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Belege des Suchbegriffs aus ausgewählten Texten (vollständig: Caes.Gall., Cic.Arch., Cic.S.Rosc., Cic.Lael.)
2014.02.15 Der deutsche Agrarminister Hans-Peter Friedrich ist von seinem Amt zurückgetreten. Ihm wird vorgeworfen, Amtsgeheimnisse verraten zu haben. Ob ihn der Vorwurf des Geheimnisverrats zu Recht trifft, ist juristisch umstritten. 2014.02.15Hans-Peter Friedrich, administer rei agrariae Germanicus, magistratu se abdicavit. Ei obicitur, quod secreta muneris prodiderit. Num crimen arcanorum proditionis iure in eum cadat, inter iuris consultos litigosum est.
2014.07.13 Sowohl Wladimir Putin als auch Petro Poroschenko, wurden heute, dem Tag des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft in Rio de Janeiro von Dilma Rousseff zum Mittagessen eingeladen. Nach den Feierlichkeiten des D-Day in Nordfrankreich treffen sich die beiden Poltiker zum zweiten Mal. Ob sie miteinander Gespräche führen, ist unbekannt. Diese wären wohl nach den vielen Beschuldigungen und Drohungen der letzten Zeit nicht abwegig. 2014.07.13Sowohl Wladimir Putin als auch Petro Poroschenko, wurden heute, dem Tag des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft in Rio de Janeiro von Dilma Rousseff zum Mittagessen eingeladen. Nach den Feierlichkeiten des D-Day in Nordfrankreich treffen sich die beiden Poltiker zum zweiten Mal. Ob sie miteinander Gespräche führen, ist unbekannt. Diese wären wohl nach den vielen Beschuldigungen und Drohungen der letzten Zeit nicht abwegig.
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Sed sceleris cogitatio incertum an repens: studia militum iam pridem spe successionis aut paratu facinoris adfectaverat, in itinere, in agmine, in stationibus vetustissimum quemque militum nomine vocans ac memoria Neroniani comitatus contubernalis appellando; alios agnoscere, quosdam requirere et pecunia aut gratia iuvare, inserendo saepius querelas et ambiguos de Galba sermones quaeque alia turbamenta vulgi. Tac.hist.1,23,1.Dass dem Otho der Gedanke des Frevels so plötzlich kam, ist nicht gewiss. Um die Gunst der Soldaten hatte er, in der Hoffnung auf die Thronfolge oder zur Anbahnung der Tat, schon länger gebuhlt, indem er auf der Reise, im Heerzug, im Feldlager alle älteren Soldaten beim Namen anrief und in Erinnerung an das Gefolge unter Nero Kameraden nannte; einige erkannte er wieder, nach anderen fragte er und half mit Geld und Gefälligkeit; oft auch ließ er Klagen und zweideutige Reden über Galba einfließen, und was es sonst für Verführungskünste beim gemeinen Mann gibt.
eorum una pars, quam Gallos obtinere dictum est, initium capit a flumine Rhodano, continetur Garunna flumine, Oceano, finibus Belgarum, attingit etiam ab Sequanis et Helvetiis flumen Rhenum, vergit ad septentriones. Caes.Gall.1,1,5Jener eine Teil Galliens, den nach unserer Angabe die Kelten innehaben, fängt am Fluss Rhône an, wird von der Garonne, dem Ozean und dem Gebiet der Belger begrenzt und reicht auf der Seite der Sequaner und Helvetier bis an den Rheinstrom: die ganze Richtung aber ist gegen Norden.
id hoc facilius iis persuasit, quod undique loci natura Helvetii continentur: una ex parte flumine Rheno latissimo atque altissimo, qui agrum Helvetium a Germanis dividit, altera ex parte monte Iura altissimo, qui est inter Sequanos et Helvetios, tertia lacu Lemanno et flumine Rhodano, qui provinciam nostram ab Helvetiis dividit. Caes.Gall.1,2,3Dazu konnte er sie um so leichter überreden, da die Helvetier durch die natürliche Beschaffenheit ihres Landes auf allen Seiten beengt sind: auf der einen Seite durch den Rheinstrom, der sehr breit und tief ist, und das helvetische Gebiet von Germanien trennt; auf der anderen Seite durch das sehr hohe Juragebirge, das sich zwischen den Sequanern und Helvetiern hinzieht; auf der dritten Seite durch den Genfer See und die Rhône, die die Grenze zwischen der Römischen Provinz und Helvetien bildet.
extremum oppidum Allobrogum est proximumque Helvetiorum finibus Genava. ex eo oppido pons ad Helvetios pertinet. Allobrogibus sese vel persuasuros, quod nondum bono animo in populum Romanum viderentur, existimabant vel vi coacturos, ut per suos fines eos ire paterentur. Caes.Gall.1,6,3Die äußerste Stadt der Allobroger, ganz an der Grenze der Helvetier, ist Genf. Von dieser Stadt führt eine Brücke nach Helvetien. Weil nun diese Allobroger noch nicht gut gegen das römische Volk gesinnt zu sein schienen, glaubten die Helvetier, sie könnten sie bereden oder mit Gewalt zwingen, ihnen den Durchgang durch ihr Gebiet zu gestatten.
Gallorum eadem atque Belgarum oppugnatio est haec: ubi circumiecta multitudine hominum totis moenibus undique in murum lapides iaci coepti sunt murusque defensoribus nudatus est, testudine facta portas succendunt murumque subruunt. Caes.Gall.2,6,2Kelten und Belger haben die selbe Belagerungsart: Wenn sie die Masse ihrer Truppen um die ganze Mauer ausgebreitet haben, allenthalben Steinen gegen die Mauer geschleudert wurden und diese von Verteidigern entblößt ist, bilden sie ein Sturmdach, rücken gegen die Tore vor und unterwühlen die Mauer.
qui vicus positus in valle, non magna adiecta planitie, altissimis montibus undique continetur. Caes.Gall.3,1,5die in einem Tal hinter einer nicht gar großen Ebene liegt und auf allen Seiten von sehr hohen Bergen eingeschlossen ist.
Erant eiusmodi fere situs oppidorum, ut posita in extremis lingulis promunturiisque neque pedibus aditum haberent, cum ex alto se aestus incitavisset, quod bis accidit semper horarum duodenarum spatio, neque navibus, quod rursus minuente aestu naves in vadis adflictarentur. Caes.Gall.3,12,1Die festen Plätzen der Veneter lagen fast alle an den Spitzen von Landzungen und Vorgebirgen. Man konnte sie also auf der Landseite nicht angreifen, sobald von des hohen See aus die Flut eingetreten war, was alle zwölf Stunden der Fall ist. Weil ferner beim Eintritt der Ebbe die Schiffe auf den Untiefen Beschädigungen erlitten, war auch der Angriff auf der Seeseite nicht leicht möglich.
sic uno tempore et de navali pugna Sabinus et de Sabini victoria Caesar est certior factus, civitatesque omnes se statim Titurio dediderunt. (6) nam ut ad bella suscipienda Gallorum alacer ac promptus est animus, sic mollis ac minime resistens ad calamitates ferendas mens eorum est. Caes.Gall.3,19,5So erhielt zu ein und der selben Zeit Sabinus von dem Seetreffen Nachricht und Cäsar von dem Sieg des Sabinus; dem Titurius unterwarfen sich alsbald alle diese Völkerschaften. (6) Denn so, wie der Sinn des Galliers rasch und bald bereit ist, die Kriege zu beginnen, ebenso kraftlos und weich ist ihr Wesen, um schweres Unglück zu ertragen.
illi ut erat imperatum eductis iis cohortibus quae praesidio castris relictae intritae ab labore erant, et longiore itinere circumductis, ne ex hostium castris conspici possent, omnium oculis mentibusque ad pugnam intentis celeriter ad eas quas diximus munitiones pervenerunt atque his prorutis prius in hostium castris constiterunt, quam plane ab his videri aut quid rei gereretur cognosci posset. tum vero clamore ab ea parte audito nostri redintegratis viribus, quod plerumque in spe victoriae accidere consuevit, acrius impugnare coeperunt. Caes.Gall.3,26,2Diese führten also, seinen Befehlen gemäß, die Kohorten, bin ihm römischen Lager als Wache zurückgeblieben und noch bei frischen Kräften waren, heraus, machten einen ziemlichen Umweg, um nicht vom feindlichen Lager bemerkt zu werden, und gelangten, da aller Augen und Gedanken auf den Kampf an der Vorderseite des Lagers gerichtet waren, an die erwähnten Verschanzungen, die sie ohne Mühe durchbrachen. Sie standen also im Lager der Feinde, bevor diese sie sahen oder überhaupt etwas vom ganzen Vorgang nur wahrnehmen konnten. Als die Römer unter Crassus das Geschrei auf jener Seite des Lagers vernahmen, drangen sie mit erneuten Kräften mutiger auf den Feind ein, wie dies bei der Aussicht auf Sieg gewöhnlich der Fall ist.
Publice maximam putant esse laudem quam latissime a suis finibus vacare agros. hac re significari magnum numerum civitatum suam vim sustinere non potuisse. Caes.Gall.4,3,1Man hält es für den größten Ruhm der Völkerschaft, wenn ihr ganzes Gebiet weithin von Einöden umgeben ist; das beweise, dass viele andere Staaten ihrer Macht weichen müssten.
His de rebus Caesar certior factus et infirmitatem Gallorum veritus, quod sunt in consiliis capiendis mobiles et novis plerumque rebus student, nihil his committendum existimavit. Caes.Gall.4,5,1Weil Cäsar die Unbeständigkeit der Gallier fürchtete (denn dies Volk ist in seinen Entschlüssen gar beweglich und überhaupt zu Unruhen geneigt), beschloss er bei der ersten Nachricht dieser Vorfälle, den Galliern in der ganzen Sache nicht zu trauen.
quae omnia fere Gallis erant incognita. neque enim temere praeter mercatores adit ad illos quisquam, neque iis ipsis quicquam praeter oram maritimam atque eas regiones, quae sunt contra Galliam, notum est. Caes.Gall.4,20,3den Galliern nämlich waren so ziemlich alle diese Dinge ganz unbekannt. Denn es begibt sich außer den Handelsleuten nicht leicht jemand nach Britannien, und selbst solchen Leuten ist höchstens die Küste mit denjenigen Gegenden der Insel bekannt, die Gallien gegenüberliegen.
Genus hoc est ex essedis pugnae: primo per omnes partes perequitant et tela coniciunt atque ipso terrore equorum et strepitu rotarum ordines plerumque perturbant, et cum se inter equitum turmas insinuaverunt, ex essedis desiliunt et pedibus proeliantur. Caes.Gall.4,33,1Der Kampf von diesen Streitwagen der Britannier ist von folgende Art: Am Anfang stürmen sie nach allen Seiten hin herum, schießen auf dem Feind und bringen ihn in der Regel schon durch den bloßen Schreck der Rosse und das Gerassel der Wagen die feindlichen Reihen in Verwirrung. Sobald sie sich dann zwischen die Reiterhaufen gedrängt haben, springen sie in von den Wagen herab und kämpfen zu Fuß.
ad celeritatem onerandi subductionisque paulo facit humiliores, quam quibus in nostro mari uti consuevimus, atque id eo magis, quod propter crebras commutationes aestuum minus magnos ibi fluctus fieri cognoverat, ad onera ac multitudinem iumentorum transportandam paulo latiores, quam quibus in reliquis utimur maribus. Caes.Gall.5,1,2Um sie nämlich schneller laden und an Land ziehen zu können, ließ er sie etwas niedriger machen als die Schiffe im Mittelmeer zu sein pflegen, hauptsächlich aber aus dem Grund, weil er bemerkt hatte, dass in dem Meer bei Gallien wegen des häufigen Wechsels von Ebbe und Flut die Wellen nicht so groß sind. Um aber desto mehr Lasten und Tiere aufnehmen zu können, musste die Breite dieser Schiffe etwas bedeutender werden, als dies bei den Schiffen der Fall ist, deren man sich in den übrigen Meeren bedient.
has omnes actuarias imperat fieri, quam ad rem humilitas multum adiuvat. Caes.Gall.5,1,3Alle diese Fahrzeuge ließ er zu Schnellseglern machen, wofür die Niedrigkeit sehr günstig ist.
Haec civitas longe plurimum totius Galliae equitatu valet magnasque habet copias peditum Rhenumque, ut supra demonstravimus, tangit. Caes.Gall.5,3,1Diese Völkerschaft der Treverer ist an Reiterei viel stärker als jeder andere gallische Stamm, hat auch bedeutendes Fußvolk und wohnt, wie oben (3,11) bemerkt, bis an den Rhein.
Britanniae pars interior ab iis incolitur, quos natos in insula ipsi memoria proditum dicunt, Caes.Gall.5,12,1Der innere Teil Britanniens ist von Leuten bewohnt, die die Sage Eingeborene der Inseln nennt;
hominum est infinita multitudo creberrimaque aedificia fere Gallicis consimilia, pecoris numerus ingens. Caes.Gall.5,12,3Die Bevölkerung ist ungeheuer groß und die zahlreichen Wohnungen sind den gallischen in der Regel sehr ähnlich. Vieh gibt es im Überfluss.
nascitur ibi plumbum album in mediterraneis regionibus, in maritimis ferrum, sed eius exigua est copia; aere utuntur importato. materia cuiusque generis ut in Gallia est praeter fagum atque abietem. Caes.Gall.5,12,5Im Innern gibt es Zinn, an der Küste Eisen, letzteres jedoch in geringer Ausbeute; ihr Erz ist aus der Fremde. Es gibt hier alle Holzarten wie in Gallien, nur die Buche und die Tanne nicht.
leporem et gallinam et anserem gustare fas non putant; haec tamen alunt animi voluptatisque causa. loca sunt temperatiora quam in Gallia remissioribus frigoribus. Caes.Gall.5,12,6Von einem Hasen, eine Henne oder Gans auch nur das mindeste zu genießen halten sie für unerlaubt; doch hegen sie diese Tiere zur Lust und zum Vergnügen. Das Klima ist gemäßigter als in Gallien und die Kälte nicht so streng.
Insula natura triquetra, cuius unum latus est contra Galliam. huius lateris alter angulus, qui est ad Cantium, quo fere omnes ex Gallia naves adpelluntur, ad orientem solem, inferior ad meridiem spectat. hoc latus pertinet circiter milia passuum quingenta. Caes.Gall.5,13,1Die Insel ist ihrer natürlichen Gestalt nach ein Dreieck, dessen eine Seite gegen Gallien liegt. Der eine Winkel an dieser Seite, bei Cantium, wo in der Regel alle gallischen Schiffe landen, zieht sich gegen Osten; der andere weiter unten, gegen Mittag. Diese ganze Seite ist etwa 500 Meilen lang.
alterum vergit ad Hispaniam atque occidentem solem. qua ex parte est Hibernia insula, dimidio minor, ut existimatur, quam Britannia, sed pari spatio transmissus atque ex Gallia est in Britanniam. Caes.Gall.5,13,2Die Richtung der anderen Seite ist gegen Westen und nach Spanien hin; dort liegt Hibernien, der gewöhnlichen Schätzung nach bald so groß wie Britannien; die Überfahrt von hier nach Britannien ist so groß wie aus Gallien nach Britannien.
huius est longitudo lateris, ut fert illorum opinio, septingentorum milium. Caes.Gall.5,13,5Nach der gewöhnlichen Meinung ist diese ganze Seite 700 Meilen lang.
tertium est contra septentriones; cui parti nulla est obiecta terra, sed eius angulus lateris maxime ad Germaniam spectat. hoc milia passuum octingenta in longitudinem esse existimatur. Caes.Gall.5,13,6Die dritte Seite der Insel geht gegen Norton und ihr liegt kein Land gegenüber; nur schaut ihr Winkel vorherrschend gegen Germanien: im Ganzen ist sie, wie man glaubt, 800 Meilen lang.
capilloque sunt promisso atque omni parte corporis rasa praeter caput et labrum superius. Caes.Gall.5,14,3auch tragen sie lange Haare: doch ist, Kopf und Oberlippe ausgenommen, ihr ganzer Körper geschoren.
quod consilium etsi in eiusmodi casu reprehendendum non est, tamen incommode accidit. Caes.Gall.5,33,4Obwohl nun diese Maßregel in solcher Bedrängnis nicht zu tadeln ist, fiel sie damals doch nachteilig aus.
