sed ne cui vestrum mirum esse videatur, me in quaestione legitima et in iudicio publico, cum res agatur apud praetorem populi Romani, lectissimum virum, et apud severissimos iudices, tanto conventu hominum ac frequentia hoc uti genere dicendi, quod non modo a consuetudine iudiciorum verum etiam a forensi sermone abhorreat, quaeso a vobis, ut in hac causa mihi detis hanc veniam accommodatam huic reo, vobis, quem ad modum spero, non molestam, ut me pro summo poeta atque eruditissimo homine dicentem hoc concursu hominum litteratissimorum, hac vestra humanitate, hoc denique praetore exercente iudicium, patiamini de studiis humanitatis ac litterarum paulo loqui liberius et in eius modi persona, quae propter otium ac studium minime in iudiciis periculisque tractata est, uti prope novo quodam et inusitato genere dicendi. Cic.Arch.3.a | Damit es aber keiner von euch verwunderlich finde, dass ich bei einer gesetzlichen Untersuchung und einem öffentlichen Anklageprozess, wo die Sache vor dem Prätor des römischen Volkes, einem Mann von größter Geradheit und Folgerichtigkeit, und vor sehr strengen Richtern verhandelt wird, bei einer so zahlreichen Versammlung von Anwesenden, eine solche Art des Vortrags wähle, die nicht allein der Gewohnheit bei Gerichten, sondern auch der Redeweise des Forums fremd ist, so bitte ich euch, dass ihr mir in dieser Sache eine Vergünstigung gewährt, die diesem Beklagten angemessen und euch, wie ich hoffe, nicht beschwerlich ist, dass ihr mir nämlich hier, wo ich für einen großen Dichter und Gelehrten zu sprechen habe, in diesem zahlreichen Kreis sehr unterrichteter Menschen, bei der Bildung die ihr selbst besitzt, wo endlich dieser Prätor das Gericht leitet, vergönnt, erlaubt, mich über die Studien der Wissenschaften, die zur allgemeinen Bildung gehören, etwas freier zu verbreiten, und bei einem solchen Charakter, der wegen seiner gelehrten Muße in Prozessen und Anklagen durchaus noch nie Gegenstand einer Verhandlung gewesen ist, eine fast neue und ungewöhnliche Art des Vortrags anzuwenden. |
Quod hoc etiam mirabilius debet videri, quia ceterarum artium studia fere reconditis atque abditis e fontibus hauriuntur, dicendi autem omnis ratio in medio posita communi quodam in usu atque in hominum ore et sermone versatur, ut in ceteris id maxime excellat, quod longissime sit ab imperitorum intellegentia sensuque disiunctum, in dicendo autem vitium vel maximum sit a vulgari genere orationis atque a consuetudine communis sensus abhorrere. Cic.de_orat.1,12. | Um soviel wunderbarer muss dies erscheinen, weil die Kenntnisse in den anderen Wissenschaften meistens aus tiefen und verborgenen Quellen geschöpft werden, die Redekunst hingegen ganz vor aller Augen liegt und sich in der gewöhnlichen Erfahrung und in der Menschen Sitte und Rede bewegt. Während daher in den anderen Wissenschaften gerade das, was sich am weitesten von der Unerfahrenen Einsicht und Denkart entfernt, am meisten hervorragt, so ist es in der Beredsamkeit gerade der größte Fehler, wenn man von der gebräuchlichen Redeweise und dem gemeinen Menschenverstand abweicht. |
Hi primo die de temporibus deque universa re publica, quam ob causam venerant, multum inter se usque ad extremum tempus diei conlocuti sunt; quo quidem sermone multa divinitus a tribus illis consularibus Cotta deplorata et commemorata narrabat, ut nihil incidisset postea civitati mali, quod non impendere illi tanto ante vidissent. Cic.de_orat.1,26. | Diese unterhielten sich am ersten Tag über die damaligen Zeitumstände und über die ganze Lage des Staates, weshalb sie gekommen waren, angelegentlich miteinander bis zur Neige des Tages. In diesem Gespräch, er zählte Cotta, hätten jene drei Konsularen vieles ahnungsvoll beklagt und erwähnt, so dass in der Folge kein Unfall den Staat betroffen habe, den sie nicht so lange vorher hätten drohen sehen. |
