De rerum natura3. Buch - deutsch |
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Der du zuerst aus Dunkel und Nacht die leuchtende
Fackel Konntest erheben, damit aufhellend des Lebens Geschenke: Dir nur folg' ich, o Zierde der Graien! und setze den Fußtritt Ein in die Spuren, die du mit deinem Fuße bezeichnet. |
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Nicht wetteifernd mit dir, nein, nur aus Liebe,
dich suchend Nachzuahmen. Wie soll mit dem Schwan wettstreiten die Schwalbe ? Oder das Böckchen mit schwankendem Knie im Lauf mit dem Rennpferd ? Du, o Vater, du bist Erfinder der Dinge; du reichst uns |
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Deine Lehren als Kindern: Aus deinen Schriften,
du Edler, Saugen wir, wie die Bienen, die jegliche Blüte bekosten Auf der beblümeten Au', die goldenen Sprüche der Wahrheit; Goldene Sprüche, wert der unvergänglichen Dauer. Denn sobald dein erhabener Geist der Dinge Natur uns |
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Laut zu verkünden begann in Worten göttlicher
Weisheit, Flohen dahin die Schrecken der Seele; die Schranken des Weltbaus Weichen zurück; ich seh' im Leeren entstehen die Dinge: Mir erscheinet der Götter Hoheit, die ruhigen Sitze, Die nicht erschüttert der Wind und die feuchten Wolken mit Regen |
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Nicht anspritzen, noch bleicher Schnee, vom Froste
gehärtet, Niederfallend entstellt: ein nimmer bewölketer Aether Lacht um sie her und breitet sich aus in Strömen des Lichtes. Auch reicht ihnen Natur von selber alles, und nichts kann Ihre selige Ruh nur Augenblicke vermindern. |
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Nirgends erblick' ich jedoch die acherusischen
Schlünde; Auch die Erde vermag nicht abzuhalten die Ansicht Dessen, was unter uns im unendlichen Leeren sich zuträgt. Hier nun ergreift mich himmlische Lust und innerer Schauder, Wann ich bedenke, dass so, durch deine Kräfte des Geistes |
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Aufgedeckt, die Natur sich von allen Seiten enthüllt
hat. Und nun, da ich gelehrt, wie die Uranfänge der Dinge Alle beschaffen, und wie, verschieden in Formen und Bildung, Frei sie im Flug umschwärmen, erregt durch ewigen Antrieb, Auch wie alles sich kann aus diesen erzeugen und bilden: |
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Scheint mir, es sei zunächst in meinen Versen
des Geistes Und der Seele Natur dir aufzuklären noch übrig, Und hinunterzustoßen mit Macht die Schrecken des Orkus; Jene, welche von Grund aus trüben das Leben der Menschen, Alles mit Todesfarbe beschwärzen und nie dem Gemüte |
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Reine Freude vergönnen, noch ungestörete
Wollust. Menschen finden sich zwar, die sagen, Krankheit und Schande Seien zu fürchten noch mehr als des Todes finsterer Abgrund; Und sie wüssten, der Seele Natur sei einzig im Blute, Oder im lebenden Hauch, wenn allda man lieber sie aufsucht; |
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Und es brauche hiezu durchaus nicht unserer Lehre.
Merk aus folgendem dir, dass vielmehr um Ruhm zu erhaschen Solches sie prahlen, denn dass aus Überzeugung sie sprächen. Ausgestoßen vom Vaterland, von menschlichem Anblick Gänzlich verjagt, sind sie's, die, mit jeder Schande gebrandmarkt, |
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Siech von Kummer und Schmach, doch immer noch
wünschen zu leben: Totenopfer begehn, wo immer ihr Elend sie hintreibt, Schwarzes Opfervieh hinschlachten, den unteren Göttern Weihungen bringen und so, bei widrigen Dingen des Schicksals, Strenger in ihrem Gemüt zum Aberglauben sich wenden. |
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Um so nötiger ist's, in misslichen Dingen
den Menschen, Und bei widriger Lage des Glücks ihn zu schaun, wie er da sei: Dann erst dringt aus dem Busen hervor die Stimme der Wahrheit; Reißt die Larve man ab, so bleibt die wahre Gestalt stehn. Endlich, der niedere Geiz und die blinde Begierde nach Ehren, |
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Sie, die über die Schranken des Rechts unglückliche
Menschen Treiben und oft sie zwingen, als Mitgenossen und Diener Schwarzer Taten bei Nacht und Tag mit rastloser Arbeit Anzustreben zum Gipfel des Glücks: auch diese, die Eiter Unseres Lebens, sie nährt nicht wenig die Furcht vor dem Tode. |
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Nämlich Verachtung und Schmach und peinliche
bittere Notdurft Scheinen ihnen getrennt vom süßen befestigten Leben, Gleichsam ihrer bereits an den Pforten des Todes zu warten. Darum suchen die Menschen, von irrigen Schrecken getrieben, Weit zu entfliehen von da, sich weit zu entfernen von diesen: |
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Treiben durch Bürgerblut Vermögen zusammen,
verdoppeln Gierig Güter und Gold, auf Mordtat häufend die Mordtat; Grausam froh im Herzen beim Leichenzuge des Bruders, Hassen und scheuen sie noch bei Blutsverwandten das Gastmahl. Eben die selbige Furcht erwecket das Nagen des Neides, |
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Und aus ähnlichem Grund: »Der ist vor den
Augen uns mächtig, Alles schaut nur auf ihn, auf ihn, der im Purpur einherstrahlt; Und wir Armen, wir schleppen uns hin im Staub und im Dunkel.« Manche stürzt in das Grab der Wunsch nach Säulen und Namen; Ja, aus Furcht vor dem Tod ergreift oft also die Menschen |
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Bitterer Lebenshass und der Hass des himmlischen
Lichtes, Dass sie sich selber den Tod mit traurigem Herzen beschließen; Nicht bedenkend, es sei dieselbige Furcht nur die Quelle Ihres Kummers; nur sie verletze die Scham, das Gewissen, Breche der Freundschaft Band, zerstöre, was heilig und recht ist. |
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Wurden am Vaterlande nicht oft, an Freunden und
Eltern Menschen Verräter, um nur zu entgehen des Acherons Schlünden? Denn wie die Kinder erzittern und alles fürchten im Finstern, Also fürchten auch wir, beim hellen Lichte des Tages, Dinge, die eben nicht mehr verdieneten, Furcht zu erwecken, |
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Als was die Kinder im Finstern erschreckt und
womit sie die Angst täuscht. Diese Schrecken des Geistes demnach, dies Dunkel der Seele, Müssen nicht Strahlen der Sonne, die leuchtenden Pfeile des Tages, Sondern Naturansicht und Erkenntnis der Dinge vertreiben. Also sag' ich zuerst, der Geist, den auch öfters Verstand wir |
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Nennen, welcher den Rat und das Steuer führet
im Menschen, Sei von diesem ein Teil, wie Hand und Fuß und die Augen Immer nur sind ein Teil des ganzen belebeten Wesens. Unter der Weisen Schar sind viele der Meinung gewesen, Dass der Geist nicht sei an gewisse Teile gebunden; |
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Sondern er sei vielmehr des Körpers lebendige
Stimmung, Harmonie von den Griechen benannt, die Sinn und Empfindung In uns erregt, da der Geist nicht wohn' in dem einzelnen Teile. Und wie zu sagen man pflegt, es genieße der Mensch der Gesundheit, Ob die Gesundheit gleich an keinem der Teile für sich ist; |
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Ebenso geben dem Geist sie keinen besonderen
Wohnsitz. Aber sie scheinen hierin mir sehr vom Wahren zu weichen: Kränkelt nicht sichtbar oft der Körper? dennoch im Innern Sind wir heiter und froh; auch wiederum pflegt es zu kommen, Dass an der Seel' erkrankt, wer gänzlich von Körper gesund ist. |
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Nicht auf andere Art als so, wie den Kranken
der Fuß schmerzt, Unterdessen das Haupt von allen Beschwerden befreit ist. Ferner, wann jegliches Glied in weichem Schlummer versenkt liegt, Hingegossen und ohne Gefühl, vom Schlafe belastet, Ist doch ein anders in uns, das auf mannigfaltige Weise |
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Wird zur selbigen Zeit umher getrieben, der
Freuden Regungen in sich empfängt und die leeren Sorgen des Herzens. Nun zum Erweise, dass auch in der Tat die Seel' in den Gliedern Einwohnt, nicht Harmonie zu halten pflege den Körper: Sage, wie kommt es, dass oft bei großem Verluste des Körpers |
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Immer das Leben annoch in unseren Gliedern verweilet?
