet mir alle: Lasst uns fliehn in den Schiffen zum lieben Lande der Väter; Nie erobern wir doch die weitdurchwanderte Troia! Jener sprach's; doch alle verstummten umher, und schwiegen. |
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Lange saßen verstummt die bekümmerten
Männer Achaias. Endlich begann vor ihnen der Rufer im Streit Diomedes: Atreus' Sohn, gleich muss ich dein törichtes Wort dir bestreiten, Wie es gebührt, o König, im Rat; du zürne mir des nicht. Zwar mir schmähtest du jüngst die Tapferkeit vor den Achaiern, |
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Mutlos sei ich und ganz unkriegerisch; aber das
alles Wissen nun Argos' Söhne, die Jünglinge so wie die Greise. Dir gab eins nur von beiden der Sohn des verborgenen Kronos: Nur mit dem Zepter der Macht geehrt zu werden vor allen; Doch nicht Tapferkeit gab er, die edelste Stärke der Menschen! |
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Wunderbarer, du glaubtest im Ernst, die Männer
Achaias Wären so gar unkriegrisch und mutlos, wie du geredet? Doch wenn dir selber das Herz so eifrig drängt nach der Heimkehr, Wandere! Frei ist der Weg, und nahe die Schiff' an dem Meerstrand Aufgestellt, die in Menge dir hergefolgt von Mykene. |
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Aber die anderen bleiben, die hauptumlockten
Achaier, Bis wir zerstört die Feste des Priamos! Wollen auch jene, Lass sie entfliehn in den Schiffen zum lieben Lande der Väter! Ich dann und Sthenelos kämpfen, und ruhn nicht, bis wir das Schicksal Ilios endlich erreicht; denn ein Gott geleitet' uns hierher! |
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Jener sprach's; da jauchzten ihm rings die Männer Achaias, Hoch das Wort anstaunend von Tydeus' Sohn Diomedes. Jetzo erstand vor ihnen und sprach der reisige Nestor: Tydeus' Sohn, wohl bist du der tapferste Krieger im Schlachtfeld, Auch im Rat erscheinst du von deinem Alter der beste. |
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Keiner mag dir tadeln das Wort, von allen Achaiern, Noch entgegen dir reden; nur ward nicht vollendet das Wort dir. Zwar auch bist du ein Jüngling, und könntest sogar mein Sohn sein, Selber der Jüngst' an Geburt! allein du sprichst mit Verstande Unter den Fürsten des Heers, da der Sache gemäß du geredet. |
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Aber wohlan, ich selber, der höherer Jahre
sich rühmet, Will ausreden das Wort und endigen; schwerlich auch wird mir Einer die Rede verschmähn, auch nicht Agamemnon der Herrscher. Ohne Geschlecht und Gesetz, ohn' eigenen Herd ist jener, Wer des heimischen Kriegs sich erfreut, des entsetzlichen Scheusals! |
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Aber wohlan, jetzt wollen der finsteren Nacht
wir gehorchen, Und das Mahl uns bereiten. Allein die Hüter der Scharen Gehn hinaus, und lagern am Graben sich, außer der Mauer. Solches nun befehl' ich den Jünglingen. Aber du führ' uns, Atreus' Sohn, ins Gezelt; denn du bist Obergebieter. |
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Gib den Geehrten ein Mahl; dir gleich ist solches,
nicht ungleich. Voll sind dir die Gezelte des Weins, den der Danaer Schiffe Täglich aus Thrakia her auf weitem Meere dir bringen; Dir ist aller Bewirtung genug, der du vieles beherrschest. Sind dann viele gesellt, so gehorch' ihm, welcher den besten |
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Rat zu raten vermag: denn Not ist allen Achaiern Kluger und heilsamer Rat, da die Feind' uns nahe den Schiffen Brennen der Feuer so viel! Wer mag wohl dessen erfreut sein? Diese Nacht wird vertilgen das Kriegsheer, oder erretten! Jener sprach's; da hörten sie aufmerksam, und gehorchten. |
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Schnell zur Hut enteilten gewappnete Männer
dem Lager: Dort um Nestors Sohn, den Hirten des Volks Thrasymedes; Dort um Askalaphos her und Ialmenos, Söhne des Ares; Auch um Meriones dort, um Deïpyros auch, und den edlen Aphareus, auch um Kreions erhabenen Sohn Lykomedes. |
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Sieben geboten der Hut; und hundert Jünglinge
jedem Folgten gereiht, in den Händen die ragenden Speere bewegend. Zwischen dem Graben umher und der Mauer setzten sich jene; Dort entflammten sie Feuer, und rüsteten jeder die Nachtkost. Atreus' Sohn nun führte die edleren Fürsten Achaias |
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All' ins Gezelt, und empfing sie mit herzerfreuendem
Schmause. Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle. Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war; Jetzo begann der Greis den Entwurf zu ordnen in Weisheit, Nestor, der schon eher mit trefflichem Rate genützet; |
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Dieser begann wohlmeinend, und redete vor der
Versammlung: Atreus' Sohn, Ruhmvoller, du Völkerfürst Agamemnon, Dir soll beginnen das Wort, dir endigen; weil du so vielen Völkern mächtig befiehlst, und dir Zeus selber verliehn hat Zepter zugleich und Gesetz, dass aller Wohl du beratest. |
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Drum ziemt dir's vor allen, zu reden ein Wort, und zu hören, Auch zu vollziehn dem andern, wem sonst sein Herz es gebietet, Dass er rede zum Heil; denn du entscheidest, was sein soll. Aber ich selbst will sagen, wie mir's am heilsamsten dünket. Denn kein anderer mag wohl besseren Rat noch ersinnen, |