Ubi intellexit ultro ad se veniri, altera ex parte Senones Carnutesque conscientia facinoris instigari, altera Nervios Atuatucosque bellum Romanis parare, neque sibi voluntariorum copias defore, si ex finibus suis progredi coepisset, armatum concilium indicit. hoc more Gallorum est initium belli. Caes.Gall.5,56,1Er sah daraus, dass man ihn suche, und wusste, dass auf der einen Seite die Senonen und Carnuten ein schlechtes Gewissen hatten, auf der anderen die Nervier und Atuatuker sich zum Krieg gegen die Römer rüsteten, während es ihm selbst, sobald er über die Grenze trete, an Freiwilligen nicht fehlen konnte. Er berief also eine bewaffnete Landesversammlung. Eine solche Versammlung ist nach gallischer Art immer der Anfang eines Krieges.
tum praemissis paulum impedimentis atque in tumulo quodam conlocatis: 'habetis' inquit 'milites, quam petistis facultatem; hostem impedito atque iniquo loco tenetis: Caes.Gall.6,8,3Dann ließ er das Gepäck etwas voraus auf einen Hügel bringen und sprach: "Soldaten, nun habt ihr denn die längst gewünschte günstige Gelegenheit, und der Feind ist auf einem schlimmen und unvorteilhaften Platz in eurer Gewalt.
idque eius rei causa antiquitus institutum videtur, ne quis ex plebe contra potentiorem auxilii egeret. suos enim quisque opprimi et circumveniri non patitur neque, aliter si faciat, ullam inter suos habet auctoritatem. Caes.Gall.6,11,4Diese Einrichtung ist alt und soll die Hilflosigkeit des gemeinen Mannes gegen die Gewalt der Mächtigeren verhindern, da kein Häuptlinge seine Schutzbefohlenen unterdrücken und beeinträchtigen lässt, wenn er nicht durch ein entgegengesetztes Verhalten alles Ansehen unter den Seinigen verscherzen will.
quibus ita est interdictum, hi numero impiorum ac sceleratorum habentur, his omnes decedunt, aditum eorum sermonemque defugiunt, ne quid ex contagione incommodi accipiant, neque his petentibus ius redditur neque honos ullus communicatur. Caes.Gall.6,13,7Wer so ausgeschlossen ist, wird als Gottloser und Verbrecher behandelt; alle gehen ihnen aus dem Weg und meiden Umgang und Gespräche mit ihnen, um sich nicht durch Ansteckung zu beschädigen; auch wird ihnen trotz Antrag kein Recht gesprochen und keine Ehrenstelle zuteil.
atque eorum ut quisque est genere copiisque amplissimus, ita plurimos circum se ambactos clientesque habet. hanc unam gratiam potentiamque noverunt. Caes.Gall.6,15,2Je vornehmer dann und je mächtiger einer unter ihnen ist, desto mehr Vasallen und Schutzgenossen hat er um sich. Nur dieses Ansehen und diese Macht kennen sie.
Natio est omnis Gallorum admodum dedita religionibus, Caes.Gall.6,16,1Das gallische Volk ist durchweg dem Aberglauben sehr ergeben.
Deorum maxime Mercurium colunt. huius sunt plurima simulacra, hunc omnium inventorem artium ferunt, hunc viarum atque itinerum ducem, hunc ad quaestus pecuniae mercaturasque habere vim maximam arbitrantur. post hunc Apollinem et Martem et Iovem et Minervam. Caes.Gall.6,17,1Ihr erster Gott ist Mercurius, den man bei ihnen am häufigsten in bildlichen Darstellungen trifft. Er gilt als Erfinder aller Künste, als Geleiter auf Wegen und Straßen und als wichtigster Förderer des Geldwesens und des Handelns. Ihm zunächst folgen Apollon, Mars, Jupiter, Minerva.
de his eandem fere quam reliquae gentes habent opinionem: Apollinem morbos depellere, Minervam operum atque artificiorum initia tradere, Iovem imperium caelestium tenere, Martem bella regere. Caes.Gall.6,17,2Über diese haben sie mit anderen Völkern eine annähernd gleiche Vorstellung: Apollon vertreibt die Krankheiten; Minerva lehrt Künste und gewerbliche Fertigkeiten; Jupiter ist der König der Götter; Mars ist Kriegsgott.
neque saepe accidit, ut neglecta quispiam religione aut capta apud se occultare aut posita tollere auderet, gravissimumque ei rei supplicium cum cruciatu constitutum est. Caes.Gall.6,17,5und höchst selten trat der Fall ein, dass jemand unter Verleugnung der religiösen Scheu das Erbeutete nicht hingab oder von dem Zusammengelegten etwas entwendete; die martervollste Hinrichtung ist die Strafe für ein solches Vergehen.
magistratus, quae visa sunt, occultant, quae esse ex usu iudicaverunt, multitudini produnt. de re publica nisi per concilium loqui non conceditur. Caes.Gall.6,20,3Die Obrigkeit hält dann nach Ermessen solche Mitteilungen geheim oder macht dem Volk bekannt, was sie für dienlich hält. Über Staatsangelegenheiten zu sprechen ist nur durch das Mittel der Vollversammlung erlaubt.
Huius Hercyniae silvae, quae supra demonstrata est, latitudo novem dierum iter expedito patet: non enim aliter finiri potest neque mensuras itinerum noverunt. Caes.Gall.6,25,1Der Wald Hercynia, von dem ich soeben sprach, erstreckt sich der Breite nach für einen guten Fußgänger neun Tagesreisen weit; eine andere Bestimmung ist nicht möglich, da man dort eigentliche Wegmessungen nicht kennt.
Est bos cervi figura, cuius a media fronte inter aures unum cornu existit excelsius magisque derectum his, quae nobis nota sunt, cornibus; Caes.Gall.6,26,1Es gibt dort ein Rind, dem Hirsch nicht unähnlich (Rentier), auf dessen Stirn mitten zwischen den Ohren sich ein Horn erhebt, das aber höher und gestreckter ist als die uns bekannten Hirschgeweihe.
Sunt item, quae appellantur alces. harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent. Caes.Gall.6,27,1Ferner der Elch. Er gleicht an Gestalt und Farbenwechsel des Fells dem Reh, ist aber etwas größer; seine Hörner sind nur ein Stumpf, und seine Beine ohne Knöchel und Gelenke.
magna vis eorum est et magna velocitas; neque homini neque ferae, quam conspexerunt, parcunt. hos studiose foveis captos interficiunt. Caes.Gall.6,28,2Diese Tiere besitzen eine gewaltige Starke und Schnelligkeit; jeder Mensch und jedes Tier, das sie erblicken, ist verloren. Man gibt sich deshalb viel Mühe, sie in Gruben zu fangen und zu töten:
Ambiorix copias suas iudicione non conduxerit, quod proelio dimicandum non existimaret, an tempore exclusus et repentino equitum adventu prohibitus, cum reliquum exercitum subsequi crederet, dubium est. Caes.Gall.6,31,1Es ist zweifelhaft, ob Ambiorix seine Truppen absichtlich nicht zusammenzog, weil er etwa nicht für gut fand, ein Treffen zu liefern, oder ob ihn Mangel an Zeit und das plötzliche Erscheinen der römischen Reiter davon zurückhielt, indem er glauben mochte, auch das römische Fußvolk sei im Anzug.
sed certe dimissis per agros nuntiis sibi quemque consulere iussit. quorum pars in Arduennam silvam, pars in continentes paludes profugit. Caes.Gall.6,31,2So viel ist jedoch gewiss, dass er insgeheim Boten auf dem Land umherschickte und aufforderte, jeder solle sich selbst helfen. Die einen flohen deshalb in die Ardennen, andere in weite Sumpfgegenden;
transeunt Rhenum navibus ratibusque triginta milibus passuum infra eum locum, ubi pons erat perfectus praesidiumque a Caesare relictum. primos Eburonum fines adeunt; multos ex fuga dispersos excipiunt, magno pecoris numero, cuius sunt cupidissimi barbari, potiuntur. Caes.Gall.6,35,6Sie gehen 30 Meilen unterhalb der Stelle, wo Cäsar seine Brücke geschlagen und eine Bedeckung zurückgelassen hatte (6,29), auf Schiffen und Flößen über den Strom. Zuerst überfielen sie das Grenzgebiet der Eburonen, fingen viele zerstreute Flüchtlinge auf und erbeuteten eine große Menge Vieh, was diesen rohen Völkern am willkommensten ist.
tribus horis Atuatucam venire potestis; huc omnes suas fortunas exercitus Romanorum contulit; praesidii tantum est, ut ne murus quidem cingi possit neque quisquam egredi extra munitiones audeat'. Caes.Gall.6,35,9In drei Stunden seid ihr in Atuatuca; dorthin hat das römische Heer alle seine Schätze gebracht; die Mannschaft des Ortes ist so gering, dass sie nicht einmal die Mauer besetzen kann und sich niemand untersteht, vor die Festung hinauszugehen."
hic vero nulla munitio est, quae perterritos recipiat; modo conscripti atque usus militaris imperiti ad tribunum militum centurionesque ora convertunt; quid ab his praecipiatur, exspectant. Caes.Gall.6,39,2Verloren ist für sie allderdings die Verschanzung, die die Bestürzten aufnehmen konnte. Eben erst ausgehoben und ohne alle Kriegserfahrung richten sie ihren Blick auf die Tribunen und Centurionen; bang erwarten sie deren Befehle;
hoc cum in speciem varietatemque opus deforme non est alternis trabibus ac saxis, quae rectis lineis suos ordines servant, tum ad utilitatem et defensionem urbium summam habet opportunitatem, quod et ab incendio lapis et ab ariete materia defendit, quae perpetuis trabibus pedes quadragenos plerumque introrsus revincta neque perrumpi neque distrahi potest. Caes.Gall.7,23,5Das ganze Bauwerk nimmt sich dann in seiner Mannigfaltigkeit für das Auge nicht übel aus, indem Balken und Steine regelmäßig abwechseln und sich in gerader Linie genau in der Lage der jeweiligen Schicht halten. Auf der anderen Seite ist diese Bauart für eine wirksame Verteidigung der Städte sehr vorteilhaft, weil die Steinmasse vor Brand, das Holzwerk aber vor dem Mauerbrecher schützt und weder durchbrochen noch auseinandergerissen werden kann, da es durch Balken aus einem Stück gewöhnlich vierzig Fuß einwärts fest verbunden wird.
omnis noster equitatus, omnis nobilitas interiit; principes civitatis, Eporedorix et 6omarus, insimulati proditionis ab Romanis indicta causa interfecti sunt. Caes.Gall.7,38,2Dahin ist all unsere Reiterei, all unser Adel; die Ersten in unserem Vaterland, Eporedorix und Viridomarus, wurden von den Römern des Verrats angeklagt und ermordet.
proinde, si quid in nobis animi est, persequamur eorum mortem, qui indignissime interierunt, atque hos latrones interficiamus.' ostendit cives Romanos, qui eius praesidii fiducia una ierant. Caes.Gall.7,38,8Wenn also noch ein Funken Mut und Leben in uns ist, lasst uns den Tod derer rächen, die auf eine so empörende Weise hingeschlachtet wurden; nieder denn mit diesen römischen Raubmördern! Er zeigte dabei auf die römischen Bürger, die in vollem Vertrauen auf diesen Schutz mitgezogen waren.
M. Petronius, eiusdem legionis centurio, cum portas excidere conatus esset, a multitudine oppressus ac sibi desperans multis iam vulneribus acceptis, manipularibus suis, qui illum erant secuti: 'quoniam', inquit, 'me una vobiscum servare non possum, vestrae quidem certe vitae prospiciam, quos cupiditate gloriae adductus in periculum deduxi. vos data facultate vobis consulite.' Caes.Gall.7,50,4Marcus Petronius, ein anderer Hauptmann in derselben Legion, wollte ein Tor einhauen, wurde aber von einer Masse Feinde so bedrängt, dass er sich nicht mehr zu retten wusste. Bereits schwer verwundet sprach er zu seinen Leuten, die ihm gefolgt waren: "Weil es unmöglich ist, euch und mich zugleich zu retten, will ich wenigstens für euer Leben sorgen; denn meine Ruhmbegier hat euch in diese Gefahr gebracht. Denkt also an euch, solange es möglich ist!"
id est oppidum Senonum in insula Sequanae positum, ut paulo ante de Lutecia diximus. Caes.Gall.7,58,3Die ist eine Festung der Senonen, die wie das bereits erwähnte Lutetia auf einer Insel der Seine liegt.
ac variis dictis sententiis quarum pars deditionem, pars, dum vires suppeterent, eruptionem censebat, non praetereunda videtur oratio Critognati propter eius singularem ac nefariam crudelitatem. Caes.Gall.7,77,2Die Meinungen waren verschieden; die einen stimmten für Übergabe, die anderen dafür, dass man sich, weil die Kräfte noch reichten, durchschlage. Bemerkenswert ist wegen ihrer ganz einzigartigen und ruchlosen Gefühllosigkeit die Rede des Critognatus.
animi est ista mollitia, non virtus, paulisper inopiam ferre non posse. qui se ultro morti offerant, facilius reperiuntur, quam qui dolorem patienter ferant. Caes.Gall.7,77,5Unmännlicher Sinn ist es, keine Tapferkeit, den Mangel auch nicht eine Weile ertragen zu können. Leichter wird man jemanden finden können, der freiwillig in den Tod geht als solche, die den Schmerz mit Ausdauer ertragen.
si illorum nuntiis confirmari non potestis omni aditu praesaepto, his utimini testibus adpropinquare eorum adventum, cuius rei timore exterriti diem noctemque in opere versantur. Caes.Gall.7,77,11Wenn euch auch euere Freunde durch keinen Boten, denen nun jeder Zugang unmöglich ist, aufrichten können, so mögen die Römer selbst euch Zeugen sein, dass das Entsatzheer nahe ist; denn bloß deshalb arbeiten diese Tag und Nacht voller Furcht.
quodsi ea, quae in longinquis nationibus geruntur, ignoratis, respicite finitimam Galliam, quae in provinciam redacta, iure et legibus commutatis, securibus subiecta perpetua premitur servitute. Caes.Gall.7,77,16Denn wenn euch auch unbekannt ist, was bei entfernten Nationen bei ihnen geschieht, so blickt doch nur auf den benachbarten Teil unseres Vaterlandes, der bereits römische Provinz ist, andere Gesetze und eine andere Verfassung hat und vom Beil des römischen Liktors bedroht in ewiger Knechtschaft seufzt."
cuius tamen rei maior nostra quam reliquorum est admiratio; ceteri enim quam bene atque emendate, nos etiam quam facile atque celeriter eos perfecerit scimus. Hirt. ad Balbum 6Diese Vorzüge müssen übrigens wir mehr bewundern als sonst jemand. Denn anderen ist es zwar deutlich, wie fein und richtig er schrieb; wir dagegen wissen auch, mit welcher Leichtigkeit und Schnelligkeit er sein Werk verfasste.
qui cum vix equo propter aetatem posset uti, tamen consuetudine Gallorum neque aetatis excusatione in suscipienda praefectura usus erat neque dimicari sine se voluerat. Caes.Gall.8,12,5Dieser Mann, seines hohen Alters wegen kaum fähig, zu Pferd zu sitzen, hatte sich, wie dies bei den Galliern gewöhnlich ist, dennoch nicht von der Übernahme des Oberbefehls abhalten lassen, sondern wollte durchaus seine Landsleute in den Kampf begleiten.
