nam volitare in foro, haerere in iure ac praetorum tribunalibus, iudicia privata magnarum rerum obire, in quibus saepe non de facto, sed de aequitate ac iure certetur, iactare se in causis centumviralibus, in quibus usucapionum, tutelarum, gentilitatum, agnationum, adluvionum, circumluvionum, nexorum, mancipiorum, parietum, luminum, stillicidiorum, testamentorum ruptorum aut ratorum, ceterarumque rerum innumerabilium iura versentur, cum omnino, quid suum, quid alienum, qua re denique civis aut peregrinus, servus aut liber quispiam sit, ignoret, insignis est impudentiae. Cic.de_orat.1,173. | Denn sich auf dem Forum umherzutreiben, Tag für Tag in den Gerichten und auf den Tribünen der Prätoren zu sitzen, sich gerichtlichen Untersuchungen über wichtige Privatangelegenheiten zu unterziehen, in denen oft nicht über eine Tatsache, sondern über Recht und Billigkeit gestritten wird, sich in den Rechtssachen der Centumvirn breitzumachen, in denen die Rechte in betreff der Verjährungen, Vormundschaften Geschlechts- und Blutsverwandtschaften, der Anspülungen und Umspülungen, der Schuldverpflichtungen und Eigentumserwerbungen, der Wände und Fenster, des Tropfenfalles, der Testamente und unzähliger anderer Dinge verhandelt werden, wenn man überhaupt nicht weiß, was Eigentum, was fremdes Gut, was das sei, wodurch einer Bürger oder Fremder, Sklave oder Freier ist – das zeugt von einer außerordentlichen Unverschämtheit. |
Iam vero ipsa per sese quantum adferat eis, qui ei praesunt, honoris, gratiae, dignitatis, quis ignorat? Itaque, ut apud Graecos infimi homines mercedula adducti ministros se praebent in iudiciis oratoribus, ei, qui apud illos πραγματικoί vocantur, sic in nostra civitate contra amplissimus quisque et clarissimus vir, ut ille, qui propter hanc iuris civilis scientiam sic appellatus a summo poeta est:
egregie cordatus homo, catus Aelius Sextus,
multique praeterea, qui, cum ingenio sibi auctore dignitatem peperissent, perfecerunt ut in respondendo iure auctoritate plus etiam quam ipso ingenio valerent. Cic.de_orat.1,198. | Ferner, wer weiß nicht, wie viel Ehre, Gunst und Ansehen diese Kenntnis an und für sich denen gewährt, die in dem Besitz derselben sind? Bei den Griechen freilich leisten Menschen aus dem geringsten Stand – sie heißen bei ihnen Pragmatiker (Geschäftsführer) – für einen geringen Lohn den Rednern in den Gerichten ihre Dienste; aber in unserem Staat findet gerade das Gegenteil statt. Denn die angesehensten und berühmtesten Männer, wie jener, der wegen seiner Kenntnis im bürgerlichen Recht so von dem größten Dichter gepriesen wird:
Trefflich verständiger und sehr kundiger Aelius Sextus,
und außerdem viele andere brachten es, nachdem sie sich durch ihre Geistesgaben Ansehen erworben hatten, bei der Erteilung von Rechtsbescheiden dahin, dass sie durch ihre Rechtsaussprüche mehr noch als durch ihre Geistesgaben zu hoher Geltung gelangten. |
'Mihi vero' inquit Mucius 'satis superque abs te videtur istorum studiis, si modo sunt studiosi, esse factum; nam, ut Socratem illum solitum aiunt dicere perfectum sibi opus esse, si qui satis esset concitatus cohortatione sua ad studium cognoscendae percipiendaeque virtutis; quibus enim id persuasum esset, ut nihil mallent esse se, quam bonos viros, eis reliquam facilem esse doctrinam; sic ego intellego, si in haec, quae patefecit oratione sua Crassus, intrare volueritis, facillime vos ad ea, quae cupitis, perventuros, ab hoc aditu ianuaque patefacta.' Cic.de_orat.1,204. | "Ich aber sollte meinen", versetzte Mucius, "du habest der Lernbegierde dieser jungen Männer, wenn sie anders lernbegierig sind, reichlich Genüge geleistet. Denn so wie man von Sokrates erzählt, er habe zu sagen gepflegt, seine Arbeit sei vollendet, wenn jemand durch seine Ermahnung hinlänglich zu dem Streben angefeuert sei, die Tugend kennen zu lernen und in sich aufzunehmen; denn wem die Überzeugung beiwohne, dass er nichts lieber zu sein wünsche als ein guter Mann, dem sei die übrige Lehre leicht – so weiß ich, dass auch ihr, wenn ihr die Bahn betreten wollt, die euch Crassus durch seinen Vortrag eröffnet hat, ihr sehr leicht zum Ziel eurer Wünsche gelangen werdet, da er euch ja den Zugang und die Tür dazu eröffnet hat." |