Eo autem omni sermone confecto, tantam in Crasso humanitatem fuisse, ut, cum lauti accubuissent, tolleretur omnis illa superioris tristitia sermonis eaque esset in homine iucunditas et tantus in loquendo lepos, ut dies inter eos curiae fuisse videretur, convivium Tusculani; Cic.de_orat.1,27. | Nach Beendigung des ganzen Gespräches aber habe Crassus eine solche Freundlichkeit gezeigt, dass, als sie sich nach dem Bad zu Tisch gelagert hatten, alle Traurigkeit der vorigen Unterredung verschwand und der Mann einen solchen Frohsinn und so viel heiteren Scherz und Laune äußerte, dass der Tag unter ihnen in der Curie hingebracht zu sein schien, das Gastmahl aber einem tusculanischen Mahl glich. |
Tum Crassum 'immo vero commodius etiam'; pulvinosque poposcisse et omnis in eis sedibus, quae erant sub platano, consedisse dicebat. Ibi, ut ex pristino sermone relaxarentur animi omnium, solebat Cotta narrare Crassum sermonem quendam de studio dicendi intulisse. Cic.de_orat.1,29. | Darauf habe Crassus erwidert: "Nicht so! Wir können es ja bequemer haben!" und habe Polster herbeibringen lassen, und alle hätten sich auf die Sitze, die unter der Platane waren, niedergelassen. Hier also leitete Crassus, wie Cotta oftmals erzählte, um den Gemütern aller eine Erholung von der gestrigen Unterredung zu gewähren, das Gespräch auf die wissenschaftliche Erlernung der Beredsamkeit. |
quibus ego, ut de his rebus in angulis consumendi oti causa disserant, cum concessero, illud tamen oratori tribuam et dabo, ut eadem, de quibus illi tenui quodam exsanguique sermone disputant, hic cum omni iucunditate et gravitate explicet. Haec ego cum ipsis philosophis tum Athenis disserebam; cogebat enim me M. Marcellus hic noster, qui nunc aedilis curulis est et profecto, nisi ludos nunc faceret, huic nostro sermoni interesset; ac iam tum erat adulescentulus his studiis mirifice deditus. Cic.de_orat.1,57. | Wenn ich nun diesen auch zugeben will, dass sie diese Gegenstände in ihren Winkeln, um sich die Zeit zu vertreiben, erörtern, so werde ich doch das dem Redner zuerteilen und zuerkennen, dass, während jene diese Gegenstände in einer mageren und kraftlosen Sprache abhandeln, dieser die nämlichen mit aller Anmut und Würde entwickelt. Dies verhandelte ich damals zu Athen mit den Philosophen selbst. Denn dazu nötigte mich unser Marcus Marcellus, der jetzt kurulischer Ädil ist und unfehlbar, wenn er nicht jetzt die Spiele besorgte, unserer Unterredung hier beiwohnen würde; auch schon damals hatte er sich als angehender Jüngling diesen gelehrten Beschäftigungen mit bewunderungswürdigem Eifer ergeben. |
Hoc loco Sulpicius 'insperanti' inquit 'mihi et Cottae, sed valde optanti utrique nostrum cecidit, ut in istum sermonem, Crasse, delaberemini; nobis enim huc venientibus satis iucundum fore videbatur, si, cum vos de rebus aliis loqueremini, tamen nos aliquid ex sermone vestro memoria dignum excipere possemus; ut vero penitus in eam ipsam totius huius vel studi vel artifici vel facultatis disputationem paene intimam veniretis, vix optandum nobis videbatur. Cic.de_orat.1,96. | Hier ergriff Sulpicius das Wort: "Gegen meine und des Cotta Hoffnung, aber nach unser beider sehnlichstem Wunsch hat es sich gefügt, Crassus, dass ihr auf diese Unterredung verfielt. Denn als wir hierher kamen, erschien es uns schon erfreulich genug, wenn wir bei eurem Gespräch über andere Gegenstände doch etwas der Erinnerung Würdiges aus eurer Unterredung erhaschen könnten; dass ihr euch aber fast bis zum Kern der Untersuchung über diese ganze Wissenschaft – oder soll ich sagen: Kunst, oder Fertigkeit? – vertiefen würdet, das glaubten wir kaum wünschen zu dürfen. |