Qua ex fuga cum constaret Drappetem Senonem, qui, ut primum defecerat Gallia, collectis undique perditis hominibus, servis ad libertatem vocatis, exulibus omnium civitatum adscitis, receptis latronibus impedimenta et commeatus Romanorum interceperat, non amplius hominum duobus milibus ex fuga collectis provinciam petere unaque consilium cum eo Lucterium Cadurcum cepisse, quem superiore commentario prima defectione Galliae facere in provinciam voluisse impetum cognitum est, Caes.Gall.8,30,1Der Senone Drappes, der sogleich beim Abfall Galliens (vgl. 7,1) überall Gesindel sammelte, Sklaven zur Freiheit rief, Landesflüchtige aller Stämme an sich zog, Räuber aufnahm, den Römern Gepäck und Zufuhr abschnitt, hatte auch jetzt etwa 5000 Flüchtlinge gesammelt und wollte mit ihnen, wie man erfuhr, nach dem römischen Gallien. Verbunden mit ihm war der Cadurke Lucterius, der, wie im vorigen Buch (7,7) erzählt ist, gleich beim Anfang des Abfalls von Gallien einen Einfall in die Provinz hatte machen wollen.
Omnis homines, qui sese student praestare ceteris animalibus, summa ope niti decet, ne vitam silentio transeant veluti pecora, quae natura prona atque ventri oboedientia finxit. Sall.Cat.1,1Für alle Menschen, die sich bemühen, über den übrigen Lebewesen zu stehen, ist es Pflicht, mit aller Macht darum zu ringen, nicht unbemerkt durch das Leben zu wandeln, gerade wie das Vieh, das die Natur so geschaffen hat, dass es nur vornüber blickt und dem Bauche frönt.
sed nostra omnis vis in animo et corpore sita est: animi imperio, corporis servitio magis utimur; alterum nobis cum dis, alterum cum beluis commune est. Sall.Cat.1,2Unser Wesen aber besteht aus Geist und Leib. Richtiger ist in uns der Geist der Herr, der Leib der Knecht: jenen haben wir von den Göttern, diesen mit den Tieren gemeinsam.
quo mihi rectius videtur ingeni quam virium opibus gloriam quaerere et, quoniam vita ipsa, qua fruimur, brevis est, memoriam nostri quam maxume longam efficere. Sall.Cat.1,3Deshalb halte ich es für besser, durch geistige als durch sinnliche Mittel Ruhm zu erstreben, das heißt, weil das uns verliehene Leben selbst kurz ist, der Erinnerung an uns eine möglichst lange Dauer zu verschaffen.
nam divitiarum et formae gloria fluxa atque fragilis est, virtus clara aeternaque habetur. Sall.Cat.1,4Denn der Ruhm von Reichtum und Schönheit ist schillernd und vergänglich, an der Tugend hat etwas in ewiger Klarheit Glänzendes.
ita utrumque per se indigens alterum alterius auxilio eget. Sall.Cat.1,7Also ist beides für sich allein unzulänglich. Das eine braucht des anderen Hilfe.
Quae homines arant, navigant, aedificant, virtuti omnia parent. Sall.Cat.2,7Alles Ackern, Schiffen, Bauen der Menschen ist durch die Geisteskraft bedingt.
ac mihi quidem, tametsi haudquaquam par gloria sequitur scriptorem et auctorem rerum, tamen in primis arduom videtur res gestas scribere: primum quod facta dictis exequenda sunt; dein quia plerique, quae delicta reprehenderis, malevolentia et invidia dicta putant, ubi de magna virtute atque gloria bonorum memores, quae sibi quisque facilia factu putat, aequo animo accipit, supra ea veluti ficta pro falsis ducit.  Sall.Cat.3,2Wird nun auch nicht gleicher Ruhm dem Darsteller wie dem Helden der Geschichte zuteil, so erachte ich es doch für äußerst gewagt, Geschichte zu schreiben; erstens, weil durch Worte ein vollkommen lebendig treues Bild von Taten zu geben ist, zweitens, weil die meisten von dem, was man als Vergehen tadelt, annehmen, es sei aus Böswilligkeit und Hass erwähnt, wenn man aber von großer Tugend und Ruhmestat edler Menschen berichtet, jeder nur das ohne weiteres hinnimmt, was er auch für sich selbst für leicht ausführbar hält, was aber darüber hinausgeht, für erdichtet und falsch erklärt. 
Res ipsa hortari videtur, quoniam de moribus civitatis tempus admonuit, supra repetere ac paucis instituta maiorum domi militiaeque, quo modo rem publicam habuerint quantamque reliquerint, ut paulatim inmutata ex pulcherruma [atque optuma] pessuma ac flagitiosissuma facta sit, disserere. Sall.Cat.5,9Weil mich nun der Zusammenhang auf die Sitten des Volkes gebracht hat, scheint mich der Gegenstand meiner Darstellung selbst aufzufordern, in der Geschichte zurückzugreifen und in Kürze von den Gewohnheiten der Vorfahren im Krieg und Frieden zu sprechen: in welcher Weise sie mit dem Staat umgegangen sind, in welcher Größe sie ihn hinterlassen haben, wie er allmählich umgestaltet wurde und so aus dem herrlichsten und besten so schlecht und hässlich geworden ist.
nam quid ea memorem, quae nisi iis, qui videre, nemini credibilia sunt, a privatis compluribus subvorsos montis, maria constrata esse? Sall.Cat.13,1Soll ich denn wohl erwähnen, was nur denen, die es gesehen haben, glaublich ist, dass von manchen Privatleuten Berge geebnet und Meere überbaut worden sind?
nam idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia est. Sall.Cat.20,4Denn dasselbe wollen und dasselbe nicht wollen, das erst ist feste Freundschaft.
nam postquam res publica in paucorum potentium ius atque dicionem concessit, semper illis reges, tetrarchae vectigales esse, populi, nationes stipendia pendere; ceteri omnes, strenui boni, nobiles atque ignobiles, volgus fuimus sine gratia, sine auctoritate, iis obnoxii, quibus, si res publica valeret, formidini essemus. Sall.Cat.20,7Denn seit der Staat unter die Botmäßigkeit und Gewalt einer nicht zahlreichen Oligarchie gefallen ist, zahlten Könige und Fürsten immer nur ihnen Steuern, leisteten Völker und Stämme immer nur ihnen Abgaben. Wir anderen, alle brave und wackere Leute, adlige wie nichtadlige, galten als Pöbel ohne Wert, ohne Einfluss, denjenigen untertan, denen wir, stünde es recht um den Staat, Angst einflößen müssten.
quae quo usque tandem patiemini, o fortissumi viri? nonne emori per virtutem praestat quam vitam miseram atque inhonestam, ubi alienae superbiae ludibrio fueris, per dedecus amittere? Sall.Cat.20,9Wie lange noch wollt ihr euch dies gefallen lassen, ihr tapfersten Männer? Ist es nicht besser, einen Heldentod zu erleiden als ein elendes und ehrloses Leben schmählich auszuhauchen, nachdem man fremden Launen zum Spielball geworden ist?
verum enim vero, pro deum atque hominum fidem, victoria in manu nobis est, viget aetas, animus valet; contra illis annis atque divitiis omnia consenuerunt. tantummodo incepto opus est, cetera res expediet. Sall.Cat.20,10Nein, fürwahr, bei allem, was Göttern und Menschen heilig ist, der Sieg ist uns gewiss, jugendlich kraftvoll ist unser Körper, stark unser Mut; dagegen herrscht bei jenen dort in Folge der Jahre und der Genüsse nichts als Altersschwäche. Wir müssen nur anfangen; alles andere gibt die Zeit.
inde quom post execrationem omnes degustavissent, sicuti in sollemnibus sacris fieri consuevit, aperuisse consilium suom, atque eo dicationem fecisse, quo inter se fidi magis forent alius alii tanti facinoris conscii. Sall.Cat.22,2Als nach dem Aussprechen der Verwünschungsformel alle, wie es bei feierlichen Opfern üblich ist, daraus getrunken hatten, habe er seinen Plan bekannt gemacht; dies habe er getan, um sie durch die gemeinsame Mitwisserschaft um ein so großes Verbrechen fester aneinander zu ketten.
"L. Catilina Q. Catulo. egregia tua fides, re cognita, grata mihi magnis in meis periculis, fiduciam commendationi meae tribuit. Sall.Cat.35,1"Lucius Catilina an Quintus Catulus. Deine mir durch die Tat bewiesene außerordentliche Freundschaft ist mir in meinen großen Nöten ein lieber Trost und ermutigt mich, mich dir zu empfehlen.
hoc nomine satis honestas pro meo casu spes relicuae dignitatis conservandae sum secutus. Sall.Cat.35,4So bin ich den bei meinem Unglück hinreichend ehrenvollen Aussichten gefolgt, das zu erhalten, was mir von meinem Ansehen geblieben ist.
nam semper in civitate, quibus opes nullae sunt, bonis invident, malos extollunt, vetera odere, nova exoptant, odio suarum rerum mutari omnia student, turba atque seditionibus sine cura aluntur, quoniam egestas facile habetur sine damno. Sall.Cat.37,3Denn immer schauen im Staat, diejenigen, die keine Mittel besitzen voll Neid auf die Gutgesinnten, voll Bewunderung auf die Schlechten, hassen alles Alte und ersehnen alles Neue, wünschen aus Überdruss an ihren Verhältnissen alles umzuwerfen, suchen sorglos durch Unruhen und Aufstände ihr Brot; natürlich, Dürftigkeit ist ja ein Besitz, an dem keine Einbuße zu fürchten steht.
'Omnis homines, patres conscripti, qui de rebus dubiis consultant, ab odio, amicitia, ira atque misericordia vacuos esse decet. Sall.Cat.51,1Senatoren! Es ist die Pflicht aller Menschen, die über ernsthafte Fragen einen Beschluss zu fassen haben, sich von Hass wie von Liebe, von Zorn wie von Mitleid frei zu halten.
nam si digna poena pro factis eorum reperitur, novom consilium adprobo; sin magnitudo sceleris omnium ingenia exuperat, his utendum censeo, quae legibus conparata sunt. Sall.Cat.51,8Wenn sich nämlich eine ihren Taten entsprechende Strafe finden lässt, so heiße ich eine außerordentliche Maßregel gut; wenn aber die Größe ihres Verbrechens alles Denken übersteigt, so stimme ich dafür die Strafe zu verhängen, die durch die Gesetze geboten ist.
ita in maxuma fortuna minuma licentia est; neque studere neque odisse, sed minume irasci decet; Sall.Cat.51,13Deshalb ist die Freiheit in der höchsten Stellung am geringsten; weder Lieben noch Hassen, am wenigstens Zürnen macht Ehre.
equidem ego sic existumo, patres conscripti, omnis cruciatus minores quam facinora illorum esse. sed plerique mortales postrema meminere et in hominibus inpiis sceleris eorum obliti de poena disserunt, si ea paulo severior fuit. Sall.Cat.51,15Ich bin, Senatoren, zu tiefst überzeugt, dass alle Martern für deren Verbrechen zu gering sind; aber die meisten Sterblichen behalten nur das Ende in Erinnerung, vergessen bei gottlosen Menschen ihr Verbrechen und bekritteln nur die Strafe, wenn sie etwas zu streng ausgefallen ist.
de poena possum equidem dicere, id quod res habet, in luctu atque miseriis mortem aerumnarum requiem, non cruciatum esse; eam cuncta mortalium mala dissolvere; ultra neque curae neque gaudio locum esse. Sall.Cat.51,20Von der Strafe aber darf ich sagen, was in der Natur der Sache begründet ist, dass in Kummer und Leiden der Tod ein Ausruhen von Mühsal, keine Qual ist, dass er alles Elend der Sterblichen in nichts auflöst, dass im Jenseits weder Sorge noch Freude Raum hat.
an quia gravius est verberari quam necari? quid autem acerbum aut nimis grave est in homines tanti facinoris convictos? Sall.Cat.51,23Vielleicht weil Geißelung schmerzlicher ist als Tötung? Kann denn gegen Leute, die eines so schweren Verbrechens überführt sind, von Schmerzhaftem oder gar zu Hartem die Rede sein?
sin quia levius est, qui convenit in minore negotio legem timere, quom eam in maiore neglexeris? Sall.Cat.51,24Sagst du, weil es erträglicher ist, nun wie reimt sich das, beim kleineren Ding vor dem Gesetz Scheu zu hegen, nachdem man es bei dem größeren ganz unbeachtet gelassen hat?
omnia mala exempla ex rebus bonis orta sunt. sed ubi imperium ad ignaros eius aut minus bonos pervenit, novom illud exemplum ab dignis et idoneis ad indignos et non idoneos transfertur. Sall.Cat.51,27Alle schlechten Regeln sind aus guten Beispielen hervorgegangen. Natürlich, wenn die Macht an unkundige oder wenig rechtschaffene Leute gelangt, wird das früher außerordentliche Verfahren von solchen, die es verdient hatten und auf die es anwendbar war, auf Leute übertragen, die es nicht verdienen und auf die es nicht anwendbar ist.
Placet igitur eos dimitti et augeri exercitum Catilinae? minume. sed ita censeo: publicandas eorum pecunias, ipsos in vinculis habendos per municipia, quae maxume opibus valent; neu quis de iis postea ad senatum referat neve cum populo agat; qui aliter fecerit, senatum existumare eum contra rem publicam et salutem omnium facturum.' Sall.Cat.51,43Stimme ich also dafür, sie zu entlassen und dadurch Catilinas Heer zu verstärken? Durchaus nicht, sondern ich stelle folgenden Antrag: Ihr Vermögen ist zu konfiszieren, sie selbst aber sind in den Municipien, die über die meisten Mittel verfügen, gefangen zu halten. Niemand soll in Zukunft einen auf sie bezogenen Antrag im Senat stellen noch vor dem Volk verhandeln. Wer zuwider handelt, gilt dem Senat als Hochverräter am Staat und am Gemeinwohl."
nam cetera maleficia tum persequare, ubi facta sunt; hoc nisi provideris, ne adcidat, ubi evenit, frustra iudicia inplores: capta urbe nihil fit reliqui victis. Sall.Cat.52,4Alle anderen Verbrechen mag man nämlich bestrafen, wenn sie verübt sind, verhütet man aber in diesem Fall nicht, dass es eintritt, dürfte man, wenn es passiert ist, umsonst die Gerichte anrufen. Ist die Stadt erobert, bleibt den Besiegten nichts.
quare vanum equidem hoc consilium est, si periculum ex illis metuit; si in tanto omnium metu solus non timet, eo magis refert me mihi atque vobis timere. Sall.Cat.52,16Also ist der Rat gewiss töricht, wenn er von jenen Gefahren fürchtet; ist ihm bei so großer allgemeiner Besorgnis allein nicht bange, muss mir um so mehr um mich und um euch bange zu sein.
sed alia fuere, quae illos magnos fecere, quae nobis nulla sunt: domi industria, foris iustum imperium, animus in consulendo liber, neque delicto neque lubidini obnoxius. Sall.Cat.52,21Nein, was sie groß gemacht hat, war etwas ganz anderes und ist bei uns gar nicht mehr vorhanden: zu Hause Fleiß, draußen gerechte Regierung, in der Beratung ein freier, weder durch Schuld noch durch Lust gebundener Sinn.
scilicet res ipsa aspera est, sed vos non timetis eam. immo vero maxume. sed inertia et mollitia animi alius alium expectantes cunctamini, videlicet dis inmortalibus confisi, qui hanc rem publicam saepe in maxumis periculis servavere. Sall.Cat.52,28Ach so: die Sachlage ist schlimm, aber ihr habt davor keine Angst. Ganz im Gegenteil, die größte; aber aus Faulheit und Schlaffheit zaudert ihr, indem einer auf den anderen wartet, natürlich im festen Vertrauen auf die unsterblichen Götter, die diesen unseren Staat oft in den größten Gefahren gerettet haben.