verum hoc ingrediar ad ea, quae vultis, audacius, quod idem mihi spero usu esse venturum in hac disputatione, quod in dicendo solet, ut nulla exspectetur ornata oratio: neque enim sum de arte dicturus, quam numquam didici, sed de mea consuetudine; ipsaque illa, quae in commentarium meum rettuli, sunt eius modi, non aliqua mihi doctrina tradita, sed in rerum usu causisque tractata; quae si vobis, hominibus eruditissimis, non probabuntur, vestram iniquitatem accusatote, qui ex me ea quaesieritis, quae ego nescirem; meam facilitatem laudatote, cum vobis non meo iudicio, sed vestro studio inductus non gravate respondero.' Cic.de_orat.1,208. | Doch ich will um so dreister auf euer Verlangen eingehen, weil es, wie ich hoffe, bei der gegenwärtigen Unterredung ebenso der Fall sein wird, wie es bei meiner öffentlichen Rede zu sein pflegt, dass man keinen geschmückten Vortrag von mir erwartet. Ich gedenke ja nicht von der Kunst zu reden, die ich nie erlernt habe, sondern von meiner Gewohnheit, wie denn auch das, was ich in meinen Leitfaden aufgenommen habe, von derselben Art ist, nicht durch gelehrten Unterricht mir mitgeteilt, sondern auf Erfahrung und wirklichen Rechtsverhandlungen beruhend. Findet dieses nun bei euch so gelehrten Männern keine Billigung, so müsst ihr eure eigene Unbilligkeit anschuldigen, da ihr mich um Dinge befragt, die ich nicht weiß, und meine Nachgiebigkeit loben, wenn ich euch nicht aus eigenem Entschluss, sondern auf euer Verlangen ohne viele Umstände Rede stehe." |
[Cic.fin.1,30,2] Itaque negat opus esse ratione neque disputatione, quam ob rem voluptas expetenda, fugiendus dolor sit. sentiri haec putat, ut calere ignem, nivem esse albam, dulce mel. quorum nihil oportere exquisitis rationibus confirmare, tantum satis esse admonere. Cic.Fin.1,30,2 | Darum hält er eine philosophische Erörterung darüber, warum Lust zu erstreben sei, Schmerz aber zu meiden, für überflüssig. Dies sei, glaubt er, so evident, wie, dass Feuer heiß ist, Schnee weiß und Honig süß. Nichts davon müsse man erlesen beweisen, es reiche, es bewusst zu machen. |
Quid igitur hunc paucorum annorum accessio iuvare potuisset? Senectus enim, quamvis non sit gravis, ut memini Catonem anno ante quam est mortuus mecum et cum Scipione disserere, tamen aufert eam viriditatem, in qua etiam nunc erat Scipio. Cic.Lael.11.g | Was hätte ihm also ein Zuwachs von wenigen Jahren helfen können? Denn wenn das Alter auch noch so wenig beschwerlich ist, wie ich zum Beispiel aus der Unterredung Catos weiß, die er, ich erinnere mich wohl, ein Jahr vor seinem Tod mit mir und Scipio hatte, so benimmt es uns doch die frische Lebenskraft, die damals dem Scipio noch innewohnte. |
etenim cetera cum parant, cui parent, nesciunt, nec cuius causa laborent (eius enim est istorum quidque, qui vicit viribus); Cic.Lael.55.b | Wenn man sich alles übrige verschafft, so weiß man nicht, für wen man es sich verschafft, und für wen man sich so viel Mühe gibt, denn jedes dieser Dinge kann dem Stärkeren zufallen. |
De quibus tres video sententias ferri, quarum nullam probo, unam, ut eodem modo erga amicum adfecti simus, quo erga nosmet ipsos, alteram, ut nostra in amicos benevolentia illorum erga nos benevolentiae pariter aequaliterque respondeat, tertiam, ut, quanti quisque se ipse facit, tanti fiat ab amicis. Cic.Lael.56.b | Hierfür gelten, soviel ich weiß, drei Ansichten, von denen ich aber keine gutheißen kann. Die erste verlangt: Wir sollen gegen unsere Freunde ebenso gesinnt sein, wie gegen uns selbst; die zweite: Unsere wohlwollende Liebe gegen unsere Freunde soll deren wohlwollender Liebe gegen uns selbst in gleichem Maß entsprechen; die dritte: Jeder soll von seinem Freund so hoch geschätzt werden, wie er sich selbst schätzt. |
Contio, quae ex imperitissimis constat, tamen iudicare solet, quid intersit inter popularem, id est assentatorem et levem civem, et inter constantem et severum et gravem. Cic.Lael.95.b | Eine Volksversammlung, die aus den unerfahrensten Leuten besteht, weiß doch gewöhnlich wohl zu unterscheiden zwischen einem nach Volksgunst buhlenden Schmeichler und Wicht und einem festen, ernsten und ehrwürdigen Bürger. |
in qua nisi, ut dicitur, apertum pectus videas tuumque ostendas, nihil fidum, nihil exploratum habeas, ne amare quidem aut amari, cum, id quam vere fiat, ignores. Cic.Lael.97.b | Lässt in der Freundschaft nicht ein Freund den anderen, wie man sagt, ins offene Herz blicken, so gibt es in diesem Verhältnis keine Zuverlässigkeit und keine Gewissheit, nicht einmal Liebe oder Gegenliebe, da man ja nicht weiß, mit welchem Grad von Aufrichtigkeit sie geäußert wird. |
Omnino est amans sui virtus; optime enim se ipsa novit, quamque amabilis sit, intellegit. Cic.Lael.98.a | Allerdings ist die Tugend ihr eigener Freund; sie kennt sich ja selbst am genausten und weiß, wie liebenswürdig sie ist. |
Equidem ex omnibus rebus, quas mihi aut fortuna aut natura tribuit, nihil habeo, quod cum amicitia Scipionis possim comparare. Cic.Lael.103.a | Ich wenigstens weiß unter allem, was mir die Natur gewährt hat, nichts, was ich mit Scipios Freundschaft vergleichen könnte. |
Scio fuisse et honestius moriendi tempus et utilius; sed non hoc solum, multa alia praetermisi, quae si queri velim praeterita, nihil agam, nisi ut augeam dolorem tuum, indicem stultitiam meam. Cic.ad Q.fr.1,3,6,1 | Ich weiß, es gab eine Zeit, wo es ehrenvoller und vorteilhafter zugleich gewesen wäre zu sterben. Aber nicht bloß diesen Augenblick, leider noch vieles andere habe ich ausgelassen. Wollte ich dies Vergangene beklagen, so wäre damit nichts gewonnen, als dass ich deinen Schmerz vermehrte und meine Torheit unter Beweis stellte. |