Eben das selbe jedoch, sind wenige Stoffe der Wärme Von ihm entflohn, ist ausgehaucht aus dem Munde die Luft erst, Weichet es plötzlich davon und verlässt die Adern und Knochen. Auch erkennst du hieraus, dass nicht alle Stoffe den gleichen |
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Anteil haben am Heil und an der Erhaltung des
Lebens: Sondern am meisten die Stoffe der Luft, die Stoffe der Wärme Sorgen dafür, dass Leben zuletzt in den Gliedern verweile. Wärme demnach und lebendiger Hauch im Innern des Körpers, Diese sind es, die uns im Sterben die Glieder verlassen. |
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Hast du nunmehr erkannt, es sei das Wesen des
Geistes Und der Seel' allein als ein Teil zu betrachten des Menschen, Gib Harmonie den Namen zurück: von des Helikons Wäldern Niedergebracht vielleicht von den Musikern, oder wo sonst sie Her ihn holten, der Sach' ihn anzueignen, die damals |
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Eigenen Namen vermisste. Den Namen, wie immer
es sein mag, Lasse nur fahren deshalb und vernimm die übrige Rede. Und so sag' ich, die Seel' und der Geist sind untereinander Fest verbunden; nur eine Natur sind beide zusammen. Aber die denkende Kraft, die Geist und Verstand wir benennen, |
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Herrscht durch den ganzen Leib, ist gleichsam
diesem zum Haupt da; Und in der Mitte der Brust hat solche den Sitz sich gegründet. Hier schlägt Schrecken und Furcht, und um diese Gegenden schmeichelt Süßer Freuden Genuss; und deshalb wohnet der Geist hier. Untergeordnet ist ihm, was weiter zur Seele gehöret |
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Und sich im Körper zerstreut; sie folget
dem Winke des Geistes: Er nur berät sich selbst und genießet der eigenen Freuden, Ohne dass Körper und Seele daran zugleich mit ihm teilnimmt. Wie wir zuweilen im Haupt und im Auge Schmerzen empfinden, Ohne zu leiden deshalb am ganzen Körper, so leidet |
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Selbst zuweilen der Geist, empfängt auch
frohe Gefühle, Während die Seele davon auch nicht im geringsten erregt wird, Weder in Teilen noch Gliedern. Erschüttert heftiger Schrecken Aber den Geist, dann wird durch sämtliche Glieder die Seele Mit ihm zugleich erregt: der Schweiß bricht aus, und der ganze |
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Körper erbleichet; es stockt die Zung',
es fehlet die Stimme, Dunkel beziehet das Äug', es gellen die Ohren, das Knie sinkt. Plötzlich sehen wir oft, von Geistesschrecken befallen, Menschen zur Erde stürzen: woraus denn deutlich erhellet, Zwischen der Seel' und dem Geist sei ein Band, ergriffen vom Geiste |
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Stößt auf den Körper die Seel'
und wirft ihn danieder zu Boden. Eben das selbe beweist, das Wesen des Geists und der Seele Müsse körperlich sein: wie könnten sie sonst doch die Glieder Vorwärts treiben, vom Schlaf aufraffen den Körper, Gesichtes Züge verändern und ganz den Menschen regieren und wenden? |
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Nichts lässt irgend hiervon sich ohne Berührung
gedenken Noch die Berührung ohne den Körper: wie kann man noch zweifeln, Körperlich sei die Natur des Geistes sowohl als der Seele? Ferner bemerken wir noch, dass Geist und Körper zusammen Ähnlich gestimmet, zugleich auch ähnlich empfinden und leiden. |
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Ist ein tödlicher Pfeil, obgleich er das
Leben nicht wegraubt, So in den Körper getrieben, dass Nerven und Knochen er spaltet, Folgt doch Ermattung darauf, ein sanftes Neigen zur Erde Und auf der Erd' alsdann aufwallender Taumel des Geistes, Oft unsicheres Mühen, sich auf von der Erde zu richten. |
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Körperlich muss demnach durchaus des Geistes
Natur sein, Da sie, getroffen vom Körper des Pfeils, erkranket und wund wird. Welch ein Körper jedoch dies geistige Wesen, aus welchen Stoffen gebildet es sei, soll jetzt mein Vers dich belehren. Dass es nun äußerst subtil und nur aus dem feinesten Stoff sei, |
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Dieses behaupt' ich zuerst. Den Grund von solcher
Behauptung Magst du, sobald du genau es erwägst, aus diesem erklären: Nichts scheint in der Natur sich Schnelleres denken zu lassen Als des Geistes Entschluss, das, was in sich selber er vornimmt. Schneller ist also der Geist, als irgend ein anderes Ding ist, |
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Das vor Augen uns liegt und dessen Natur wir
erkennen. Aber was immer so schnell und reglich ist, muss auch aus runden Und aus den winzigsten Stoffen bestehn, die vom leisesten Anhauch In die Bewegung geraten. Und also regt sich das Wasser Leicht und wallet empor von dem allermindesten Anstoß, |
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Weil es aus Stoffen besteht, die äußerst
schlüpfrig und klein sind. Aber schon minder gibt des Honigs zähe Natur nach; Zaudernd fließt er und träg', und mühsamer ist die Bewegung: Denn aneinander klebt schon fester die sämtliche Masse, Weil sie aus solchen Stoffen besteht, die weniger glatt sind, |
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Minder subtil von Form und Figur und minder gerundet.
So führt Körner geschütteten Mohns der leiseste Lufthauch Mit sich hinweg, bis zuletzt der erhabene Haufe zerrinnet; Liegen lässt er hingegen den Schutt von Steinen und Spießen. Also, je kleiner ein Körper, je glatter er ist, um so leichter |
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Wird in Bewegung derselbe gesetzt: was massig
und rauh ist, Reget sich nicht so leicht, und es haftet fester dem Grund an. Nun, da wir haben erkannt die Natur des Geistes, wie diese Äußerst beweglich sei, so muss auch dieselbe bestehen |
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Aus sehr kleinen und glatten und runden Körpern
des Urstoffs. Dieses zu wissen, mein Freund, wird dir in verschiedener Rücksicht Vorteil bringen und Licht und Erkenntnis um dich verbreiten. Auch beweiset dir folgendes noch, wie dünn von Gewebe Diese Geistesnatur; wie gering ihr Körper an Umfang |
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Werden würde, wofern man in eins zusammen
sie ballte: Nimm dir den Menschen, sobald der Tod in die sicheren Arme Eingeschlossen ihn hat, wann Geist und die Seele dahin sind: Nichts ist an der Gestalt und nichts am Gewicht ihm entgangen, |
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Nichts entnimmt ihm der Tod als Hauch des Lebens
und Wärme. Also besteht der Seele Natur aus den winzigsten Stoffen, Eingewebet in Adern und Eingeweiden und Nerven: Denn wenn sie gänzlich entweicht vom ganzen Körper, so fehlet |
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Diesem an Umriss nichts, und nicht an der Schwere
das mindste. Ebenso ist's, wann dem Weine der Duft entschwindet, der Salbe Lieblicher Geist in Lüften zerfliegt, auch irgend von andern Körpern der Saft entweicht: nicht wird es das Auge gewahr nur, |
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Dass sich mindre die Sach', an Gewicht ihr etwas
entgehe. Nämlich Geruch und Saft wird nur durch die Menge des kleinsten Stoffes hervorgebracht von dem ganzen Körper der Dinge. Und so bleibt es nunmehr unleugbar gewiss, dass der Seele Und des Geistes Natur besteh' aus den winzigsten Stoffen: |
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Weil sie, auch wenn sie entfliehn, an Gewicht
nichts nehmen dem Körper. Aber für einfach dürfen wir doch nicht halten dies Wesen: Denn ein nicht zu bemerkender Hauch, mit Wärme vermischet, Geht vom Sterbenden aus; die Wärme ziehet die Luft nach: Denn sie gesellen sich stets, und mit Wärme vermischet die Luft sich. |
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Nämlich der Wärme Natur ist locker
bekanntlich; so müssen Viele Samen der Luft sich zwischen derselben bewegen. Dreifach haben wir nun das Wesen des Geistes gefunden: Aber das reicht nicht hin, zu erzeugen Gefühl und Empfindung; Denn die Vernunft f asst nicht, wie von diesen könne nur etwas |
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Sinn erzeugenden Trieb, der Gedanken wälzet,
erschaffen. Eine gewisse vierte Natur ist's nötig deswegen Beizufügen, die doch auf keinerlei Weise benennbar. Nichts Beweglicheres, nichts Zarteres lässt sich erdenken; Nichts, das so klein, so glatt in seinem ursprünglichen Stoff sei |
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Als dies, was den anfänglichen Stoff zur
Empfindung erteilet. Dieses erregt sich zuerst, da seine Figuren die kleinsten; Dann erhält die Wärme den Stoß, der verborgene Hauch dann, Dann noch die Luft, und dann gerät in Bewegung das Ganze: Drauf erfolget Erschüttrung des Bluts, dann dringt die Empfindung |
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In die inneren Teile, zuletzt in Knochen und
Mark ein, Sei's nun Empfindung der Lust, sei's irgendein schmerzender Anfall. Hierher jedoch zum Innersten mag nicht Schmerz noch ein Übel Dringen so leicht, dass nicht in Aufruhr alles gerate; So dass dem Leben sogar der Ort nicht bleibet, der Seele |
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Teile von dannen fliehn durch alle Kanäle
des Körpers. Aber gemeiniglich bricht am äußeren Körper sich gleichsam Schon die Erschüttrung; und so erhält das Leben sich annoch. Nun, wie diese vermischt zusammen bestehen, mit welchen Eigenschaften begabet sie sind, das möcht' ich dir dartun |
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Gerne; jedoch mich hält die Dürftigkeit