Non enim causidicum nescio quem neque clamatorem aut rabulam hoc sermone nostro conquirimus, sed eum virum, qui primum sit eius artis antistes, cuius cum ipsa natura magnam homini facultatem daret, auctor tamen esse deus putatur, ut id ipsum, quod erat hominis proprium, non partum per nos, sed divinitus ad nos delatum videretur; deinde, qui possit non tam caduceo quam nomine oratoris ornatus incolumis vel inter hostium tela versari; tum, qui scelus fraudemque nocentis possit dicendo subicere odio civium supplicioque constringere; idemque ingeni praesidio innocentiam iudiciorum poena liberare; idemque languentem labentemque populum aut ad decus excitare aut ab errore deducere aut inflammare in improbos aut incitatum in bonos mitigare; qui denique, quemcumque in animis hominum motum res et causa postulet, eum dicendo vel excitare possit vel sedare. Cic.de_orat.1,202. | Denn nicht ist es ein alltäglicher Sachwalter und Schreier oder Rechtsschwätzer, den wir in unserem Gespräch aufsuchen, sondern ein Mann, der zuerst in der Kunst ein Meister ist, deren Erfindung, wenn auch die Natur dem Menschen dazu große Fähigkeiten verlieh, doch einem Gott zugeschrieben wird, so dass selbst das, was Eigentum des Menschen war, nicht durch uns gewonnen, sondern durch göttliche Eingebung zu uns gebracht erschien; ein Mann, der zweitens nicht so sehr durch den Heroldstab als vielmehr durch den Namen des Redners, mit dem er geschmückt ist, selbst unter den Schwertern der Feinde sich unverletzt bewegen kann; ein Mann, der ferner Tücke und Ränke des Missetäters durch die Rede dem Hass der Bürger bloßstellen und durch Strafen zügeln sowie auch durch den Schutz seines Geistes die Unschuld von der Strafe der Gerichte befreien und auch ein erschlaffendes und strauchelndes Volk entweder zum Ehrgefühl erwecken oder vom Irrtum abführen oder gegen Übeltäter entflammen oder die gereizte Stimmung desselben gegen Gute besänftigen kann; ein Mann, der endlich jede Gemütsstimmung, wie sie Zeit und Umstände erfordern, in den Menschen durch die Rede entweder hervorrufen oder stillen kann. |
Q. Mucius augur multa narrare de C. Laelio socero suo memoriter et iucunde solebat nec dubitare illum in omni sermone appellare sapientem; Cic.Lael.1.a | Der Augur Quintus Mucius (Scaevola) pflegte manche unterhaltende Anekdote über seinen Schwiegervater (Laelius) aus dem Schatz seines Gedächtnisses mitzuteilen, und trug, sooft die Rede auf ihn kam, kein Bedenken, ihn den Weisen zu nennen. |
Quam ob rem hos quidem ab hoc sermone removeamus, ipsi autem intellegamus natura gigni sensum diligendi et benevolentiae caritatem facta significatione probitatis. Cic.Lael.32.c | Deswegen wollen wir solche Menschen von unserer Unterredung ausschließen; wir selbst aber wollen erkennen, dass das Gefühl der Liebe und inniges Wohlwollen von Natur entstehen, sobald man nur Rechtschaffenheit bemerkt hat. |
[Cic.fin.1,1,1] Non eram nescius, Brute, cum, quae summis ingeniis exquisitaque doctrina philosophi Graeco sermone tractavissent, ea Latinis litteris mandaremus, fore, ut hic noster labor in varias reprehensiones incurreret. Cic.Fin.1,1,1 | Als ich es unternahm, philosophische Abhandlungen, die Männer von ausgezeichnetem Geist und erlesener Gelehrsamkeit in griechischer Sprache abgefasst haben, in die lateinische Literatur zu übertragen, wusste ich recht wohl, mein Brutus, dass diese meine Arbeit vielfachem Tafel unterliegen würde. |
sed utrum Aravisci in Pannoniam ab Osis, Germanorum natione, an Osi ab Araviscis in Germaniam commigraverint, cum eodem adhuc sermone institutis moribus utantur, incertum est, quia pari olim inopia ac libertate eadem utriusque ripae bona malaque erant. Tac.Germ.28,3 | Ob aber die Aravisker von den Osen aus, als einem ursprünglich germanischen Stamm, nach Pannonien oder die Osen von den Araviskern aus, nach Germanien eingewandert sind, da sie noch die selbe Sprache, die selben Einrichtungen und Sitten haben, ist ungewiss, weil bei der einstigen Gleichheit von Armut und Freiheit beide Ufer (der Donau) die selben Vorzüge und Nachteile besaßen. |