Quantum Hortensio credendum sit, nescio. Me summa simulatione amoris summaque assiduitate quotidiana sceleratissime insidiosissimeque tractavit adiuncto Q. Arrio; quorum ego consiliis, promissis, praeceptis destitutus in hanc calamitatem incidi. Cic.ad Q.fr.1,3,8,1 | Inwieweit auf Hortensius zu bauen ist, weiß ich nicht. Mich hat er unter der Maske der innigsten Zuneigung und größter täglicher Anteilnahme aufs schändliche und hinterlistigste behandelt, und Arriushat mitgemacht. Mit ihrem Rat, ihren Versprechungen, ihren Weisungen haben sie mich verraten, und in dieses Unglück gebracht. |
in reliquas omnis fortunas iste T. Roscius nomine Chrysogoni, quem ad modum ipse dicit, impetum facit. haec omnia, iudices, imprudente L. Sulla facta esse certo scio. Cic.S.Rosc.21.c | Über das gesamte übrige Vermögen fiel in Chrysogonus' Namen jener Titus Roscius her, wie es selbst gesteht. Dass dies alles, ihr Richter, ohne Vorwissen des Lucius Sulla geschah, weiß ich bestimmt. |
'nescio', inquit, 'quae causa odi fuerit; fuisse odium intellego, quia antea, cum duos filios haberet, illum alterum, qui mortuus est, secum omni tempore volebat esse, hunc in praedia rustica relegarat.' Cic.S.Rosc.42.a | "Ich weiß nicht," sagt jener, "welches die Ursache des Hasses war; nur weiß ich, dass Hass vorhanden war, weil der Vater früher, als er noch zwei Söhne hatte, den anderen, der gestorben ist, immer um sich haben wollte, diesen dagegen auf seine Landgüter verwies." |
quod Erucio accidebat in mala nugatoriaque accusatione, idem mihi usu venit in causa optima. Ille, quo modo crimen commenticium confirmaret, non inveniebat, ego, res tam levis qua ratione infirmem ac diluam, reperire non possum. Cic.S.Rosc.42.b | Was dem Erucius bei seiner schlechten und gehaltlosen Anklage begegnet ist, das erfahre ich jetzt in Verteidigung der besten Sache. Er fand keine Bestätigungsgründe für seine erdichtete Anschuldigung; ich weiß nichts zu finden, um so geringfügige Dinge zu entkräften und zu widerlegen. |
quid censes hunc ipsum Sex. Roscium quo studio et qua intellegentia esse in rusticis rebus? Ut ex his propinquis eius, hominibus honestissimis, audio, non tu in isto artificio accusatorio callidior es quam hic in suo. Cic.S.Rosc.49.a | Was meinst du hat eben dieser Sextus Roscius in Sachen des Landbaus für einen Eifer, für Einsichten? So viel ich von diesen seinen Verwandten, sehr ehrenwerten Leuten, weiß, so kannst du in deinem Geschäft als Ankläger nicht geschickter sein, als er in seinem Geschäft. |
exheredare filium voluit. quam ob causam? 'nescio.' exheredavitne? 'non.' quis prohibuit? 'cogitabat.' cogitabat? Cui dixit? 'nemini.' Cic.S.Rosc.54.d | "Er wollte seinen Sohn enterben." Aus welchem Grund? "Ich weiß es nicht." Hat er ihn enterbt? "Nein." Wer verhinderte es? "Er hatte es im Sinn." Er hätte es im Sinn gehabt? Wem hat er dies mitgeteilt? "Niemandem." |
nemo nostrum est, Eruci, quin sciat tibi inimicitias cum Sex. Roscio nullas esse; vident omnes, qua de causa huic inimicus venias; sciunt huiusce pecunia te adductum esse; Cic.S.Rosc.55.a | Jeder unter uns, Erucius, weiß, dass du mit Sextus Roscius nicht in Feindschaft lebst. Jedermann sieht, warum Du als sein Gegner auftrittst. Man weiß, dass du dich durch sein Geld dazu hast verleiten lassen. |
cum hoc modo accusas, Eruci, nonne hoc palam dicis: 'ego, quid acceperim,scio, quid dicam, nescio; Cic.S.Rosc.58.d | Indem du auf diese Weise anklagst, Erucius, ist es nicht, als ob du offen sagtest: was ich bekommen habe, weiß ich; was ich sagen soll, weiß ich nicht. |
quid erat, quod Capitonem primum scire vellet? Nescio, nisi hoc video, Capitonem in his bonis esse socium; de tribus et decem fundis tris nobilissimos fundos eum video possidere. Cic.S.Rosc.99.a | Was hatte er für einen Grund, den Capito zuerst davon in Kenntnis zu setzen? Ich weiß es nicht, nur das sehe ich, dass Capito Teilhaber an den Gütern ist. Ich sehe, dass er von dreizehn Landgütern die drei vorzüglichsten in Besitz hat. |
habeo etiam dicere, quem contra morem maiorum minorem annis LX de ponte in Tiberim deiecerit. quae, si prodierit atque adeo cum prodierit — scio enim proditurum esse — audiet. Cic.S.Rosc.100.b | Ich kann auch einen nennen, den er gegen die Weise der Vorfahren, obwohl er jünger als 60 Jahre war, von der Brücke in den Tiber hinabstieß. Das wird er, falls er (als Zeuge) auftritt, vielmehr, sobald er auftritt (denn ich weiß, dass er dies tun wird) hören müssen. |