unserer Sprache, Wider den Willen; so lass nur dies mich kürzlich berühren. Unter sich mit so reglichem Trieb durchlaufen sich diese Uranfänge des Stoffs, dass keiner sich lässet besonders Unterscheiden, auch nicht die Kraft sich teilen durch Trennung; |
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Sondern, wie mehrere Kräfte des einzigen
Körpers, so sind sie. Gleichermaßen wie man an jeglichem Tiere bemerket Wärme, Geschmack und Geruch, die dennoch zusammen nur einen Völligen Körper bilden: so bildet auf ähnliche Weise Mischung der Wärme, der Luft und jenes verborgenen Hauches |
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Eine Natur; und hierzu kommt jene bewegliche
Kraft noch, Welche den ändern erteilt den Anfang ihrer Bewegung, Durch die zuerst im Innern entsteht das Empfindungsvermögen. Ganz verborgen in uns liegt jetzt erwähnete Grundkraft; Nichts ist tiefer versteckt in unserem Körper; sie ist es, |
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Die man möchte die Seele der ganzen Seele
benennen. So wie gemischt die Kräfte des Geistes, der Seele Vermögen Allenthalben im Körper und sämtlichen Gliedern versteckt sind; Denn sie bestehen ja nur aus kleinen und wenigen Stoffen: Ebenso ist auch die Kraft, die unbenannte, dieweil sie |
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Nur aus winzigen Stoffen besteht, im Innern verborgen,
Ist die Seele der Seel' und herrschet über den Körper. Gleich auf nämliche Art muss Hauch und Luft und die Wärme Untereinander gemischt im Körper sich kräftig erhalten, Eins vor dem andern sich mehr hervortun oder zurückstehn, |
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Dass aus allen zusammen ein Ganzes scheine zu
werden: Nicht die Wärme, getrennet vom Hauch, von diesem die Luft nicht, Einzeln den Sinn aufheben, und völlig durch Sonderung lösen. Wärme herrscht im Gemüt, wann Zorn sich seiner bemächtigt, Dieser in ihm aufkocht und Glut aus den Augen hervorblitzt. |
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Aber der frostige Hauch ist der Furcht Gefährte,
die Schauder In den Gliedern erregt und den Bau des Körpers erschüttert. Wann die ruhige Luft die Herrschaft über uns ausübt, Schaffet sie Fried' in der Brust und heiteren Blick in dem Auge. Ist ein Gemüt sehr heftig und leicht zum Zorne gereizet, |
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Dann wohnt mehr von der Wärme darin. So
zeichnet der Leu sich Unter der Tiere Geschlechtern durch seine gewaltige Wut aus: Tief aufstöhnend bricht er die Brust mit häufigem Brüllen, Kann nicht fassen die Fluten des Zorns in seinem Gemüte. Aber der kältere Hauch herrscht in dem Sinne des Hirsches, |
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Und er erreget schneller in ihm die frostigen
Lüfte, Die ein zitterndes Beben durch alle Gelenke bewirken. Ruhige Luft belebt die Natur der friedlichen Ochsen; Selten erhebet sich nur des Zornes Fackel in ihnen Dampfend, düstere Nacht und schwarze Schatten ergießend; |
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Auch erstarren sie nicht von den kalten Pfeilen
des Hauches; So dass ihre Natur liegt zwischen den Löwen und Hirschen. Eben so ist's mit dem Menschengeschlecht; ob einige gleich schon Unterweisung gebildeter macht, so bleiben die Spuren Der ihm eignen Natur doch jedem. Wir mögen vergeblich |
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Uns bemühen, heraus mit der Wurzel das Übel
zu reißen: Immer wird jener geneigt dem Zorn nachrennen; ein andrer Lässt sich bemächt'gen von Furcht; ein dritter zeigt sich gelassner, Als er sollte, vielleicht: und also bei mehreren Dingen Ist notwendig es auch, dass das Naturell und die Sitten, |
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Welche folgen daraus, verschieden sich zeigen
im Menschen. Doch ich kann dir hiervon nicht alle verborgenen Gründe Jetzt entwickeln und nicht ausfinden alle die Namen Jener Figuren des Stoffs, die diese Verschiedenheit wirken. Nur das scheint mir hierin sich klarer bezeichnen zu lassen; |
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Dass die von der Natur uns eingedrücketen
Spuren, Welche Vernunft nicht könnte zurecht sich weisen, so klein sind, Dass nichts hindert, zu führen ein Leben, würdig der Götter. Diese Geistesnatur ist ganz vom Körper umfangen; Ist ihm selber zum Schutz, und der Grund zu seiner Erhaltung. |
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Beide hangen sie fest an einer Wurzel zusammen;
Ohne der beiden Ruin kann keines sich trennen vom andern. Ebenso, wie man den Duft nicht leicht entziehet dem Weihrauch, Ohne damit zugleich desselben Natur zu zerstören; Ebenso könnte man auch nicht leicht den Geist und die Seele |
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Ganz dem Körper entziehn, ohn’ alles dadurch
zu zerstören. Also innig verwebt in ihren ursprünglichen Stoffen, Sind sie vom Anfang her bestimmt zu gemeinsamem Leben. Ohne das andere scheint besondere Kräfte von ihnen Keines üben zu können, so wenig der Geist als der Körper; |
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Nur durch gemeinsamen Trieb von beiderlei Arten
der Stoffe Wird zusammengehauchet der Sinn, entzündet im Innern. Ferner noch kann sich der Leib nicht bilden ohne die Seele, Noch fortwachsen, noch auch sich dauernd erhalten im Tode. Zwar das Wasser verliert die mitgeteilete Wärme |
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Und verzehret sich selbst nicht dadurch;
es bleibt der Bestand ihm: |
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So durch Wechselberührung zusammen zum
wirkenden Leben, Schon in der Mutter Leib, selbst noch verborgen im Schoße, Dass Tod oder Ruin auf der beiden Trennung erfolget. Daraus magst du ersehn, da die Wohlfahrt beider vereint ist, Dass auch beider Natur durch Bande zusammengeknüpft sei. |
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Übrigens, wer Gefühl abspricht dem
Körper und glaubet, Dass nur die Seel' allein, die ganz mit dem Körper gemischt ist, Jene Bewegungen nehme, die Sinn und Gefühl wir benennen: Der bestreitet, was wahr und augenscheinlich uns vorliegt. Denn was es sei, des Körpers Gefühl, wie kann man es dartun |
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Als aus der Sache selbst, aus dem, was Erfahrung
uns lehret? Doch, wann die Seel' entweicht, fehlt ganz die Empfindung dem Körper! Ja, er verlieret nur jetzt, was nie sein eigen gewesen: Vieles verlieret er auch, wann das Alter die Seele hinausjagt. Ferner noch, wenn man uns sagt, die Augen sähen ein Ding nicht, |
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Sondern die Seele schaue durch sie, als eröffnete
Türen, Ist dies schwer zu begreifen, da selbst dagegen ihr Sinn spricht. Dieser ziehet die Bilder an sich und drängt sie zum Blick hin; Und so können wir oft hellschimmernde Dinge nicht sehen, Weil vom strahlenden Lichte die Augen werden geblendet. |
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Gleiches ist nicht mit den Türen der Fall:
die Türe, durch welche Man hinschauet, erhält durch Öffnung keine Beschwerden. Übrigens, sollten die Augen für Türen und Öffnungen gelten, Müsste die Seele noch mehr bei ausgenommenen Augen Können die Dinge sehn, wenn die Pfosten selber hinweg sind. |
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Keineswegs auch magst du hierin beipflichten
der Meinung, Welche der göttliche Mann Demokritos geltend gemacht hat: Dass die Stoffe des Geistes, mit Elementen des Körpers Einzeln gepaart, durch Wechsel das Band der Glieder erhalten. Nämlich die Stoffe des Geists sind ungleich kleiner als jene |
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Stoffe, woraus der Körper besteht und die
inneren Teile: Diesen auch stehen sie nach an der Zahl und sind in den Gliedern Kärglich verteilt, dass allein nur dieses gewähren wir können: Dass, so viele der Teilchen des Seelenstoffes vonnöten, Sinnerzeugende Regung in unserem Körper zu wecken, |
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Ebenso viele darin die Zwischenräume besetzen,
Öfters fühlen wir's nicht, wann Staub dem Körper sich anhängt Oder Kreide sich setzt auf die Haut. Wir fühlen den Nebel Nicht bei der Nacht, noch im Gehen der Spinne luftige Fäden, Die uns umstricken, ihr modriges Kleid, wenn es uns auf das Haupt fällt: |
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Nicht die Federdaunen, die fliegenden Flocken
der Distel, Welche, zu leicht an Gewicht, nur mühsam sinken zu Boden. Auch den schleichenden Gang von so manchem kriechenden Tierchen Spüren wir nicht, noch den Tritt von Mücken und andern Insekten, Welche den leisen Fuß hinsetzen auf unsere Leiber. |
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Also müssen vorerst in Menge die Stoffe
des Körpers, Eingemischt in die Glieder, erweckt und rege gemacht sein, Ehe die Stoffe der Seel' erregt zur Empfindung gelangen, Ehe sie können zusammen, aus weiten Räumen gestoßen, |
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Laufen, sich einen, und dann abspringen im treibenden
Wechsel. Kräftiger hält zusammen der Geist die Bande des Lebens, Herrschet darob mit mehrerer Macht als die Kräfte der Seele. Ohne des Geistes Kraft kann auch kein Teilchen der Seele Augenblicke sich nur in des Körpers Gliedern verweilen; |
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Sondern es eilt als Begleiter davon und verflieget
in Lüften, Lässt die erstarreten Glieder zurück im Froste des Todes. Aber wem Kraft des Geistes noch bleibt, dem bleibt auch das Leben, Selbst bei verstümmeltem Leib, bei ganz zerfleischeten Gliedern; Rumpf nur, der Seele beraubt in den abgerissenen Gliedern, |