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Als mein Herz ihn bewahrt, nicht vormals, oder
anjetzt auch, Seit dem Tag, da du, Liebling des Zeus, die schöne Briseïs Aus dem Gezelt entführtest dem zürnenden Peleionen: Nicht nach unserem Sinne fürwahr; denn ich habe mit großem Ernste dich abgemahnt. Doch du, hochherziges Geistes, |
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Hast den tapfersten Mann, den selbst die Unsterblichen
ehrten, Schmählich entehrt; denn du nahmst sein Geschenk ihm. Aber auch jetzo Sinnt umher, wie wir etwa sein Herz versöhnend bewegen Durch gefällige Gaben, und sanft einnehmende Worte. Ihm antwortete drauf der Herrscher des Volks Agamemnon: |
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Greis, nicht unwahr hast du mir meine Fehle gerüget. Ja ich fehlt', und leug'n es auch nicht! Traun, vielen der Völker Gleicht an Stärke der Mann, den Zeus im Herzen sich auskor: Wie nun jenen er ehrt', und niederschlag die Achaier. Aber nachdem ich gefehlt, dem schädlichen Sinne gehorchend; |
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Will ich gern es vergelten, und biet' unendliche
Sühnung. Allen umher nun will ich die herrlichen Gaben benennen: Zehn Talente des Goldes, dazu dreifüßiger Kessel Sieben vom Feuer noch rein, und zwanzig schimmernde Becken; Auch zwölf mächtige Rosse, gekrönt mit Preisen des Wettlaufs. |
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Wohl nicht dürftig wäre der Mann, dem
so vieles geworden, Und nicht arm an Schätzen des hochgepriesenen Goldes: Als mir Siegskleinode gebracht die stampfenden Rosse! Sieben Weiber auch geb' ich, untadlige, kundig der Arbeit, Lesbische, die, da er Lesbos, die blühende, selber erobert, |
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Ich mir erkor, die an Reiz der Sterblichen Töchter
besiegten. Diese nun geb' ich ihm; es begleite sie, die ich entführet, Brises Tochter zugleich; und mit heiligem Eide beschwör' ich's, Dass ich nie ihr Lager verunehrt, noch ihr genahet, Wie in der Menschen Geschlecht der Mann dem Weibe sich nahet. |
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Dieses empfang' er alles sogleich. Wenn aber
hinfort uns Priamos' mächtige Stadt die Götter verleihn zu erobern; Reichlich soll er sein Schiff mit Gold und Erz belasten, Selbst einsteigend, wann einst wir Danaer teilen den Siegsraub. Auch der troischen Weiber erwähle sich zwanzig er selber, |
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Die nach Helena dort, der Argeierin, prangen
an Schönheit. Wann zum achaiischen Argos, dem Segenslande, wir heimziehn; Soll er mein Eidam sein, und ich ehr' ihn gleich dem Orestes, Der mein einziger Sohn aufblüht in freudiger Fülle. Drei sind mir der Töchter in wohlverschlossener Wohnung: |
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Deren wähl' er sich eine, Chrysothemis,
Iphianassa, Oder Laodike auch, und führ' umsonst die Erkorne Heim in des Peleus Haus; ich geb' ihm selber noch Brautschatz, Reichlichen, mehr als je ein Mann der Tochter gegeben. Sieben geb' ich ihm dort der wohlbevölkerten Städte: |
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Enope, und Kardamyle auch, und die grasige Hire, Phera, die heilige Burg, und die grünenden Aun um Antheia, Auch Aipeia die schön', und Pedasos, fröhlich des Weinbaus. Alle sind nah' am Meere, begrenzt von der sandigen Pylos; Und es bewohnen sie Männer, an Schafen reich, und an Rindern: |
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Welche hoch mit Geschenk, wie einen Gott, ihn
verehrten, Und dem Zepter gehorchend ihm steuerten reichliche Schatzung. Dieses vollend' ich jenem, sobald er sich wendet vom Zorne. Zähm' er sich! Aïdes ist unbiegsam, und unversöhnlich; Aber den Sterblichen auch der Verhassteste unter den Göttern. |
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Mir nachstehn doch sollt' er, so weit ich höher
an Macht bin, Und so weit ich älter an Lebensjahren mich rühme. Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor: Atreus' Sohn, Ruhmvoller, du Völkerfürst Agamemnon, Nicht verächtliche Gaben gewährst du dem Herrscher Achilleus. |
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Auf denn, erlesene Männer entsenden wir,
eilendes Schrittes Hinzugehn ins Gezelt des Peleiaden Achilleus. Oder wohlan, ich selber erwähle sie; und sie gehorchen. Phoinix gehe zuerst, der Liebling des Zeus, als Führer; Dann auch Aias der Große zugleich, und der edle Odysseus. |
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Aber Hodios folg' und Eurybates ihnen als Herold. Sprengt nun mit Wasser die Händ', und ermahnt zur Stille der Andacht; Dass wir Zeus den Kroniden zuvor anflehn um Erbarmung. Jener sprach's; und allen gefiel die Rede des Königs. Eilend sprengten mit Wasser die Herold' ihnen die Hände; |
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Jünglinge füllten sodann die Krüge
zum Rand mit Getränke, Wandten von neuem sich rechts, und verteileten allen die Becher. Als sie des Tranks nun gesprengt, und nach Herzenswunsche getrunken; Eilten sie aus dem Gezelte von Atreus' Sohn Agamemnon. Viel ermahnte sie noch der gerenische reisige Nestor, |
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Jeglichem Mann zuwinkend, allein vor allen Odysseus, Eiferig doch zu bereden den herrlichen Peleionen. Beide nun gingen am Ufer des weitaufrauschenden Meeres, Beteten viel und gelobten dem Erdumgürter Poseidon, Dass sie doch leicht gewönnen den hohen Sinn des Achilleus. |