haec possum omnia vere dicere, sed in hac causa coniectura nihil opus est; ipsos certo scio non negare ad haec bona Chrysogonum accessisse impulsu suo. Cic.S.Rosc.107.a | Dies alles kann ich der Wahrheit gemäß behaupten; aber in dieser Sache bedarf es keiner Vermutung. Ich weiß gewiss, dass jene selbst nicht leugnen, dass Chrysogonus auf ihren Antrieb sich an diese Güter gemacht hat. |
verum ego hoc quaero: qui potuerunt ista ipsa lege, quae de proscriptione est, sive Valeria est sive Cornelia — non enim novi nec scio — verum ista ipsa lege bona Sex. Rosci venire qui potuerunt? Cic.S.Rosc.125.c | Aber danach frage ich: Wie konnten die Güter des Sextus Roscius gerade aufgrund des Gesetzes, das von der Ächtung handelt, – sei es das Valerische oder das Cornelische, ich kenne und weiß es nicht – wie konnten sie aber aufgrund dieses Gesetzes verkauft werden? |
nemo est enim, qui nesciat propter magnitudinem rerum multa multos partim improbante partim imprudente L. Sulla commisisse. Cic.S.Rosc.130.c | denn jedermann weiß, dass wegen der Gewalt der Ereignisse viele vieles, teils gegen Sullas Billigung, teils ohne sein Vorwissen, getan haben. |
sciunt ei, qui me norunt, me pro mea tenui infirmaque parte, posteaquam id. quod maxime volui. fieri non potuit, ut componeretur, id maxime defendisse, ut ei vincerent qui vicerunt. Cic.S.Rosc.136.a | Wer mich kennt, weiß, dass ich, als das, was ich am meisten wünschte, nicht ausführbar war, nämlich die friedliche Beilegung der Sache, nach meinem geringen und schwachen Vermögen eifrigst dafür gekämpft habe, dass diejenigen siegen, die den Sieg errungen haben. |
[Cic.Tusc.5,1,1] Quintus hic dies, Brute, finem faciet Tusculanarum disputationum, quo die est a nobis ea de re, quam tu ex omnibus maxime probas, disputatum. placere enim tibi admodum sensi et ex eo libro, quem ad me accuratissime scripsisti, et ex multis sermonibus tuis virtutem ad beate vivendum se ipsa esse contentam. Cic.Tusc.5,1,1 | Dieser fünfte Tag, mein Brutus, wird unserem tuskulanischen Unterredungen ein Ende machen. Unsere heutige Unterredung betrifft eine These, die du unter allen am meisten billigst. Denn du vertrittst, wie ich teils aus deiner mir gewidmeten, sorgfältigen Schrift weiß, teils aus vielen Gesprächen mit dir der Satz, dass die Tugend zum glückseligen Leben sich selbst genug ist. |
sentiri haec putat, ut calere ignem, nivem esse albam, dulce mel. quorum nihil oportere exquisitis rationibus confirmare, tantum satis esse admonere. Cic.fin.1,30,3 | Es sei Sache der sinnlichen Empfindung, meint er, zum Beispiel dass das Feuer heiß, der Schnee weiß, der Honig süß sei: lauter Dinge, die keiner Bestätigung durch tiefliegende Gründe bedürften; ein bloßer Hinweis genüge. |
illi enim negant esse bonum quicquam nisi nescio quam illam umbram, quod appellant honestum non tam solido quam splendido nomine, virtutem autem nixam hoc honesto nullam requirere voluptatem atque ad beate vivendum se ipsa esse contentam. Cic.fin.1,61,4 | Denn diese behaupten, nichts sei gut, als Gott weiß was für ein Schattenbild, das sie das Sittlich-Gute nennen mit einem nicht sowohl gehaltvollen als prunkenden Namen; die Tugend aber, gestützt auf dieses Sittlich-Gute, bedürfe keiner Lust, sondern genüge sich selbst zur Glückseligkeit. |
publice aluntur isdem nemoribus ac lucis, candidi et nullo mortali opere contacti; quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur hinnitusque ac fremitus observant. Tac.Germ.10,4 | Sie werden auf öffentliche Kosten in den Waldtriften und Hainen gehalten, sind glänzend weiß und von keiner irdischen Arbeit berührt. Diese werden vor den heiligen Wagen gespannt, und der Priester und der König - oder das Haupt der Gemeinde - begleiten ihn und geben auch ihr Wiehern und Schnauben Acht. |
Proscripti Regis Rupili pus atque venenum Hor.sat.1,7,1. | Jegliches Triefaug weiß und jeder Barbier, wie ich glaube, |
Corvorum atque in me veniat mictum atque cacatum Hor.sat.1,8,38 | Weiß mir besalbt; und es komme, mir Tränk' und Tünche zu geben |
Nescio quid meditans nugarum, totus in illis: Hor.sat.1,9,2. | Meine Gewohnheit ist, in buntem, nicht weiß ich, in welchem |
Dicere nescio quid puero, cum sudor ad imos Hor.sat.1,9,10. | Steh' dann; flüstre dem Diener ins Ohr, was, weiß ich nicht; Angstschweiß |
"Certe nescio quid secreto velle loqui te Hor.sat.1,9,67. | "Wolltest du denn nicht jüngst, ich weiß nicht was, insgeheim gern |
2014.03.16 Hodie, die Crimaeae fatali, Crimenses plebiscito a Russis promoto et militari more praemunito, a ceteris autem orbis nationibus reiecto suffragia ferent, utrum ab Ucrainis ad Russos deficiant, an integra Ucrainae pars manere malint. De exitu plebisciti vix quisquam dubitat, qui effectus secuturi sint, adhuc nemo scit. lc20140316 | Heute, an einem für die Krim schicksalshaften Tag, werden die Bewohner der Krim in einer von den Russen geförderten und militärisch abgesicherten, aber von den restlichen Nationen der Welt abgelehnten Volksabstimmung entscheiden, ob sie von der Ukraine weg zu Russland übertreten oder lieber selbständiger Teil der Ukraine bleiben wollen. Kaum einer zweifelt am Ergebnis der Abstimmung, welche Folgen aber daraus erwachsen werden, weiß zur Zeit noch niemand. |
