Sed testor omnes deos me hac una voce a morte esse revocatum, quod omnes in mea vita partem aliquam tuae vitae repositam esse dicebant: qua in re peccavi scelerateque feci; nam, si occidissem, mors ipsa meam pietatem amoremque in te facile defenderet: nunc commisi, ut me vivo careres, vivo me aliis indigeres, mea vox in domesticis periculis potissimum occideret, quae saepe alienissimis praesidio fuisset. Cic.ad Q.fr.1,3,2,1 | Aber – alle Götter rufe ich zu Zeugen an – nur dies eine Wort hat mich abgehalten, den Tod zu suchen, dass alle sagten, auf meinem Leben beruhe ein Teil des deinigen. Aber das ist gerade mein Vergehen, das mein Verbrechen: Wäre ich gestorben, leicht würde gerade mein Tod mich verteidigen und meine Brudertreue und meine Liebe zu dir bezeugen. Jetzt bin ich schuld geworden, dass Du, obwohl ich lebe, mich doch nicht hast, dass du, obgleich ich lebe, dennoch fremden Schutzes bedarfst, dass meine Stimme gerade in Gefahren, die die Meinigen bedrohen, verstummen musste, die so oft wildfremden Menschen Schutz gewährt hatte. |
tametsi te dicere atque enumerare causas omnis oportebat, et id erat certi accusatoris officium, qui tanti sceleris argueret, explicare omnia vitia ac peccata fili, quibus incensus parens potuerit animum inducere, ut naturam ipsam vinceret, ut amorem illum penitus insitum eiceret ex animo, ut denique patrem esse sese oblivisceretur; quae sine magnis huiusce peccatis accidere potuisse non arbitror. Cic.S.Rosc.53.c | Gleichwohl hättest du auch alle Ursachen angeben und aufzählen sollen, und es wäre die Pflicht eines glaubwürdigen Anklägers, der eines so großen Verbrechens beschuldigte, alle Fehler und Vergehen des Sohnes zu entwickeln, durch die der Vater gereizt wurde und auf den Gedanken kommen konnte, das Naturgefühl selbst zu unterdrücken, die tief eingepflanzte Liebe aus seiner Brust zu verbannen, kurz zu vergessen, dass er Vater ist, was, wie ich glaube, ohne große Vergehen dieses Mannes nicht der Fall sein konnte. |
quod in minimis noxiis et in his levioribus peccatis, quae magis crebra et iam prope cotidiana sunt, vel maxime et primum quaeritur, quae causa malefici fuerit, id Erucius in parricidio quaeri non putat oportere. Cic.S.Rosc.62.a | Selbst bei den kleinsten Vergehen und bei jenen geringeren Rechtsverletzungen, die häufiger sind und bereits fast täglich vorkommen, wird hauptsächlich und zuerst untersucht, was die Ursache der Übeltat war; das, meint Erucius, müsse bei einem Vatermord nicht untersucht werden. |
apud homines autem prudentissimos agitur, qui intellegunt neminem ne minimum quidem maleficium sine causa admittere. Cic.S.Rosc.73.b | Vor höchst umsichtigen Männern aber wird die Sache verhandelt, die wissen, dass niemand auch das geringste Vergehen ohne Ursache vollbringt. |
atque ea sunt animadvertenda peccata maxime, quae difficillime praecaventur. Cic.S.Rosc.116.e | Nun verdienen aber diejenigen Vergehen die schwerste Ahndung, gegen die sich zu verwahren am schwersten ist. |
in eius modi vita, iudices, in his tot tantisque flagitiis hoc quoque maleficium, de quo iudicium est, reperietis. Cic.S.Rosc.117.e | Bei einem solchen Verhalten, ihr Richter, bei so vielen und so großen Vergehen werdet ihr auch die Freveltat, von der es sich bei diesem Prozess handelt, entdecken. |
[Cic.Tusc.5,5,1] Sed et huius culpae et ceterorum vitiorum peccatorumque nostrorum omnis a philosophia petenda correctio est. Cic.Tusc.5,5,1 | Aber sowohl für diese Schuld, als für unsere übrigen Fehler und Vergehen muss alle Besserung bei der Philosophie gesucht werden. |
Licet apud concilium accusare quoque et discrimen capitis intendere. distinctio poenarum ex delicto: proditores et transfugas arboribus suspendunt, ignavos et imbelles et corpore infames caeno ac palude, iniecta insuper crate, mergunt. Tac.Germ.12,1 | In der Volksversammlung kann man auch als Kläger auftreten und einen peinlichen Prozess anhängig machen. Die Strafen sind je nach Vergehen verschieden. Verräter und Überläufer hängt man an Bäumen auf; Feiglinge, Kriegsscheue und körperlich Unzüchtige versenkt man in Schlamm und Sumpf und wirft noch Flechtwerk obendrein. |