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Als sie die Zelt' und Schiffe der Myrmidonen
erreichten; Fanden sie ihn, erfreuend sein Herz mit der klingenden Leier, Schön und künstlich gewölbt, woran ein silberner Steg war; Die aus der Beut' er gewählt, da Eëtions Stadt er vertilget: Hiermit erfreut' er sein Herz, und sang Siegstaten der Männer. |
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Gegen ihn saß Patroklos allein, und harrete
schweigend Dort auf Aiakos' Enkel, bis seinen Gesang er vollendet. Beid' jetzt gingen daher, und voran der edle Odysseus, Nahten und standen vor ihm; bestürzt nun erhob sich Achilleus, Samt der Leier zugleich, verlassend den Sitz, wo er ruhte. |
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Auch Patroklos erhob sich, sobald er sahe die
Männer. Beid' an der Hand anfassend begann der Renner Achilleus: Freude mit euch! willkommen ihr Teuersten! Zwar ist gewiss Not! Doch auch dem Zürnenden kommt ihr geliebt vor allen Achaiern. Also sprach, und führte hinein, der edle Achilleus, |
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Setzte sie dann auf Sessel und Teppiche, schimmernd von Purpur. Eilend sprach er darauf zu Patroklos, der ihm genaht war: Einen größeren Krug, Menoitios' Sohn, uns gestellet; Misch' auch stärkeren Wein, und jeglichem reiche den Becher; Denn die wertesten Männer sind unter mein Dach nun gekommen. |
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Jener sprach's; da gehorchte dem lieben Freunde
Patroklos. Selbst nun stellt' er die mächtige Bank im Glanze des Feuers, Legte darauf den Rücken der feisten Zieg' und des Schafes, Legt' auch des Mastschweins Schulter darauf voll blühendes Fettes. Aber Automedon hielt, und es schnitt der edle Achilleus; |
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Wohl zerstückt' er das Fleisch, und steckt
es alles an Spieße. Mächtige Glut entflammte Menoitios' göttlicher Sohn jetzt. Als nun die Loh' ausbrannt', und des Feuers Blume verwelkt war; Breitet' er hin die Kohlen, und richtete drüber die Spieße, Sprengte mit heiligem Salz, und dreht' auf stützenden Gabeln. |
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Als er nunmehr es gebraten, und hin auf Borde
geschüttet; Teilte Patrokles das Brot in schöngeflochtenen Körben Rings um den Tisch; und das Fleisch verteilete selber Achilleus; Setzte sich dann entgegen dem göttergleichen Odysseus, Dort an der anderen Wand, und gebot, dass Patroklos den Göttern |
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Opferte; dieser gehorcht', und warf die Erstling'
ins Feuer. Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle. Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war; Jetzt winkt Aias dem Phoinix. Das sah der edle Odysseus, Füllte mit Wein den Becher, und trank dem Peleiden mit Handschlag: |
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Heil dir, Peleid'! es mangelt uns nicht des gemeinsamen
Mahles, Weder dort im Gezelt um Atreus' Sohn Agamemnon, Noch auch jetzo allhier; denn genug des Erfreuenden stehet Hier zum Schmaus; doch nicht nach lieblichem Mahle verlangt uns; Sondern das große Weh, du Göttlicher, ringsum schauend, |
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Zagen wir! Jetzo gilt's, ob errettet sind, oder
verloren, Uns die gebogenen Schiffe, wo du nicht mit Stärke dich gürtest! Nahe den Schiffen bereits und der Mauer drohn sie gelagert, Troias mutige Söhn', und die fernberufenen Helfer, Ringsum Feuer entflammend durchs Heer; und es hemme sie, trotzt man, |
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Nichts annoch, sich hinein in die dunkelen Schiffe
zu stürzen. Ihnen gewährt auch Zeus rechtshin erscheinende Zeichen Seines Strahls; doch Hektor, die funkelnden Augen voll Mordlust, Wütet daher, und vertrauend dem Donnerer, achtet er nichts mehr, Weder Menschen noch Gott; so treibt ihn der Taumel des Wahnsinns. |
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Sehnlich wünscht er, dass bald der heilige
Morgen erscheine; Denn er verheißt von den Schiffen zu haun die prangenden Schnäbel, Sie dann selbst zu verbrennen in stürmender Flamm', und zu morden Argos' Söhn' um die Schiffe, betäubt im Dampfe des Brandes. Doch nun sorg' ich im Herzen, und fürchte mich, dass ihm die Drohung |
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Ganz vollenden die Götter, und uns das Schicksal
verhängt sei, Hinzusterben in Troia, entfernt von der fruchtbaren Argos. Aber wohlauf! wenn das Herz dir befiehlt, die Männer Achaias Jetzt, auch spät, zu befrein aus der drängenden Troer Getümmel. Siehe dich selbst hinfort bekümmert es; aber umsonst ja |
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Sucht man geschehenem Übel noch Besserung; lieber zuvor nun Sinn' umher, wie du wendest den schrecklichen Tag der Achaier. Ach mein Freund, wie sehr ermahnte dich Peleus der Vater Jenes Tags, da aus Phthia zu Atreus' Sohn er dich sandte: Lieber Sohn, Siegsstärke wird dir Athenaia und Here |
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Geben, wenn's ihnen gefällt; nur bändige
du dein erhabnes Stolzes Herz in der Brust; denn freundlicher Sinn ist besser. Meide den bösen Zank, den verderblichen, dass dich noch höher Ehre das Volk der Argeier, die Jünglinge so wie die Greise. Also ermahnte der Greis; du vergaßest es. Aber auch jetzt noch |
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Ruh', und entsage dem Zorne, dem kränkenden!