Retro Marsigni, Cotini, Osi, Buri terga Marcomanorum Quadorumque claudunt. e quibus Marsigni et Buri sermone cultuque Suebos referunt: Cotinos Gallica, Osos Pannonica lingua coarguit non esse Germanos, et quod tributa patiuntur. Tac.Germ.43,1 | Weiter zurück schließen die Marsigner, Cotiner, Osen und Burer sich im Rücken an die Markomannen und Quaden an. Unter diesen erinnern die Marsigner und Burer in Sprache und Tracht an die Sueben. Bei den Cotinern beweist ihre gallische (keltische), bei den Osen ihre pannonische Sprache, dass sie keine Germanen sind; ebenso der Umstand, dass sie keine Steuern dulden. |
Hic Suebiae finis. Peucinorum Venethorumque et Fennorum nationes Germanis an Sarmatis adscribam dubito. quamquam Peucini, quos quidam Bastarnas vocant, sermone, cultu, sede ac domiciliis ut Germani agunt. sordes omnium ac torpor procerum: conubiis mixtis nonnihil in Sarmatarum habitum foedantur. Tac.Germ.46,1 | Hier ist die Grenze von Suebien. Ob ich die Stämme der Peukiner, Veneter und Fennen den Germanen oder Sarmaten zurechnen soll, ist mir zweifelhaft, obwohl es die Peukiner, die von einigen auch Bastarner genannt werden, in Sprache, Lebensart, Wohnart und häuslicher Einrichtung wie die Germanen halten. Schmutzig sind alle, lähmend faul die Vornehmen; in ihrem Aussehen neigen die Peukiner infolge von gegenseitigen Heiraten ziemlich zu dem garstigen Wesen der Sarmaten. |
Aut tacitum inpellat quovis sermone: 'molestus, Hor.sat.1,3,65. | Oder vertieft er dich stört durch müßige Worte: "Der Läst'ge! |
Et sermone opus est modo tristi, saepe iocoso, Hor.sat.1,10,11. | Nüchterner Sprache bedarf's, die den Ernst bald, öfter den Scherz liebt, |
2014.11.18 Ma.d. Cancellaria Angela Merkel, antequam cum Vladimiro Putin Brisbanae arbitris remotis deliberavit, aliquanto occultius et tectius de controversiis Ucrainicis locuta, deliberatione peracta, in sermone Sydneiae ante studentes habito linguae frena relaxavit: Russicum praesidem nullo iure niti, nisi iure, quod in armis esset. Ordinem, quo pax Europaea contineretur, a Russico praeside in discrimen vocari. Rem Ucrainicam minime tantummodo regionalem esse, sed periculum habere, ne tota regio flammis comprehenderetur. Praecipue et particulariter Georgiam, Moldaviam, Serbiam nominavit. Maximi momenti nunc esse, ut Civitates Americae Unitae et Unio Europaea concordiam servarent, neve se digeri sinerent. Putin colloquio percontativo Solis die a prima statione televisionis Germanicae (ARD) vesperi emisso, sed iam ante apicem Brisbanensem photographato suam causam dicere conabatur. 2014.11.18 | Kanzlerin Angela Merkel hatte vor ihrem Vier-Augen-Gespräch mit Wladimir Putin in Brisbane ziemlich zurückhaltend über die Streitigkeiten um die Ukraine gesprochen. Nach der Unterredung gab sie in einer vor Studenten in Sydney gehaltenen Rede ihre Zurückhaltung auf: Der russische Präsident könne sich auf kein Recht berufen als auf das Recht des Stärkeren. Die europäische Friedensordnung werde vom russischen Präsidenten in Frage gestellt. Die Streit um die Ukraine sei keineswegs nur eine regionale Angelegenheit, sondern berge die Gefahr eines Flächenbrandes. Im einzelnen nannte sie besonders Georgien, Modawien und Serbien. Am wichtigsten sei es jetzt, die Einigkeit zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union zu wahren und sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. Putin versuchte in einem Interview, das am Sonntag Abend im ersten Deutschen Fernsehen gezeigt, aber schon vor dem Gipfel von Brisbane aufgezeichnet worden war, seinen Standpunkt zu verteidigen. |
