ferebatur Seneca, quo invidiam sacrilegii a semet averteret, longinqui ruris secessum oravisse et, postquam non concedebatur, ficta valetudine quasi aeger nervis cubiculum non egressus. tradidere quidam venenum ei per libertum ipsius, cui nomen Cleonicus, paratum iussu Neronis vitatumque a Seneca proditione liberti seu propria formidine, dum persimplici victu et agrestibus pomis ac, si sitis admoneret, profluente aqua vitam tolerat. Tac.ann.15,45,3. | Seneca bat, wie man erzählt, um die Gehässigkeit des Tempelraubes von sich abzuwenden, um die Erlaubnis, sich auf ein entlegenes Landgut zurückzuziehen; als ihm dies aber nicht gewährt wurde, stellte er sich krank, als litte er an Sehnenentzündung, und verließ sein Zimmer nicht. Einige berichten, auf Geheiß Neros habe ihm sein eigener Freigelassener namens Cleonicus Gift bereitet, Seneca aber sei dem entgangen, sei es auf Verrat des Freigelassenen hin, sei es infolge eigenen Misstrauens, indem er sich mit sehr einfacher Kost und wilden Baumfrüchten und, wenn sich Durst einstellte, mit fließendem Wasser am Leben hielt. |
is raptus per milites et defensionem orsus ferrum, cuius argueretur, olim religione patria cultum et in cubiculo habitum ac fraude liberti subreptum respondit. tabulas testamenti saepius a se et incustodita dierum observatione signatas. pecunias et libertates servis et ante dono datas, sed ideo tunc largius, quia tenui iam re familiari et instantibus creditoribus testamento diffideret. Tac.ann.15,55,2. | Dieser wurde durch Soldaten herbeigeschleppt; in seiner Verteidigung gab er an, die Waffe, auf die sich die Anklage stütze, werde seit alters von ihm als Andenken an seine Heimat in Ehren gehalten, in seinem Zimmer aufbewahrt sei und jetzt durch die Arglist des Freigelassenen entwendet worden. Sein Testament habe er öfter, und zwar ohne Rücksicht auf besondere Tage, besiegelt. Geld und die Freiheit habe er seinen Sklaven auch vorher geschenkt, und nur deswegen jetzt in größerem Umfang, weil er sich bei seinem nur noch dürftigen Vermögen und dem Drängen der Gläubiger auf sein Testament nicht verlassen könne. |
atrocius in urbe saevitum: nobilitas, opes, omissi gestique honores pro crimine et ob virtutes certissimum exitium. nec minus praemia delatorum invisa quam scelera, cum alii sacerdotia et consulatus ut spolia adepti, procurationes alii et interiorem potentiam, agerent, verterent cuncta odio et terrore. corrupti in dominos servi, in patronos liberti; et quibus deerat inimicus per amicos oppressi. Tac.hist.1,2,3. | Grausamer noch das Wüten in der Stadt: Adel, Vermögen, verschmähte wie angenommene Ehrenstellen als Verbrechen angesehen; die Tugend vom sichersten Untergang bedroht. Die Belohnungen der Denunzianten nicht minder hassenswert als ihre Untaten, die, nachdem sie teils Priesterwürden und Konsulate, teils Prokuratorenstellen und geheimen Einfluss als Beute erjagt haben, alles durch Hass und Schrecken aufregen, umstürzen. Sklaven gegen ihre Gebieter, Freigelassene gegen ihre Schutzherrn gekauft; wer keinen Feind hat, durch Freundeshand zu Fall gebracht. |
venalia cuncta, praepotentes liberti, servorum manus subitis avidae et tamquam apud senem festinantes, eademque novae aulae mala, aeque gravia, non aeque excusata. ipsa aetas Galbae inrisui ac fastidio erat adsuetis iuventae Neronis et imperatores forma ac decore corporis, ut est mos vulgi, comparantibus. Tac.hist.1,7,3. | Die Käuflichkeit von allem, die Übermacht der Freigelassenen, die nach der plötzlichen Wendung der Dinge gierigen und, wie bei einem Greis naheliegend, hastigen Hände, alle anderen Übel, die ebenso auch beim neuen Hof sich fanden, in gleichem Maße lästig, nicht in gleichem Maße entschuldigt. Schon das Alter Galbas war Gegenstand des Hohnes und Widerwillens für solche, die an die Jugend Nero gewöhnt waren und beide Kaiser, wie es die Menge liebt, nach Schönheit und äußerer Strahlkraft verglichen. |
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