Quare ego ita censeo, quom nefario consilio sceleratorum civium res publica in summa pericula venerit, iique indicio T. Volturci et legatorum Allobrogum convicti confessique sint caedem, incendia aliaque se foeda atque crudelia facinora in civis patriamque paravisse, de confessis, sicuti de manufestis rerum capitalium, more maiorum supplicium sumundum.' Sall.Cat.52,36Daher lautet mein Antrag: Da durch den gottlosen Plan ruchloser Bürger der Staat in die höchste Gefahr gestürzt ist und diese durch das Geständnis des Titus Volturcius und der allobrogischen Gesandten überführt und selbst geständig sind, dass sie zu Mord, Brand und anderen unmenschlichen Gräueltaten an ihren Mitbürgern und am Vaterland entschlossen waren, so ist an denen, die gestanden haben und wie an denen, die todeswürdiger Verbrechen überführt wurden, nach dem Beispiel unserer Vorfahren die Todesstrafe zu vollziehen.
ac mihi multa agitanti constabat paucorum civium egregiam virtutem cuncta patravisse, eoque factum, uti divitias paupertas, multitudinem paucitas superaret. Sall.Cat.53,4Doch bei vielfachen Überlegungen wurde es mir gewiss, dass alles die ausgezeichnete Tüchtigkeit einzelner Bürger zu Stande gebracht hatte, dass es dadurch so gekommen ist, dass die Armut über den Reichtum, die geringe Zahl über die große den Sieg errang.
idem fit ceteris per praetores. est in carcere locus, quod Tullianum appellatur, ubi paululum ascenderis ad laevam, circiter duodecim pedes humi depressus; Sall.Cat.55,3mit den übrigen verfahren die Praetoren entsprechend. Im Gefängnis befindet sich, wenn man etwas nach links hinaufgeht, das so genannte Tullianum, ein Raum, der ungefähr zwölf Fuß in die Erde eingelassen ist.
eum muniunt undique parietes atque insuper camera lapideis fornicibus iuncta; sed incultu tenebris odore foeda atque terribilis eius facies est. Sall.Cat.55,4Ringsum ist er ausgemauert und hat oben eine durch steinerne Bogen getragene gewölbte Decke; sein Äußeres aber erregt durch Schmutz, Finsternis und Geruch Ekel und Schauer.
nam in fuga salutem sperare, quom arma, quibus corpus tegitur, ab hostibus avorteris, ea vero dementia est Sall.Cat.58,16Denn in der Flucht seine Rettung zu erhoffen, wenn man die Waffen, die den Körper schützen, von den Feinden abwendet, das ist reiner Wahnwitz.
semper in proelio iis maxumum est periculum, qui maxume timent: audacia pro muro habetur. Sall.Cat.58,17Immer droht im Kampf denen die größte Gefahr, die sich am meisten fürchten. Mut ist wie eine Schutzmauer.
Patere tua consilia non sentis, constrictam iam horum omnium scientia teneri coniurationem tuam non vides? Quid proxima, quid superiore nocte egeris, ubi fueris, quos convocaveris, quid consili ceperis, quem nostrum ignorare arbitraris? Cic.Catil.1,1Merkst du nicht, dass deine Pläne entdeckt sind? Siehst du nicht, wie deine Verschwörung durch die Mitwisserschaft aller, die hier sind, bereits umgarnt und gehemmt ist? Wem von uns, meinst du, sei es unbekannt, was du in der letzten, der vorletzten Nacht getrieben, wo du gewesen, welche Leute du um dich versammelt, welche Pläne du gefasst hast?
Habemus senatus consultum in te, Catilina, vehemens et grave, non deest rei publicae consilium neque auctoritas huius ordinis: nos, nos, dico aperte, consules desumus. Cic.Catil.1,3Wir haben einen Senatsbeschluss gegen dich, Catilina; er ist nachdrücklich und streng, es fehlt dem Staat nicht an klugen Maßregeln, nicht an den Beschlüssen dieses Standes: an uns, ich sage es offen, an uns Konsuln fehlt es.
Castra sunt in Italia contra populum Romanum in Etruriae faucibus conlocata, crescit in dies singulos hostium numerus; eorum autem castrorum imperatorem ducemque hostium intra moenia atque adeo in senatu videtis intestinam aliquam cotidie perniciem rei publicae molientem. Cic.Catil.1,5Ein Lager ist in Italien gegen den Staat in den etruskischen Pässen errichtet, es wächst mit jedem Tag die Zahl der Feinde. Den Befehlshaber jenes Lagers aber, den Anführer der Feinde, sehen wir innerhalb unserer Mauern, sogar im Senat, täglich irgend einen verderblichen Plan gegen das Innere des Staates anspinnen.
Num me fefellit, Catilina, non modo res tanta tam atrox tamque incredibilis, verum, id quod multo magis est admirandum, dies? Cic.Catil.1,7Ist, Catilina, meine Ankündigung nicht allein dieses so großen , so grässlichen, so unglaublichen Ereignisses, sondern auch, was noch mehr zu verwundern ist, selbst des Tages nicht eingetroffen?
Quae cum ita sint, Catilina, perge quo coepisti: egredere aliquando ex urbe; patent portae; proficiscere. Nimium diu te imperatorem tua illa Manliana castra desiderant. Cic.Catil.1,10Da dem so ist, Catilina, gehe nur in deiner eingeschlagenen Richtung weiter: verlasse endlich einmal die Stadt, die Tore stehen offen; reise! Allzu lange schon vermisst jenes dein Manlisches Lager dich als Oberbefehlshaber.
Qua re, quoniam id, quod est primum, et quod huius imperi disciplinaeque maiorum proprium est, facere nondum audeo, faciam id, quod est ad severitatem lenius, ad communem salutem utilius. Cic.Catil.1,12Daher will ich, weil, was die nächste Maßregel und diesem Reiche und der Sitte der Vorfahren angemessen wäre, noch nicht zu vollziehen wage, etwas tun, was, vom Gesichtspunkt der Strenge betrachtet, zu gelind, für das öffentliche Wohl aber ersprießlicher ist.
Quid est enim, Catilina, quod te iam in hac urbe delectare possit? in qua nemo est extra istam coniurationem perditorum hominum, qui te non metuat, nemo, qui non oderit. Cic.Catil.1,13Denn was, Catilina, kann für dich in dieser Stadt noch einen Reiz haben, in der, jene verschworene Bande verzweifelter Menschen ausgenommen, niemand ist, der dich nicht fürchtet, niemand, der dich nicht hasst?
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Sed sceleris cogitatio incertum an repens: studia militum iam pridem spe successionis aut paratu facinoris adfectaverat, in itinere, in agmine, in stationibus vetustissimum quemque militum nomine vocans ac memoria Neroniani comitatus contubernalis appellando; alios agnoscere, quosdam requirere et pecunia aut gratia iuvare, inserendo saepius querelas et ambiguos de Galba sermones quaeque alia turbamenta vulgi. Tac.hist.1,23,1.Dass dem Otho der Gedanke des Frevels so plötzlich kam, ist nicht gewiss. Um die Gunst der Soldaten hatte er, in der Hoffnung auf die Thronfolge oder zur Anbahnung der Tat, schon länger gebuhlt, indem er auf der Reise, im Heerzug, im Feldlager alle älteren Soldaten beim Namen anrief und in Erinnerung an das Gefolge unter Nero Kameraden nannte; einige erkannte er wieder, nach anderen fragte er und half mit Geld und Gefälligkeit; oft auch ließ er Klagen und zweideutige Reden über Galba einfließen, und was es sonst für Verführungskünste beim gemeinen Mann gibt.
Initium mihi operis Servius Galba iterum Titus Vinius consules erunt. nam post conditam urbem octingentos et viginti prioris aevi annos multi auctores rettulerunt, dum res populi Romani memorabantur, pari eloquentia ac libertate: postquam bellatum apud Actium atque omnem potentiam ad unum conferri pacis interfuit, magna illa ingenia cessere; simul veritas pluribus modis infracta, primum inscitia rei publicae ut alienae, mox libidine adsentandi aut rursus odio adversus dominantis: ita neutris cura posteritatis inter infensos vel obnoxios. Tac.hist.1,1,1.Den Anfang dieses Werkes soll das zweite Konsulat des Servius Galba und das Konsulat des Titus Vinius bilden. Denn die achthundertzwanzig Jahre der früheren Zeit seit der Gründung Roms haben viele Geschichtsschreiber beschrieben; und zwar, solange die Geschichte des römischen Volkes erzählt wurde, mit ebenso viel Beredsamkeit wie Freimut. Seitdem aber nach dem Kampf bei Actium die Vereinigung aller Gewalt in einer Hand im Interesse des Friedens gefordert war, sind jene großen Talente verschwunden. Zugleich wurde die Wahrheit auf mancherlei Weise getrübt: einmal durch mangelnde Vertrautheit mit den öffentlichen Angelegenheiten, als wären sie fremd; sodann durch die Sucht zu schmeicheln oder umgekehrt durch den Hass gegen die Gewalthaber. So wurde von keiner Seite, weder von den Erbitterten noch von den Abhängigen, für die Nachwelt gesorgt.
sed ambitionem scriptoris facile averseris, obtrectatio et livor pronis auribus accipiuntur; quippe adulationi foedum crimen servitutis, malignitati falsa species libertatis inest. Tac.hist.1,1,2.Indes kann man sich gegen die Gunstbuhlerei des Geschichtsschreibers leicht verschließen. Der Missgunst oder Scheelsucht aber leiht man leicht sein geneigtes Ohr. Ruht ja doch auf der Kriecherei der schimpfliche Vorwurf eines sklavischen Sinnes, während Gehässigkeit den falschen Schein des Freimuts an sich hat.
mihi Galba Otho Vitellius nec beneficio nec iniuria cogniti. dignitatem nostram a Vespasiano inchoatam, a Tito auctam, a Domitiano longius provectam non abnuerim: sed incorruptam fidem professis neque amore quisquam et sine odio dicendus est. Tac.hist.1,1,3.Ich habe von Galba, Otho, Vitellius weder Wohltaten noch Kränkungen zu erfahren gehabt. Dass durch Vespasian meine äußere Würde begründet, von Titus weiter gefördert, von Domitian noch höher gehoben wurde, will ich nicht in Abrede stellen. Allein, wer sich einmal zu unbestechlichen Wahrheitsliebe bekannt hat, darf keinen mit Liebe oder Hass schildern.
quod si vita suppeditet, principatum divi Nervae et imperium Traiani, uberiorem securioremque materiam, senectuti seposui, rara temporum felicitate, ubi sentire, quae velis, et, quae sentias, dicere licet. Tac.hist.1,1,4.Sollte mir das Leben vergönnt sein, so habe ich die Regierung des verewigten Nerva und die Herrschaft Traians als einen reichen und harmloseren Stoff für mein Alter vorbehalten, da uns das seltene Glück einer Zeit zu Teil wurde, in der man denken darf, was man will, und sagen, was man denkt.
Opus adgredior opimum casibus, atrox proeliis, discors seditionibus, ipsa etiam pace saevum. quattuor principes ferro interempti: trina bella civilia, plura externa ac plerumque permixta: prosperae in Oriente, adversae in Occidente res: turbatum Illyricum, Galliae nutantes, perdomita Britannia et statim omissa: coortae in nos Sarmatarum ac Sueborum gentes, nobilitatus cladibus mutuis Dacus, mota prope etiam Parthorum arma falsi Neronis ludibrio. Tac.hist.1,2,1.Ich beginne ein Werk, das reich ist an Wechselfällen, blutigen Schlachten, Zwietracht und Aufruhr, wo selbst der Friede voll Wut ist. Vier Fürsten durch Waffengewalt dhingerafft, drei Kriege unter Bürgern, mehrere auswärtige, oft auch beides zugleich; Erfolge im Morgenland, Unglück im Abendland; Illyrien unruhig, Gallien wankend; Britannien bezwungen und sogleich wieder aufgegeben; die Völker der Sarmaten und Sueben im Aufstand gegen uns; die Daker durch wechselseitige Niederlagen zu Ehren gekommen; beinahe auch ein Waffengang mit den Parthern durch das freche Trugspiel eines falschen Nero.
iam vero Italia novis cladibus vel post longam saeculorum seriem repetitis adflicta. haustae aut obrutae urbes fecundissima Campaniae ora; et urbs incendiis vastata, consumptis antiquissimis delubris, ipso Capitolio civium manibus incenso. pollutae caerimoniae, magna adulteria: plenum exiliis mare, infecti caedibus scopuli. Tac.hist.1,2,2.Aber auch Italien von völlig neuen, oder doch erst nach langer Reihe von Jahrhunderten wiederholten Unglücksfällen betroffen: Städte verschlungen oder verschüttet auf Campaniens gesegneter Küste; die Hauptstadt durch Feuersbrünste verwüstet, uralte Tempel niedergebrannt, das Kapitol selbst durch Bürgerhände in Brand gesteckt; der Gottesdienst geschändet; Aufsehen erregende Ehebrüche; das Meer wimmelt von Verbannten, die Meeresfelsen von Mordblut befleckt.
atrocius in urbe saevitum: nobilitas, opes, omissi gestique honores pro crimine et ob virtutes certissimum exitium. nec minus praemia delatorum invisa quam scelera, cum alii sacerdotia et consulatus ut spolia adepti, procurationes alii et interiorem potentiam, agerent, verterent cuncta odio et terrore. corrupti in dominos servi, in patronos liberti; et quibus deerat inimicus per amicos oppressi. Tac.hist.1,2,3.Grausamer noch das Wüten in der Stadt: Adel, Vermögen, verschmähte wie angenommene Ehrenstellen als Verbrechen angesehen; die Tugend vom sichersten Untergang bedroht. Die Belohnungen der Denunzianten nicht minder hassenswert als ihre Untaten, die, nachdem sie teils Priesterwürden und Konsulate, teils Prokuratorenstellen und geheimen Einfluss als Beute erjagt haben, alles durch Hass und Schrecken aufregen, umstürzen. Sklaven gegen ihre Gebieter, Freigelassene gegen ihre Schutzherrn gekauft; wer keinen Feind hat, durch Freundeshand zu Fall gebracht.
Non tamen adeo virtutum sterile saeculum, ut non et bona exempla prodiderit. comitatae profugos liberos matres, secutae maritos in exilia coniuges: propinqui audentes, constantes generi, contumax etiam adversus tormenta servorum fides; supremae clarorum virorum necessitates fortiter toleratae et laudatis antiquorum mortibus pares exitus. Tac.hist.1,3,1.Dennoch war dieses Zeitalter an Tugenden nicht so unfruchtbar, dass es nicht auch Vorbilder des Guten aufgestellt hätte: Mütter, die ihre flüchtigen Söhne begleiteten; Gattinnen, die ihren Männern in die Verbannung folgten; entschlossene Verwandte; standhafte Schwiegersöhne; Sklaven von unerschütterlicher Treue selbst der Folter gegenüber; hervorragende Männer, die, zum Äußersten gezwungen, die Schicksalsstunde selbst mannhaft ertrugen und deren Tod dem gepriesenen Ende von Männern der alten Zeit glichen.
praeter multiplicis rerum humanarum casus caelo terraque prodigia et fulminum monitus et futurorum praesagia, laeta tristia, ambigua manifesta; nec enim umquam atrocioribus populi Romani cladibus magisve iustis indiciis adprobatum est non esse curae deis securitatem nostram, esse ultionem. Tac.hist.1,3,2.Außer diesen mannigfaltigen Wechselfällen menschlichen Geschicks Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde, warnende Blitze und Andeutungen der Zukunft, frohe und traurige, zweifelhafte und offenkundige. Denn noch nie haben härtere Schläge des römischen Volkes, nie so untrügliche Zeichen dargetan, dass die Götter nicht unsere Sicherheit, sondern unsere Bestrafung wollen.