2014.04.20 (1) Vespere autem sabbati, quae lucescit in primam sabbati, venit Maria Magdalene et altera Maria videre sepulchrum. (2) Et ecce, terraemotus factus est magnus. Angelus enim Domini descendit de caelo et accedens revolvit lapidem et sedebat super eum. (3) Erat autem aspectus eius sicut fulgur et vestimentum eius sicut nix. (4) Prae timore autem eius exterriti sunt custodes et facti sunt velut mortui. (5) Respondens autem angelus dixit mulieribus: "Nolite timere vos! Scio enim, quod Iesum, qui crucifixus est, quaeritis. (6) Non est hic; surrexit enim, sicut dixit. Venite, videte locum, ubi positus erat Dominus. (7) Et cito euntes dicite discipulis eius, quia surrexit; et ecce, praecedit vos in Galilaeam; ibi eum videbitis. Ecce, praedixi vobis." (NT Matth.28,1-7) 2014.04.20 | (1) Als nach dem Sabbat der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. (2) Und siehe, es gab ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hin, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. (3) Er war wie ein Blitz anzusehen, und sein Gewand weiß wie Schnee. (4) Die Wachen aber ergriff Furcht vor ihm und Entsetzen, als wären sie tot. (5) Der Engel aber sprach zu den Frauen: "Fürchtet euch nicht! Ich weiß ja, dass ihr den gekreuzigten Jesus sucht. (6) Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt, seht den Platz, wo er gelegen hatte. (7) Und geht schnell und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist. Und seht, er geht euch nach Galiläa voraus; dort werdet ihr ihn sehen. Seht, ich habe es euch vorhergesagt." (NT Matth.28,1-7) |
2014.06.04 Hodie (d. 4° m. Jun. a. 2014°) vicesimus quintus est anniversarius eius internecionis, quae fiebat, cum Pechini milites instructa acie in plateam Tianmen procederent et (nemo scit, quot) cives in plus libertatis proclamantes trucidarent. Eae res gestae, quamvis plerique iuvenum in Sinis ipsis versantium eas aut hodie iam ignorent, aut sua interesse non credant, aut in oblivionem venire malint, ad speciem hodiernarum Sinarum effingendam (ad impetum oeconomicum provehendum, ad patriam educationem promovendam) maximi momenti fuerunt. 2014.06.04 | Heute (4. Juni 2014) ist der 25. Jahrestag des Massakers, das passierte, als in Peking das Militär auf dem Tianmen-Platz aufmarschierte und (und keiner weiß wie viele) Bürger, die zu mehr Freiheit aufriefen, niedermachte. Obwohl die meisten Jugendlichen, soweit sie in China selbst leben, diese Ereignisse heute nicht mehr kennen oder für sich als bedeutungslos ansehen oder sogar wünschen, dass sie vergessen werden, waren sie für die Ausgestaltung des heutigen China (für die Förderung des wirtschaftlichen Aufschwungs, das Vorantreiben einer vaterländischen Bildung) von größter Bedeutung. |
2014.06.22 Vladimirus Putin, Russicus praeses, consilium pacis faciendae, quod Ucrainicus Petro Poroshenko proposuit, altero incursu probavit. Sed ut ad effectum perduci posset, constructivo dialogo inter regimen Cioviense et prorussicos separatistas opus esse attexuit. Prima huius existimationis parte cum occidentalibus moderatoribus Putin consentire videtur et cupit, ne novae sanctiones imponantur; altera parte obices infert, quas Ciovienses solos transilire non posse scit. Haec omnia sunt verba, facta sunt copiae ad fines Ucrainicos coactae. 2014.06.22 | Der russische Präsident Putin hat den Friedensplan, den der Ukrainer Petro Poroschenko vorgelegt hat, im zweiten Anlauf gutgeheißen. Aber damit er verwirklicht werden könne, fügte er hinzu, sei ein konstruktiver Dialog zwischen Kiew und den prorussischen Separatisten erforderlich. Mit dem ersten Teil dieser Einschätzung scheint Putin mit den westlichen Politikern übereinzustimmen und wünscht das auch, um neue Sanktionen zu vermeiden. Mit dem zweiten Teil aber stellt er Hürden auf, von denen er weiß dass die Kiewer sie allein nicht überspringen können. Das alles sind Worte. Fakten sind die an der ukrainischen Grenze zusammengezogenen Truppen. |
2014.10.14 Specula tenuis heri ad Kobane pertinens obiecta in auras dissoluta est: Primum hodie Carduchicos defensores militantes Islamici Status non repressisse, sed gihadistas interim in mediam urbem progressos dimidium urbis tenere nuntiatur. Syriacus ordo iurum humanorum observatorius tres bombas autoraedarias heri in urbe Kobane ab insidiatoribus suicidalibus Islamici Status diruptas esse indicat. Deinde regimen Turcicum annuntiat se Americanis nondum permisisse, ut aeriis stationibus uterentur, quod Susan Rice autumaverat, sed colloquia continuari. 2014.10.14 | Der spärliche Hoffnungsschimmer, der sich gestern für Kobane zeigte, hat sich in Luft aufgelöst: Zunächst heißt es heute, dass die kurdischen Verteidiger die Kämpfer des IS nicht zurückgedrängt haben, sondern die Dschidadisten inzwischen in das Stadtzentrum vorgerückt seien und die Hälfte der Stadt unter Kontrolle hätten. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiß zu berichten, dass gestern in Kobane drei Autobomben von Selbstmordattentätern der IS zur Explosion gebracht worden seien. Weiterhin meldet die türkische Regierung, dass den Amerikanern noch nicht erlaubt worden sei, Luftwaffenstützpunkte zu nutzen, was Susan Rice behauptet hatte, sondern dass die Verhandlungen weitergingen. |