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Lebet er, atmet annoch den Hauch ätherischer
Lüfte. Ist nur die Seele nicht ganz, obgleich in beträchtlichem Teile, Von ihm genommen, so zaudert er noch im Leben und hängt dran. Wie bei verletzetem Aug', ist nur die Pupille darin nicht Angegriffen; sie doch, zu sehn, die lebendige Kraft hält, |
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Hast du den ganzen Kreis nur nicht zerstöret
des Auges, Rundum ihn abgeschält und aus aller Verbindung gerissen: Denn dies könnte nicht ohne Verlust von beiden geschehen. Ist hingegen der kleineste Teil der Mitte zerfressen, Dann erlöscht urplötzlich das Licht, und die Finsternis folget, |
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Ob vollkommen auch hell und gesund der übrige
Kreis ist: Eben ein solches Band hält Geist und Seele zusammen. Auf denn, damit du erkennst, dass der Geist und das Wesen der Seele, Mit dem Körper zugleich erzeuget, auch sterblich wie er sei: Lass mich anjetzt, was Fleiß und süßes Bemühen erforscht hat, |
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Dir im würdigen Lied, mein Memmius, ferner
entwickeln. Füge die beiden jedoch in einen Namen zusammen, Dass, wenn des Wortes Bequemlichkeit halben ich nenne die Seele Und sie für sterblich erkläre, du Gleiches verstehest vom Geist auch, Da sie zusammengeknüpft und beide hierinnen nur eins sind. |
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Erstlich, so hab' ich gelehrt, dies zarte Wesen
bestehe Aus ganz winzigen Körpern, aus noch weit kleineren Stoffen Als des Wassers lauteres Nass, als Rauch und der Nebel. Denn weit reglicher ist es, vom leisesten Spiele getrieben, |
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Schon von Bildern des Nebels und Rauchs in Bewegung
gesetzet. Ebenso, wann wir sehen, versenkt im Schlafe, die hohen Opferaltäre flammen, und Rauch sich erheben von ihnen; Wo kein Zweifel entsteht, dass solches durch Bilder erzeugt wird. Wenn du das Wasser demnach aus lecken Gefäßen zerrinnen |
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Siehst und entweichen sein Nass und Rauch und
Nebel zerfliegen: Glaube mir, eben auch so verdunste die Seele, ja schneller, Löse sich eiliger auf in die uranfänglichen Körper, Ist sie einmal entflohn und entwichen den Gliedern des Menschen. |
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Kann der Körper sie nicht, der gleichsam
der Seele Gefäß ist, Länger zusammenhalten, wann Zufall solchen zerrüttet, Oder zu großer Verlust des Blutes ihn gänzlich erschöpft hat: Wie doch vermöchte die Luft sie fester zusammenzuhalten, Die weit lockerer ist als unser Körper und dünner? |
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Ferner bemerken wir noch, dass, zugleich erzeuget
die Seele Mit dem Körper, zugleich heranwächst mit ihm und altert. Weich und zart ist das Kind, ihm schwanken die Kräfte des Körpers, Und mit ihnen der Sinn. Nun reifet das stärkere Alter, |
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Und mit diesem zugleich die Überlegung und
Denkkraft. Hat die gewaltige Zeit zuletzt den Körper zerrüttet, Und die Glieder sinken mit stumpf gewordenen Kräften, Dann so sinkt auch der Geist, Gedank' und Sprache verirrt sich, Jegliche Kraft nimmt ab, zuletzt fällt alles auf einmal. |
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Also löset sich auf das gesamte Wesen der
Seele, Und es zergeht, wie der Rauch in den hohen Lüften zergehet: Sintemal wir es sehn sich zugleich mit dem Körper erzeugen, Gleich fortwachsen mit ihm und mürbe vom Alter zerlechzen. Kommt noch hinzu, dass wir sehen den Körper befallen von Krankheit |
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Schrecklicher Art, gedrückt von empfindlichen
Schmerzen und Leiden; Gleiches bemerken wir auch an der Seele, die Kummer und Furcht drückt: Sind nicht beide daher die Genossen ähnlichen Schicksals? Ja, wann der Körper erkrankt, irrt oftmals selber der Geist auch, Fällt in Wahnsinn, spricht verkehrete irrige Dinge: |
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Auch versinkt er zuweilen in schweren Schlummer
durch Schlafsucht, Tief in den ewigen Schlaf, mit sinkenden Augen und Antlitz. Stimmen der Menschen hört er nun nicht, er kennt die Gesichter Seiner Freunde nicht mehr, die um ihn stehen, zum Leben Ihn aufrufend, und Wang' und Gesicht mit Tränen benetzen. |
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Darum musst du gestehn, auflösbar müsse
der Geist sein, Weil ansteckendes Gift der Krankheit in ihn hineindringt. Krankheit und Schmerz, sie sind Urheber des Todes ja beide, Wie der Verlust so mancher hiervon schon längst uns belehrt hat. |
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Endlich, hat die Gewalt des Weines die Herzen durchdrungen Und die verteilete Glut sich ein in die Adern geschlichen, Dann folgt Schwere der Glieder; der Fuß versaget, die Zunge Lallet, es schwimmen die Augen, die Seel’ ist selber betrunken. |
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Lärm und Geschrei entsteht, und Schluchzen
und widrige Zanksucht Und was immer noch pflegt in dergleichen Fällen zu kommen. Aber was ist’s wohl sonst, als dass der gewaltsame Krafttrank Pfleget im Körper selbst die Seel’ in Verwirrung zu setzen? Was nun verwirren sich lässt, sich in seinen Wirkungen hindern, |
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Zeiget, wann irgend ein Grund, der stärker
noch wirket, hinzudringt, Dass es könne zerstört, des künftigen Währens beraubt sein. Wie von dem Donner gerührt stürzt plötzlich einer zur Erde, Welchen ergreift des Übels Gewalt: es stehet der Schaum ihm Auf den Lippen, er stöhnt, er zittert in allen Gelenken; |
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Sinnlos liegt er, gespannt vom Krampf und gefoltert,
und keuchet Wiederholend, und wirft, und ermattet im Werfen, die Glieder. Ebenso wie die Gewalt des Giftes, zerteilt in den Gliedern, Stürmet und stößt auf den Geist, so kochen und schäumen die Wogen Auf dem gesalzenen Meere, von heftigen Winden getrieben. |
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Seufzer erpresset die Brust, weil Schmerz die
Glieder befasset, Welcher von innen sogar die Stoffe der Stimme hinaustreibt Und nach dem Munde sie führt als ihrem gewöhnlichen Ausgang, Wo sie in Haufen gedrängt den Damm der Lippen durchbrechen. Wahnsinn aber entsteht, da die Kraft des Geists und der Seele |
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In Verwirrung gerät, und weil, wie ich oben
gelehret, Diese getrennt durch den giftigen Stoff auseinandergezerrt sind. Ist nun des Übels Grund auf einige Weise gehoben, Ist der scharfe verdorbene Saft zurück aus dem Körper In die Gefäße gekehrt, so erhebt der Kranke sich anfangs Gleichsam im Taumel nur und nimmt allmählich Besinnkraft |
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Und mit dieser zuletzt die ganze Seele zurücke. Diese nun, welche du siehst mit so großen Übeln behaftet, Schon in dem Körper selbst elendiger Weise zerrissen: Diese, glaubest du noch, sie könn’ auch ohne den Körper, Frei in den Lüften, zu Stürmen gesellt, sich lebend erhalten? |
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Sehen die Seele wir nun durch Heilkraft wieder
genesen, Durch Arzeneien erweckt, wie den kranken Körper, so deutet Auch schon dieses darauf, dass sterblich ihre Natur sei. Teile müsste man fügen hinzu, die Lage versetzen, Immer, so wenig es sei, dem Ganzen etwas benehmen, |
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Wenn man versuchte, der Seele Natur zu verändern,
auch irgend Eines andern Dinges Natur zu wenden gedächte. Doch das Unsterbliche will nicht Teile versetzen sich lassen, Oder sich etwas eignen hinzu, noch Minderung leiden. Denn was einmal verlässt die Grenzen des eigenen Daseins, |
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Stirbt in dem Augenblick, in dem, was zuvor es
gewesen. Ob nun erkranket die Seel’ und ob sie geneset durch Heilkunst, Immer gibt sie von sich das Merkmal sterblicher Abkunft. Also scheinet sogar betrüglichen Schlüssen die Wahrheit Selbst entgegenzugehn, zu verschließen denselben den Ausweg |
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Und zu besiegen den Irrtum mit doppelschneidigen
Gründen. Oftmals sehen wir auch, wie der Mensch allmählich dahingeht, Ein Glied nach dem andern Gefühl und Leben verlieret. Gelblich werden zuerst an den Füßen Nägel und Zehen; Drauf erstirbt der Fuß, die Beine; die Spuren des kalten |
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Todes schleichen von da hinauf zu den übrigen
Gliedern. Trennt nun diese Natur der Seele sich selber, und ist nur Unvollständig sie da in einem und selbigem Zeitpunkt, Muss man für sterblich sie halten. Und denkst du, sie könnte sich etwa Einwärts ziehn aus den Gliedern, in eins zusammen sich drängen |
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Und den sämtlichen Gliedern dadurch Empfindung
benehmen, Müsste sich doch der Ort, wo sich solche Fülle der Seele Anhäuft, mehr mit Gefühl begabt und empfindlicher zeigen: Aber da nirgendwo sich ein solcher befindet, so muss sie Stückweis werden verjagt aus dem Körper und gehet dann unter. |
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Lass indessen mich auch den irrigen Satz dir
gewähren, Dass aufwenden sich könn’ in dem Körper derer die Seele, Die teilweise verlässt das Licht des Lebens im Sterben: Immer kannst du noch nicht vom Tod lossprechen die Seele. Wenig liegt ja daran, ob diese zerstiebet in Lüften, |