Ceterum antequam destinata componam, repetendum videtur, qualis status urbis, quae mens exercituum, quis habitus provinciarum, quid in toto terrarum orbe validum, quid aegrum fuerit, ut non modo casus eventusque rerum, qui plerumque fortuiti sunt, sed ratio etiam causaeque noscantur. Tac.hist.1,4,1.Bevor ich jedoch zur beabsichtigten Darstellung komme, glaube ich, einen Blick weiter zurück tun zu müssen auf den Zustand der Hauptstadt, die Stimmung der Heere, die Haltung der Provinzen, um zu sehen, was im ganzen Weltreich gesund, was krank war, damit nicht bloß die äußeren Ereignisse und Erfolge, die meist das Werk des Zufalls sind, sondern auch ihr innerer Zusammenhang und ihre Ursachen erkannt werden.
finis Neronis, ut laetus primo gaudentium impetu fuerat, ita varios motus animorum non modo in urbe apud patres aut populum aut urbanum militem, sed omnis legiones ducesque conciverat, evulgato imperii arcano posse principem alibi quam Romae fieri. Tac.hist.1,4,2.Das Ende Neros war zwar in der ersten Anwandlung der Freude froh begrüßt worden, hatte aber doch verschiedene Gemütsbewegungen nicht allein in der Stadt, bei Senat, Volk, städtischer Besatzung, sondern auch bei allen Legionen und Befehlshabern hervorgerufen, da das Geheimnis des Kaiserreichs verraten war und sich herausgestellt hatte, dass auch anderswo als in Rom ein Kaiser erstehen könne.
sed patres laeti, usurpata statim libertate licentius ut erga principem novum et absentem; primores equitum proximi gaudio patrum; pars populi integra et magnis domibus adnexa, clientes libertique damnatorum et exulum in spem erecti: plebs sordida et circo ac theatris sueta, simul deterrimi servorum, aut qui adesis bonis per dedecus Neronis alebantur, maesti et rumorum avidi. Tac.hist.1,4,3.Indes waren die Väter froh, und machten sogleich von der Freiheit rückhaltloseren Gebrauch, wie natürlich gegenüber einem neuen und abwesenden Fürsten; der Freude der Väter am nächsten kamen die Vornehmen des Ritterstandes; der unverdorbene und hohen Häusern anhängende Teil des Volkes, die Klienten und Freigelassenen der Verurteilten und Verbannten fassten neue Hoffnung; der schmutzige und an Zirkus und Theater gewöhnte Pöbel dagegen, so wie die Verworfensten Sklaven oder alle, die, nachdem sie ihr Gut aufgezehrt hatten, sich von der Schande Neros nährten, waren niedergeschlagen und gierig nach Gerüchten.
Miles urbanus longo Caesarum sacramento imbutus et ad destituendum Neronem arte magis et impulsu quam suo ingenio traductus, postquam neque dari donativum sub nomine Galbae promissum neque magnis meritis ac praemiis eundem in pace quem in bello locum praeventamque gratiam intellegit apud principem a legionibus factum, pronus ad novas res scelere insuper Nymphidii Sabini praefecti imperium sibi molientis agitatur. Tac.hist.1,5,1.Die städtischen Soldaten, die durch alten Diensteid an das Caesarenhaus gebunden fühlten und mehr durch künstliche äußere Einflüsse als durch inneren Antrieb sich hatten bestimmen lassen, Nero zu verlassen, zeigten sich, sobald sie wahrnahmen, dass das im Namen Galbas versprochene Geldgeschenk nicht ausgezahlt werde, dass auch für große Verdienste und Belohnungen im Frieden nicht derselbe Spielraum wie im Krieg sei, endlich dass bei dem von den Legionen gewählten Kaiser ihnen in der Gunst zuvorgekommen sei, zu Neuerungen geneigt; überdies waren sie noch durch den Hochverrat des Präfekten Nymphidius Sabinus, der für sich nach der Kaiserwürde strebte, in Aufregung.
et Nymphidius quidem in ipso conatu oppressus, set quamvis capite defectionis ablato manebat plerisque militum conscientia, nec deerant sermones senium atque avaritiam Galbae increpantium. laudata olim et militari fama celebrata severitas eius angebat aspernantis veterem disciplinam atque ita quattuordecim annis a Nerone adsuefactos, ut haud minus vitia principum amarent, quam olim virtutes verebantur. accessit Galbae vox pro re publica honesta, ipsi anceps, legi a se militem, non emi; nec enim ad hanc formam cetera erant. Tac.hist.1,5,2.Nymphidius selbst fiel zwar sogleich als Opfer seines Vorhabens; allein auch nachdem das Haupt der Meuterei gefallen war, blieb den meisten Soldaten noch das Bewusstsein der Mitschuld und es fehlte nicht an Scheltreden auf den altersschwachen und geizigen Galba. Seine vormals gepriesene und im Mund der Soldaten gefeierte Strenge ängstigte sie jetzt bei ihrem Widerwillen gegen die alte Manneszucht, nachdem sie in vierzehn Jahren von Nero so verwöhnt worden waren, dass sie ebenso sehr die Laster an dem Fürsten liebgewonnen hatten, als sie zuvor dessen Tugenden achteten. Dazu kam noch eine Äußerung des Galba, die zwar die Ehre des Stadtoberhauptes wahrte, aber für seine Person gefährlich war: dass die Soldaten von ihm ausgehoben, nicht gekauft werden. Zu solchem Grundsatz passte eben das Übrige nicht.
Invalidum senem Titus Vinius et Cornelius Laco, alter deterrimus mortalium, alter ignavissimus, odio flagitiorum oneratum contemptu inertiae destruebant. tardum Galbae iter et cruentum, interfectis Cingonio Varrone consule designato et Petronio Turpiliano consulari: ille ut Nymphidii socius, hic ut dux Neronis, inauditi atque indefensi tamquam innocentes perierant. Tac.hist.1,6,1.Den kraftlosen Greis richteten Titus Vinius und Cornelius Laco, der eine der verworfenste, der andere der schlaffste Mensch, indem sie auf ihn den Hass ihrer Schandtaten luden, durch das Verächtliche ihrer Untätigkeit vollends zu Grunde. Die Reise Galbas ging langsam und unter Blutvergießen vor sich; Cingonius Varro, designierter, und Petronius Turpilianus, gewesener Konsul, wurden hingerichtet; jener als Genosse des Nymphidius, dieser als Feldherr Neros; beide waren ohne Verhör und Verteidigung scheinbar unschuldig gefallen.
introitus in urbem trucidatis tot milibus inermium militum infaustus omine atque ipsis etiam, qui occiderant, formidolosus. inducta legione Hispana, remanente ea, quam e classe Nero conscripserat, plena urbs exercitu insolito; multi ad hoc numeri e Germania ac Britannia et Illyrico, quos idem Nero electos praemissosque ad claustra Caspiarum et bellum, quod in Albanos parabat, opprimendis Vindicis coeptis revocaverat: ingens novis rebus materia, ut non in unum aliquem prono favore, ita audenti parata. Tac.hist.1,6,2.Sein Einzug in die Stadt war durch die Niedermetzelung so vieler tausende wehrloser Soldaten als schlimme Vorbedeutung unselig, und sogar für die Werkzeuge des Mordes furchterregend. Nach dem Einmarsch der spanischen Legion war die Stadt, da diejenige, die Nero aus der Flotte ausgehoben hatte, zurückblieb, mit ungewohnten Truppen angefüllt. Dazu kamen zahlreiche Truppenkörper aus Germanien, Britannien und Illyricum, die ebenfalls Nero ausgehoben und an die kaspischen Pässe für den Krieg, zu dem er gegen die Albaner rüstete, vorausgeschickt, sodann aber zur Unterdrückung der Unternehmung des Vindex zurückgerufen hatte: eine gewaltige gärende Masse, die ihre Gunst zwar noch keinem einzelnen geschenkt hatte, aber für den Wagemutigen bereitstand.
Forte congruerat, ut Clodii Macri et Fontei Capitonis caedes nuntiarentur. Macrum in Africa haud dubie turbantem Trebonius Garutianus procurator iussu Galbae, Capitonem in Germania, cum similia coeptaret, Cornelius Aquinus et Fabius Valens legati legionum interfecerant, antequam iuberentur. Tac.hist.1,7,1.Der Zufall fügte es, dass gleichzeitig die Ermordung des Clodius Macer und des Fonteius Capito gemeldet wurde. Den Macer, der in Afrika offenen Aufstand anzettelte, hatte der Prokurator Trebonius Garutianus auf Befehl Galbas getötet, den Capito in Germanien, weil er Ähnliches anfing, die Legionsbefehlshaber Cornelius Aquinus und Fabius Valens, diese, ohne den Befehl dazu abzuwarten.
fuere, qui crederent Capitonem, ut avaritia et libidine foedum ac maculosum, ita cogitatione rerum novarum abstinuisse, sed a legatis bellum suadentibus, postquam impellere nequiverint, crimen ac dolum ultro compositum, et Galbam mobilitate ingenii, an ne altius scrutaretur, quoquo modo acta, quia mutari non poterant, comprobasse. ceterum utraque caedes sinistre accepta, et inviso semel principi seu bene seu male facta parem invidiam adferebant. Tac.hist.1,7,2.Manche glaubten, Capito habe sich, obwohl er durch Habsucht und Ausschweifung anrüchig und befleckt war, doch nicht mit dem Gedanken an Aufstand getragen; vielmehr hätten jene Unterbefehlshaber ihn zum Krieg aufgefordert, sodann, als sie ihn nicht dazu bringen konnten, ihm ohne weiteres den verbrecherischen Anschlag angedichtet; Galba habe aus Wankelmut oder, um nicht weitergehende Untersuchungen anstellen zu müssen, was, gleichgültig wie, geschehen war, nur weil es nicht mehr geändert werden konnte, gutgeheißen. Indessen wurden beide Hinrichtungen übel aufgenommen, und dem nun einmal verhassten Fürsten erregte, was er tun mochte, Gutes oder Böses, gleichen Hass:
venalia cuncta, praepotentes liberti, servorum manus subitis avidae et tamquam apud senem festinantes, eademque novae aulae mala, aeque gravia, non aeque excusata. ipsa aetas Galbae inrisui ac fastidio erat adsuetis iuventae Neronis et imperatores forma ac decore corporis, ut est mos vulgi, comparantibus. Tac.hist.1,7,3.Die Käuflichkeit von allem, die Übermacht der Freigelassenen, die nach der plötzlichen Wendung der Dinge gierigen und, wie bei einem Greis naheliegend, hastigen Hände, alle anderen Übel, die ebenso auch beim neuen Hof sich fanden, in gleichem Maße lästig, nicht in gleichem Maße entschuldigt. Schon das Alter Galbas war Gegenstand des Hohnes und Widerwillens für solche, die an die Jugend Nero gewöhnt waren und beide Kaiser, wie es die Menge liebt, nach Schönheit und äußerer Strahlkraft verglichen.
Et hic quidem Romae, tamquam in tanta multitudine, habitus animorum fuit. e provinciis Hispaniae praeerat Cluvius Rufus, vir facundus et pacis artibus, bellis inexpertus. Galliae super memoriam Vindicis obligatae recenti dono Romanae civitatis et in posterum tributi levamento. proximae tamen Germanicis exercitibus Galliarum civitates non eodem honore habitae, quaedam etiam finibus ademptis pari dolore commoda aliena ac suas iniurias metiebantur. Tac.hist.1,8,1.So war die Stimmung in Rom, wie bei einer solchen Masse der Bevölkerung verständlich. Von den Provinzen verwaltete Spanien Cluvius Rufus, ein sprachgewandter Mann, vertraut mit den Künsten des Friedens, im Krieg unerprobt. Gallien war außer der Erinnerung an Vindex auch noch durch das neuerliche Geschenk des römischen Bürgerrechts und durch Erleichterung an Steuern für die Zukunft verpflichtet. Jedoch fühlten sich die Stämme Galliens, die den germanischen Heeren zunächst lagen, nicht in gleicher Weise geehrt; einzelne, denen man Gebiet verloren weggenommen hatte, betrachteten sogar die Vergünstigungen anderer mit demselben Missmut wie selbst erlittene Kränkungen.
Germanici exercitus, quod periculosissimum in tantis viribus, solliciti et irati, superbia recentis victoriae et metu tamquam alias partis fovissent. tarde a Nerone desciverant, nec statim pro Galba Verginius. an imperare noluisset, dubium: delatum ei a milite imperium conveniebat. Fonteium Capitonem occisum, etiam qui queri non poterant, tamen indignabantur. dux deerat, abducto Verginio per simulationem amicitiae; quem non remitti atque etiam reum esse tamquam suum crimen accipiebant. Tac.hist.1,8,2.Die in Germanien stehenden Heere waren, was die gefährlichste Stimmung bei solcher Streitmacht ist, beunruhigt zugleich und erbittert, im Stolz auf den neuerlichen Sieg und in dem furchterregenden Bewusstsein, die Gegenpartei begünstigt zu haben. Zögernd waren sie von Nero abgefallen und Verginius hatte sich nicht sogleich für Galba erklärt. Dass er selbst Kaiser werden wollte, wurde bezweifelt; aber als ausgemacht galt, dass ihm diese Würde von den Soldaten angeboten wurde. Die Ermordung des Fonteius Capito empörte auch die, die sie nicht zu beklagen hatten. Ein Führer jedoch fehlte, da Verginius unter dem Schein der Freundschaft abberufen worden war. Dass er nicht zurückgesandt wurde und sogar iangeklagt sei, nahmen sie als gegen sie selbst gerichtete Anschuldigung auf.
Superior exercitus legatum Hordeonium Flaccum spernebat, senecta ac debilitate pedum invalidum, sine constantia, sine auctoritate: ne quieto quidem milite regimen; adeo furentes infirmitate retinentis ultro accendebantur. inferioris Germaniae legiones diutius sine consulari fuere, donec missu Galbae A. Vitellius aderat, censoris Vitellii ac ter consulis filius: id satis videbatur. Tac.hist.1,9,1.Das obergermanische Heer missachtete seinen Legaten Hordeonius Flaccus, einen durch Alter und Fußgicht untüchtigen Mann, ohne Charakterfestigkeit, ohne persönliches Ansehen. Auch Soldaten in ruhigem Zustand vermochte er nicht zu beherrschen; in ihrem Grimm vollends wurden sie durch sein Unvermögen, sie zurückzuhalten, nur noch mehr gereizt. Die Legionen Untergermaniens waren längere Zeit ohne Konsulare, bis in Galbas Auftrag Aulus Vitellius eintraf, der Sohn des Zensors und dreimaligen Konsuls Vitellius. Dies schien zu genügen.
in Britannico exercitu nihil irarum. non sane aliae legiones per omnis civilium bellorum motus innocentius egerunt, seu quia procul et Oceano divisae, seu crebris expeditionibus doctae hostem potius odisse. Tac.hist.1,9,2.Im britannischen Heer herrschte keine Erbitterung; in der Tat haben sich keine anderen Legionen während aller Stürme des Bürgerkriegs tadelloser benommen, sei es, weil sie entfernt und durch den Ozean getrennt waren, sei es, weil sie durch häufige Feldzüge gelernt hatten, viel mehr den Feind zu hassen.
quies et Illyrico, quamquam excitae a Nerone legiones, dum in Italia cunctantur, Verginium legationibus adissent; sed longis spatiis discreti exercitus, quod saluberrimum est ad continendam militarem fidem, nec vitiis nec viribus miscebantur. Tac.hist.1,9,3.Auch Illyricum hielt Ruhe, obgleich sich die von Nero aufgebotenen Legionen, solange sie in Italien standen, in Gesandtschaften an Verginius gewandt hatten. Allein diese Heere waren durch weite Strecken voneinander getrennt - das heilsamste Mittel, Soldaten im Gehorsam zu erhalten - und konnten weder ihre Verdorbenheit noch ihre Kräfte einander mitteilen.
