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Aischyl.Ag.782-974 (3. Epeisodion)

       
 
6. Szene: Chor, Agamemnon, Kassandra
 
 
Nachdem der Chor seinen Platz eingenommen hat, erscheint Agamemnon auf dem Siegeswagen. Hinter ihm sitzt Kassandra mit Binde und Lorbeerzweig, den Attributen der Priesterin. Der Chorführer brgrüßt ihn.
 
  Chf. Heil, König und Herr, der Troia bezwang,
O des Atreus Sohn,
 
785   Wie begrüß ich dich heut? Wie verehr ich dich recht,
Nicht über das Maß, noch neben das Ziel
Dich erhebend im Preis? Manch Sterblicher schätzt, voll frevelnden Sinns,
 
   

Weit höher den Schein als die Wahrheit.

 
790   Mit dem Armen zu klagen das Jammergeschick
Zeigt jeglicher Lust; kein Stachel indes
 
   

Schlägt wirkliche Wunden dem Herzen;

 
    Und dem Fröhlichen tritt ein erfreutes Gesicht
Mit erzwungenem Lächeln entgegen im Blick.
 
795   Wer aber die Herde zu scheiden versteht,
Den täuscht und betrügt kein Auge so leicht,
Das liebend erglänzt in erheuchelter Glut,
 
   

Doch scheinbar treuen Gemütes.

 
    Wohl hab ich dich einst, als du zogst in das Feld  
800   Ob der Helene Raub, frei sprech ich es aus,
Laut scheltend verklagt und beschuldiget, dass
Du das Steuer des Geists nicht lenktest geschickt,
Und dem Tod preisgabst
 
   

Mutwillig die Scharen der Tapfern!

 
805   Nun aber begrüßt laut jauchzend und froh
Des gelungenen Werks Urheber das Herz!
Im Verlaufe der Zeit siehst forschend du leicht,
 
   

Wer redlich gesinnt von den Bürgern und wer

 
    Missgünstig verweilt in den Mauern.  
  Agamemnon spricht vom Wagen herab.  
810 Ag. Vor allem grüß ich Argos und die heimischen
Gottheiten pflichttreu, welche mich zurückgeführt,
Und jene Rache, die ich Troia büßen ließ,
Vollendet. Denn die Götter hörten mündliche
Rechtsgründe nicht, und legten, ungeteilten Sinns,
 
815   In blutigen Stimmkrug Ilions männerschlachtende
Verderbenslose; während Sieg und Heil verhieß
Des zweiten Wahlgefäßes Schoß, von Steinen leer.
Die Stadt erlag, von ihren Dächern steigt der Rauch.
Des Todes Stürme sausen; und die Asche sprüht,
 
820   Zugleich erlöschend, fetten Reichtumsdampf empor.
Deshalb gebührt den Göttern lauten Dankes Preis:
Weil unsre Hand der frechgeschürzten Schlinge List
Mutvoll gerächt und Priamos' Stadt zertreten hat -
Um eines Weibes willen - Argos' Ungetüm,
 
825   Das schwarze Ross, mit schildgewandtem Volk gefüllt,
Das um der Pleiaden Untergang zum Sprung sich hob:
Die Mauern überflog es keck, ein wilder Leu,
Und leckte seine Zunge satt am Königsblut!
Den Göttern weih ich dieses erste fromme Wort;
 
830   Was aber deine LIppe sprach (ich fasst' es wohl),
Hat meinen Beifall, meine ganze Billigung!
Nur wenig Menschenherzen ist es eingepflanzt,
Den Freund, umlacht von Segen, ohne Neid zu schaun.
Sobald der Missgunst feindlich Gift am Herzen nagt,
 
835   So schafft es herbe Doppelqual dem Krankenden:
An eignen Wunden blutend, stöhnt er seufzend auf,
Und fremdes Glück gewahrend fühlt er neue Pein.
Ich sprech Erfahrung, denn ich sah im Spiegel oft
Das Bild der Freundschaft glänzen: bloß ein Schattenriss
 
840   War alle Liebe, welche mir die höchste schien.
Laertes Sohn nur, zwar dem Heer mit Zwang gefolgt,
Ein treues Handross zog er mit an meinem Joch:
Ich rühm es, sei er lebend, sei er tot bereits!
Das Weitere, was die Götter und die Stadt betrifft,
 
845   Das werd' am allgemeinen Fest im Bürgerrat
Getreu beratschlagt. Was sich segensreich bewährt,
Für dessen künftige Dauer sorge treuer Rat;
Doch wo ein Ding heilsamer Arznei'n bedarf,
Lasst uns mit Feuer oder Messer wohlgesinnt
 
850   Versuchen, wie des Übels Pest zu tilgen sei.
Nun will ins Haus ich treten und am Väterherd
Zuerst die Götter grüßen mit der Rechten, sie,
Die fern hinaus mich sandten, heim mich leiteten.
Wie jetzt der Sieg mir folgte, bleib er wandellos!
 