[5,15,4] Tunc illa simplicitate nimia pristini sermonis oblita novum commentum instruit aitque maritum suum de provincia proxima magnis pecuniis negotiantem iam medium cursum aetatis agere, interspersum rara canitie. nec in sermone isto tantillum morata rursum opiparis muneribus eas onustas ventoso vehiculo reddidit. (Apul.met.5,15,4) Apul.met.5,15,4 | [5,15,4] Da erfindet jene allzu unbefangen, was sie füher gesagt hatte, war ihr entfallen, eine neue Geschichte: ihr Mann sei aus der Nachbarprovinz, ein sehr reicher Kaufmann, schon in mittlerem Alter, stellenweise schon ergraut. Sie verweilte nicht länger dabei, sondern belud sie reichlich mit Geschenken und brachte sie zurück zu ihrem windigen Wagen. |
[26,1] Sic locuto deo pastore nulloque sermone reddito, sed adorato tantum numine salutari, Psyche pergit ire. sed cum aliquam multum viae laboranti vestigio pererrasset, inscio quodam tramite iam die labente accedit quandam civitatem, in qua regnum maritus unius sororis eius optinebat. (Apul.met.5,26,1) Apul.met.5,26,1 | [26,1] Psyche antwortete dem Hirtengott nicht, sondern dankt stillschweigend im Gebet dieser günstigen Gottheit und geht weiter. Traurig war sie schon ziemlich weit herumgeirrt, als sie gegen Abend auf einem unbekannten Fußpfad zu einer Stadt kommt, in der der Gemahl einer ihrer Schwestern seinen königlichen Sitz hatte. |
[Cic.off.1,33,2] Ex quo illud "summum ius summa iniuria" factum est iam tritum sermone proverbium. Cic.off.1,33,2 | Daher bei uns jenes bereits uralte Sprichwort: "das höchste Recht das höchste Unrecht!" |
quippe Drusi magna apud populum Romanum memoria, credebaturque, si rerum potitus foret, libertatem redditurus; unde in Germanicum favor et spes eadem. nam iuveni civile ingenium, mira comitas et diversa a Tiberii sermone, vultu, adrogantibus et obscuris. Tac.ann.1,33,2. | Drusus stand nämlich in hohem Andenken beim römischen Volk, und man glaubte, er hätte, wenn er in den Besitz der höchsten Gewalt gelangt wäre, die freie Verfassung wieder hergestellt. Daher dieselbe Zuneigung auch zu Germanicus und die gleiche Erwartung von ihm; denn der junge Mann bewies bürgerlichen Sinn und eine ungemeine Freundlichkeit im Umgang, die gegen das Anmaßende und Versteckte in der Sprache und Miene des Tiberius sehr abstach. |
cernebatur contra minitabundus Arminius proeliumque denuntians; nam pleraque Latino sermone interiaciebat, ut qui Romanis in castris ductor popularium meruisset. Tac.ann.2,10,3. | Drüben sah man Arminius drohen und eine Schlacht ankündigen. Er untermengte nämlich viel in lateinischer Sprache, da er im römischen Lager als Anführer seine Landsleute gedient hatte. |
et postquam Syriam ac legiones attigit, largitione, ambitu, infimos manipularium iuvando, cum veteres centuriones, severos tribunos demoveret locaque eorum clientibus suis vel deterrimo cuique attribueret, desidiam in castris, licentiam in urbibus, vagum ac lascivientem per agros militem sineret, eo usque corruptionis provectus est, ut sermone vulgi parens legionum haberetur. Tac.ann.2,55,5. | Kaum war er in Syrien und bei den Legionen angekommen, begann er auch schon mit Schenkungen, Gunstbuhlerei und Unterstützung gemeiner Soldaten; er entfernte alte Centurionen und strenge Tribunen, übertrug ihre Stellen seinen Schützlingen und gerade den charakterlosesten Menschen, ließ Untätigkeit im Lager, Zügellosigkeit in den Städten, Umherschweifen und ausgelassenes Leben der Soldaten auf dem Lande zu. So ließ er die Disziplinlosigkeit so weit einreißen, dass er beim großen Haufen Vater der Legionen hieß. |