Oriens adhuc immotus. Syriam et quattuor legiones obtinebat Licinius Mucianus, vir secundis adversisque iuxta famosus. insignis amicitias iuvenis ambitiose coluerat; mox attritis opibus, lubrico statu, suspecta etiam Claudii iracundia, in secretum Asiae sepositus tam prope ab exule fuit quam postea a principe. Tac.hist.1,10,1.Der Orient war noch nicht in Bewegung. Syrien befehligte mit vier Legionen Licinius Mucianus, gleich bekannt durch sein Glück wie sein Missgeschick. Als junger Mann hatte er sich ehrgeizig um vornehme Freundschaftsverbindungen bemüht; sodann hatte er sein Vermögen durchgebracht und befand sich in schlüpfriger Stellung, da er auch der Rachsucht des Claudius nicht trauen konnte; in einen Winkel Asiens abgeschoben, war er der Verbannung ebenso nahe wie nachher dem Thron.
luxuria industria, comitate adrogantia, malis bonisque artibus mixtus: nimiae voluptates, cum vacaret; quotiens expedierat, magnae virtutes: palam laudares, secreta male audiebant: sed apud subiectos, apud proximos, apud collegas variis inlecebris potens, et cui expeditius fuerit tradere imperium quam obtinere. Tac.hist.1,10,2.In seinem Wesen vereinigte er Weichlichkeit und Tatkraft, Güte und Anmaßung, schlimme und gute Eigenschaften. Unmäßig in Genüssen, wenn er Ruhe hatte, im Feld jeweils große Vorzüge. Sein öffentliches Leben konnte man loben, sein geheimes war in Verruf. Bei Untergebenen, Bekannten, Mitstreitern durch allerlei Lockmittel einflussreich; somit ein Mann, dem es leichter fallen mochte, die Kaiserwürde zu erteilen als selbst zu erhalten.
bellum Iudaicum Flavius Vespasianus (ducem eum Nero delegerat) tribus legionibus administrabat. nec Vespasiano adversus Galbam votum aut animus: quippe Titum filium ad venerationem cultumque eius miserat, ut suo loco memorabimus. occulta fati et ostentis ac responsis destinatum Vespasiano liberisque eius imperium post fortunam credidimus. Tac.hist.1,10,3.Den jüdischen Krieg leitete Flavius Vespasianus, noch von Nero zum Feldherrn ausersehen, mit drei Legionen. Vespasian war weder nach seinen Wünschen noch nach seiner Gesinnung der Gegner Galbas; hatte er doch seinen Sohn Titus zu Bezeugung seiner Verehrung und Ergebenheit an ihn abgesandt, wie wir an seinem Ort erwähnen werden. An eine verborgene Schicksalsfügung, nämlich dass durch Wunderzeichen und Orakelsprüche Vespasian und seinen Kindern die Kaiserwürde bestimmt gewesen sei, haben wir nach der Erfüllung geglaubt.
Aegyptum copiasque, quibus coerceretur, iam inde a divo Augusto equites Romani obtinent loco regum: ita visum expedire, provinciam aditu difficilem, annonae fecundam, superstitione ac lascivia discordem et mobilem, insciam legum, ignaram magistratuum, domi retinere. regebat tum Tiberius Alexander, eiusdem nationis. Tac.hist.1,11,1.Ägypten und die Truppen, die es kontrollieren sollten, verwalteteten schon seit dem vergöttlichten Augustus römische Ritter mit königlicher Machtvollkommenheit. So schien es geraten, die schwer zugängliche, getreidereiche, durch Aberglauben und Zuchtlosigkeit innerlich zerrissene und unzuverlässige Provinz, die nichts von Gesetzen, nichts von Beamten wissen wollte, bei seinem Haus zu behalten. Damals hatte sie einen einheimischen Regenten, Tiberius Alexander.
Africa ac legiones in ea interfecto Clodio Macro contenta qualicumque principe post experimentum domini minoris. duae Mauretaniae, Raetia, Noricum, Thraecia et, quae aliae procuratoribus cohibentur, ut cuique exercitui vicinae, ita in favorem aut odium contactu valentiorum agebantur. Tac.hist.1,11,2.Afrika und die dortigen Legionen waren nach Ermordung des Clodius Macer mit jedem Fürsten zufrieden, nachdem sie ihre Erfahrung mit einem kleineren Despoten gemacht hatten. Die beiden Mauretanien, Rätien, Noricum, Thrakien und die übrigen von Prokuratoren verwalteten Provinzen wurden, je nachdem, welches Heer in der Nähe stand, durch die Berührung mit Stärkeren zu Zuneigung oder Hass getrieben.
inermes provinciae atque ipsa in primis Italia, cuicumque servitio exposita, in pretium belli cessurae erant. hic fuit rerum Romanarum status, cum Servius Galba iterum Titus Vinius consules inchoavere annum sibi ultimum, rei publicae prope supremum. Tac.hist.1,11,3.Die wehrlosen Provinzen und vor allem Italien selbst, jeglicher Knechtschaft ausgesetzt, mussten dem Sieger als Kampfpreis zufallen. Dies war der Zustand des römischen Reiches, als die Konsuln Servius Galba zum zweiten Mal und Titus Vinius ihr Amtsjahr antraten, für sie das letzte, für das Gemeinwesen fast verhängnisvoll.
Paucis post Kalendas Ianuarias diebus Pompei Propinqui procuratoris e Belgica litterae adferuntur, superioris Germaniae legiones rupta sacramenti reverentia imperatorem alium flagitare et senatui ac populo Romano arbitrium eligendi permittere, quo seditio mollius acciperetur. Tac.hist.1,12,1.Wenige Tage nach dem 1. Januar lief ein Schreiben des Prokurators Pompeius Propinquus aus Belgien ein, mit der Nachricht, dass die Legionen in Obergermanien den Fahneneid missachteten und einen anderen Kaiser verlangten; das Recht der Wahl wolle man dem römischen Senat und Volk einzuräumen, damit der Aufstand milder aufgenommen werde.
maturavit ea res consilium Galbae iam pridem de adoptione secum et cum proximis agitantis. non sane crebrior tota civitate sermo per illos mensis fuerat, primum licentia ac libidine talia loquendi, dein fessa iam aetate Galbae. Tac.hist.1,12,2.Diese Nachricht ließ den Entschluss Galbas reifen, der schon länger mit sich und seinen Vertrauten über eine Adoption nachdachte. Auch bei der gesamten Einwohnerschaft redete man über nichts sonst häufiger; einmal weil solcherlei Gerede unbenommen und reizvoll war, sodann wegen Galbas Altersschwäche.
paucis iudicium aut rei publicae amor; multi stulta spe, prout quis amicus vel cliens; hunc vel illum ambitiosis rumoribus destinabant, etiam in Titi Vinii odium, qui in dies quanto potentior, eodem actu invisior erat. quippe hiantis in magna fortuna amicorum cupiditates ipsa Galbae facilitas intendebat, cum apud infirmum et credulum minore metu et maiore praemio peccaretur. Tac.hist.1,12,3.Wenige zeigten dabei Urteil oder Patriotismus; viele bestimmten in törichter Hoffnung, je nachdem einer ihr Freund oder Günstling war, diesen oder jenen in Partei ergreifenden Gerüchten dazu, zum Teil auch aus Hass gegen Titus Vinius, der, je mächtiger von Tag zu Tag, im selben Maß verhasster wurde. Musste ja das Verlangen der nach hoher Stellung gieenden Freunde durch Galbas Schwäche noch gesteigert werden, da man sich bei Schwachen und Leichtgläubigen mit geringerer Gefahr und höheren Gewinnchancen vergeht.
Potentia principatus divisa in Titum Vinium consulem, Cornelium Laconem praetorii praefectum; nec minor gratia Icelo Galbae liberto, quem anulis donatum equestri nomine Marcianum vocitabant. hi discordes et rebus minoribus sibi quisque tendentes, circa consilium eligendi successoris in duas factiones scindebantur. Tac.hist.1,13,1.Die Macht des Fürsten war geteilt zwischen dem Konsul Titus Vinius und dem Präfekten der Prätorianer Cornelius Laco. Nicht geringeren Einfluss hatte der Freigelassene Galbas Icelus, der, mit Ringen beschenkt, den ritterlichen Namen Marcianus trug. Diese waren unter sich uneinig, verfolgten auch in minder wichtigen Dingen ihre eigenen Zwecke und waren in der Frage über die Wahl des Nachfolgers in zwei Parteien geteilt.
Vinius pro M. Othone, Laco atque Icelus consensu non tam unum aliquem fovebant quam alium. neque erat Galbae ignota Othonis ac Titi Vinii amicitia; et rumoribus nihil silentio transmittentium, quia Vinio vidua filia, caelebs Otho, gener ac socer destinabantur. credo et rei publicae curam subisse, frustra a Nerone translatae, si apud Othonem relinqueretur. Tac.hist.1,13,2.Vinius war für Marcus Otho, Laco und Icelus waren sich darin einig, nicht so sehr einen bestimmten anderen als überhaupt einen anderen aufzustellen. Galba wusste wohl um die Freundschaft zwischen Otho und Titus Vinius und in den Gerüchten derer, die nichts mit Stillschweigen übergehen, wurden sie, weil Vinius eine verwitwete Tochter hatte, Otho noch unvermählt war, zu Schwiegervater und Schwiegersohn füreinander bestimmt. Auch wandelte den Galba wohl Sorge für das Reich an, das man umsonst dem Nero abgenommen hätte, wenn man es Otho überlasse.
namque Otho pueritiam incuriose, adulescentiam petulanter egerat, gratus Neroni aemulatione luxus. eoque Poppaeam Sabinam, principale scortum, ut apud conscium libidinum deposuerat, donec Octaviam uxorem amoliretur. mox suspectum in eadem Poppaea in provinciam Lusitaniam specie legationis seposuit. Tac.hist.1,13,3.Denn Otho hatte sein Knabenalter in Leichtsinn, seine Jünglingsjahre in Ausgelassenheit hingebracht, bei Nero durch Wetteifer in Ausschweifungen beliebt. Daher hatte dieser auch die Poppaea Sabina, die fürstliche Lustdirne, ihm als dem Vertrauten seiner Lüste in Verwahrung gegeben, bis er seine Gemahlin Octavia weggeschafft hätte. Später aber, als er ihn wegen derselben Poppaea im Verdacht hatte, schob er ihn unter dem Schein einer Statthalterschaft in die Provinz Lusitanien ab.
Otho comiter administrata provincia primus in partis transgressus nec segnis et, donec bellum fuit, inter praesentis splendidissimus, spem adoptionis statim conceptam acrius in dies rapiebat, faventibus plerisque militum, prona in eum aula Neronis ut similem. Tac.hist.1,13,4.Otho hatte die Provinz milde verwaltet, war zuerst zur Sache Galbas übergetreten; er zeigte Eifer und war, solange der Krieg dauerte, der Glanzvollste in dessen Umgebung; sogleich fasste er Hoffnung auf Adoption und verfolgte sie von Tag zu Tag leidenschaftlicher; die Mehrheit der Soldaten war ihm günstig, der Hof Neros ihm zugetan als dessen Ebenbild.
Sed Galba post nuntios Germanicae seditionis, quamquam nihil adhuc de Vitellio certum, anxius, quonam exercituum vis erumperet, ne urbano quidem militi confisus, quod remedium unicum rebatur, comitia imperii transigit; adhibitoque super Vinium ac Laconem Mario Celso consule designato ac Ducenio Gemino praefecto urbis, pauca praefatus de sua senectute Pisonem Licinianum accersiri iubet, seu propria electione sive, ut quidam crediderunt, Lacone instante, cui apud Rubellium Plautum exercita cum Pisone amicitia; sed callide ut ignotum fovebat, et prospera de Pisone fama consilio eius fidem addiderat. Tac.hist.1,14,1.Indes war Galba, auf die Nachricht vom Abfall in Germanien hin, obwohl über Vitellius noch nichts Sicheres verlautete, in Angst, welchen Ausbruch der Aufstand der Heere nehmen werde; da er sich nicht einmal auf die Soldaten in der Stadt verlassen konnte, schritt er, was er für den einzigen Ausweg hielt, zur Abhaltung eines Staatsrates. Er zog außer Vinius und Laco den designierten Konsul Marius Celsus und den Strandpräfekten Ducenius Geminus hinzu. Nachdem er weniges über sein hohes Alter vorausgeschickt hatte, ließ er den Piso Licinianus herbeirufen, sei es nach eigener Wahl, sei es, wie manche glaubten, auf Lacos dringendes Zureden, der bei Rubellius Plautus mit Piso Freundschaft gepflogen hatte; jedoch empfahl er ihn schlauerweise als einen Unbekannten, und der günstige Ruf Pisos hatte dem Rat Lacos Nachdruck gegeben.
Piso M. Crasso et Scribonia genitus, nobilis utrimque, vultu habituque moris antiqui et aestimatione recta severus, deterius interpretantibus tristior habebatur; ea pars morum eius, quo suspectior sollicitis, adoptanti placebat. Tac.hist.1,14,2.Piso war der Sohn des Marcus Crassus und der Scribonia, von beiden Seiten von hohem Adel; seine Züge und äußere Erscheinung verrieten einen Mann der alten Sitte; bei unbefangener Beurteilung galt er für ernsthaft, bei denen, die ihn negativer beurteilten, für finster. Je verdächtiger diese Seite seines Wesens den Misstrauischen vorkam, desto mehr empfahl sie ihn für die Adoption.
Igitur Galba, adprehensa Pisonis manu, in hunc modum locutus fertur: 'si te privatus lege curiata apud pontifices, ut moris est, adoptarem, et mihi egregium erat Cn. Pompei et M. Crassi subolem in penatis meos adsciscere, et tibi insigne Sulpiciae ac Lutatiae decora nobilitati tuae adiecisse: nunc me deorum hominumque consensu ad imperium vocatum praeclara indoles tua et amor patriae impulit, ut principatum, de quo maiores nostri armis certabant, bello adeptus quiescenti offeram, exemplo divi Augusti, qui sororis filium Marcellum, dein generum Agrippam, mox nepotes suos, postremo Tiberium Neronem privignum in proximo sibi fastigio conlocavit. Tac.hist.1,15,1.Also fasste Galba den Piso bei der Hand und soll folgendermaßen gesprochen haben: "Wenn ich als Privatmann dich nach einem Kurienbeschluss bei den Oberpriestern, wie es Sitte ist, adoptiere, so wäre es für mich ehrenvoll, einen Sprössling des Gneius Pompeius und Marcus Crassus in meiner Familie aufzunehmen, und für dich eine Auszeichnung durch den Glanz des sulpicischen und lutatischen Geschlechts deinen Adel zu erhöhen. Nun haben mich, das durch den einmütigen Willen der Götter und Menschen berufene Reichsoberhaupt, dein vortrefflicher Charakter und die Liebe zum Vaterland bewogen, die Obergewalt, um die unsere Vorfahren mit Waffen stritten und die ich durch Krieg erlangte, dir dem Friedensmann anzubieten, nach dem Vorgang des vergöttlichten Augustus, der seinen Schwestersohn Marcellus, dann seinen Schwiegersohn Agrippa, hierauf seine Enkel und zuletzt seinen Stiefsohn Tiberius Nero zum nächsten Rang nach sich erhob.
sed Augustus in domo successorem quaesivit, ego in re publica, non quia propinquos aut socios belli non habeam, sed neque ipse imperium ambitione accepi, et iudicii mei documentum sit non meae tantum necessitudines, quas tibi postposui, sed et tuae. est tibi frater pari nobilitate, natu maior, dignus hac fortuna, nisi tu potior esses. Tac.hist.1,15,2.Aber Augustus suchte den Nachfolger in seinem Haus, ich im Reich; nicht als ob ich keine Verwandten und Kriegsgenossen hätte; aber ich selbst habe die Herrschaft nicht durch Familienverbindungen empfangen, und für die Freiheit meiner Wahl mögen nicht allein meine Verwandtschaften, die ich dir hintansetzte, sondern auch die deinigen reden. Du hast einen Bruder von gleichem Adel, älter an Jahren, würdig dieser hohen Stelle, – wenn du nicht der Vorzüglichere wärest.
ea aetas tua, quae cupiditates adulescentiae iam effugerit, ea vita, in qua nihil praeteritum excusandum habeas. fortunam adhuc tantum adversam tulisti: secundae res acrioribus stimulis animos explorant, quia miseriae tolerantur, felicitate corrumpimur. Tac.hist.1,15,3.Du stehst in einem Alter, das schon über die Leidenschaften der Jugend hinaus ist; dein vergangenes Leben bedarf keiner Entschuldigung. Allein hast du bisher nur Missgeschick ertragen; ein günstiges Los stellt uns durch stärkere Reizmittel auf die Probe; denn Bedrängnis will nur ertragen sein, Glück verdirbt uns.
fidem, libertatem, amicitiam, praecipua humani animi bona, tu quidem eadem constantia retinebis, sed alii per obsequium imminuent: inrumpet adulatio, blanditiae et pessimum veri adfectus venenum, sua cuique utilitas. etiam si ego ac tu simplicissime inter nos hodie loquimur, ceteri libentius cum fortuna nostra quam nobiscum; nam suadere principi, quod oporteat, multi laboris, adsentatio erga quemcumque principem sine adfectu peragitur.' Tac.hist.1,15,4.Treue, Freimut, Freundschaft, die edelsten Güter der menschlichen Seele, wirst zwar du immer mit derselben Festigkeit zu behaupten suchen, aber andere werden sie durch Unterwürfigkeit schwächen. Schmeichelei und Schöntuerei, das verderblichste Gift echter Sinnesart, Selbstsucht werden einreißen. Ich und du, wir reden zwar heute treuherzig miteinander; alle übrigen aber lieber mit unserer Würde als mit uns. Denn dem Fürsten raten, was die Pflicht verlangt, ist ein schwieriges Werk; Beistimmung jedem Fürsten, wie er auch sei, gegenüber geschieht ohne Herzensanteil."