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Oder ob sie verdumpft bei zusammengezogenen Teilen,
Wann die Empfindung zuletzt von jeglicher Seite den Menschen Mehr und mehr verlässt, stets minder vom Leben zurück bleibt. Da nun die Seel’ ein Teil des Menschen ist, ihren bestimmten Sitz in dem Körper hat wie die Augen oder die Ohren |
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Oder ein anderer Sinn, die Steuerführer
des Lebens; Und gleichwie nun die Hand, das Äug’ und die Nase, besonders, Abgeschnitten vom Leib nicht fühlen können noch da sein, Sondern in kurzer Zeit hinschwinden müssen in Moder: Also kann auch der Geist für sich nicht selber und ohne |
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Körper des Menschen bestehn, der gleichsam
dessen Gefäß ist Oder ein Näheres noch, wenn sich irgend etwas Verbundners Denken noch lässt; dieweil fest an ihm hanget der Körper. Endlich noch wirkt die lebendige Kraft des Körpers, der Seele Nur in Verbindung gesetzt, zusammen genießend dos Lebens. |
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Ohne den Körper vermag allein die Seele
für sich nicht Lebenserregungen wecken, noch ohne die Seele der Körper Dauernd erhalten sich selbst und seiner Sinne gebrauchen. Ebenso wie das Aug’, aus seiner Umfassung gerissen Und von dem Körper getrennt, die Kraft zu sehen verlieret: |
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Ebenso scheinen für sich nichts Seel’ und
Geist zu vermögen. Nämlich darum, weil solche gemischt in die innern Gefäße Und in die Nerven und Knochen, vom ganzen Körper umschränkt sind, Auch die Stoffe sich nicht so frei in geräumlichen Weiten Flüchten können; wodurch, zusammengeschlossen, erregt wird |
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Sinnerzeugender Trieb, den, außer dem Körper,
in Lüften, Hat sie der Tod entjagt, nicht wieder erwecken sie können, Weil kein ähnliches Band sie fasst und fürder zurückhält. Denn es erzeugte die Luft so Leib als Seele, wenn diese Halten sich könnte darin, sich zusammenschließen zu jenen |
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Lebensbewegungen, welche zuvor im Körper
sie übte. Also muss man gestehn, dass, wenn aller Hülle des Körpers Gänzlich entblößt und ausgejagt der lebendige Hauch ist, Aufgelöset auch werde der Sinn des Geists und die Seele, Weil derselbige Grund für beider Leben bedingt ist. |
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Da nun ferner die Seele nicht lasst vom Körper
sich trennen, Ohne dass dieser sogleich in stinkende Fäulnis gerate: Könntest du zweifeln, dass nicht, aus den innersten Sitzen getrieben, Ihm entfließen, wie Rauch, zerstreut die Kräfte der Seele? Würd’ in faulen Ruin so gänzlich der Körper zerfallen, |
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Hätten aus ihren Fugen sich nicht die Stützen
gehoben, Und entflösse sie nicht aus allen Gelenken, die Seele, Allen Kanälen und Poren, die irgend im Körper befindlich? Alles beweiset sonach durch mehrere Gründe, die Seele Habe zerteilet die Glieder verlassen und seie vorher schon |
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In sich getrennet und selbst im Körper zerrissen
gewesen, Ehe sie noch sich ergoss und auf in die wehende Luft schwamm. Selbst noch inner den Schranken des Lebens, wann irgend ein Zufall Mächtig sie trifft, scheint oft entkräftet gänzlich die Seele Hinzuscheiden, sich nach und nach von dem Körper zu lösen. |
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Schon erbleicht das Gesicht als wie beim nahenden
Ende, Und es sinken erschlaffet herab am Körper die Glieder. Dies ist, was insgemein im Leben man nennet die Ohnmacht; Oder man sagt, es entweiche der Geist: man zaget, man suchet Anzuknüpfen aufs neu die letzten Fäden des Lebens. |
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Innigst werden erschüttert alsdann die Kräfte
des Geistes Und der Seele; sie sinken zugleich mit dem Körper zusammen: Wenig braucht es nur noch, so würden sie gänzlich gelöst sein. Auch hier zweifelst du noch, dies schwache Seelchen, gestoßen Aus des Körpers Behältnis, in freien Lüften, der Hülle |
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Aller beraubt, ob es wohl nicht Ewigkeiten durchdauern,
Nein, nur in Augenblicken der Zeit erhalten sich könne? Keiner noch hat, wie es scheint, jemals im Sterben empfunden, Dass die Seele gesund und heil aus dem Körper hinausgeht, Erst zu der Kehle hinauf, dann zur Mundeshöhle hinansteigt: |
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Sondern vielmehr sie erlischt am eignen bestimmeten
Orte, |
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Endlich, warum erzeugt des Geistes verständige
Kraft sich Nie in dem Haupt, noch in Füßen und Händen, und sitzet nur einzig Jeglichem fest am bestimmeten Ort, in der eigenen Gegend? Ist nicht Ursach hiervon, dass jedes den sicheren Ort hat Seiner Geburt, allwo fort kann das Erschaffene dauern? |
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Dies auch findet auf mancherlei Art sich im Baue
der Glieder, So dass nie sich verkehrt hierin die Ordnung erweiset. Also erfolgt ein Ding aus dem andern; es werden aus Fluten Nie sich die Flammen bilden, noch Eis sich erzeugen im Feuer. Ist unsterblich dennoch die Natur und das Wesen der Seele, |
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Kann sie, getrennet vom Leib, fortdauernd Empfindung
erhalten, Müssen wir mit fünf Sinnen sie auch, wie es scheinet, begaben. Sonst wie könnte man sich die unteren Seelen gedenken, Schwärmend umher um des Acherons Flut? Auch haben noch immer Dichter und Maler der vorigen Zeit dieselben uns also |
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Vorgestellet und stets sie ausgestattet mit Sinnen.
Aber besonders und einzeln für sich kann ohne die Seele Weder das Auge bestehn, noch die Nase, noch selber die Hand auch Oder die Zunge; das Ohr kann ebenso wenig die Töne Für sich vernehmen allein, noch irgend allein sich erhalten. Fühlen wir nun durchaus lebendigen Sinn in dem Körper, |
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Sehen auch, dass er durchaus zum lebenden Wesen
beseelt sei: Traf ihn plötzlich ein Schlag, der mit allgewaltiger Kraft ihn Mitten spaltet’ entzwei, dass die beiden Hälften zerfielen, Müsste die Seele fürwahr zu gleichen Teilen getrennet, Auseinandergerissen zugleich mit dem Körper auch sie sein. |
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Aber was irgend geteilt kann werden, in Stücke
zerrissen, Mag sich eben dadurch lossprechen von ewiger Dauer. Sichelbewaffnete Wagen, vom Blut der Erschlagenen dampfend, Sagt man, mähten die Glieder so schnell hinweg, dass am Boden Uns noch der abgeschnittene Teil in Regung sich zeige, |
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Ehe des Menschen Gefühl die schnelle Verwundung
erreicht hat. Da nun der kampfbegierige Geist fortwährend auf Streit denkt, Strebt mit dem übrigen Körper er noch, zu fechten, zu morden; Wird auch oft nicht gewahr, dass seine verlorene Linke Ward mit dem Schilde zugleich durch das Rad und die reißenden Sicheln |
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Unter die Rosse geschleudert. Ein anderer fühlet
im Drange, Wenn er die Mauern ersteigt, die abgeschlagene Hand nicht; Wieder ein anderer will empor mit dem Schenkel sich heben, Den er eben verlor und welcher mit zuckenden Zehen Sterbend schon neben ihm liegt. Vom warmen lebendigen Rumpfe Abgeschnitten das Haupt, zeigt annoch es Züge des Lebens, |
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Noch vom Boden herauf die offenstehenden Augen,
Bis die Reste der Seele zuletzt sich alle verlieren. Ja auch, wenn du versuchst, die beiden Enden der Schlange, Die mit der Zunge blitzt, mit dem Schweife droht und dem langen Vorgestrecketen Leib, in mehrere Teile zu schneiden: |
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Jegliches Stück alsdann, mit der frischen
Wunde beschnitten, Schmerzlich sich krümmen du siehst, mit Eiter den Boden bespritzend; Rückwärts wird sich der vordere Teil nach dem hinteren drehen, Einzubeißen darin, aus Schmerz der brennenden Wunde. Sagen müsste man nun, es sei in jedem der Stücke |
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Eine besondere Seele: woraus dann weiter erfolgte,
Dass der Körper des einzigen Tiers viel Seelen enthalte. Also ist diese geteilt, sie, die mit dem Körper vorher nur Eins war: beide dadurch beweisen ihr sterbliches Dasein, Weil sie auf gleiche Art sich teilen in mehrere Stücke. |
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Ist nun, ferner, in ihrer Natur unsterblich
die Seele, Schleicht sie bei seiner Geburt sich ein in den Körper des Menschen: Sage, wie kommt’s, dass nichts der vorhergegangenen Jahre Man sich erinnern noch kann ? Warum blieb nirgends die Spur uns Dessen, was ehmals geschah? Sind so nun die Kräfte des Geistes |
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Umgeändert, dass ganz ihm entfiel, was
vormals geschehen, Nun, so weichet es auch, wie mich dünkt, nicht ferne vom Tod ab; Und man müsste gestehn, es sei die vorige Seele Untergegangen und jetzt die jetzige Seele geschaffen. Kommt doch der Seele belebete Kraft erst dann in den Körper, |
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Wann vollendet schon ist sein Bau, wann über
des Lebens Schwelle wir durch die Geburt eintreten: was hat sie vonnöten, Scheinen zu wollen, sie wachse mit ihm im Blut und in Gliedern ? Mag wie im Käfig vielmehr viel besser für sich und allein sie |
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Leben, und doch mit Gefühl den ganzen Körper
