top

   
Beleg gesucht für: hast
Belege des Suchbegriffs aus ausgewählten Texten (vollständig: Caes.Gall., Cic.Arch., Cic.S.Rosc., Cic.Lael.)
Konnte hier keine weiteren Belege finden
ubi prima impedimenta nostri exercitus ab iis, qui in silvis abditi latebant, visa sunt, quod tempus inter eos committendi proelii convenerat, ita, ut intra silvas aciem ordinesque constituerant atque ipsi sese confirmaverant, subito omnibus copiis provolaverunt impetumque in nostros equites fecerunt. Caes.Gall.2,19,6Kaum hatten die Feinde aus ihren Waldverstecken die vorderste Abteilung des römischen Trosses erblickt, stürzten sie (diesen Augenblick hatten sie für den Angriff festgesetzt) plötzlich und mit der größten Hast in Masse hervor und griffen Cäsars Reiterei an; denn schon im Hinterhalt hatten sie sich in Schlachtordnung aufgestellt, voll des Mutes, den sie sich wechselseitig eingeflößt hatten.
hi propter propinquitatem et celeritatem hostium nihil iam Caesaris imperium exspectabant, sed per se, quae videbantur, administrabant. Caes.Gall.2,20,4Diese warteten nun wegen der Nähe und Hast der Feinde nicht erst auf Cäsars Befehl, sondern taten für sich selbst, was ihnen zweckmäßig schien.
sed, per deos inmortalis, quam ob rem in sententiam non addidisti, uti prius verberibus in eos animadvorteretur? Sall.Cat.51,21Nun, bei den unsterblichen Göttern, warum hast du in deinen Antrag nicht aufgenommen, sie sollten vorher die Geißelung erleiden?
Patere tua consilia non sentis, constrictam iam horum omnium scientia teneri coniurationem tuam non vides? Quid proxima, quid superiore nocte egeris, ubi fueris, quos convocaveris, quid consili ceperis, quem nostrum ignorare arbitraris? Cic.Catil.1,1Merkst du nicht, dass deine Pläne entdeckt sind? Siehst du nicht, wie deine Verschwörung durch die Mitwisserschaft aller, die hier sind, bereits umgarnt und gehemmt ist? Wem von uns, meinst du, sei es unbekannt, was du in der letzten, der vorletzten Nacht getrieben, wo du gewesen, welche Leute du um dich versammelt, welche Pläne du gefasst hast?
Quid? cum te Praeneste Kalendis ipsis Novembribus occupaturum nocturno impetu esse confideres, sensistin illam coloniam meo iussu meis praesidiis, custodiis, vigiliis esse munitam? Cic.Catil.1,8Weiter: als du gewiss glaubtest, gerade am 1. November durch einen nächtlichen Angriff Praeneste überrumpeln zu können, hast du es gemerkt, dass jene Kolonie auf meinen Befehl durch Verteidigungsmaßnahmen, Besatzung und Wachen gedeckt war?
Fuisti igitur apud Laecam illa nocte, Catilina, distribuisti partis Italiae, statuisti, quo quemque proficisci placeret, delegisti, quos Romae relinqueres, quos tecum educeres, discripsisti urbis partis ad incendia, confirmasti te ipsum iam esse exiturum, dixisti paulum tibi esse etiam nunc morae, quod ego viverem. Cic.Catil.1,9Du warst also in dieser Nacht bei Laeca, Catilina, du hast di Rollen in Italien verteilt, du hast beschlossen, wohin jeder zeihen solle; du hast diejenigen ausgewählt, die du in Rom zurücklassen und die du mit dir nehmen wolltest; du hast die Quartiere der Stadt zur Brandstiftung verteilt; du hast die Versicherung gegeben, dass du bald abreisen werdest; du hast gesagt, nur der Umstand, dass ich noch lebe, halte dich noch eine Weile zurück.
Quae nota domesticae turpitudinis non inusta vitae tuae est? quod privatarum rerum dedecus non haeret in fama? quae libido ab oculis, quod facinus a manibus umquam tuis, quod flagitium a toto corpore afuit? cui tu adulescentulo, quem corruptelarum inlecebris inretisses non aut ad audaciam ferrum aut ad libidinem facem praetulisti? Cic.Catil.1,13Wo gibt es ein Brandmal häuslicher Schande, das deinem Leben nicht aufgedrückt wäre? Wo eine Schmach in Privatverhältnissen, die deinem Rufe nicht anhinge? Welche Frechheit ist deinen Augen, welcher Greuel deinen Händen, welche Entbehrung ist deinem ganzen Körper je fremd geblieben? Welchem jungen Menschen, den du mit den Netzen der Verführung umstricktest, hast du nicht entweder zu verwegenen Untaten den Mordstahl oder zu Ausschweifungen die Fackel vorangetragen?