[5,1,2] Videt lucum proceris et vastis arboribus consitum, videt fontem vitreo latice perlucidum medio luci meditullio. prope fontis adlapsum domus regia est, aedificata non humanis manibus sed divinis artibus. iam scies ab introitu primo dei cuiuspiam luculentum et amoenum videre te diversorium.(Apul.met.5,1,2) Apul.met.5,1,2 | [5,1,2] Sie sieht einen Hain mit hohen, mächtigen Bäumen, sieht einen bis zum Grund kristlallklaren Quell. Inmitten des Haines bei dem Strom des Quells steht ein Schloss, nicht von Menschenhand, sondern mit göttlicher Kunst erbaut. Geht man hinein, weiß man gleich: man sieht das lichtvolle, liebliche Heim eines Gottes. |
[5,14,1] Iugum sororium consponsae factionis ne parentibus quidem visis recta de navibus scopulum petunt illum praecipiti cum velocitate nec venti ferentis oppertae praesentiam licentiosa cum temeritate prosiliunt in altum. nec immemor Zephyrus regalis edicti, quamvis invitus, susceptas eas gremio spirantis aurae solo reddidit. (Apul.met.5,14,1) Apul.met.5,14,1 | [5,14,1] Das verschworene Schwesterpärchen eilt, ohne seine Eltern aufzusuchen, in rasendem Tempo vom Schiff geradewegs zu jenem Felsen; sie warten nicht, bis der Wind, der sie trägt, aufkommt, und springen in mutwilligem Leichtsinn in die Tiefe. Aber Zephyrus weiß um des Königs Befehl, nimmt sie, wenn auch widerwillig, auf und setzt sie im Schoß des wehenden Hauches auf dem Boden ab. |
[5,16,2] Quis ille, quem temporis modici spatium repentina senecta reformavit? nil aliud reperies, mi soror, quam vel mendacia istam pessimam feminam confingere vel formam mariti sui nescire; quorum utrum verum est, opibus istis quam primum exterminanda est. (Apul.met.5,16,2) Apul.met.5,16,2 | [5,16,2] Wer ist das, der in so kurzer Zeit, so schnell altert? Eins von beidem, liebe Schwester: entweder tischt uns dieses Schandweib Lügen auf, oder sie weiß nicht, wie ihr Mann aussieht. Gleich, was stimmt, wir müssen sie aus diesem Reichtum möglichst bald vertreiben. |
[5,16,3] Quodsi viri sui faciem ignorat, deo profecto denupsit et deum nobis praegnatione ista gerit. certe si divini puelli—quod absit— haec mater audierit, statim me laqueo nexili suspendam. ergo interim ad parentes nostros redeamus et exordio sermonis huius quam concolores fallacias adtexamus." (Apul.met.5,16,3) Apul.met.5,16,3 | [5,16,3] Wenn sie aber nicht weiß, wie ihr Mann aussieht, hat sie wirklich einen Gott geheiratet und trägt von ihm ein göttliches Kind. Falls man sagen wird, sie sei Mutter eines göttlichen Kindes, werde ich mir auf der Stelle einen Strick knüpfen. Lasse uns jetzt aber zu unseren Eltern heimkehren und die Fäden spinnen, die zur Absicht unserer Rede am besten passen!" |
[28,6] Nec loquax illa conticuit avis, sed "nescio," inquit, "domina: puto puellam eum—si probe memini, Psyches nomine dicitur—efflicte cupere." (Apul.met.5,28,6) Apul.met.5,28,6 | [28,6] "Das weiß ich nicht", erwiderte die plauderhafte Möwe. "Ich glaube aber, es ist nur eine Sterbliche, in die er verliebt ist. Wenn ich mich recht auf ihren Namen besinne, so heißt die Psyche." |
[Cic.off.1,19,2] Quibus vitiis declinatis quod in rebus honestis et cognitione dignis operae curaeque ponetur, id iure laudabitur, ut in astrologia C. Sulpicium audimus, in geometria Sex. Pompeium ipsi cognovimus, multos in dialecticis, plures in iure civili, quae omnes artes in veri investigatione versantur, cuius studio a rebus gerendis abduci contra officium est. Cic.off.1,19,2 | Wer diese Fehler vermeidet und seinen Fleiß edlen und wissenswürdigen Gegenständen widmet, wir zu Recht Anerkennung finden. So zu seiner Zeit Gaius Sulpicius in der Astronomie, so, wie ich selbst weiß, Sextus Pompeius in der Geometrie, so viele in der Dialektik, noch mehr im bürgerlichen Recht. Obgleich aber alle diese Wissenschaften der Erforschung der Wahrheit dienen, wäre es dennoch pflichtwidrig, sich durch die Neigung dazu vom Handeln abhalten zu lassen. |