namque Macroni non abdita ambage occidentem ab eo deseri, orientem spectari exprobravit, et C. Caesari forte orto sermone L. Sullam inridenti, omnia Sullae vitia et nullam eiusdem virtutem habiturum praedixit. simul crebris cum lacrimis minorem ex nepotibus complexus, truci alterius vultu, 'occides hunc tu' inquit 'et te alius.' Tac.ann.6,46,4. | Er machte nämlich dem Macro, und zwar ganz unumwunden, den Vorwurf, er verlasse die untergehende Sonne und wende sich der aufgehenden zu; und als Caesar Gaius bei einem zufälligen Gespräch über Lucius Sulla spöttelte, sagte er ihm voraus, er werde alle Fehler des Sulla aber keine seiner Tugenden haben. Zugleich umarmte er unter vielen Tränen den jüngeren Enkel, während der andere einen grimmigen Blick daraufwarf, und sagte: du wirst diesen umbringen, und ein anderer dich. |
Iam Tiberium corpus, iam vires, nondum dissimulatio deserebat: idem animi rigor; sermone ac vultu intentus quaesita interdum comitate quamvis manifestam defectionem tegebat. mutatisque saepius locis tandem apud promunturium Miseni consedit in villa, cui L. Lucullus quondam dominus. Tac.ann.6,50,1. | Allmählich versagte Tiberius die Leibes- und Lebenskraft, noch nicht aber die Verstellung. Unverändert blieb sein eisiges Herz. Mit der äußersten Anstrengung in Rede und Gebärde suchte er - mitunter durch gesuchte Freundlichkeit - sein trotzdem augenfälliges Hinschwinden zu verbergen. Nachdem er öfter den Aufenthalt gewechselt hatte, ließ er sich schließlich auf dem misenischen Vorgebirge nieder, in dem Landhaus, das früher dem Lucius Lucullus gehört hatte. |
namque facundiam tuendis civibus exercebat, largitionem adversum amicos et ignotis quoque comi sermone et congressu; aderant etiam fortuita, corpus procerum, decora facies: sed procul gravitas morum aut voluptatum parsimonia; levitati ac magnificentiae et aliquando luxu indulgebat, idque pluribus probabatur, qui in tanta vitiorum dulcedine summum imperium non restrictum nec perseverum volunt. Tac.ann.15,48,3. | Denn seine Redegewandtheit übte er zum Schutz seiner Mitbürger aus, seine Freigebigkeit an Freunden; sogar Unbekannten gegenüber war er leutselig im Gespräch und umgänglich. Auch zufällige Vorzüge standen ihm zur Seite, hohe Gestalt und einnehmende Gesichtsbildung. Fremd aber waren ihm ernstes Wesen und Zurückhaltung im Genuss; er gab sich der Schlaffheit, Prachtliebe und zuweilen auch der Ausschweifung hin. Und dies hatte den Beifall der Mehrzahl der Leute, die bei den so großen Verführungen des Lasters die höchste Gewalt nicht straff, noch sehr streng wünschen.
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igitur ubi coniuratis praefectum quoque praetorii in partis descendisse crebro ipsius sermone facta fides, promptius iam de tempore ac loco caedis agitabant. et cepisse impetum Subrius Flavus ferebatur in scaena canentem Neronem adgrediendi, aut cum ardente domo per noctem huc illuc cursaret incustoditus. hic occasio solitudinis, ibi ipsa frequentia tanti decoris testis pulcherrima animum exstimulaverant, nisi impunitatis cupido retinuisset, magnis semper conatibus adversa. Tac.ann.15,50,4. | Als nun die Verschworenen auf die wiederholte eigene Äußerung des Präfekten der Prätorianer hin sicher glaubten, dass sogar er zu ihnen halte, dachten sie schon ernstlicher an Zeit und Ort des Mordanschlags. Man wollte wissen, Subrius Flavus habe den Gedanken gehabt, über den Nero, wenn er auf der Bühne sänge, herzufallen, oder wenn er in seinem in Brand gesteckten Palast in der Nacht unbewacht hin- und herrenne. In diesem Fall hatte ihn die Gelegenheit, ihn allein zu finden, in jenem gerade die große Menge von Zeugen seines Ruhmes zu der herrlichen Tat gereizt; allein der Wunsch, selbst ungestraft zu bleiben, der immer kühnen Unternehmungen im Wege steht, hielt ihn davon ab.
