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C.Valerii Catulli Veronensis
carmina

Catull.3
Epikedeion (Kondolenzgedicht)

 

 
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1 Lugete, o Veneres Cupidinesque, Weint, ihr Grazien und ihr Amoretten,
2 et quantumst hominum venustiorum! Und was Artiges auf der Welt lebt! meines
3 passer mortuus est meae puellae,  Mädchens Sperling ist tot, des Mädchens Liebling,
4 passer, deliciae meae puellae, <Mädchens Sperling, ach! Liebling meines Mädchens,>
5
quem plus illa oculis suis amabat:
Der ihr lieb wie der Apfel in den Augen,
6 nam mellitus erat suamque norat  Und so freundlich, so klug war und sie kannte
7 ipsam tam bene quam puella matrem, Wie ein Töchterchen seine Mutter kennet;
8 nec sese a gremio illius movebat,  Er entfernte sich nie von ihrem Schoße,
9 sed circumsiliens modo huc modo illuc Sondern hüpfte nur hin und wieder, piepte,
10
ad solam dominam usque pipiabat.
Seiner Herrin das Köpfchen zugewendet. -
11 qui nunc it per iter tenebricosum  Ach! nun wandert er jene finstere Straße,
12 illuc, unde negant redire quemquam.  Die man ewiglich nicht zurücke wandert.
13 at vobis male sit, malae tenebrae  O! wie fluch ich dir, finstrer alter Orkus,
14 Orci, quae omnia bella devoratis: Der du alles, was schön ist, gleich hinabschlingst!
15 tam bellum mihi passerem abstulistis. Uns den Sperling zu nehmen, der so hübsch war!
16 o factum male, quod, miselle passer, Welch ein Jammer! O Sperling, Unglückselger!
17 tua nunc opera meae puellae Hast gemacht, dass mein trautes Mädchen ihre
18 flendo turgiduli rubent ocelli! Lieben Äugelchen sich ganz rot geweint hat.
   

(den 4. Vs der Übersetzung hat der Bearbeiter ergänzt)

  Versmaß:  Phalaeceus (Hendekasyllabus)
Übersetzung: E.Mörike, 13 
  Phalaeceus
 

Übersetzungen: J.N.Götz, in: Greiner-Mai / Wolter | P.Lewinsohn

 

Aufgabenvorschläge:
  1. Vergleichen Sie mit dem Catull.3 folgende beiden Epigramme aus der Anthologia Palatina. Worin kann man formale und inhaltliche Anleihen Catulls erkennen? Warum ist sein Gedicht trotz allem Lyrik und kein Epigramm?
    1. Anyte (oder: Leonidas von Tarent) Anth.Pal.7,190: Grille und Heuschreck
      Ἀκρίδι, τᾷ κατ’ ἄρουραν ἀηδόνι, καὶ δρυοκοίτᾳ
      τέττιγι ξυνὸν τύμβον ἔτευξε Μυρώ,
      παρθένιον στάξασα κόρα δάκρυ· δισσὰ γὰρ αὐτᾶς
      παίγνι’ ὁ δυσπειθὴς ᾤχετ’ ἔχων Ἀίδας.
      Heuschreck, den Sänger der Flur, und Grille, die Freundin der Eichen,
      bettete Myro dahier in ein gemeinsames Grab,
      während jungfräuliche Tränen dem Mädchen entrollten; denn beide
      waren ihr Spielzeug, doch hart nahm sie ihr Hades hinweg. (Beckby)
      Locustae, illi in agris lusciniae, et in-quercubus-dormienti
      cicadae communem tumulum struxit Myro,
      virgineam stillans puella lacrimam: gemina enim illius
      ludicra flecti-nescius abiit habens Orcus. (Dübner)
    2. Tymnes, Anth.Pal.7,199: Die Drossel
      Ὄρνεον, ὦ Χάρισιν μεμελημένον, ὦ παρόμοιον
      ἀλκυόσιν τὸν σὸν φθόγγον ἰσωσάμενον,
      ἡρπάσθης, φίλε λαιέ· σὰ δ’ ἤθεα καὶ τὸ σὸν ἡδὺ
      πνεῦμα σιωπηραὶ νυκτὸς ἔχουσιν ὁδοί.
      Vögelchen du, wie waren die Grazien dir freundlich gewogen!
      O, wie tat dein Gesang den Halkyonen es gleich!
      Und nun starbst du, o Drossel, nun führten dein liebliches Leben
      und dein Wesen der Nacht schweigende Pfade hinweg. (Beckby)
      Avis, o Gratiarum cura, o quae fere-par
      alcedonibus tuum cantum assimilasti,
      rapta es, mea elea; tuosque suaves mores et dulcem tuum
      spiritum silentes noctis habent viae. (Dübner)
  2. Der Dichter fordert zur Trauer über den Tod des Vogels auf. Trauert er auch selbst über seinen Tod?
    • Der Dichter trauert (trotz seiner starken Betroffenheit) nicht um den Vogel selbst.
    • Nur das Mädchen tut ihm leid, das unter dem schmerzlichen Verlust leidet (Vs.17f.).
    • Der Ausdruck seines Bedauern klingt eher sogar wie ein Vorwurf an den passer (16f.).
    • Sein Bedauern ist parodistisch so überhöht, so dass man leicht aus ihm ein "Gaudete, o Veneres Cupidinesque" heraushören kann.
    • Der passer trägt durch seinen Tod Schuld (tua opera) an der Betrübnis des Mädchens
    • Andererseits hat er sich durch seinen Tod verdient gemacht (tua opera): Er hat die puella aus ihrem Scheinglück befreit: Sie wird sich dem dolor und ardor der Liebe stellen müssen.
  3. Wie ist das Gedicht aufgebaut?
    1-2 Aufforderung zur Trauer an die mit der Venus verbundenen Götter und Menschen.
    3-10 Einst: 3-4 persönlich Der Tod des Sperlings  
        5-10 Blick zurück Das verlorene (Schein-) Glück: Traute Zweisamkeit in der idyllische Kleinwelt des Vögelchen

    KO
    NT
    RA
    ST

    11-18 Jetzt: 11-15 Blick nach vorn Der unumkehrbare Gang in die Unterwelt: Fluch dem Orcus, der alles Schöne vernichtet!
        16-18 persönlich Die schmerzliche Trauer des Mädchens.  
  4. Stecken Sie (in Art einer Definition) mit Hilfe eines größeren Wörterbuchs das Bedeutungsfeld der Vokabel "opera" ab (Allgemeinbegriff) und grenzen Sie die für den Kontext von Vs. 17 erforderliche Bedeutung ein (spezifische Differenz)!
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Catull.3,"