 
7. Szene: Klytaimnestra, Chor, Agamemnon, Kassandra
 
  Klytaimnestra ist inzwischen aus dem Haus getreten und kommt auf der Bühne nach vorn.  
855 Kl. Ihr Bürger Argos' dieses Volkes Älteste,
Zu euern Ohren sprech ich frei, wie treu dem Mann
Mein Herz gesinnt ist; denn der Lauf der Zeit vertilgt
Die blöde Scham im Menschen. Nicht ein fremdes Weh,
Mein eigen Elend künd ich, das ich seufzend trug
 
860   So lang, so lang mein Gatte stand vor Ilion.
Zuvörderst, dass von ihrem Mann getrennt ein Weib
Einsam daheimsitzt, ist unsäglich bittres Weh:
Viel böse Sagen treffen dann der Armen Ohr,
Da Boten über Boten kommen und das Haus
 
865   Erschrecken, Schlimmes über Schlimmes kündigend.
Ja, wenn so viele Wunden, als der Sage Born
nach Hause rinnend brachte, mein Gemahl empfing,
Dann wär er mehr durchspaltet, wahrlich, als ein Netz!
Und wär er umgekommen, jener Kunde nach,
 
870   Ein dreigeleibter zweiter Geryon durft er dann,
Unsterblich wandeln, fern von Tod und Schattenreich,
Dreifacher Hülle rühmen sich, die oft erwuchs,
Einmal in jeder Körperform hinweggerafft.
Dergleichen Schreckgerüchte trugen oft die Schuld,
 
875   Dass fremde Hände meinen Hals vom Zimmerdach
Ablösen mussten, festgeschnürt am Todesseil.
Aus gleichem Grund auch fehlt der Sohn zur Seite mir,
Orestes, unsers Bundes teures Unterpfand,
Den hier du schauen solltest; wundere des dich nicht!
 
880   Ein treuer Gastfreund nährt ihn auf im Phokerland,
Der edle Stropios, welcher mir unheimliche
Gefahren zeigte, deine dort vor Ilion,
Und fals ein zügelloser Volksaufruhr daheim
Den Rat von Argos stürze; denn es sei ja Brauchl
 
885   Des Menschen, dass er Gefallene gern noch tiefer stößt.
In dieser Vorsicht suche nicht Betrug, Gemahl!
Mir selber ist der Tränen ewig rauschender
Sprinquell vertrocknet, und der letzte Tropfen schwand.
Der spätgeschlossnen Augen Strah ist halb verlöscht,
 
890   Da stets die Zären rannen um das Fackellicht,
Das du verabsäumt ewig! Wann ich träumend lag,
Erwacht ich oftmals aufgeschreckt vom summenden
Und leisen Tand der Mücke, da ich mehr des Leids
Auf dich gehäuft sah, als des Achlafes Zeit umfasst.
 
895   Mit froher Seele kann ich nun, aus aller Not
Siegreich gehoben, grüßen dich: Der Herde Hort,
Des Schiffes rettend Ankertau, des hochen Dachs
Grundfester Pfeiler, greisen Vaters einzger Sohn,
Ein Land dem Schiffer unverhofft emporgetaucht,
 
900  

Ein blauer Frühlingsmorgen nach Gewitternacht,
Ein süßer Quellstrom für den durstigen Wanderer!
Traun! wonnereich ist's, allem Leid entflohn zu sein!
Drum biet ich solche freudenvolle Grüße dir.
Nicht neid ein Gott uns! Trugen wir ja doch zuvor

 
905   Ein Heer von Drangsal. Steige nun, o teures Haupt,
Herab vom Wagen, aber setze deinen Fuß,
Der Ilion zerstörte, nicht zur Erde, Herr!
 
  Sie ruft die Sklavinnen, die hinter ihr stehen und Purpurdecken tragen, herbei.  
    Was säumt ihr, Mägde, denen auferlegt das Amt,
Der Rasen auszuschmücken rings mit Teppichen?
 
910   Es glänze purpurstrahlend flugs der Pfad, worauf
Ins Haus den unverhofften führen mag das Recht!
Das Weitere füge Sorge, die kein Schlaf besiegt,
Gerecht mit Götterhilfe, wie Geschick verhängt!
 