Sieh Agamemnon Beut dir würdige Gaben, sobald du dich wendest vom Zorne. Willst du, so höre mich an, damit ich dir alles erzähle, Was dir dort im Gezelt zur Gabe verhieß Agamemnon: Zehn Talente des Goldes, dazu dreifüßiger Kessel |
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Sieben vom Feuer noch rein, und zwanzig schimmernde
Becken; Auch zwölf mächtige Rosse, gekrönt mit Preisen des Wettlaufs. Wohl nicht dürftig wäre der Mann, dem so vieles geworden, Und nicht arm an Schätzen des hochgepriesenen Goldes; Als Agamemnons Rosse der Siegskleinode gewannen. |
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Sieben Weiber auch gibt er, untadlige, kundig
der Arbeit, Lesbische, die, da du Lesbos, die blühende, selber erobert, Er sich erkor, die an Reiz der Sterblichen Töchter besiegten. Diese nun gibt er dir; es begleite sie, die er entführet, Brises Tochter zugleich; und mit heiligem Eide beschwört er's, |
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Dass er nie ihr Lager verunehrt, noch ihr genahet, Wie in der Menschen Geschlecht der Mann dem Weibe sich nahet. Dieses empfängst du alles sogleich. Wenn aber hinfort uns Priamos' mächtige Stadt die Götter verleihn zu erobern; Reichlich sollst du dein Schiff mit Gold und Erz belasten, |
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Selbst einsteigend, wenn einst wir Danaer teilen
den Siegsraub. Auch der troischen Weiber erwähle du zwanzig dir selber, Die nach Helena dort, der Argeierin, prangen an Schönheit. Wann zum achaiischen Argos, dem Segenslande, wir heimziehn; Sollst du sein Eidam sein, und er ehrt dich gleich dem Orestes, |
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Der sein einziger Sohn aufblüht in freudiger
Fülle. Drei sind ihm der Töchter in wohlverschlossener Wohnung: Deren wähle dir eine, Chrysothemis, Iphianassa, Oder Laodike auch, und führ' umsonst die Erkorne Heim in des Peleus Haus; er gibt dir selber noch Brautschatz, |
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Reichlichen, mehr als je ein Mann der Tochter
gegeben. Sieben gibt er dir dort der wohlbevölkerten Städte: Enope, und Kardamyle auch, und die grasige Hire, Pherai, die heilige Burg, und die grünenden Aun um Antheia, Auch Aipeia die schön', und Pedasos, fröhlich des Weinbaus. |
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Alle sind nah' am Meere, begrenzt von der sandigen
Pylos; Und es bewohnen sie Männer, an Schafen reich, und an Rindern: Welche hoch mit Geschenk, wie einen Gott, dich verehrten, Und dein Zepter gehorchend dir steuerten reichliche Schatzung. Dieses vollendet er dir, sobald du dich wendest vom Zorne. |
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Aber wenn Atreus' Sohn zu sehr dir im Herzen verhasst ist, Er und seine Geschenk'; o so schau der andern Achaier Drängende Not mit Erbarmen im Heer, das wie einen der Götter Ehren dich wird; denn wahrlich erhabenen Ruhm dir gewännst du: Hektor entraftest du nun! denn nahe dir wagt' er zu kommen, |
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Voll unsinniger Wut; da er wähnt, nicht
einer auch gleiche Ihm in der Danaer Volk, so viel hertrugen die Schiffe. Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: Edler Laertiad', erfindungsreicher Odysseus, Sieh ich muss die Rede nur grad' und frank dir verweigern, |
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So wie im Herzen ich denk'; und wie's unfehlbar
geschehn wird; Dass ihr mir nicht vorjammert, von hier und dort mich belagernd. Denn mir verhasst ist jener, so sehr wie des Aïdes Pforten, Wer ein andres im Herzen verbirgt, und ein anderes redet. Aber ich selbst will sagen, wie mir's am heilsamsten dünket. |
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Weder des Atreus' Sohn Agamemnon soll mich bereden, Noch die andern Achaier; dieweil ja nimmer ein Dank war, Stets unverdrossenen Kampf mit feindlichen Männern zu kämpfen! Gleich ist des Bleibenden Los, und sein, der mit Eifer gestritten; Gleicher Ehre genießt der Feig' und der tapfere Krieger; |
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Gleich auch stirbt der Träge dahin, und
wer vieles getan hat. Nichts ja frommt es mir selbst, da ich Sorg' und Kummer erduldet, Stets die Seele dem Tod' entgegentragend im Streite. So wie den nackenden Vöglein im Nest herbringet die Mutter Einen gefundenen Bissen, wenn ihr auch selber nicht wohl ist: |
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Also hab' ich genug unruhiger Nächte durchwachet, Auch der blutigen Tage genug durchstrebt in der Feldschlacht, Tapfere Männer bestreitend, um jenen ein Weib zu erobern! Zwölf schon hab' ich mit Schiffen bevölkerte Städte verwüstet, Und elf andre zu Fuß umher in der scholligen Troia; |
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Dort aus allen erkor ich der Kleinode viel und
geehrte Mir voraus, und brachte sie all' Agamemnon zur Gabe, Atreus' Sohn; er ruhend indes bei den rüstigen Schiffen, Nahm die Schätz', und verteilt' ein weniges, vieles behielt er. Dennoch gab er den Helden und Königen Ehrengeschenke, |
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Die noch jeder verwahrt; nur mir von allen Achaiern Nahm er's, und hat das reizende Weib, womit er der Wollust Pflegen mag! Was bewog denn zum Kriegszug gegen die Troer Argos' Volk? Was fährt' er hierher die versammelten Streiter, Atreus' Sohn? War's nicht der lockigen Helena wegen? |
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Lieben allein denn jene die Fraun von den redenden
Menschen, Atreus' Söhn'? Ein jeglicher Mann, der edel und weis' ist, Liebt und pflegt die Seine mit Zärtlichkeit: so wie ich jene Auch von Herzen geliebt, wiewohl mein Speer sie erbeutet. Nun er mir aus den Händen den Siegslohn raubte mit Arglist, |
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Nie versuch' er hinfort mich Kundigen! Nimmer
ihm trau' ich! Sondern mit dir, Odysseus, und anderen Völkergebietern Sinn' er nach, von den Schiffen die feindliche Glut zu entfernen. Wahrlich schon sehr vieles vollendet' er ohne mein Zutun: Schon die Mauer erbaut' er, und leitete draußen den Graben, |
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Breit umher und groß; und drinnen auch pflanzet' er Pfähle! Dennoch kann er ja nicht die Gewalt des mordenden Hektors Bändigen! Aber da ich im Danaervolke noch mitzog; Niemals wagt' es Hektor, entfernt von der Mauer zu kämpfen; Sondern nur zum skaiischen Tor und der Buche gelangt' er, |