[Cic.off.1,33,4] Ne noster quidem probandus, si verum est Q. Fabium Labeonem seu quem alium - nihil enim habeo praeter auditum - arbitrum Nolanis et Neapolitanis de finibus a senatu datum, cum ad locum venisset, cum utrisque separatim locutum, ne cupide quid agerent, ne appetenter, atque ut regredi quam progredi mallent. Cic.off.1,33,4 | Selbst einer unserer Landsleute verdient Missbilligung, wenn wirklich geschehen ist, was Quintus Fabius Labeo, oder wer es sonst war, denn ich weiß es bloß vom Hörensagen, sich erlaubt haben soll: Er war den Einwohnern von Nola und Neapel in einer Grenzstreitigkeit vom Senat zum Schiedsrichter gegeben worden und besprach sich, an Ort und Stelle angelangt, mit jeder der beiden Parteien gesondert: sie sollten nicht eigennützig, nicht begehrlich handeln und sich lieber zurückziehen als vorrücken. |
[Cic.off.1,40,2] Cum enim permissu Hannibalis exisset e castris, rediit paulo post, quod se oblitum nescio quid diceret; deinde egressus e castris iure iurando se solutum putabat, et erat verbis, re non erat. Cic.off.1,40,2 | Als sich dieser nämlich mit Hannibals Erlaubnis aus dem Lager entfernt hatte, kehrte er gleich darauf dorthin zurück, weil er, ich weiß nicht was, vergessen hätte. Dann ging er abermals aus dem Lager und glaubte, so seinen Eid los zu sein. Er war es auch dem Wort, aber nicht der Sache nach. |
[Cic.off.2,5,3] Sapientia autem est, ut a veteribus philosophis definitum est, rerum divinarum et humanarum causarumque, quibus eae res continentur, scientia, cuius studium qui vituperat, haud sane intellego, quidnam sit, quod laudandum putet. Cic.off.2,5,3 | Die Weisheit selbst aber besteht nach der Erklärung der alten Philosophen in der Kenntnis der göttlichen und der menschlichen Dinge, und der Ursachen, die diesen Dingen zugrundeliegen; und tadelt mir einer das Streben nach dieser Weisheit, so weiß ich in Wahrheit nicht, was ein solcher noch für lobenswert halten kann. |
[Cic.rep.10114] equidem, ut verum esset sua voluntate sapientem descendere ad rationes civitatis non solere, sin autem temporibus cogeretur, tum id munus denique non recusare, tamen arbitrarer hanc rerum civilium minime neglegendam scientiam sapienti propterea, quod omnia essent ei praeparanda, quibus nesciret an aliquando uti necesse esset. Cic.rep.1,11 | Mein Urteil ist: wäre es sogar zutreffend, dass sich der Weise nicht unaufgefordert in die Verwaltung des Staates einzumischen pflegt und dass er erst, wenn Umstände ihn nötigen, eine solche Verpflichtung nicht mehr ablehnt, so dürfe der Weise die Kenntnis der bürgerlichen Verhältnisse nicht vernachlässigen; schon darum nicht, weil er sich ja auch auf das vorzubereiten hat, wovon er nicht weiß, ob er nicht einmal davon Gebrauch machen muss. |
Verba eius in hunc modum fuere: "non hic mihi primus erga populum Romanum fidei et constantiae dies. ex quo a divo Augusto civitate donatus sum, amicos inimicosque ex vestris utilitatibus delegi, neque odio patriae (quippe proditores etiam iis, quos anteponunt invisi sunt), verum quia Romanis Germanisque idem conducere et pacem quam bellum probabam. Tac.ann.1,58,1. | Seine Ansprache lautete so: "Heute ist nicht der erste Tag, der von meiner Treue und Beständigkeit gegenüber dem römische Volk Zeuge ist. Seit ich von dem zu den Göttern gegangenen Augustus mit dem Bürgerrecht beschenkt bin, habe ich Freunde und Feinde in eurem Interesse gewählt, und das nicht aus Übelwollen gegen mein Vaterland - ich weiß: Verräter sind auch denen verhasst, denen sie den Vorzug geben - viel mehr, weil ich glaubte, dass Römern und Germanen ein und dasselbe zuträglich, dass Frieden besser sei als Krieg. |
manebant etiam tum vestigia morientis libertatis. igitur Cn. Piso 'quo' inquit 'loco censebis, Caesar? si primus, habebo, quod sequar: si post omnis, vereor, ne inprudens dissentiam.' Tac.ann.1,74,5. | Noch gab es damals Spuren der sterbenden Freiheit. In solchem Sinn fragte Piso: An welcher Stelle wirst du deine Stimme abgeben, Caesar? Wenn als erster, so weiß ich, wonach ich mich zu richten habe; wenn aber zuletzt, so fürchte ich, in meiner Unwissenheit anderer Meinung zu sein. |
Pisonem interim apud Coum insulam nuntius adsequitur excessisse Germanicum. quo intemperanter accepto caedit victimas, adit templa, neque ipse gaudium moderans et magis insolescente Plancina, quae luctum amissae sororis tum primum laeto cultu mutavit. Tac.ann.2,75,2. | Inzwischen erreicht den Piso auf der Insel Kos die Nachricht, Germanicus sei verschieden; er benimmt sich darüber ganz ausgelassen, schlachtet Opfertiere, besucht die Tempel, weiß seine Freude nicht zu mäßigen; noch unbändiger verhält sich Plancina, die die Trauer über den Verlust einer Schwester jetzt gegen ein heiteres Gewand vertauscht. |
Nec ignoro in conviviis et circulis incusari ista et modum posci: set si quis legem sanciat, poenas indicat, idem illi civitatem verti, splendidissimo cuique exitium parari, neminem criminis expertem clamitabunt. atqui ne corporis quidem morbos veteres et diu auctos nisi per dura et aspera coerceas: corruptus simul et corruptor, aeger et flagrans animus haud levioribus remediis restinguendus est, quam libidinibus ardescit.