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Sed mirum quam inter diversi generis, ordinis, aetatis, sexus ditis, pauperes taciturnitate omnia cohibita sint, donec proditio coepit e domo Scaevini; qui pridie insidiarum multo sermone cum Antonio Natale, dein regressus domum testamentum obsignavit, promptum vagina pugionem, de quo supra rettuli, vetustate obtusum increpans asperari saxo et in mucronem ardescere iussit eamque curam liberto Milicho mandavit. Tac.ann.15,54,1. | Zu verwundern ist, wie Leute, so verschiedenartig nach Geburt, Stand, Alter und Geschlecht, reich und arm, alles so schweigsam bewahrt haben, bis der Verrat von dem Haus des Scaevinus ausging. Dieser hatte am Tag vor der Ausführung eine lange Unterredung mit Antonius Natalis; dann kehrte er nach Hause zurück, besiegelte sein Testament, zog den oben erwähnten Dolch aus der Scheide und schimpfte, dass er vor Alter stumpf sei, und gab Befehl, ihn am Stein zu wetzen und scharf zuzuspitzen; damit beauftragte er den Freigelassenen Milichus. |
simul lacrimas eorum modo sermone, modo intentior in modum coercentis ad firmitudinem revocat rogitans, ubi praecepta sapientiae, ubi tot per annos meditata ratio adversum imminentia? cui enim ignaram fuisse saevitiam Neronis? neque aliud superesse post matrem fratremque interfectos, quam ut educatoris praeceptorisque necem adiceret. Tac.ann.15,62,2. | Zugleich suchte er den Weinenden bald im Ton der Unterhaltung, bald im strengeren Ton der Zurechtweisung die Fassung wiederzugeben, indem er sie öfter fragte, wo denn die Lehren der Weisheit seien, wo die so viele Jahre lang erörterten Grundsätze gegenüber den Drohungen des Schicksals. Wem sei denn die Grausamkeit Neros unbekannt gewesen. Nach der Ermordung der Mutter und Geschwister sei nichts mehr übrig, als dass er den Tod seines Erziehers und Lehrers hinzufüge. |
Sed tum e libertis Onomastum futuro sceleri praefecit, a quo Barbium Proculum tesserarium speculatorum et Veturium optionem eorundem perductos, postquam vario sermone callidos audacisque cognovit, pretio et promissis onerat, data pecunia ad pertemptandos plurium animos. suscepere duo manipulares imperium populi Romani transferendum et transtulerunt. Tac.hist.1,25,1. | Jetzt aber übertrug er die geplante Freveltat seinem Freigelassenen Onomastus; der stellte ihm den Paroleträger bei den Leibwächtern Barbius Proculus und auch deren Adjutanten Veturius vor. Nachdem Otho diese durch allerlei Wendungen des Gesprächs als verschlagene und unternehmende Köpfe kennengelernt hatte, überhäufte er sie mit Geschenken und Versprechungen und gab ihnen Geld, um noch weitere auf ihre Gesinnung zu testen. So unternahmen zwei einfache Soldaten einen Machtwechsel beim römischen Volk und führten ihn durch. |
[Cic.Tusc.1,15] Ecquid ergo intellegis, quantum mali de humana condicione deieceris? Quonam modo? Quia, si mors etiam mortuis miserum esset, infinitum quoddam et sempiternum malum haberemus in vita; nunc video calcem, ad quam cum sit decursum, nihil sit praeterea extimescendum. sed tu mihi videris Epicharmi, acuti nec insulsi hominis ut Siculi, sententiam sequi. Quam? non enim novi. Dicam, si potero, Latine. scis enim me Graece loqui in Latino sermone non plus solere quam in Graeco Latine. Et recte quidem. sed quae tandem est Epicharmi ista sententia? 'Emori nolo, sed me esse mortuum nihil aestimo. 'Iam adgnosco Graecum. sed quoniam coegisti, ut concederem, qui mortui essent, eos miseros non esse, perfice, si potes, ut ne moriendum quidem esse miserum putem. Cic.Tusc.1,15 | VIII. Erkennst du nun nicht, welch ein großes Übel du vom menschlichen Schicksal hinweggestoßen hast? - Wieso? – Wäre der Tod auch für die Toten ein Unglück, so hätten wir ein unendliches und immer dauerndes Übel im Leben. Nun sitze ich doch das Ziel. Ist unser Lauf bis dahin vollendet, so haben wir nichts ferner zu fürchten. Aber du scheinst mir der Ansicht des Epicharmos zu folgen, eines scharfsinnigen und (er war ja aus Sizilien) nicht unfeinen Mannes. – Welcher? Ich kenne sie nicht. – Ich will sie dir, wenn ich kann, in unserer Sprache sagen. Denn du weißt, ich mag mich in unserer Rede eben so wenig griechischer, als in griechischer Reeder der Ausdrücke unserer Sprache bedienen. – Mit Recht. – Aber lass sie denn hören, die Ansicht des Epicharmos! – “Sterben mag ich nicht, jedoch gestorben zu sein, das achte ich nicht! – Nun erkenne ich das Griechischer. Aber weil du mich zum Geständnissen nötigst, dass die Gestorbenen nicht unglücklich seien, so bringe es nun auch dahin, wenn du kannst, dass ich auch nicht die Notwendigkeit zu sterben für ein Unglück halte. |