diversitas supplicii illuc respicit, tamquam scelera ostendi oporteat, dum puniuntur, flagitia abscondi. sed et levioribus delictis pro modo poena: equorum pecorumque numero convicti multantur. pars multae regi vel civitati, pars ipsi qui vindicatur vel propinquis eius exsolvitur. Tac.Germ.12,2 | Diese Verschiedenheit der Todesart geht von der Rücksicht aus, dass Verbrechen offen behandelt werden sollten, wenn man sie bestraft, Schandbares dem Anblick entzogen. Aber auch leichtere Vergehen haben ihre entsprechende Strafe: mit einer Anzahl Pferde und kleinen Viehs büßt, wer überführt ist. Ein Teil der Buße fällt dem König oder der Gemeinde, ein Teil demjenigen zu, der sein Recht verfolgt, oder dessen Verwandten. |
Aerugo mera; quod vitium procul afore chartis, Hor.sat.1,4,101. | Lauter Rost; vom Papier soll fern sein solches Vergehen |
nam senem Augustum devinxerat adeo, uti nepotem unicum Agrippam Postumum, in insulam Planasiam proiecerit, rudem sane bonarum artium et robore corporis stolide ferocem, nullius tamen flagitii conpertum. Tac.ann.1,3,4. | Hatte sie doch den alternden Augustus so umstrickt, dass er seinen einzig noch übrigen Enkel, Agrippa Postumus, der zwar ein ungebildeter und auf seine Körperkraft dumm trotzender Mensch war, dem man aber dennoch kein entehrendes Vergehen nachsagen konnte, auf die Insel Planasia verstieß. |
secuti exemplum veterani haud multo post in Raetiam mittuntur, specie defendendae provinciae ob imminentis Suebos, ceterum ut avellerentur castris trucibus adhuc non minus asperitate remedii quam sceleris memoria. Tac.ann.1,44,4. | Die Veteranen folgten diesem Vorgang und wurden bald darauf nach Rätien geschickt, scheinbar zum Schutz der Provinz angesichts der Bedrohung durch die Sueben; eigentlich aber, um sie aus einem Lager zu reißen, in dem infolge der Grausamkeit der Bestrafung nicht minder als infolge der Erinnerung an das Vergehen immer noch das Grauen hauste. |
quae ubi Tiberio notuere, scripsit consulibus non ideo decretum patri suo caelum, ut in perniciem civium is honor verteretur. Cassium histrionem solitum inter alios eiusdem artis interesse ludis, quos mater sua in memoriam Augusti sacrasset; nec contra religiones fieri, quod effigies eius, ut alia numinum simulacra, venditionibus hortorum et domuum accedant. Tac.ann.1,73,3. | Als dies Tiberius bekannt wurde, schrieb er den Konsuln, nicht deswegen sei seinem Vater der Himmel zuerkannt worden, dass diese Ehre zum Verderben der Bürger ausschlage. Cassius habe als Schauspieler unter weiteren Vertretern desselben Genres bei den Spielen mitgewirkt, die seine Mutter dem Andenken des Augustus gewidmet habe, und es sei kein religiöses Vergehen, dass sein Bild gleich anderen Götterbildern beim Verkauf von Gärten und Häusern mitverkauft werde. |
[Cic.Tusc.3,4,1] Illa autem, quae se eius imitatricem esse volt, temeraria atque inconsiderata et plerumque peccatorum vitiorumque laudatrix, fama popularis, simulatione honestatis formam eius pulchritudinemque corrumpit. Cic.Tusc.3,4,1 | Doch jener Ruhm beim Volk, der sein Nachahmer sein will, jener unbesonnene und unbedachte Lobredner, und zwar meist von Fehlern und Vergehen, entstellt unter Vortäuschung von Ehre die Gestalt und Schönheit des Ruhmes. |
Ipsam aegritudinem, quam nos ut taetram et inmanem beluam fugiendam diximus, non sine magna utilitate a natura dicunt constitutam, ut homines castigationibus reprehensionibus ignominiis adfici se in delicto dolerent. Cic.Tusc.4,45,1 | Selbst den Kummer, den man, wie wir sagten, als ein hässliches, abscheuliches Ungeheuer fliehen muss, betrachten sie als eine Natureinrichtung von nicht geringem Wert, damit es die Menschen schmerze, für ein Vergehen gezüchtigt, getadelt, beschimpft zu werden. |
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finn
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