'Si immensum imperii corpus stare ac librari sine rectore posset, dignus eram, a quo res publica inciperet: nunc eo necessitatis iam pridem ventum est, ut nec mea senectus conferre plus populo Romano possit quam bonum successorem, nec tua plus iuventa quam bonum principem. sub Tiberio et Gaio et Claudio unius familiae quasi hereditas fuimus: loco libertatis erit, quod eligi coepimus; et finita Iuliorum Claudiorumque domo optimum quemque adoptio inveniet. Tac.hist.1,16,1."Könnte dieser unermessliche Reichskörper ohne Lenker bestehen und im Gleichgewicht erhalten werden, so wäre es billig, dass mit mir der Freistaat begänne. Nun aber hat schon längst der Zwang der Verhältnisse es dahin gebracht, dass ich in meinem Alter dem römischen Volk nicht mehr bieten kann als einen guten Nachfolger, und du, ein junger Mann, nicht mehr als einen guten Regenten. Unter Tiberius, Gaius und Claudius waren wir gleichsam das Erbteil einer Familie; als Ersatz der Freiheit kann es gelten, dass mit uns das Wahlreich begonnen hat; nachdem das Haus der Julier und Claudier erloschenen ist, wird die Adoption den jeweils Besten auffinden.
nam generari et nasci a principibus fortuitum, nec ultra aestimatur: adoptandi iudicium integrum et, si velis eligere, consensu monstratur. sit ante oculos Nero, quem longa Caesarum serie tumentem non Vindex cum inermi provincia aut ego cum una legione, sed sua immanitas, sua luxuria cervicibus publicis depulerunt; neque erat adhuc damnati principis exemplum. Tac.hist.1,16,2.Denn die Abstammung und Geburt von Fürsten ist Zufall, und darüber hinaus geht die Würdigung des Wertes nicht; die Adoption gestattet unbefangene Prüfung, und der Kandidat wird durch die Stimme der Allgemeinheit gezeigt. Immer schwebe dir Nero vor Augen. Ihn, der auf eine lange Reihe der Caesaren stolz war, hat nicht Vindex mit einer wehrlosen Provinz, noch ich mit einer Legion, sondern eigene Unmenschlichkeit, eigene Ausschweifung hat ihn vom Nacken des Volks heruntergeworfen; und doch war die Verurteilung eines Fürsten noch ohne Beispiel.
nos bello et ab aestimantibus adsciti cum invidia quamvis egregii erimus. ne tamen territus fueris, si duae legiones in hoc concussi orbis motu nondum quiescunt: ne ipse quidem ad securas res accessi, et audita adoptione desinam videri senex, quod nunc mihi unum obicitur. Nero a pessimo quoque semper desiderabitur: mihi ac tibi providendum est, ne etiam a bonis desideretur. Tac.hist.1,16,3.Wir, durch Krieg und Würdigung der Person erhoben, werden dem Neid bei allen persönlichen Vorzügen ausgesetzt bleiben. Lass dir indessen nicht bange sein, wenn bei dieser allgemeinen Erschütterung des Erdkreises zwei Legionen noch nicht beruhigt sind. Auch ich traf keine ruhigen Zustände an; und vernimmt man nur erst die Adoption, so wird mein Alter, das einzige, was man mir jetzt vorwirft, nicht mehr auffallen. Alle Nichtswürdigen zwar werden den Nero hinfort zurückwünschen; dass nicht auch die Guten diesen Wunsch verspüren, sei meine Sorge und deine.
monere diutius neque temporis huius, et impletum est omne consilium, si te bene elegi. utilissimus idem ac brevissimus bonarum malarumque rerum dilectus est, cogitare, quid aut volueris sub alio principe aut nolueris; neque enim hic, ut gentibus, quae regnantur, certa dominorum domus et ceteri servi, sed imperaturus es hominibus, qui nec totam servitutem pati possunt nec totam libertatem.' et Galba quidem haec ac talia, tamquam principem faceret, ceteri tamquam cum facto loquebantur. Tac.hist.1,16,4.Dir längere Ermahnung zu geben, ist jetzt nicht die Zeit, und meine ganze Absicht ist erfüllt, wenn ich in dir eine gute Wahl getroffen habe. Das heilsamste und zugleich das kürzeste Mittel zu unterscheiden, was gut und böse sei, ist, zu bedenken, was du unter einem anderen Fürsten wünschen oder nicht wünschen würdest. Denn bei uns gibt es nicht wie bei Völkern unter Erbkönigen eine bestimmte Herrscherfamilie, sonst nur Sklaven; sondern du hast Menschen zu regieren, die weder völlige Knechtschaft ertragen können, noch aber auch die volle Freiheit." So und ähnlich sprach Galba, als ob er erst einen Fürsten erwähle, die anderen sprachen mit ihm, als sei er schon gewählt.
Pisonem ferunt statim intuentibus et mox coniectis in eum omnium oculis nullum turbati aut exultantis animi motum prodidisse. sermo erga patrem imperatoremque reverens, de se moderatus; nihil in vultu habituque mutatum, quasi imperare posset magis quam vellet. Tac.hist.1,17,1.Piso, sagt man, habe weder vor den ersten Beobachtern noch späterhin, als aller Augen auf ihn gerichtet waren, Betroffenheit oder Freundlichkeit verraten. Zu seinem Vater und Herrscher sprach er ehrerbietig, von sich bescheiden; keine Veränderung in Miene und Haltung; als sei er mehr zur Regierung befähigt als danach begierig.
consultatum inde, pro rostris an in senatu an in castris adoptio nuncuparetur. iri in castra placuit: honorificum id militibus fore, quorum favorem ut largitione et ambitu male adquiri, ita per bonas artis haud spernendum. circumsteterat interim Palatium publica expectatio magni secreti impatiens; et male coercitam famam supprimentes augebant. Tac.hist.1,17,2.Hierauf beriet man sich, ob man die Adoption auf der Rednerbühne oder vor dem Senat oder im Lager verkünden solle. Man beschloss, ins Lager zu gehen; dies werde eine Ehrenbezeugung für das Militär sein, dessen Gunst man zwar nicht durch Geschenke und Umwerbung, wohl aber durch rechte Mittel gewinnen dürfe. Um den Palast her hatte sich indes erwartungsvoll die Menge gedrängt und harrte ungeduldig auf das große Geheimnis; einzelne, die das vorlaute Gerücht unterdrücken wollten, verstärkten es.
Quartum idus Ianuarias, foedum imbribus diem, tonitrua et fulgura et caelestes minae ultra solitum turbaverunt. observatum id antiquitus comitiis dirimendis non terruit Galbam, quo minus in castra pergeret, contemptorem talium ut fortuitorum; seu, quae fato manent, quamvis significata, non vitantur. Tac.hist.1,18,1.Der 10. Januar, ein hässlicher Regentag, war durch Donner und Blitz und Schreckzeichen des Himmels ungewöhnlich verstört. Der herkömmliche Brauch, in solchem Fall die Volksversammlungen aufzuheben, schreckte den Galba nicht ab, ins Lager zu gehen, weil er solches als Zufälligkeiten verachtete, oder auch weil man dem vom Verhängnis Beschiedenen, auch wenn es vorher angedeutet wird, nicht entrinnen kann.
apud frequentem militum contionem imperatoria brevitate adoptari a se Pisonem exemplo divi Augusti et more militari, quo vir virum legeret, pronuntiat. ac ne dissimulata seditio in maius crederetur, ultro adseverat quartam et duoetvicensimam legiones, paucis seditionis auctoribus, non ultra verba ac voces errasse et brevi in officio fore. nec ullum orationi aut lenocinium addit aut pretium. Tac.hist.1,18,2.Vor zahlreicher Versammlung der Soldaten eröffnete er mit der Kürze des Befehlshabers, er adoptierte den Piso nach dem Vorgang des verewigten Augustus und nach Soldatenbrauch, nach dem ein Mann den anderen wähle. Und damit nicht die Meuterei dadurch, dass er darüber hinwegging, für größer gehalten werde, gab er unaufgefordert die Versicherung, die vierte und achtzehnte Legion, sei von nur wenigen aufwiegelt worden; sie hätten sich vergangen, doch nicht weiter als mit Reden und Rufen, und würden in kurzem wieder zur Pflicht zurückkehren. Seiner Rede fügte er weder eine Schmeichelei noch ein Geldversprechen bei.
tribuni tamen centurionesque et proximi militum grata auditu respondent: per ceteros maestitia ac silentium, tamquam usurpatam etiam in pace donativi necessitatem bello perdidissent. constat potuisse conciliari animos quantulacumque parci senis liberalitate: nocuit antiquus rigor et nimia severitas, cui iam pares non sumus. Tac.hist.1,18,3.Dennoch gaben die Tribunen, Centurionen und die nächststehenden Soldaten eine freundliche Antwort; unter den übrigen herrschte Missmut und Stillschweigen, als hätten sie das selbst im Frieden erworbene Recht auf ein Geldgeschenk nun im Krieg verloren. Zuverlässig ist, dass durch eine noch so kleine Spende des kargen Greises ihre Gunst zu gewinnen gewesen wäre. So aber schadeten ihm die alte Sturheit und der übertriebene Strenge, der wir nicht mehr gewachen sind.
Inde apud senatum non comptior Galbae, non longior quam apud militem sermo: Pisonis comis oratio. et patrum favor aderat: multi voluntate, effusius, qui noluerant, medii ac plurimi obvio obsequio, privatas spes agitantes sine publica cura. nec aliud sequenti quadriduo, quod medium inter adoptionem et caedem fuit, dictum a Pisone in publico factumve. Tac.hist.1,19,1.Galbas Rede hierauf vor dem Senat war ebenso schmucklos und kurz wie die vor den Soldaten; Pisos Rede war freundlich. Die Väter zeigten ihm ihr Wohlwollen; viele aus wirklicher Zuneigung, in maßloser Weise diejenigen, die ihn nicht gewollt hatten; in der Mitte die große Masse mit entgegenkommender Unterwürfigkeit; alle ihre eigenen Hoffnungen hegend, ohne Sorge für das Gemeinwesen. Übrigens sprach oder tat Piso in den vier Tagen, die zwischen seiner Adoption und seiner Ermordung verstrichen, weiter nichts in der Öffentlichkeit.
crebrioribus in dies Germanicae defectionis nuntiis et facili civitate ad accipienda credendaque omnia nova, cum tristia sunt, censuerant patres mittendos ad Germanicum exercitum legatos. agitatum secreto, num et Piso proficisceretur, maiore praetextu, illi auctoritatem senatus, hic dignationem Caesaris laturus. placebat et Laconem praetorii praefectum simul mitti: is consilio intercessit. legati quoque (nam senatus electionem Galbae permiserat) foeda inconstantia nominati, excusati, substituti, ambitu remanendi aut eundi, ut quemque metus vel spes impulerat. Tac.hist.1,19,2.Da die Nachrichten von dem Abfall in Germanien immer häufiger eintrafen und bei dem Hang der Bürgerschaft, alles Neue, wenn es traurig ist, hinzunehmen und zu glauben, hatten die Väter beantragt, eine Gesandtschaft zum germanischen Heer zu schicken. Im engeren Rat wurde erörtert, ob auch Piso mitreisen solle, um der Sache mehr Gewicht zu geben; jene würden das Ansehen des Senats, er die Würde des Caesaren repräsentieren. Man beschloss, auch den Präfekten der Prätorianer, Laco, mitzuschicken. Der aber widersprach dem Vorschlag. Auch die Abgeordneten (denn der Senat hatte die Wahl dem Galba überlassen) wurden mit schändlicher Unschlüssigkeit ernannt, enthoben, ersetzt, indem sie, je nachdem einen Furcht oder Hoffnung trieb, sich darum bewarben zu gehen oder zu bleiben.
Proxima pecuniae cura; et cuncta scrutantibus iustissimum visum est inde repeti, ubi inopiae causa erat. bis et viciens miliens sestertium donationibus Nero effuderat: appellari singulos iussit, decima parte liberalitatis apud quemque eorum relicta. at illis vix decimae super portiones erant, isdem erga aliena sumptibus, quibus sua prodegerant, cum rapacissimo cuique ac perditissimo non agri aut faenus, sed sola instrumenta vitiorum manerent. Tac.hist.1,20,1.Die nächste Sorge galt dem Geld; und alles wohl erwogen schien es das Gerechteste, es da einzufordern, wo die Ursache des Mangels lag. 2200 Millionen Sesterze hatte Nero durch Schenkungen verschwendet. Galba ließ alle einzeln rufen und forderte von ihnen die Gaben bis auf den zehnten Teil heraus. Aber sie hatten kaum mehr den zehnten Teil übrig, da sie fremdes Gut mit gleicher Verschwendung wie ihr eigenes verschleudert hatten; und gerade den Raubgierigsten und Verworfensten waren weder Ländereien noch Einkünfte, sondern einzig die Werkzeuge des Lasters übriggeblieben.
exactioni triginta equites Romani praepositi, novum officii genus et ambitu ac numero onerosum: ubique hasta et sector, et inquieta urbs actionibus. ac tamen grande gaudium, quod tam pauperes forent, quibus donasset Nero, quam quibus abstulisset. Tac.hist.1,20,2.Dreißig römische Ritter wurden mit der Eintreibung beauftragt; ein neuer Geschäftszweig, lästig durch Umfang und Menge. Überall sah man Zwangsversteigerungen und Aufkäufe; und die Stadt wurde durch Gerichtsverhandlungen in Unruhe versetzt. Aber doch war die Freude groß, dass die von Nero Beschenkten nun bald so arm sein würden, wie die von ihm Beraubten.
exauctorati per eos dies tribuni, e praetorio Antonius Taurus et Antonius Naso, ex urbanis cohortibus Aemilius Pacensis, e vigilibus Iulius Fronto. nec remedium in ceteros fuit, sed metus initium, tamquam per artem et formidine singuli pellerentur, omnibus suspectis. Tac.hist.1,20,3.Jene Tage über wurden Tribunen entlassen: bei den Prätorianern Antonius Taurus und Antonius Naso; bei den Stadtkohorten Aemilius Pacensis; bei der Polizeiwache Julius Fronto. Dies gab jedoch den übrigen keine Sicherheit, sondern war der Anfang der Besorgnis, als ob man aus Klugheit und Furcht nur einzelne beseitige, aber alle im Verdacht habe.