behauchen. Und so halte man ja nicht unteilhaftig des Ursprungs Unsere Seelen, und nicht gelöst vom Gesetze des Todes. Könnten auch dann sie so eng und genau mit dem Körper verknüpft sein, Wären sie eingeflößt von außenher in denselben? |
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Wie doch im Gegenteil die Sach’ uns selber beweiset,
Dass sie so angeknüpft an die Adern, Nerven und Knochen Sind, dass die Zähne sogar teilnehmen an unserm Gefühle. Hiervon zeuget der Schmerz an den Zähnen, der Schreck vor dem kalten Wasser, und dann, wann man beißt auf harte Kerne der Steinfrucht. |
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Und so scheinet auch nicht, dass, da sie so innig
verwebt sind, Wohlbehalten und heil los winden sich könnten die Seelen, Frei aus allen den Nerven und Knochen und Gliedern entschlüpfen. Möchtest du glauben vielleicht, die eingegossene Seele Breite zerfließend sich aus durch den Bau der sämtlichen Glieder? |
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Dann dürft’ eher sie noch, mit dem Körper
zerflossen, vergehen; Denn was zerfließet, löset sich auf, geht unter dahero. Also durch alle Kanäle des ganzen Körpers verteilet, Würden sich auch - wie die Speise vergeht, von den Gliedern des Körpers Eingesogen, aus sich ein anderes Wesen nun herstellt -: |
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Also auch See!’ und Geist, obgleich ursprünglich
ein Ganzes, Als in den Körper sie kamen, dennoch auflösen zerfließend, Da sich die Teilchen, woraus die beiden Naturen gebildet, Gleichsam wie durch Kanäle in sämtliche Glieder verteilen: Und die Seele, die jetzt im Körper behauptet die Herrschaft, |
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Wär’ entstanden aus der, die verloren gegangen
durch Teilung. Nicht des Tags der Geburt entledigt scheinet dahero Unsere Seele, noch auch befreit vom Tage des Hingangs. Weiter fraget man noch: lässt in dem entseeleten Körper Stoffe die Seele zurück? Und lässt sie dieselben darinnen, |
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Könnte man solche mit Recht für unvergänglich
dann halten, Sie, die Teilchen verlor und dürftiger von uns gewichen? Ist sie doch ohne Verlust und mit heilen Gliedern entflohen, So, dass nirgend von ihr ein Teil in dem Körper zurückblieb: Sage, woher die Leichen aus faulem Gedärme die Maden |
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Hauchen ? woher umwoget des Körpers schwellende
Glieder |
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Da nun kämen zusammen, wo sonst nur eine
gewohnt hat? Doch nicht dieses allein, bedenklicher ist noch die Frage: Haben die Seelen sich wohl die einzelnen Stoffe der Würmer Selber erjagt und bauen daraus sich die häusliche Wohnung; Oder schlüpfen sie ein nach vollendeter Bildung der Körper? |
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Aber warum sie es tun und solche Bemühung
sich geben, Wäre nicht abzusehn, da ohne den Körper von Krankheit Unangefochten, auch nicht vom Frost noch Hunger, sie schwärmen. Nur der Körper allein liegt krank an Übeln von der Art; Er nur steckt das Gemüt mit mannigfaltigem Leid an. |
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Aber gesetzt, es frommte den Seelen, sich Körper
zu bauen Und in diese zu ziehn: wie könnten sie solches bewirken? Nimmer bilden daher sich die Seelen Körper und Glieder, Werden auch keinesfalls in die ausgebildeten Körper Eingegossen: wie könnten damit sie so innig verwebt sein |
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Oder zusammengestimmt die zarten Berührungen
wirken? Endlich, warum erzeuget die mordbegierige Wut sich Immer im Löwengeschlecht? die List in den Füchsen? Vom Vater Erbet der scheue Hirsch die Furcht, die die Glieder ihm anspornt. So auch mit mehreren noch: warum wächst eigen in Sitten, |
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Wie in den Gliedern, ein jedes heran vom frühesten
Alter? Ist’s nicht, weil aus bestimmeten Samen, aus eigener Zeugung Mit dem Körper zugleich die Kraft der Seele heranwächst? War’ unsterblich sie nun und pflegte sie Körper zu wechseln, Würde bei ähnlichen Tieren vermischte Sitten man finden: |
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Vom hyrkanischen Stamm die Rüde würde
den Anlauf Ästiger Hirsche scheun; in den hohen Lüften der Habicht Würde zittern und fliehn, sobald sich ihm nahte die Taube: Tiere besäßen Vernunft, der Mensch würd’ ohne Vernunft sein. Denn nur ein irriger Wahn ist das, wenn sie sagen, der Seele |
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Ewiges Wesen ändre zugleich mit verändertem
Körper. Was sich verändert, löset sich auf, geht unter dahero, Weil die Teile versetzt, die Ordnung derselben verrückt wird: Und so müssten sich auch auflösen können die Seelen Schon in den Gliedern, zuletzt mit dem Körper zugleich zu vergehen. |
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Sagen sie doch, es gingen nur immer die menschlichen
Seelen |
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Dass in dem zarten Leib auch zarter sich bilde
die Seele. Wär’ es an dem, so würde sich doch entscheiden der Ausspruch, Sterblich müsse sie sein, die gänzlich verändert im Körper Jetzo das vorige Leben verliert, die vorige Sinnkraft. Und wie könnte die Seel’ in Kraft mit dem Körper erwachsen, |
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Mit ihm erreichen zugleich die erwünschte
Blüte des Lebens, Wann ursprünglich sie nicht die Teilgenossin von ihm war? Warum begehret hinaus sie zu gehn aus den alternden Gliedern? Fürchtet sie etwa, verschlossen im faulenden Körper zu bleiben? Oder vielleicht vom Ruin des alten gebrechlichen Hauses |
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Überschüttet zu werden ? was kann der
Unsterblichen schaden? Lächerlich wär’ es fürwahr zu denken, es fänden sich Seelen Bei der Begattung und bei der Geburt der Tiere zugegen, Auszuspähn, die Unsterblichen sie, in unendlicher Anzahl, Sterbliche Glieder; im Streit wetteifernd untereinander, |
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Welcher von ihnen zuerst der Eingang werde verstattet.
Müsste denn sein, es bestund’ ein Vergleich schon unter den Seelen, Dass die erste, die kommt, zuerst auch finde den Einlass, Und sie des Zwistes daher durchaus nicht hätten vonnöten. Endlich so findet man nicht den Baum im Aether, noch Wolken |
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Unter der Tiefe des Meers; kein Fisch kann leben
auf Feldern, Noch im Holze sich Blut, noch Saft sich befinden in Steinen: Sondern bestimmt ist der Ort, wo jedes gedeihen und sein kann. Ebenso kann der Seele Natur nicht sonder den Körper Oder allein entstehn, von Blut und Nerven getrennet. |
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Könnte sie das, so würde vielmehr die
geistige Kraft sich Können erzeugen im Haupt, in den Schultern, den untersten Fersen; Könnt’ inwohnen vielmehr in jeglichem Teile des Körpers, Als in demselben Gefäße desselben Menschen zu bleiben. Sintemal aber auch das in unserem Körper bestimmt ist, |
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Angewiesen uns scheinet der Ort, wo der Geist
und die Seele Können besonders wohnen und da sich entwickeln, so ist es Überweisender noch, dass, außer dem Körper, das Ganze Könne den Ursprung nicht und nicht Fortdauerung haben. Löset sonach der Körper sich auf, so muss auch die Seele Untergehen mit ihm, die im ganzen Körper verteilt ist. |
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Unsinn ist es fürwahr, das Sterbliche paaren
zu wollen Mit dem Unsterblichen, Sinn und gemeinsames Wirken den beiden Zuzuschreiben! Was lässt sich nur irgend Verschiedneres denken, Was, das getrennter, das mehr misshellig untereinander, Als wann das Sterbliche sich mit dem Unvergänglichen, Ew’gen |
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Sollte verbinden, vereint des Schicksals Stürme
zu tragen? Ferner, was irgendein Ding zur ewigen Dauer bestimmt macht, Liegt entweder darin, dass dasselbe dichter Natur sei, Nicht vom Schlage zermalmt, noch getrennt kann werden durch Eindrang, Welcher im Innern löste die engen Bande der Teile: |
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Dies ist, wie ich gezeigt, die Natur ursprünglicher
Körper. Oder auch könnt’ es dadurch sich in ewiger Dauer erhalten, Weil es des Angriffs fähig nicht ist, und dies ist das Leere: Unberührbar bleibt’s und achtet des äußeren Schlags nicht. Oder auch ewig ist das, was keinen Raum um sich her hat, |
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Wohin die Ding’ entfliehen und da auflösen sich könnten:
So ist ewig die Summe des Alls; kein Ort ist vorhanden Außer ihm, um zu entfliehn; kein Körper auch, der auf dasselbe Niederfallen, durch heftigen Stoß zerschellen es könnte. Wäre darum noch mehr für unsterblich die Seele zu halten, |
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Weil sie sich findet beschützt von lebenerhaltenden
Dingen, Weil ihr das Schädliche sich durchaus entweder nicht nahet Oder, wofern es sich naht, durch irgend etwas zuvor wird Abgestoßen, bevor den Schaden wir können empfinden: Abgerechnet, dass auch mit dem Körper sie selber erkranket, |
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Kommt
herbei, was sie oft um die kommenden Dinge sich härmen Lässt und in Angst schlimm hält und mit Sorgen quälend ermattet, Und, sind die Sünden vergangen, so beißt sie doch das Gewissen. Füge den Wahnsinn hinzu, der eignet dem Geist, und Vergessen, Füge hinzu, dass sie taucht in die dunklen letharfischen Wolken! |