  Die Sklavinnen bedecken die Bühne bis zum Palast hin mit purpurnen Decken.  
  Ag. O Tochter Ledas, meines Hauses Wächterin,  
915   Du sprachest meiner späten Wiederkunft gemäß;
Denn lange Rede spannst du; doch das rechte Lob,
Von fremder Zunge kommt es nur, ein süß Geschenk!
Auch schmeichle sonst nicht, nach der Art der Weiber, mir
Zu zärtlich, achte nimmer mich Barbaren gleich,
 
920   Indem du staubestiefen Gruß ins Ohr mir gellst,
Noch wecke, Purpur breitend, meinem Weg den Neid
der Götter; denn nur diesen ziemt so hoher Preis;
Ich wahrlich setze nimmer, als ein Sterblicher,
Auf bunte Prachtgewebe ohne Scheu den Fuß!
 
925   Kurz, ehre mich als Menschen, nicht als einen Gott!
Auch ohne Purpurhüllen und Fußteppiche
Schallt laut der Nachruhm; und ein weisheitsvolles Herz
Ist höchste Göttergabe. Selig preise nur
Den, der das Leben wonnereich geschlossen hat!
 
930
Kl.
Ag.
Kl.
Ag.
Frohlocken würd ich, blieb ich stets so hochbeglückt.
Sprich nimmer also gegen meines Sinnes Wunsch.
Ich wandle nimmer meinen Sinn mit Unbedacht.
Versprachst du solches furchterfüllt den Himmlichen?
Wie keiner überdacht ich und beschloss ich es.
 
935 Kl.
Ag.
Kl.
Ag.
Kl.
Was, glaubst du, täte Priamos wohl nach solchem Sieg?
Auf stolzen Purpur, glaub ich, trät er sicherlich.
Drum scheue Menschentadel nicht mit banger Furcht!
Die volkerhobne Stimme, traun, hat viel Gewalt!
Wer frei von Neid ist, diesem ward kein Glück zu Teil!
 
940

Ag.
Kl.
Ag.
Kl.

Voll Kampfbegier zu streiten, schickt sich nicht dem Weib.
Sich auch besiegen lassen ziemt dem Glücklichen.
Ist solch ein Sieg des Haders wohl auch dir genehm?
Gehorche; lass freiwillig mir des Kampfes Preis!
 
 

 

Christine Hoppe (Klytaimestra) und Daniel Minetti (Agamemnon)
Christine Hoppe (Klytaimestra) und Daniel Minetti (Agamemnon)

Agamemnon winkt einen Sklaven herbei und steigt vom Wagen herab

 
  Ag. Wohlan, du willst es! Löse denn ein Sklave flugs
 
945   Das Sohlenpaar, das meine Füße dienend trägt!
Denn trät ich auf die Decken it dem Schuh, so kann
Der Götter Neidblick treffen mich aus ferner Höh.
Angstvoll erbeb ich, dass das Haus verarmt, wofern
Die golderkaufte reiche Pracht mein Fuß verdirbt.
 
950   Genug davon -  
  Auf Kassandra deutend  
   

Die Fremde magst du hier mit Huld

 
    Ins Haus geleiten: auf den milden Herrscher schaut
Ein Gott mit gnadenreichem Blick aus ferner Höh!
Denn nur gezwungen trägt der Mensch das Sklavenjoch.
Sie bring ich, reicher Beute mir erlesenes
 
955   Kleinod, des Heeres Gabe mit nach Argos heim. -
Doch weil ich deiner Willensmacht mich beugen muss,
So schreit ich auf dem stolzen Purpurpfad ins Haus.
 
  Während er langsam in den Palast vorangeht,spricht Klytaimnestra  
  Kl. Der Schoß der Meerflut, - wer verlöscht den ewgen Strom? -
Nährt reicher Purpurader goldaufwägenden,
 
960   Urneusten Farbenschimmer, prächtiger Zeuche Schmuck.
Und des die Fülle, Dank den Göttern, hat das Haus,
O Herr; der Armut Sorge kennt es nimmermehr.
Zahllose Purpurdecken hätt ich angelobt,
Zum Preis der Rettung deines Lebens dargebracht,
 
965   Wenn Seherausspruch solches mir daheim gebot.
Denn lebt die Wurzel, dann umrankt Gebüsch das Haus,
Ein Schattendach ausbreitend vor des Sirius Glut.
Wenn du zurückkehrst nach des Hauses Herd, so scheint
Der Sommertag zurückgekehrt im Winterfrost.
 
970   Und wenn im Sommer Zeus die junge Traube reift,
Dann kühlt ein frischer Morgenhauch den Sonnenbrand,
Sobald des Eherrn Stimme durch das Haus erschallt.
Zeus, Zeus, Vollender, auf, vollende mein Gebet!
Ich stell anheim dir, was du, Herr, vollenden willst.
 
  Klytaimnestra geht ebenfalls in den Palast ab