Ipsa vero praecepta sic inludere solebat, ut ostenderet non modo eos expertis esse illius prudentiae, quam sibi asciscerent, sed ne hanc quidem ipsam dicendi rationem ac viam nosse: caput enim esse arbitrabatur oratoris, ut et ipse eis, apud quos ageret, talis, qualem se esse optaret, videretur; id fieri vitae dignitate, de qua nihil rhetorici isti doctores in praeceptis suis reliquissent; et uti ei qui audirent sic adficerentur animis, ut eos adfici vellet orator; quod item fieri nullo modo posse, nisi cognosset is, qui diceret, quot modis hominum mentes et quibus et quo genere orationis in quamque partem moverentur; haec autem esse penitus in media philosophia retrusa atque abdita, quae isti rhetores ne primoribus quidem labris attigissent. Cic.de_orat.1,87. | Ihre Regeln selbst pflegte er dadurch zu verspotten, dass er zeigte, dass sich nicht nur in jener Staatsklugheit, die sie sich anmaßten, unerfahren seien, sondern auch von der Beredsamkeit selbst keine schulgerechte Kenntnis hätten. Die Hauptsache für den Redner nämlich, meinte er, bestehe darin, dass er denjenigen, vor denen er auftrete, so erscheine, wie er es selbst wünsche; dies werde durch die Würde des Lebens bewirkt, von der jene Lehrer der Beredsamkeit in ihren Vorschriften nichts hinterlassen hätten; und dass seine Zuhörer in ihrem Inneren so gestimmt würden, wie sie der Redner gestimmt wissen wolle; auch dies sei auf keine Weise möglich, wenn nicht der Redner gelernt habe, auf welche und auf wie vielerlei Weise, und durch welche Art des Vortrages die Gemüter der Menschen nach allen Richtungen gelenkt würden; das seien aber Geheimnisse, die ganz in der Tiefe der Philosophie versteckt und verborgen lägen, wovon jene Redekünstler sich nicht einmal eine oberflächliche Kenntnis angeeignet hätten. |
Quid multa? Sic mihi tum persuadere videbatur neque artificium ullum esse dicendi neque quemquam posse, nisi qui illa, quae a doctissimis hominibus in philosophia dicerentur, cognosset, aut callide aut copiose dicere; in quibus Charmadas solebat ingenium tuum, Crasse, vehementer admirari: me sibi perfacilem in audiendo, te perpugnacem in disputando esse visum. Cic.de_orat.1,93. | Wozu viele Worte? Er schien mich damals zu überzeugen, dass es keine Kunst der Beredsamkeit gebe und dass niemand mit Einsicht und Fülle reden könne, wenn er sich nicht mit den Vorträgen der gelehrtesten Philosophen bekannt gemacht habe. Hierbei pflegte Charmadas mit großer Bewunderung deine Anlagen, Crassus, zu loben und zu sagen, an mir habe er einen sehr gefälligen Zuhörer, an dir einen sehr kampflustigen Gegner gefunden. |
Illud vero, quod a te dictum est, esse permulta, quae orator a natura nisi haberet, non multum a magistro adiuvaretur, valde tibi adsentior inque eo vel maxime probavi summum illum doctorem, Alabandensem Apollonium, qui cum mercede doceret, tamen non patiebatur eos, quos iudicabat non posse oratores evadere, operam apud sese perdere, dimittebatque et ad quam quemque artem putabat esse aptum, ad eam impellere atque hortari solebat. Cic.de_orat.1,126. | Was aber deine Behauptung betrifft, der Redner müsse sehr viele Eigenschaften von Natur besitzen, wenn ihm der Lehrmeister förderlich sein solle, so stimme ich dir gerne bei, und in dieser Hinsicht habe ich jenem ausgezeichneten Lehrer Apollonios aus Alabanda meinen vollen Beifall geschenkt, der, obwohl er für Bezahlung Unterricht gab, doch nicht zuließ, dass junge Leute, die sich nach seinem Urteil nicht zu Rednern ausbilden konnten, sich vergeblich bei ihm abmühten, sondern vielmehr sie entließ und zu dem Fach, für das er gerade jeden geeignet hielt, anzutreiben und zu ermuntern pflegte. |