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Wo er einst mich bestand, und kaum mir entfloh
vor dem Angriff. Nun mir nicht es gefällt, mit dem göttlichen Hektor zu kämpfen; Bring' ich morgen ein Opfer für Zeus und die anderen Götter, Wohl dann belad' ich die Schiff', und nachdem ich ins Meer sie gezogen, Wirst du schaun, so du willst, und solcherlei Dinge dich kümmern, |
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Schwimmen im Morgenrot auf dem flutenden Hellespontos Meine Schiff', und darin die emsig rudernden Männer; Und wenn glückliche Fahrt der Gestaderschüttrer gewähret, Möcht' ich am dritten Tag' in die schollige Phthia gelangen. Vieles hab' ich daheim, das ich hierher wandernd zurückließ; |
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Anderes auch von hier, des rötlichen Erzes
und Goldes, Schöngegürtete Weiber zugleich, und grauliches Eisen, Bring' ich, durchs Los mir beschert; doch den Siegslohn, der ihn gegeben, Nahm ihn mir selbst hochmütig, der Völkerfürst Agamemnon, Atreus' Sohn! Das alles verkünd' ihm, so wie ich sage, |
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Öffentlich: dass auch die andern im Volk
der Achaier ergrimmen, Wenn er vielleicht noch einen der Danaer hofft zu betrügen, Jener in Unverschämtheit gehüllete! Schwerlich indes mir Wagt er hinfort, auch frech wie ein Hund, ins Antlitz zu schauen; Nimmer ihm werd' ich zu Rat mich vereinigen, nimmer zu Taten! |
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Einmal betrog er mich nun, und frevelte; nimmer
hinfort wohl Täuscht sein tückisches Wort; er begnüge sich! sondern geruhig Wandr' er dahin: denn ihm raubte der waltende Zeus die Besinnung. Greul sind mir seine Geschenk', und ich acht' ihn selber nicht so viel! Nein, und böt' er mir zehnmal und zwanzigmal größere Güter, |
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Als was jetzo er hat, und was er vielleicht noch
erwartet; Böt' er sogar die Güter Orchomenos, oder was Thebe Hegt, Aigyptos Stadt, wo reich sind die Häuser an Schätzen: Hundert hat sie der Tor', und es ziehn zweihundert aus jedem Rüstige Männer zum Streit mit Rossen daher und Geschirren: |
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Böt' er mir auch so viel, wie des Sandes
am Meer und des Staubes; Dennoch nimmer hinfort bewegte mein Herz Agamemnon, Eh' er mir ausgebüßt die seelenkränkende Schmähung! Keine Tochter begehr' ich von Atreus' Sohn Agamemnon; Trotzte sie auch an Reiz der goldenen Aphrodite, |
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Wäre sie klug, wie Pallas Athen', an künstlicher
Arbeit; Dennoch begehr' ich sie nicht! Er wähle sich sonst der Achaier Einen, der ihm gemäß, und der auch höher an Macht ist. Denn erhalten die Götter mich nur, und gelang' ich zur Heimat; Dann wird Peleus selbst ein edeles Weib mir vermählen. |
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Viel der Achaierinnen sind rings in Hellas und
Phthia, Töchter erhabener Fürsten, die Städt' und Länder beherrschen; Hievon, die mir gefällt, erwähl' ich zur trauten Gemahlin. Dort auch trachtet mir oft des mutigen Herzens Verlangen, Einer Ehegenossin vermählt, in gefälliger Eintracht, |
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Mich der Güter zu freun, die Peleus der Greis sich gesammelt. Nichts sind gegen das Leben die Schätze mir: nichts, was vordem auch Ilios barg, wie man sagt, die Stadt voll prangender Häuser, Einst, als blühte der Fried', eh' die Macht der Achaier daherkam; Noch, was die steinerne Schwelle des Treffenden drinnen bewahret, |
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Phoibos Apollons Schatz, in Pythos klippigen
Feldern. Beutet man doch im Kriege gemästete Rinder und Schafe, Und gewinnt Dreifüß' und braungemähnete Rosse; Aber des Menschen Geist kehrt niemals, weder erbeutet, Noch erlangt, nachdem er des Sterbenden Lippen entflohn ist. |
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Meine göttliche Mutter, die silberfüßige
Thetis, Sagt, mich führe zum Tod' ein zweifach endendes Schicksal. Wenn ich allhier verharrend die Stadt der Troer umkämpfe; Hin sei die Heimkehr dann, doch blühe mir ewiger Nachruhm. Aber wenn heim ich kehre zum lieben Lande der Väter; |
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Dann sei verwelkt mein Ruhm, doch weithin reiche
des Lebens Dauer, und nicht frühzeitig ans Ziel des Todes gelang' ich. Auch den übrigen möcht' ich ein ratsames Wort zureden, Heim in den Schiffen zu gehn: nie findet ihr doch der erhabnen Ilios Untergang; denn der waltende Zeus Kronion |
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Deckt sie mit schirmender Hand, und mutvoll trotzen
die Völker. Aber ihr nun geht, den edelen Fürsten Achaias Botschaft anzusagen: das Ehrenamt der Geehrten: Dass sie anderen Rat und besseren jetzo ersinnen, Welcher die Schiff' errette zugleich, und das Volk der Achaier |
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Bei den geräumigen Schiffen; denn nicht
ist jener gedeihlich, Welchen sie jetzt ausdachten, da ich im Zorne beharre. Phoinix indes mag bleibend bei uns zur Ruhe sich legen, Dass er mit mir heimschiffe zum lieben Lande der Väter Morgen, wenn's ihm gefällt; denn nicht aus Zwang soll er mitgehn. |
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Jener sprach's; doch alle verstummten umher,
und schwiegen, Hoch das Wort anstaunend; denn kraftvoll hatt' er geredet. Endlich begann vor ihnen der graue reisige Phoinix, Mit vordrängenden Tränen, besorgt um der Danaer Schiffe: Hast du die Heimkehr denn im Geiste dir, edler Achilleus, |
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Vorgesetzt, und entsagst du durchaus, vom vertilgenden
Feuer Unsere Schiffe zu retten, da Zorn dein Herz dir erfüllet; O wie könnt' ich von dir, mein Sohn, verlassen noch weilen, Einsam? Mich sandte mit dir der graue reisige Peleus Jenes Tags, da aus Phthia zu Atreus' Sohn er dich sandte, |
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Noch sehr jung, unkundig des allverheerenden
Krieges, Und ratschlagender Reden, wodurch sich Männer hervortun. Darum sandt' er mich her, um dich das alles zu lehren: Beides beredt in Worten zu sein, und rüstig in Taten. Also könnt' ich von dir, mein trauter Sohn, mich unmöglich |