Interea Othonem, cui compositis rebus nulla spes, omne in turbido consilium, multa simul extimulabant, luxuria etiam principi onerosa, inopia vix privato toleranda, in Galbam ira, in Pisonem invidia; fingebat et metum, quo magis concupisceret: praegravem se Neroni fuisse, nec Lusitaniam rursus et alterius exilii honorem expectandum. suspectum semper invisumque dominantibus, qui proximus destinaretur. nocuisse id sibi apud senem principem, magis nociturum apud iuvenem ingenio trucem et longo exilio efferatum: occidi Othonem posse. Tac.hist.1,21,1.Inzwischen stachelte Otho, der in geordneten Verhältnissen keine Hoffnung sah, und nur mit wirren Zeiten plante, vieles zugleich an: Eine aufwändige Lebensweise, selbst für einen Fürsten schwer belastend, ein Geldmangel, kaum für einen Privatmann erträglich, Erbitterung gegen Galba, Neid gegen Piso. Auch gab er Furcht vor, die ihn noch mehr seinen Wünschen nachgeben ließ. Schon Nero sei er mehr als lästig gewesen, jetzt aber habe er nicht wieder ein Lusitanien oder die Ehre einer zweiten Verbannung zu befürchten; verdächtig und verhasst sei den Herrschenden immer, wer als nächster Anwärter gelte. Dies habe ihm bei dem greisen Fürsten geschadet, mehr werde es ihm bei einem jungen Mann schaden, der, von Natur roh, noch durch lange Verbannung verwildert sei. Selbst dass man Otho töte, sei nicht unmöglich.
proinde agendum audendumque, dum Galbae auctoritas fluxa, Pisonis nondum coaluisset. opportunos magnis conatibus transitus rerum, nec cunctatione opus, ubi perniciosior sit quies quam temeritas. mortem omnibus ex natura aequalem oblivione apud posteros vel gloria distingui; ac si nocentem innocentemque idem exitus maneat, acrioris viri esse merito perire. Tac.hist.1,21,2.Demnach müsse man handeln und wagen, solange Galbas Ansehen noch wanke, das Pisos noch nicht erstarkt sei. Für große Wagnisse seien Regierungswechsel günstig; nicht dürfe man zaudern, wo Ruhe gefährlicher sei als Verwegenheit. Der Tod unterscheide sich, obwohl er allen von Natur aus gleich sei, bei der Nachwelt doch durch Vergessenheit und Ruhm. Und wenn Schuld und Unschuld dasselbe Ende zu erwarten haben, so mache es den Wert des tatkräftigen Mannes aus, verdienstvoll seinen Tod zu erleiden.
Non erat Othonis mollis et corpori similis animus. et intimi libertorum servorumque, corruptius quam in privata domo habiti, aulam Neronis et luxus, adulteria, matrimonia ceterasque regnorum libidines avido talium, si auderet, ut sua ostentantes, quiescenti, ut aliena exprobrabant, urgentibus etiam mathematicis, dum novos motus et clarum Othoni annum observatione siderum adfirmant, genus hominum potentibus infidum, sperantibus fallax, quod in civitate nostra et vetabitur semper et retinebitur. Tac.hist.1,22,1.Othos Geist war nicht weichlich wie sein Körper. Seine vertrautesten Freigelassenen und Sklaven, für ein Privathaus in zu schlaffer Zucht gehalten, wiesen ihn, der ohnehin auf solche Lüste aus war, auf den Hof Neros und seine Üppigkeit, die Ehebrüche, Frauentausch und auf die übrigen Lüste der Herrscher hin: dies stehe ihm zu, wenn er es nur wage; anderen aber, - so warfen sie ihm vor -, wenn er untätig bleibe. Auch die Astrologen bestürmten ihn, indem sie neue Umwälzungen und ein für Otho glänzendes Jahr aus Beobachtung der Gestirne weissagten; eine Sorte Mensch, die an den Machthabern zu Verrätern, an Emporstrebenden zu Betrügern wird, die man aus unserer Stadt immer wegweisen und immer darin behalten wird.
multos secreta Poppaeae mathematicos, pessimum principalis matrimonii instrumentum, habuerant: e quibus Ptolemaeus Othoni in Hispania comes, cum superfuturum eum Neroni promisisset, postquam ex eventu fides, coniectura iam et rumore senium Galbae et iuventam Othonis computantium persuaserat fore, ut in imperium adscisceretur. sed Otho tamquam peritia et monitu fatorum praedicta accipiebat, cupidine ingenii humani libentius obscura credendi. nec deerat Ptolemaeus, iam et sceleris instinctor, ad quod facillime ab eius modi voto transitur. Tac.hist.1,22,2.Die Geheimnisse der Poppaea hatten viele Astrologen, die schlimmsten Werkzeuge der fürstlichen Ehe, beschäftigt. Einer von ihnen, Ptolemaeus, Othos Begleiter in Hispanien, hatte ihm verheißen, er werde Nero überleben und, als der Erfolg ihm Glauben erwarb, auf die Mutmaßung und das Gerede derer hin, die Galbas Alter und Othos Jugend in Rechnung stellten, ihn überredet, er werde zur Thronfolge berufen werden. Otho jedoch nahm es als Vorhersage eines Kundigen an, die sich auf Winke des Schicksals gründe, wie es für den menschlichen Geist einen besonderen Reiz hat, das Rätselhafte zu glauben. Ptolemaeus ließ nicht ab und wurde bald der Anstifter des Verbrechens, wozu von solchem Wunsch der Übergang sehr leicht ist.
labores itinerum, inopia commeatuum, duritia imperii atrocius accipiebantur, cum Campaniae lacus et Achaiae urbes classibus adire soliti, Pyrenaeum et Alpes et immensa viarum spatia aegre sub armis eniterentur. Tac.hist.1,23,2.Die Mühen der Märsche, der Mangel an Mundvorrat, die Härte des Oberbefehls wurden trotziger aufgenommen, da sie gewohnt waren, die Seen Kampaniens und die Städte Griechenlands mit Flotten zu besuchen, aber die Pyrenäen, die Alpen und ungeheure Wegstrecken nur mühsam zu Fuß in der Rüstung bewältigen mussten.
Flagrantibus iam militum animis velut faces addiderat Maevius Pudens, e proximis Tigellini. is mobilissimum quemque ingenio aut pecuniae indigum et in novas cupiditates praecipitem adliciendo eo paulatim progressus est, ut per speciem convivii, quotiens Galba apud Othonem epularetur, cohorti excubias agenti viritim centenos nummos divideret. Tac.hist.1,24,1.Die schon entbrannte Stimmung der Soldaten hatte Maevius Pudens, einer der Vertrauten des Tigellinus, vollends in Flammen gesetzt. Dieser lockte alle an sich, die charakterlich wankelmütig oder aus Geldnot auf Umsturz versessen waren, und ging allmählich so weit, dass er, sooft Galba bei Otho speiste, der wachhabenden Kohorte unter dem Schein eines Gastgeschenks Mann für Mann hundert Sesterze austeilte.
quam velut publicam largitionem Otho secretioribus apud singulos praemiis intendebat, adeo animosus corruptor, ut Cocceio Proculo speculatori, de parte finium cum vicino ambigenti, universum vicini agrum sua pecunia emptum dono dederit, per socordiam praefecti, quem nota pariter et occulta fallebant. Tac.hist.1,24,2.Diese gleichsam öffentliche Zuwendung überbot Otho noch durch geheimere Gaben an einzelne, ein so kecker Bestecher, dass er dem Leibwächter Cocceius Proculus, der mit seinem Nachbarn wegen Feldmarken im Streit war, dessen ganzen Acker aus eigenem Geld aufkaufte und zum Geschenk gab. Die Sorglosigkeit des Präfekten, dem Bekanntes und Heimliches gleichermaßen entging, gestattete dies.
Sed tum e libertis Onomastum futuro sceleri praefecit, a quo Barbium Proculum tesserarium speculatorum et Veturium optionem eorundem perductos, postquam vario sermone callidos audacisque cognovit, pretio et promissis onerat, data pecunia ad pertemptandos plurium animos. suscepere duo manipulares imperium populi Romani transferendum et transtulerunt. Tac.hist.1,25,1.Jetzt aber übertrug er die geplante Freveltat seinem Freigelassenen Onomastus; der stellte ihm den Paroleträger bei den Leibwächtern Barbius Proculus und auch deren Adjutanten Veturius vor. Nachdem Otho diese durch allerlei Wendungen des Gesprächs als verschlagene und unternehmende Köpfe kennengelernt hatte, überhäufte er sie mit Geschenken und Versprechungen und gab ihnen Geld, um noch weitere auf ihre Gesinnung zu testen. So unternahmen zwei einfache Soldaten einen Machtwechsel beim römischen Volk und führten ihn durch.
in conscientiam facinoris pauci adsciti: suspensos ceterorum animos diversis artibus stimulant, primores militum per beneficia Nymphidii ut suspectos, vulgus et ceteros ira et desperatione dilati totiens donativi. erant, quos memoria Neronis ac desiderium prioris licentiae accenderet: in commune omnes metu mutandae militiae terrebantur. Tac.hist.1,25,2.Als Mitwisser des Attentats wurden nur wenige hinzugezogen, die übrigen rüttelt man durch allerlei Kunstgriffe aus ihrer Unentschlossenheit auf: die höheren Offiziere durch die Vorhaltung, sie seien durch die Beförderung unter Nymphidius verdächtig; die Masse der Gemeinen durch Erbitterung und Verzweiflung über das so lange vorenthaltene Geschenk. Manche entzündete auch die Erinnerung an Nero und die Sehnsucht nach der vorigen Ungebundenheit; alle insgesamt schreckte die Furcht vor einer Versetzung im Dienst.
Infecit ea tabes legionum quoque et auxiliorum motas iam mentis, postquam vulgatum erat labare Germanici exercitus fidem. adeoque parata apud malos seditio, etiam apud integros dissimulatio fuit, ut postero iduum die redeuntem a cena Othonem rapturi fuerint, ni incerta noctis et tota urbe sparsa militum castra nec facilem inter temulentos consensum timuissent, non rei publicae cura, quam foedare principis sui sanguine sobrii parabant, sed ne per tenebras, ut quisque Pannonici vel Germanici exercitus militibus oblatus esset, ignorantibus plerisque, pro Othone destinaretur. Tac.hist.1,26,1.Diese Seuche steckte auch die bereits unruhigen Soldaten der Legionen und Hilfsvölker an, seitdem bekannt geworden war, dass die Treue des germanischen Heeres wanke; und so bereit zur Empörung waren die Übelgesinnten, so bereit sie zu vertuschen selbst die Unbeteiligten, dass sie gleich am folgenden Tag (11. Januar) den Otho auf dem Heimweg von der Abendtafel mit sich genommen hätten, wenn sie nicht die Unsicherheit der Nacht, die in der ganzen Stadt verstreuten Militärposten, und das erschwerte Zusammenwirken unter Betrunkenen gefürchtet hätten; nicht aus Sorge um das Vaterland, das mit Blut ihres Fürsten zu beflecken sie nüchtern sich anschickten, sondern damit nicht im Dunkel irgendeiner, der den Soldaten des pannonischen und germanischen Heeres aufstieße, an Othos Statt, den viele nicht kannten, ausgerufen würde.
multa erumpentis seditionis indicia per conscios oppressa: quaedam apud Galbae auris praefectus Laco elusit, ignarus militarium animorum consiliique quamvis egregii, quod non ipse adferret, inimicus et adversus peritos pervicax. Tac.hist.1,26,2.Viele Anzeichen der ausbrechenden Empörung wurden durch Mitwisser unterdrückt. Einzelnes entkräftete vor Galbas Ohren der Präfekt Laco, unkundig der Stimmung der Soldaten, jedem noch so trefflichen Rat, der nicht von ihm herrührte, feind und eigensinnig gegen besser Unterrichtete.
Octavo decimo kalendas Februarias sacrificanti pro aede Apollinis Galbae haruspex Umbricius tristia exta et instantis insidias ac domesticum hostem praedicit, audiente Othone (nam proximus adstiterat) idque ut laetum e contrario et suis cogitationibus prosperum interpretante. nec multo post libertus Onomastus nuntiat expectari eum ab architecto et redemptoribus, quae significatio coeuntium iam militum et paratae coniurationis convenerat. Tac.hist.1,27,1.Am 15. Januar, als Galba vor dem Apollontempel opferte, kündigte der Priester Umbricius aus den Eingeweiden Unglück, nämlich einen drohenden Anschlag und einen Feind im Innern an. Als Otho, es hörte, denn er stand stand ganz in der Nähe, legte er es im Gegenteil als frohes, seinem Vorhaben günstiges Zeichen aus. Nicht lange darauf meldet der Freigelassene Onomastus, der Baumeister und die Bauunternehmer warteten auf ihn, – das verabredete Zeichen, dass die Soldaten sich jetzt sammelten und die Vorbereitung zur Verschwörung abgeschlossen sei.
Otho, causam digressus requirentibus, cum emi sibi praedia vetustate suspecta eoque prius exploranda finxisset, innixus liberto per Tiberianam domum in Velabrum, inde ad miliarium aureum sub aedem Saturni pergit. ibi tres et viginti speculatores consalutatum imperatorem ac paucitate salutantium trepidum et sellae festinanter impositum strictis mucronibus rapiunt; totidem ferme milites in itinere adgregantur, alii conscientia, plerique miraculo, pars clamore et gaudiis, pars silentio, animum ex eventu sumpturi. Tac.hist.1,27,2.Otho gab auf die Frage, warum er weggehe, vor, er wolle ein Landhaus kaufen, das ihm wegen seines Alters verdächtig vorkomme und das er zuvor besichtigen müsse; von seinem Freigelassenen gestützt ging er durch den tiberischen Palast auf das Velabrum, von da zur goldenen Meilensäule gegen den Saturnustempel hin. Dort wurde er von dreiundzwanzig Leibwächtern als Imperator begrüßt. Über ihre geringe Zahl war er zwar betroffenen, wurde aber eilig auf einen Sessel gesetzt und mit gezückten Schwertern fortgebracht. Fast ebensoviele Soldaten gesellten sich unterwegs dazu, einige, weil sie Bescheid wussten, sehr viele aus Verwunderung; ein Teil mit lautem Freudengeschrei, ein Teil stillschweigend, um sich erst nach dem Ausgang zu entscheiden.
Stationem in castris agebat Iulius Martialis tribunus. is magnitudine subiti sceleris, an corrupta latius castra et, si contra tenderet, exitium metuens, praebuit plerisque suspicionem conscientiae; anteposuere ceteri quoque tribuni centurionesque praesentia dubiis et honestis, isque habitus animorum fuit, ut pessimum facinus auderent pauci, plures vellent, omnes paterentur. Tac.hist.1,28,1.Im Lager hatte der Tribun Julius Martialis die Wache. Dieser war entweder durch die Größe der plötzlichen Gewalttat überrascht oder fürchtete, das Lager sei schon in weitem Umfang angesteckt, und Widerstand würde seinen Tod bedeuten. So erregte er bei vielen den Verdacht der Beteiligung. Auch die übrigen Tribunen und Centurionen zogen die vollendete Tatsache der Ungewissheit und der Ehre vor. In der Tat war die allgemeine Stimmung so, dass nur wenige den schlimmsten Frevel wagten, viele ihn wünschten, alle ihn zuließen.
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16.06.2015 Praeterita septimana exeunte Tempora Neoeboracensia Unitas Civitates Americae consilia gravium armorum in orientalibus Natonis civitatibus deponendorum, ist est in tribus civitatibus Balticis (Estonia, Lettonia, Lithuania), in Polonia, in Rumania, in Bulgaria agitare referebant. Quae arma, quibus Russi, ne has terras aggrediantur, deterreantur, quinque milibus militum sufficienter instructa fore. Georgius Jakubov, locutor quidam Russici ministerii a defensione, Russos eiusmodi incrementum Americanae praesentiae militaris non neglecturos esse, sed etiam ipsos pro sua parte paesidium finium occidentalium firmaturos esse minatus est. lc201506Ende letzter Woche meldete die New York Times dass die USA den Plan verfolgen, schwere Waffen in den östlichen Natoländern zu lagern,; d.h. in den drei baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen), in Polen, Rumänien und Bulgarien. Diese Waffen, durch die die Russen davon abgehalten werden sollen, diese Staaten anzugreifen, wären ausreichend für 5000 Soldaten verfügbar. Juri Jakubow, ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums drohte, die Russen würden eine derartige Verstärkung der amerikanischen Militärpräsenz nicht unbeantwortet lassen, sondern auch ihrerseits den Schutz ihrer Westgrenzen verstärken.
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