[Cic.Tusc.1,21] Dicaearchus autem in eo sermone, quem Corinthi habitum tribus libris exponit, doctorum hominum disputantium primo libro multos loquentes facit; duobus Pherecratem quendam Phthiotam senem, quem ait a Deucalione ortum, disserentem inducit nihil esse omnino animum, et hoc esse nomen totum inane, frustraque animalia et animantis appellari, neque in homine inesse animum vel animam nec in bestia, vimque omnem eam, qua vel agamus quid vel sentiamus, in omnibus corporibus vivis aequabiliter esse fusam nec separabilem a corpore esse, quippe quae nulla sit, nec sit quicquam nisi corpus unum et simplex, ita figuratum ut temperatione naturae vigeat et sentiat. Cic.Tusc.1,21 | Dikaiarchos führte in jenem Gespräch, das er, als zu Korinth zwischen einigen Gelehrten gehalten in drei Büchern darstellt, und in dessen erstem Buch er mehrere reden lässt, in den zwei folgenden einen gewissen Pherekrates, einen Alten aus Phtia der von Deukalion stammen sollte, redend ein: die Seele sei überhaupt nichts, und das sei ganz und gar nur ein eitler Name und umsonst spreche man von beseelten Wesen; weder im Menschen sei eine Seele, noch im Tier; und jene ganze Kraft der Tätigkeit und der Empfindung sei in allen lebendigen Körpern gleichmäßig verteilt und vom Körper unabtrennbar, eben deswegen, weil sie für sich nicht bestehe und nichts sei als der eine und einfache Körper, so gebildet, dass er durch die Organisation der Natur lebe und empfinde. |
[Cic.Tusc.1,57,5] quem locum multo etiam accuratius explicat in eo sermone, quem habuit eo ipso die, quo excessit e vita; Cic.Tusc.1,57,5 | Diesen Punkt entwickelt er noch viel genauer in jener Unterredung, die er an seinem Todestag selbst gehalten hat. |
Nam cum quidam ex eius adsentatoribus, Damocles, commemoraret in sermone copias eius, opes, maiestatem dominatus, rerum abundantiam, magnificentiam aedium regiarum negaretque umquam beatiorem quemquam fuisse, "Visne igitur" inquit, "o Damocle, quoniam te haec vita delectat, ipse eam degustare et fortunam experiri meam?" Cic.Tusc.5,61,2 | Ein gewisser Damokles, einer von seinen Schmeichlern, zählte im Gespräch seine Truppen, seine Schätze, die Erhabenheit seiner Herrschaft, den Überfluss an allem, die Pracht der königlichen Paläste auf, und behauptete nun, es habe nie einen glückseligeren Menschen gegeben. Hierauf sagte Dionysius: "Willst Du also, Damokles, weil dieses Leben dich erfreut, es selbst auch kosten und mein Glück erproben?" |
Quam huic erat miserum carere consuetudine amicorum, societate victus, sermone omnino familiari, homini praesertim docto a puero et artibus ingenuis erudito, musicorum vero perstudioso; poetam etiam tragicum—quam bonum, nihil ad rem; in hoc enim genere nescio quo pacto magis quam in aliis suum cuique pulchrum est; Cic.Tusc.5,63,2 | Wie elend war es für diesen Mann, den Umgang mit Freunden, die Gemeinschaft des Mahles, alle vertraute Unterredung zu entbehren, zumal da er von Jugend auf gebildet und in edlen Wissenschaften erzogen war. Er verstand sich auch sehr auf Musik, war sogar tragischer Dichter – ein wie guter, tut nichts zur Sache. Denn auf diesem Gebiet scheint jedem irgendwie mehr als sonstwo, die eigene Leistung schön. |
Ergo hi in illorum et illi in horum sermone surdi, omnesque nos in eis linguis, quas non intellegimus, quae sunt innumerabiles, surdi profecto sumus. Cic.Tusc.5,116,3 | Also sind diese in jener Sprache, und jene in dieser Sprache taub. Und wir alle sind in den Sprachen, die wir nicht verstehen, (und das sind unzählige) in der Tat taub. |
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