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Trennen, und gäbe mir auch ein Himmlischer
selbst die Verheißung, Mich vorn Alter enthüllt zum blühenden Jüngling zu schaffen: So wie ich Hellas verließ, das Land der rosigen Jungfraun, Fliehend des Vaters Zank, des Ormeniden Amyntor, Der um die Lagergenossin, die schöngelockte, mir zürnte: |
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Diese liebt' er im Herzen, die ehliche Gattin entehrend, Meine Mutter. Doch stets umschlang sie mir flehend die Kniee, Jene zuvor zu beschlagen, dass gram sie würde dem Greise. Ihr gehorcht' ich, und tat's. Doch sobald es merkte der Vater, Rief er mit grässlichem Fluch der Erinnyen furchtbare Gottheit, |
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Dass nie sitzen ihm möcht' auf seinen Knieen
ein Söhnlein, Von mir selber gezeugt; und den Fluch vollbrachte der grause Unterirdische Zeus, und die schreckliche Persephoneia. Erst zwar trieb mich der Zorn mit scharfem Erz ihn zu töten; Doch der Unsterblichen einer bezähmte mich, welcher ins Herz mir |
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Legte des Volks Nachred', und die Schmähungen
unter den Menschen: Dass nicht rings die Achaier den Vatermörder mich nennten. Jetzo durchaus nicht länger ertrug's mein Herz in dem Busen, Dass vor dem zürnenden Vater ich dort umging' in der Wohnung, Häufig zwar umringten mich Jugendfreund' und Verwandte, |
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Welche mit vielem Flehn zurück im Hause
mich hielten. Viele gemästete Schaf' und viel schwerwandelndes Hornvieh Schlachteten sie, und manches mit Fett umblühete Mastschwein Sengten sie ausgestreckt in der lodernden Glut des Hephaistos; Viel auch wurde des Weines geschöpft aus den Krügen des Greises. |
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Neun der Nächte bei mir verweileten jene
beständig, Wechselnd die Hut umeinander; und nie erloschen die Feuer; Eins am Tor in der Halle des festummauerten Vorhofs, Eins auf des Hauses Flur, vor der Doppelpforte der Kammer. Aber nachdem die zehnte der finsteren Nächte gekommen; |
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Jetzt erbrach ich der Kammer mit Kunst gefügete
Pforte, Eilte hinaus, und erstieg die feste Mauer des Vorhofs Leicht, von keinem der Hüter bemerkt und der wachenden Weiber, Sprang dann hinab, und entfloh durch Hellas weite Gefilde, Bis ich zur scholligen Phthia, voll wimmelnder Auen, gekommen, |
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Hin zum Könige Peleus; der gern und freundlich
mich aufnahm, Und mich geliebt, wie ein Vater den einzigen Sohn nur liebet, Den er im Alter gezeugt, sein großes Gut zu ererben. Jener machte mich reich, und gab mir ein Volk zu verwalten, Fern an der Grenze von Phthia, der Doloper mächtige Herrschaft. |
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Dich auch macht' ich zum Manne, du göttergleicher
Achilleus, Liebend mit herzlicher Treu; auch wolltest du nimmer mit andern Weder zum Gastmahl gehn, noch daheim in den Wohnungen essen, Eh' ich selber dich nahm, auf meine Kniee dich setzend, Und die zerschnittene Speise dir reicht', und den Becher dir vorhielt. |
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Oftmals hast du das Kleid mir vorn am Busen befeuchtet, Wein aus dem Munde verschüttend in unbehilflicher Kindheit. Also hab' ich so manches durchstrebt, und so manches erduldet, Deinethalb; ich bedachte, wie eigene Kinder die Götter Mir versagt, und wählte, du göttergleicher Achilleus, |
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Dich zum Sohn, dass du einst vor traurigem Schicksal
mich schirmtest. Zähme dein großes Herz, o Achilleus! Nicht ja geziemt dir Unerbarmender Sinn; oft wenden sich selber die Götter, Die doch weit erhabner an Herrlichkeit, Ehr' und Gewalt sind. Diese vermag durch Räuchern und demutsvolle Gelübde, |
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Durch Weinguss und Gedüft, der Sterbliche umzulenken, Flehend, nachdem sich einer versündiget oder gefehlet. Denn die reuigen Bitten sind Zeus' des Allmächtigen Töchter, Welche lahm und runzlig und scheeles Blicks einhergehn, Und stets hinter der Schuld den Gang zu beschleunigen streben. |
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Aber die Schuld ist frisch und hurtig zu Fuß;
denn vor allen Weithin läuft sie voraus, und zuvor in jegliches Land auch Kommt sie, schadend den Menschen; doch jen' als heilende folgen. Wer nun mit Scheu aufnimmt die nahenden Töchter Kronions, Diesem helfen sie sehr, und hören auch seines Gebetes. |
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Doch wenn einer verschmäht, und trotziges
Sinnes sich weigert; Jetzo flehn die Bitten, zu Zeus Kronion gewendet, Dass ihm folge die Schuld, bis er durch Schaden gebüßet. Aber gewähr', Achilleus, auch du den Töchtern Kronions Ehre, die auch Andrer und Tapferer Herz gebeugt hat. |
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Denn wofern nicht Gaben er böt', und künftig
verhieße, Atreus' Sohn, und stets in feindlichem Sinne beharrte; Nimmer fürwahr begehrt' ich, dass leicht wegwerfend den Zorn du Argos Volk abwehrtest die Not, wie sehr sie's bedürften. Doch nun gibt er ja vieles sogleich, und andres verheißt er; |
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Sandt' auch, dich zu erflehen, daher die edelsten
Männer, Die er in Argos Volk auswählete, weil sie die liebsten Aller Achaier dir sind. Du verschmäh' nicht diesen die Rede, Oder den Gang. Nicht war ja zuvor unbillig dein Zürnen. Also hörten wir auch in der Vorzeit rühmen die Männer |
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Göttliches Stamms, wenn einer zu heftigem
Zorn sich ereifert; Doch versöhnten sie Gaben und mild zuredende Worte. Einer Tat gedenk' ich von alters her, nicht von neulich, Wie sie geschah; ich will sie vor euch, ihr Lieben, erzählen. Mit den Kureten stritt der Aitolier mutige Heerschar |
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Einst um Kalydons Stadt, und sie würgten
sich untereinander: Denn die Aitolier kämpften für Kalydons liebliche Feste, Weil der Kureten Volk sie mit Krieg zu verheeren entbrannt war. Artemis sandte das Weh, die goldenthronende Göttin, Zürnend, dass ihr kein Opfer der Ernt' auf fruchtbarem Acker |