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Nichts ist also der Tod, nichts geht er im mindesten
uns an, Sintemal der Seele Natur für sterblich erkannt wird. Und wie in voriger Zeit kein Ungemach wir empfanden, Als der Pöner zum Streit von allen Seiten herandrang; Alles, vom Kriegsgeräusch erschüttert, starrend erbebte |
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Unter den hohen Lüften des Aethers; das
menschliche Schicksal Unentschieden noch lag, wohin sich neige die Herrschaft Über das Land und das Meer: so wird auch, wenn wir nun nicht sind, Hat sich der Leib und die Seele getrennt, durch deren Gemeinschaft Einzig zusammengefügt wir bestehn, nichts treffen uns können; |
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Uns, die wir dann nicht sind, nichts können
Empfindung erregen, Mischte sich auch mit der Erde das Meer, mit dem Meere der Himmel. Und erhielte sich noch Empfindung in Teilen des Körpers, Wann von diesem bereits sich getrennet der Seele Natur hat, Geht es doch uns nicht an, die in eins wir zusammengeknüpft nur |
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Durch Gemeinschaft und Band des Geists und der
Seele bestehen. Ja, wann künftige Zeit die Stoffe von unserem Dasein Sammeln sollte, zurück in die jetzige Lage sie bringen, Sollte des Lebens Licht aufs neu uns wieder geschenkt sein: Würde doch dieses nicht mehr uns selbst im geringsten betreffen, |
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Da doch einmal in uns die Wiederholung des Unsern
Unterbrochen und nun von uns, die wir ehe gewesen, Nichts sich beziehet auf uns: so wenig der Kummer uns jetzo Um das Künftige trifft, was aus unserem Stoffe die Zeit macht. Schauest du nämlich zurück auf unermesslicher Zeiten |
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Weiten vergangenen Raum, auf den so verschiedenen
Wechsel Aller Stoffe, so dürftest du wohl dich leichtlich bereden, Oftmals seien sie schon in ähnlicher Lage gewesen, Als jetzt selbige sind: doch davon erinnern wir nichts uns; Denn es hat sich dazwischen die Pause des Lebens geworfen, |
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Und weit irrten sie ab, die Stoffe, vom Gang
der Empfindung. Wahrlich, wen Elend und Not in der Zukunft sollte betreffen, Müsst’ in derselbigen Zeit doch da sein, könnt’s ihm begegnen: Aber da dieses der Tod aufhebt und, weil er zuvor war, Dies ihn verhindert, zu sein und dieselbigen Übel zu tragen |
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In derselben Verbindung wie wir, so ist es begreiflich,
Dass im Tode für uns nichts weiter zu fürchten bevorsteht, Elend werden nicht kann, der nicht ist, ganz es dasselbe Jetzo seie für ihn, ob er niemals wurde geboren, Dem der unsterbliche Tod das sterbliche Leben genommen. |
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Siehest du Menschen demnach voll Unmut über
sich selber, Hingesetzt nach dem Tode dereinst verfaulen zu müssen, Oder von Flammen verzehrt, von Tieren zermalmet zu werden: Glaube, da klingt es nicht rein, es liegt ein verborgener Stachel Unter dem Herzen: obgleich ein solcher noch immer behauptet, |
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Dass er nicht glaube, Gefühl und Empfindung
zu haben im Tode. Was er verspricht, das hält er nicht ganz, wie mich dünkt, noch von Herzen, Reißt und schleudert sich nicht mit der Wurzel hinaus aus dem Leben; Sondern er lässt von sich selbst unwissend noch etwas zurücke. Wer sich’s einzig nun denkt, es werde sein Körper in Zukunft |
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Noch von Vögeln zerhackt, zerrissen werden
von Tieren, Wehklagt über sich selbst; er trennet und sondert sich selber Nicht hinlänglich genug von dem hingeworfenen Leichnam, Bildet sich ein, er sei’s, und steckt ihn mit seinem Gefühl an. Also verwünscht er zuletzt durchaus sein sterbliches Dasein; |
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Siebet nicht ein, dass nach wirklichem Tod kein
anderer er sei, Der lebendig sich selbst, den Verschiedenen, könne betrauern, Stehend sich Liegenden klagen, verbrannt und zerrissen zu werden. Ist es ein Übel jedoch, zermalmet im Tode zu werden Unter der Tiere Gebiss, so find’ ich doch nicht es gelinder, |
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Über das Feuer gelegt von heißen Flammen
zu braten, Oder in Honig erstickt zu werden, zu starren von Kälte, Auf des frostigen Steines geglättete Fläche gestrecket, Noch von betretener Last der Erd’ erdrücket zu werden. »Aber dein freundliches Haus empfängt dich nicht mehr, noch die teure |
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Gattin; dir laufen nicht mehr entgegen die lieblichen
Kinder, Küsse zu rauben von dir, dich labend mit schweigender Wonne. Nicht sind blühende Taten hinfort dir vergönnt, noch der Deinen Schutz und Hülfe zu sein. Dich bracht’, Elender, elendig Ein verhasster Tag um alle Geschenke des Lebens.« |
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Also sagen sie; doch sie vergessen hinzu noch
zu setzen: »Kein Verlangen auch wird nach allem diesem dich quälen.« Wenn sie nur dieses genau beherzigten, folgten den Lehren, Würden sie großer Angst und Furcht des Gemüts sich entladen. »Du zwar, wie du hier liegst, im Bett’ entschlummert, so wirst du |
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Alle die künftige Zeit von Kummer und Schmerzen
befreit sein: Wir hingegen, wir wollen dich Aschegewordenen neben Deiner schaudererregenden Gruft unablässig beweinen; Kein Tag soll uns je wegnehmen den Kummer vom Herzen.« Fragen möcht’ ich sie wohl: was hierin denn immer so herb sei, |
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Wenn doch alles zuletzt auf Ruh’ und Schlummer
hinausläuft, Dass sich sollte der Mensch verzehren in ewiger Trauer? Oft auch machen es so die Menschen bei ihren Gelagen; Dass, wann den Becher sie halten, das Haupt umhüllet mit Kränzen, Seufzend sie sprechen: »Dies ist der kurze Genuss für das Menschlein! |
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Bald ist dieser auch hin, und nimmer kehrt er
zurücke.« Gleichsam als wäre nur dies das größte Übel im Tode, Dass sie, die Armen, der Durst auszehr, und brennend sie quäle, Oder als ob noch irgend die Lust nach etwas sie plage! Niemand ist seinethalben besorgt, noch vermisst er das Leben, |
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Wann in Schlummer versenkt so Geist als Körper
dahin liegt: Möchte für solchen der Schlaf auch Ewigkeiten durchdauern, Könnte doch kein Verlangen nach sich ihn weiter berühren. Und doch weichen alsdann in den Gliedern die Stoffe des Lebens Allzu ferne nicht ab von der sinnlichen Lebenserregung, |
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Da doch der Mensch sich vom Schlaf aufrafft und
wieder sich sammelt. Und so hat denn der Tod weit mindern Bezug auf uns selber; Wenn das minder noch heißt, was ganz und gar nicht Bestand hat. Größere Trennung erfolgt, mehr werden die Stoffe zerstreuet Nach dem Tode; von da ist keiner noch wieder erwachet, |
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Hat ihn einmal erreicht die kalte Pause des Lebens. Endlich noch, wenn die Natur die Stimm’ urplötzlich erhübe, Strafend einen von uns in diesem Tone: »Was ist dir, Sterblicher, dass du so sehr in bänglichem Trauern dich abhärmst? Warum klagst du und weinest den Tod? War anders das Leben, |
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Das du bishero geführt, ein angenehmes Geschenk
dir; Sind nicht alle die Freuden wie durch ein zerlechztes Gefäß dir Hingeflossen, und ohne Genuss dir die Tage zerronnen: Warum stehst du nicht auf, wie ein satter Gast von der Mahlzeit, Nimmst mit willigem Herzen, o Tor, die sichere Ruh’ an? |
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Ist dir hingegen alles versiegt, was sonst du
genossen, Ist dir das Leben verhasst: was willst du noch mehreres zutun, Das nur wieder verdirbt und dir ungenossen zugrundgeht; Machst nicht lieber der Qual und dem ganzen Leben ein Ende? Denn in der Tat nicht weiß ich, was fürder zu deinem Vergnügen |
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Irgend ersinnen ich soll: wie einmal, gehet es
immer. Würde dein Körper auch nicht entkräftet von Jahren, und welkten Matt nicht die Glieder dahin, so bleibt es doch immer dasselbe, Könnte dein Leben sich auch Jahrhunderte siegend erhalten, Ja, vielmehr wann du nie das Ende desselben erreichtest.« |
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Sage, was könnten hierauf wir erwidern,
als dass die Natur uns Rechtlich beklaget und wahr die Beschuldigung sei, die sie vorbringt? Aber wann einer, der selbst elend, den Tod noch bejammert, Sollte sie nicht vielmehr auf ihn losfahren und schelten: »Packe dich fort, du Schlund! und lass dein Jammern und Heulen.« |
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Ist es ein Alter jedoch, ein Greis, der immer
noch wehklagt: »Du hast jedes Geschenk des Lebens genossen, und welkst nun. Weil du noch immer begehrst, was du nicht hast; was du besitzest, Immer verschmähest, so ist unreif und ohne Genuss dir Dieses Leben entfallen. Nun steht zu den Häuptern der Tod dir, |
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Ehe du dir es versehn, und ehe gesättigt
du hingehst. Lass nun, was ohnehin nicht deinem Alter mehr ansteht: Auf, und ohne Verdruss, tritt’s Jüngeren ab; denn es muss sein!« Würde Natur nicht mit Recht so handeln, uns tadeln und schelten? Muss das Veraltete nicht, hinweggedränget vom Neuen, |
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Weichen? immer sich aus dem anderen wieder ergänzen?