Tac.ann.3,54,1. | Wohl weiß ich: Bei Gastmählern und in geselligen Zirkeln klagt man über diese Dinge und fordert Beschränkung. Allein erlasse nur jemand ein Gesetz und kündige Strafen an: dieselben Menschen werden ein Geschrei erheben, man wolle den Staat ruinieren, wolle gerade den glanzvollen Häusern den Garaus bereiten, und niemand sei mehr vor Anschuldigung sicher. Kann man ja selbst körperliche Übel, wenn sie sich eingenistet und lange Zeit verschlimmert haben, nicht anders als durch harte und schmerzliche Mittel lindern. Auch eine Gesinnung, die zugleich verdorben ist und verdirbt, zugleich krank ist und ansteckt, darf man nicht mit Mitteln dämpfen wollen, die milder sind, als die Seuche der Lust brennt! |
[Cic.Tusc.1,24] nam si cor aut sanguis aut cerebrum est animus, certe, quoniam est corpus, interibit cum reliquo corpore; si anima est, fortasse dissipabitur; si ignis, extinguetur; si est Aristoxeni harmonia, dissolvetur. quid de Dicaearcho dicam, qui nihil omnino animum dicat esse? his sententiis omnibus nihil post mortem pertinere ad quemquam potest; pariter enim cum vita sensus amittitur; non sentientis autem nihil est ullam in partem quod intersit. reliquorum sententiae spem adferunt, si te hoc forte delectat, posse animos, cum e corporibus excesserint, in caelum quasi in domicilium suum pervenire. Me vero delectat, idque primum ita esse velim, deinde, etiamsi non sit, mihi persuaderi tamen velim. Quid tibi ergo opera nostra opus est? num eloquentia Platonem superare possumus? evolve diligenter eius eum librum, qui est de animo: amplius quod desideres nihil erit. Feci mehercule, et quidem saepius; sed nescio quo modo, dum lego, adsentior, cum posui librum et mecum ipse de inmortalitate animorum coepi cogitare, adsensio omnis illa elabitur. Cic.Tusc.1,24 | Ist Herz, Blut oder Gehirn die Seele, so wird sie eben als etwas Körperliches mit dem übrigen Körper untergehen; ist sie Hauch, so wird sie vielleicht sich zerstreuen; wenn Feuer, erlöschen; wenn des Aristoxenos Harmonie, sich auflösen. Was sage ich von Dikaiarch, der geradezu behauptet, die Seele sei nichts? Allen diesen Ansichten zufolge kann nach dem Tod nichts mehr Beziehung auf irgend einen haben; denn zugleich mit dem Leben geht die Empfindung verloren; und ohne Empfindung gibt es nichts für uns, dass uns irgendwie anregte. Die Ansichten der übrigen gewähren Hoffnung, wenn dich dies etwa erfreut, dass die Seelen nach ihrem Austritt aus dem Körper in den Himmel als ihren eigentümlichen Wohnort gelangen können. – Gewiss erfreut mich dies; und ich wünsche an erster Stelle, dass es so sei, und dann,, falls es nicht so wäre, dass ich doch die Überzeugung gewänne. – Nun, was bedarfst du unserer Hilfe? Können wir es an Beredsamkeit dem Platon zuvortun? Schlage mit Sorgfalt sein Buch über die Seele auf und du wirst nichts weiter zu wünschen haben. – Das habe ich wahrlich schon, und mehr als einmal getan. Aber ich weiß nicht wie, während des Lesens stimme ich bei; lege ich das Buch weg und denke ich bei mir selbst über die Unsterblichkeit nach, so entschwindet alle jene Zustimmung. – |
[Cic.Tusc.1,60,2] non est certe nec cordis, nec sanguinis, nec cerebri, nec atomorum; animae sit ignisne nescio, nec me pudet ut istos fateri nescire, quod nesciam: Cic.Tusc.1,60,2 | Gewiss liegt sie nicht im Herzen, nicht im Blut, nicht im Gehirn, noch in den Atomen. Ob sie luft- oder feuerartig ist, weiß ich nicht und schäme mich nicht, wie jene, meine Nichtwissen zu gestehen. |
quamquam hoc nescio, quo modo dicatur. Quasi duo simus, ut alter imperet, alter pareat; non inscite tamen dicitur. Cic.Tusc.2,47,2 | Indes weiß ich nicht, wie das zu verstehen ist; als ob wir zwei Personen wären, so dass eine befiehlt, die andere gehorcht; doch ist es nicht ungeschickt gesagt. |
Est id quidem magnum, ut supra dixi; etiam Chrysippo ita videri scio, quod provisum ante non sit, id ferire vehementius; sed non sunt in hoc omnia. Cic.Tusc.3,52,2 | Dies ist, wie ich oben bemerkte, bedeutsam; auch Chrysippos meint, wie ich weiß, dass etwas Unvorhergesehenes heftiger trifft. Aber dies ist nicht erschöpfend. |
Non dubito, tu quid responsurus sis; itaque video, cui committam. Non quemvis hoc idem interrogarem. Cic.Tusc.5,55,1 | Ich zweifle nicht, was du antworten wirst; daher weiß ich auch, wem ich mich anvertraue; nicht jeden würde ich eben dies fragen. |
Democritus luminibus amissis alba scilicet discernere et atra non poterat, at vero bona mala, aequa iniqua, honesta turpia, utilia inutilia, magna parva poterat, et sine varietate colorum licebat vivere beate, sine notione rerum non licebat. Cic.Tusc.5,114,1 | Demokritos konnte ohne Augenlicht Weiß und Schwarz gewiss nicht unterscheiden; aber Gut und Böse, Gerecht und Ungerecht, Ehrbar und Schändlich, Nützlich und Unnütz, Groß und Klein; und ohne die verschiedenen Farben zu schauen, konnte er glückselig leben; was ohne die Kenntnis der Dinge unmöglich war. |
[Cic.Tusc.1,33] licuit esse otioso Themistocli, licuit Epaminondae, licuit, ne et vetera et externa quaeram, mihi; sed nescio quo modo inhaeret in mentibus quasi saeclorum quoddam augurium futurorum, idque in maximis ingeniis altissimisque animis et existit maxime et apparet facillime. quo quidem dempto, quis tam esset amens, qui semper in laboribus et periculis viveret? Cic.Tusc.1,33 | Still sitzen konnte Themistokles; Epameinonas konnte es; still, um nicht immer Altes und Fremdes aufzusuchen, auch ich; aber ich weiß nicht wie, es haftet in unserem Geist eine gewisse Vorahnung künftiger Jahrhunderte, und zwar, je größer die Kraft des Genies, je höher die des Gemütes, desto mehr erzeugt sich dieselbe, desto leichter offenbart sie sich. Nimmst du sie weg, wer wäre töricht genug, um immer in Anstrengungen und Gefahren zu leben? |
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finn
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