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Oineus bracht'; ihm genossen die Himmlischen
all Hekatomben; Ihr nur opfert' er nicht, der Tochter Zeus' des Erhabnen, Achtlos, oder vergessend; doch groß war seine Verschuldung. Jene darauf voll Zorns, die Unsterbliche, froh des Geschosses, Reizt' ihm ein borstenumstarrt Waldschwein mit gewaltigen Hauern, |
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Das viel Böses begann, des Oineus Äcker
durchstürmend. Viel hochragende Bäume hinab warf's übereinander Samt den Wurzeln zur Erd', und samt den Blüten des Obstes. Endlich erschlug den Verderber des Oineus' Sohn Meleagros, Der aus vielen Städten die mutigsten Jäger und Hunde |
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Sammelte; denn nie hätt' er mit kleinerer
Schar es bezwungen, Jenes Gewild, das viel' auf die traurigen Scheiter geführet. Artemis aber erregt' ein großes Getös' und Getümmel Über des Ebers Haupt und borstenstarrende Hülle, Zwischen dem Volk der Kureten und hochgesinnten Aitoler. |
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Weil nunmehr Meleagros der Streitbare mit in die Feldschlacht Zog, traf stets die Kureten das Unheil; und sie vermochten Nicht mehr außer der Mauer zu stehn, so viel sie auch waren. Doch da von Zorn Meleagros erfüllt ward, welcher auch andern Oft anschwellt im Busen das Herz, den Verständigsten selber; |
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Jener nunmehr, Groll tragend der leiblichen Mutter
Althaia, Ruhte daheim bei der Gattin, der rosigen Kleopatra, Die von der raschen Marpissa erwuchs, der Tochter Euenos, Und dem gewaltigen Idas, dem tapfersten Erdebewohner Jener Zeit; denn selbst auf den herrschenden Phoibos Apollon |
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Hatt' er den Bogen gespannt, um das leichthinwandelnde
Mägdlein. Jene ward im Palaste darauf von Vater und Mutter Mit Zunamen genannt Alkyone, weil ihr die Mutter Einst das Jammergeschick der Alkyon traurig erduldend, Weinete, da sie entführt der treffende Phoibos Apollon. |
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Bei ihr ruhete jener, das Herz voll nagendes
Zornes, Hart gekränkt ob der Mutter Verwünschungen, welche die Götter Angefleht viel seufzend, um ihres Bruders Ermordung: Viel mit den Händen auch schlug sie die nahrungsprossende Erde, Rufend zu Aïdes Macht und der schrecklichen Persephoneia, |
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Hingesenkt auf die Knie', und netzte sich weinend
den Busen, Tod zu senden dem Sohn; und die wütende grause Erinnys Hört' aus dem Erebos sie, das nachtdurchwandelnde Scheusal. Schnell nun erscholl um die Tore der feindliche Sturm, und die Türme Rasselten laut von Geschoss. Da kamen Aitoliens Greise |
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Flehend zu ihm, und sandten die heiligsten Priester
der Götter, Dass er zum Kampf auszög', ein großes Geschenk ihm verheißend. Wo die fetteste Flur der lieblichen Kalydon prange, Dort geboten sie ihm ein stattliches Gut sich zu wählen, Fünfzig Morgen umher: die Hälft' an Rebengefilde, |
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Und die Hälft' unbeschattetes Land für
die Saat zu durchschneiden. Viel auch flehet' ihm selbst der graue reisige Oineus, Steigend hinan die Schwelle der hochgewölbeten Kammer, Schütternd die festeinfugende Pfort', und jammernd zum Sohne. Viel auch die Schwestern zugleich und die ehrfurchtwürdige Mutter |
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Fleheten ihm; doch mehr nur verweigert' er; viel
auch die Freunde, Welche stets vor allen geliebt ihm waren und teuer. Dennoch konnten sie nicht sein Herz im Busen bewegen; Bis schon häufig die Kammer Geschoss traf, schon auf die Türme Klomm der Kureten Volk, und die Stadt rings flammte von Feuer. |
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Jetzo bat den Helden die schöngegürtete
Gattin, Flehend mit Jammerton, und nannt' ihm alle das Elend, Das unglückliche Menschen umringt in eroberter Feste: Wie man die Männer erschlägt, und die Stadt mit Flammen verwüstet, Auch die Kinder entführt, und die tiefgegürteten Weiber. |
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Jetzt ward rege sein Herz, da so schreckliche
Taten er hörte. Eilend ging er, und hüllte das strahlende Waffengeschmeid' um. Also wandt' er nunmehr den bösen Tag der Aitoler, Folgend dem eigenen Mut; doch gaben sie nicht die Geschenk' ihm, Viel' und köstliches Wertes, umsonst nun wandt' er das Übel. |
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Nicht so denke du mir, mein Trautester; lass dir den Daimon Nicht dorthin verleiten das Herz! Weit schlechter ja wär' es, Wenn du die brennenden Schiffe verteidigtest! Nein, für Geschenke Komm; dann ehren dich rings, wie einen Gott, die Achaier. Doch wenn sonder Geschenk in die mordende Schlacht du hineingehst; |
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Nicht mehr gleich wird Ehre dir sein, wie mächtige
du obsiegst. Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: Phoinix, mein alter Vater, du Göttlicher, wenig bedarf ich Jener Ehr'; ich meine, dass Zeus' Ratschluss mich geehret! Diese dauert bei den Schiffen der Danaer, weil mir der Atem |
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Meinen Busen noch hebt, und Kraft in den Knieen
sich reget. Eines verkünd ich dir noch, und du bewahr' es im Herzen. Störe mir nicht die Seele mit jammernder Klag' und Betrübnis, Atreus' Heldensohn zu begünstigen. Wenig geziemt dir's, Dass du ihn liebst; du möchtest in Hass die Liebe mir wandeln. |
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Besser dass du mit mir den kränkst, der
mich selber gekränket! Gleich mir herrsche hinfort, und empfang die Hälfte der Ehre. Diese verkünden es schon; du lege dich auszuruhen Hier auf weichem Lager. Sobald der Morgen sich rötet, Halten wir Rat, ob wir kehren zum Unsrigen, oder noch bleiben. |
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Sprach's, und gebot dem Patroklos geheim mit
deutenden Wimpern, Phoinix ein wärmendes Bett zu beschleunigen; dass sie der Heimkehr Schnell aus seinem Gezelt sich erinnerten. Eilend begann nun Aias, der göttliche Sohn des Telamon, vor der Versammlung: Edler Laertiad', erfindungsreicher Odysseus, |