Nichts versinkt in den Schlund, und nichts in des Tartarus Nächte. Neuer Stoff ist vonnöten zur Bildung neuer Geschlechter, Die dir alle jedoch einst, abgelebet, noch folgen; Denn wie die vorige Welt wirst du und die künftige fallen. |
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Also wird immerfort aus dem einen entstehen das andre: Keiner erhält das Leben zum Eigentum, alle zum Nießbrauch. Schaue zurück: was ist sie für uns, die ewige Dauer Jener vergangenen Zeit, noch ehe geboren wir waren? Diese hält die Natur uns gleichsam vor, als den Spiegel |
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Jener künftigen Zeit, die nachfolgt unserem Tode. Siehst du was Schreckliches drin? erscheinet ein trauriges Bild dir? Ist’s nicht sicherer dort als selbst in dem ruhigsten Schlafe? Was von den Seelen man sagt, die tief sich im Acheron fänden, Das ist alles bei uns in dem gegenwärtigen Leben. |
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Tantalus fürchtet nicht, wie es heißt, den drohenden
Felsen, Aufgehängt in der Luft, mit eitelem starrendem Beben: Sondern im Leben vielmehr drückt nichtige Furcht vor den Göttern Nieder die Menschen; sie schrecket der Fall, der treffen sie könnte. Tityos, ausgestrecket am Acheron, graben die Geier |
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Nicht in das Fleisch: was sollten fürwahr auch immer
sie finden Unter der mächtigen Brust, um ewige Zeiten zu wühlen? Wann er auch schon daliegt mit ungeheuerem Körper, Dass die zerstreueten Glieder nicht nur neun Hufen bedeckten, Sondern der Erde sämtlichen Kreis: doch kann er nicht endlos |
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Ewige Schmerzen erdulden; noch, könnt’ er es, immer
die Äsung Seines eigenen Leibs darreichen den gierigen Vögeln. Der ist Tityos uns, den siech die Liebe dahin wirft Und ihr Geier zerhackt; den bängliche Kümmernis ausfrisst, Oder die schändliche Gier das Herz zerschneidet mit Sorge. |
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Auch ist Sisyphus uns beständig im Leben vor Augen:
Er ist’s, der sich im Sinn festsetzt, das Beil und die Bündel Sich zu erstreben vom Volk, doch immer zurücke gewiesen, Traurig kehret davon. Denn stets zu begehren die Herrschaft, Welche man nicht erhält, und stets zu verfehlen den Endzweck, Immer jedoch die drückende Last von diesem zu tragen: |
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Heißt das nicht bergan den Fels mit strebender Arbeit
Wälzen, welcher jedoch, sobald er den Gipfel erreicht hat, Wieder zurücke rollt, die Fläche der Ebene suchend? Endlich, die undankbare Natur des Gemütes zu nähren, Nie des Guten genug, sich nimmer ersättigen lassen – |
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Wie wir bei dem Genusse der zirkelnden Zeiten des Jahres,
Die uns Geburten mancherlei Art und Ergötzungen reichen, Doch hinlänglich uns nie mit des Lebens Gütern begnügen -, Ist das nicht, wie mich dünkt, die Geschichte der blühenden Jungfraun, Die stets schöpfen das Nass in einen durchstoßenen Eimer, |
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Welchen zu füllen jedoch jedwede Bemühung umsonst
ist? Cerberus nun und die Furien noch und des Tartarus Nächte, Der aus scheußlichem Schlund ausstößt den schrecklichen Glutbrand : Diese Dinge sind nie gewesen und können auch nie sein. Aber im Leben schon ist der Strafen greuliches Schrecknis |
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Für die greuliche Tat: da sind, zur Büßung
des Frevels, Kerker, der grässliche Sturz vom Felsen hinab, und des Henkers Ruten, Folter und Pech, und glühendes Eisen, und Fackeln. Und sind diese nicht da, so braucht das schuld’ge Gewissen Schon vorfürchtend den Stachel und gibt sich die brennende Geißel: |
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Siehet dabei das Ende noch nicht, das den Übeln bevorstehn
Könnte, noch wo die Strafe zuletzt aufhören noch werde; Fürchtet vielmehr, dass im Tode vielleicht sie noch schwerer erwachse: So ist das Leben der Toren das wahre Leben im Orkus. Auch dies könntest du wohl dir selbst zuweilen noch sagen: |
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»Hat doch den guten Ankus das Licht der Augen verlassen«,
Der viel besser doch war als du, du Nimmerbegnügter! Andere Könige sind und andre Beherrscher der Völker Untergegangen nach ihm, die mächtigen Völkern geboten. Jener auch selbst, der sich einst den Weg durch die Meere gebahnet, |
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Über die Tiefen hinweg die Legionen geführet, Über die salzigen Schlünde sie lehrete gehen mit Füßen Und mit dem stampfenden Rosse das Zürnen der Woge verhöhnt hat: Er auch erlosch und haucht’ aus sterbendem Körper die Seel’ aus. Auch der Scipiade, der Kriegesdonner, Karthagos |
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Schrecken, er gab wie der niedrigste Knecht die Gebeine der
Erde. Füge die Stifter hinzu der Wissenschaften und Künste; Füge hinzu die Genossen der Helikonischen Musen, Unter denen Homerus sich einzig des Zepters bemächtigt [Und mit den anderen nun in demselben ewigem Schlaf ruht]. Endlich Demokritos; als das übergereifete Alter |
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Nun ihn ermahnte, dass matt des Geistes Erinnerung werde,
Bracht er selber sein Haupt freiwillig entgegen dem Tode. Selbst Epicurus starb, nach abgelaufener Lichtbahn: Er, der das Menschengeschlecht an Geist übertraf und sie alle Auslöscht’, wie die erwachende Sonn’ auslöschet die Sterne. |
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Und du stehest noch an und sträubst dich dawider, zu
sterben? Dem fast lebend das Leben, bei sehenden Augen schon tot ist! Der du den größesten Teil der Zeit im Schlummer dahin bringst, Wachend schnarchst, und nie aufhörest Träume zu sehen; Immer von nichtiger Furcht umher in der Seele getrieben, |
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Oftmals finden nicht kannst, welch Übel dich eigentlich
treffe, Wann wie ein Trunkener du von Sorgen taumelst und zitterst Und auf schwankender Woge des ungewissen Gemüts schwebst. Könnten die Menschen genauso, wie sie die innere Last doch Scheinen zu fühlen, von der die Schwere nieder sie drücket, |
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Auch die Ursach’ ergründen davon, woher in dem Herzen
Solch eine Masse gleichsam von Übel sich pflege zu häufen: Wahrlich sie führeten nicht ihr Leben, wie jetzt wir es sehen. Keiner weiß, was er will, und dennoch sucht er beständig; Sucht, und verändert den Ort, als könnt’ er der Last sich entladen. |
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Oft geht jener heraus aus seiner geräumigen Wohnung,
Dem zu Hause zu sein es länger ekelt; doch alsbald Kehrt er zurück; denn er fühlet, es sei nichts draußen ihm besser. Plötzlich treibt er darauf mit verhängtem Zügel zur Villa, Gleich als eilt’ er dahin, sein Haus von Flammen zu retten: |
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Doch kaum hat er die Schwelle berührt, so gähnt
er sogleich auf; Schwerer Schlummer befällt ihn, er sucht sich selbst zu vergessen, Oder er kehrt schnell wieder zurück und eilet der Stadt zu. Also suchet sich jeder zu fliehn: umsonst, denn er selbst ist’s, Dem er nimmer entflieht, der wider Willen sich aufdrängt: |
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Und das, weil der Behaftete nicht den Grund von der Krankheit
Einsieht: säh’ er ihn ein, er verließe das übrige gänzlich, Suchte der Dinge Natur vor allem zuerst zu erkennen. Denn nicht ist es zu tun um einzelne wenige Stunden; Nein, um die ewige Zeit, in welcher der künftige Zustand |
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Bleibend noch nach dem Tod fortdauert den Sterblichen immer. Endlich, wie hat sich so sehr die böse Begierde nach Leben Unsrer bemeistert, um stets in Gefahr und Zweifel zu zagen? Allzu gewiss nur steht dem Menschen das sterbliche Ziel da: Keiner vermag zu entgehen dem Tod, wir folgen ihm alle. |
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Übrigens drehen wir uns und bleiben in selbigem Kreislauf;
Neues Vergnügen bildet sich nicht durch längeres Leben; Sondern solang es uns fehlt, wonach wir schmachten, so dünkt es Weit uns das Beste; doch ist es erlangt, so geizt man nach anderm. Immer erhält ein ähnlicher Durst uns lechzend nach Leben, |
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Immer in Zweifel gesetzt vom Glücke des künftigen
Tages, Was uns der Zufall bringt, was der Ausgang, welcher bevorsteht. Durch ein verlängertes Leben entziehn wir der Dauer des Todes Keinen Moment; nichts schälet dadurch sich irgend der Zeit ab, Dass wir weniger lang die Beute gewesen des Todes. |
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Mögen daher Jahrhunderte dir ablaufen im Leben, Dir wird immer der Tod nicht minder ein ewiger bleiben. Ja, nicht weniger lang wird bald auch jener nun nicht sein, Der mit dem heutigen Tage das Ziel des Lebens erreicht hat, Als der Monate schon zuvor und Jahre verbleicht ist. |
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