Q. Mucius augur multa narrare de C. Laelio socero suo memoriter et iucunde solebat nec dubitare illum in omni sermone appellare sapientem; Cic.Lael.1.a | Der Augur Quintus Mucius (Scaevola) pflegte manche unterhaltende Anekdote über seinen Schwiegervater (Laelius) aus dem Schatz seines Gedächtnisses mitzuteilen, und trug, sooft die Rede auf ihn kam, kein Bedenken, ihn den Weisen zu nennen. |
Cum saepe multa, tum memini domi in hemicyclio sedentem, ut solebat, cum et ego essem una et pauci admodum familiares, in eum sermonem illum incidere, qui tum forte multis erat in ore. Cic.Lael.2.a | Unter manch anderem erinnere ich mich, wie er in meinem Beisein und dem weniger vertrauter Freunde nach seiner Gewohnheit auf dem halbkreisförmigen Stuhl saß und von ungefähr auf den Gegenstand zu reden kam, der damals der allgemeine Stoff der Unterhaltung war. |
quas inimicitias si tam cavere potuisset, quam metuere solebat viveret. neque enim, iudices, iniuria metuebat. Cic.S.Rosc.17.b | Hätte er sich vor dieser Feindschaft ebenso gut zu hüten gewusst, wie er sie zu fürchten pflegte, so würde er noch leben; denn er hatte, ihr Richter, guten Grund, sie zu fürchten. |
L. Cassius ille, quem populus Romanus verissimum et sapientissimum iudicem putabat, identidem in causis quaerere solebat 'cui bono' fuisset. Cic.S.Rosc.84.c | Jener bekannte Lucius Cassius, den das römische Volk als den wahrheitsliebendsten und weisesten Richter achtete, pflegte von Zeit zu Zeit bei den Rechtshändeln zu fragen, welchen Nutzen eine Tat gebracht habe. |
[Cic.off.2,3,3] Cum autem res publica, in qua omnis mea cura, cogitatio, opera poni solebat, nulla esset omnino, illae scilicet litterae conticuerunt forenses et senatoriae. Cic.off.2,3,3 | Seitdem aber der Staat, auf den ich all meine Sorgen, mein Denken und Wirken zu verwenden gewohnt war, gänzlich vernichtet wurde, hat es freilich mit jenen Reden vor Volk und Senat und ihrer Niederschrift ein Ende. |
At non noster Posidonius; quem et ipse saepe vidi et id dicam, quod solebat narrare Pompeius, se, cum Rhodum venisset decedens ex Syria, audire voluisse Posidonium; Cic.Tusc.2,61,1 | Anders unser Poseidonios. Ich habe ihn selbst oft gesehen und will von ihm wiedergeben, was Pompeius zu erzählen pflegte: Er habe, als er von Syrien aus nach Rhodos gekommen sei, Poseidonios hören wollen. |
Hoc dicit, et hoc ille acriculus me audiente Athenis senex Zeno, istorum acutissimus, contendere et magna voce dicere solebat: eum esse beatum, qui praesentibus voluptatibus frueretur confideretque se fruiturum aut in omni aut in magna parte vitae dolore non interveniente, aut si interveniret, si summus foret, futurum brevem, sin productior, plus habiturum iucundi quam mali; Cic.Tusc.3,38,1 | Das meint er, und das pflegte jenes reizbare Männchen, der alte Zenon, den ich in Athen hörte, der scharfsinnigste in jener Schule, zu behaupten und laut auszusprechen: der sei glücklich, der die gegenwärtigen Vergnügungen genieße und darauf vertraue, sie entweder im ganzen oder doch in einem großen Teil seines Lebens zu genießen, ohne störenden Schmerz; komme aber einer dazwischen, so werde er auf seiner höchsten Stufe kurz sein; dauere er aber länger, so werde er mehr Annehmlichkeit als Übel haben. |
Quocirca Carneades, ut video nostrum scribere Antiochum, reprehendere Chrysippum solebat laudantem Euripideum carmen illud: Cic.Tusc.3,59,3 | Daher pflegte auch Karneades, wie unser Antiochus schreibt, den Chrysippos zu tadeln, weil er jenen Spruch des Euripides lobte: |
Idemque cum in communibus suggestis consistere non auderet, contionari ex turri alta solebat. Cic.Tusc.5,59,3 | Auch pflegte er, weil er nicht wagte, auf der gewöhnlichen Rednerbühne zu stehen, von einem hohen Turm zum Volk zu sprechen. |
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