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Lass uns gehn; denn schwerlich, so scheint's,
wird jetzo der Endzweck Unseres Weges erreicht; zu verkündigen aber in Eile Ziemt's das Wort den Achaiern, wiewohl es wenig erfreuet; Denn sie sitzen gewiss, und erwarten uns. Aber Achilleus Trägt ein Herz voll Stolzes und Ungestüms in dem Busen! |
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Grausamer! nichts bewegt ihn die Freundschaft
seiner Genossen, Die wir stets bei den Schiffen ihn hochgeehrt vor den andern! Unbarmherziger Mann! Sogar für des Bruders Ermordung, Oder des toten Sohns, empfing wohl mancher die Sühnung; Dann bleibt jener zurück in der Heimat, vieles bezahlend; |
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Aber bezähmt wird diesem der Mut des erhabenen
Herzens, Wann er die Sühnung empfing. Allein dir gaben ein hartes Unversöhnliches Herz die Unsterblichen, wegen des einen Mägdleins! Bieten wir dir doch sieben erlesene Jungfraun, Auch viel andres dazu! O sei doch erbarmendes Herzens; |
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Ehr' auch den heiligen Herd: wir sind dir Gäste
des Hauses Ans der Danaer Volk, und achten es groß, vor den andern Nahe verwandt dir zu sein, und die wertesten aller Achaier. Ihm antwortete drauf der mutige Renner Achilleus: Aias, göttlicher Sohn des Telamon, Völkergebieter, |
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Alles hast du beinahe mir selbst aus der Seele
geredet. Aber es schwillt mein Herz von Galle mir, wenn ich des Mannes Denke, der mir so schnöde vor Argos' Volke getan hat, Atreus' Sohn, als wär' ich ein ungeachteter Fremdling. Ihr demnach geht hin, und verkündiget dort die Botschaft. |
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Denn nicht eher gedenk' ich des Kampfs und der Männerermordung, Ehe des waltenden Priamos' Sohn, der göttliche Hektor, Schon die Gezelt' und Schiffe der Myrmidonen erreicht hat, Argos' Volk hinmordend, und Glut in den Schiffen entflammt. Doch wird, hoff' ich, bei meinem Gezelt und dunkelen Schiffe |
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Hektor, wie eifrig er ist, sich wohl enthalten
des Kampfes. Jener sprach's; und jeglicher nahm den doppelten Becher, Sprengt', und ging zu den Schiffen gewandt; sie führet' Odysseus. Aber Patroklos befahl den Genossen umher und den Mägden, Phoinix ein wärmendes Bett zu beschleunigen, ohne Verweilen. |
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Ihm gehorchten die Mägd', und breiteten
emsig das Lager, Wollige Vlies', und die Deck', und der Leinwand zarteste Blume. Dort nun ruhte der Greis, die heilige Früh' erwartend. Aber Achilleus schlief im innern Gemach des Gezeltes; Und ihm ruhte zur Seit' ein rosenwangiges Mägdlein, |
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Das er in Lemnos gewann, des Forbas Kind, Diomede. Auch Patroklos legt' ihm entgegen sich; aber zur Seit' ihm Iphis hold und geschmückt, die der Peleion' ihm geschenket, Als er Skyros bezwang, die erhabene Stadt des Enyeus. Jene, nachdem sie erreicht die Kriegsgezelt' Agamemnons, |
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Grüßte mit goldenen Bechern die Schar
der edlen Achaier, Andere anderswoher entgegeneilend und fragend. Aber zuerst erforschte der Völkerfürst Agamemnon: Sprich, preisvoller Odysseus, erhabener Ruhm der Achaier, Will er vielleicht abwehren die feindliche Glut von den Schiffen? |
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Oder versagt er, und nähret den Zorn des
erhabenen Herzens? Ihm antwortete drauf der herrliche Dulder Odysseus: Atreus' Sohn, Ruhmvoller, du Völkerfürst Agamemnon, Noch will jener den Zorn nicht bändigen, sondern nur höher Schwillt ihm der Mut; dein achtet er nicht, noch deiner Geschenke. |
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Selber heißer er dich mit Argos' Söhnen
erwägen, Wie du die Schiffe zu retten vermögst und das Volk der Achaier. Aber er selber droht, sobald der Morgen sich rötet, Nieder ins Meer zu ziehen die schöngebordeten Schiffe. Auch den übrigen möcht' er ein ratsames Wort zureden, |
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Heim in den Schiffen zu gehn: nie findet ihr
doch der erhabnen Ilios Untergang; denn der waltende Zeus Kronion Deckt sie mit schirmender Hand, und mutvoll trotzen die Völker. Also sprach er; auch diese bezeugen es, welche mir folgten, Aias und beid' Herolde zugleich, die verständigen Männer. |
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Phoinix der Greis blieb dort, und legte sich;
denn so gebot er: Dass er mit ihm heimschiffe zum lieben Lande der Väter Morgen, wenn's ihm gefällt; denn nicht aus Zwang soll er mitgehn. Jener sprach's; doch alle verstummten umher, und schwiegen, Hoch das Wort anstaunend; denn kraftvoll hatt' er geredet. |
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Lange saßen verstummt die bekümmerten
Männer Achaias. Endlich begann vor ihnen der Rufer im Streit Diomedes: Atreus' Sohn, Ruhmvoller, du Völkerfürst Agamemnon, Hättest du nie doch gefleht dem untadligen Peleionen, Reiche Geschenk' ihm verheißend! Denn stolz ist jener ja so schon; |
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Und nun hast du noch mehr im stolzen Sinn ihn bekräftigt. Doch fürwahr ich denke, wir lassen ihn; ob er hinweggeht, Oder bleibt. Dann wird er zur Feldschlacht wieder mit ausziehn, Wann sein Herz im Busen befiehlt, und ein Gott ihn erreget. Aber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet mir alle. |
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Jetzo geht zur Ruhe, nachdem ihr das Herz euch
erfreuet Nährender Kost und Weines; denn Kraft ist solches und Stärke. Aber sobald nun Eos mit Rosenfingern emporstrahlt; Ordne du schnell vor den Schiffen die Reisigen so wie das Fußvolk, Muntre sie auf, und kühn mit den vordersten kämpfe du selber. |
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Jener sprach's; und umher die Könige riefen
ihm Beifall, Hoch das Wort anstaunend von Tydeus' Sohn Diomedes. Als sie des Tranks nun gesprengt, da kehrten sie heim in die Zelte, Jeder ruhete dort, und empfing die Gabe des Schlafes. |
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Übersetzung nach J.H.Voß bearbeitet von E.Gottwein |
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