Quid vero? nuper cum morte superioris uxoris novis nuptiis locum vacuefecisses, nonne etiam alio incredibili scelere hoc scelus cumulavisti? quod ego praetermitto et facile patior sileri, ne in hac civitate tanti facinoris immanitas aut exstitisse aut non vindicata esse videatur. Cic.Catil.1,14Ja, hast du nicht vor kurzem nachdem du durch den Tod deiner ersten Gattin für eine neue Heirat in deinem Hause Raum gemacht, diesem Frevel noch durch einen anderen unglaublichen Frevel die Krone aufgesetzt? Doch ich gehe darüber hinweg und will es gern dem Stillschweigen übergeben, damit man nicht glauben müsse, es sei in diesem Staat ein so unmenschliches Verbrechen vorgekommen oder nicht bestraft worden.
Ac iam illa omitto - neque enim sunt aut obscura aut non multa commissa postea - quotiens tu me designatum, quotiens vero consulem interficere conatus es! quot ego tuas petitiones ita coniectas, ut vitari posse non viderentur, parva quadam declinatione et, ut aiunt, corpore effugi! Nihil agis, nihil adsequeris, neque tamen conari ac velle desistis. Cic.Catil.1,15Und davon will ich jetzt nicht weiter reden, denn es ist nicht allein gar nicht unbekannt, sondern es fehlt auch nicht an vielen späteren Vergehen. Wie oft hast du mich, seit ich designiert war, wie oft, seit ich Konsul bin, zu ermorden versucht? Wie viele deiner Angriffe, bei denen du so gegen mich ausholtest, dass ich mich gegen sie nicht decken zu können schien, bin ich durch eine ganz kleine Wendung und, wie man zu sagen pflegt, mit dem Leibe ausgewichen! Wo nimmst du noch den Mut her, dies zu ertragen? Du richtest nichts aus, du erreichst nichts und dennoch lässt du nicht davon ab, es zu versuchen und zu wünschen.
Quotiens iam tibi extorta est ista sica de manibus, quotiens excidit casu aliquo et elapsa est! Quae quidem quibus abs te initiata sacris ac devota sit, nescio, quod eam necesse putas esse in consulis corpore defigere. Cic.Catil.1,16Wie oft ist dir nicht jener Dolch aus den Händen gewunden worden! Wie oft ist er dir aber auch durch einen Zufall entfallen und entschlüpft! Und doch kannst du dich fernerhin nicht von ihm trennen: ich weiß nicht, unter welchen Zeremonien du denselben eingeweiht und dem Fluche gewidmet hast, dass du ihn dem Konsul ind den Leib stoßen zu müssen meinst.
Quae tecum, Catilina, sic agit et quodam modo tacita loquitur: 'Nullum iam aliquot annis facinus exstitit nisi per te, nullum flagitium sine te; tibi uni multorum civium neces, tibi vexatio direptioque sociorum impunita fuit ac libera; tu non solum ad neglegendas leges et quaestiones verum etiam ad evertendas perfringendasque valuisti. Cic.Catil.1,18Dieses Vaterland, Catilina, verhandelt so mit dir und spricht gleichsam schweigend zu dir: „Seit einer beträchtlichen Zahl von Jahren schon ist kein frevelhaftes Unternehmen von einem andern als von dir ausgegangen, keine Schandtat geschehen ohne dich; dir allein ist die Ermordung vieler Bürger und die Quälerei und Beraubung der Bundesgenossen frei und ungestraft hingegangen. Du hast nicht allein zur Herabwürdigung der Gesetze und gerichtlichen Untersuchungen mitgewirkt, sondern auch dazu, sie zu untergraben und ihre Schranken zu durchbrechen.
Haec si tecum, ut dixi, patria loquatur, nonne impetrare debeat, etiam si vim adhibere non possit? Quid, quod tu te in custodiam dedisti, quod vitandae suspicionis causa ad M'. Lepidum te habitare velle dixisti? Cic.Catil.1,19Wenn das Vaterland so zu dir spricht, sollte es nicht Gewährung erwarten dürfen, wenn es auch keine Gewalt zu gebrauchen vermöchte? Ja, hast du dich nicht selbst unter Gewahrsam gestellt? Hast du nicht sogar erklärt, du wolltest, um den Verdacht zu beseitigen, bei Manius Lepidus wohnen?
Quae cum ita sint, Catilina, dubitas, si emori aequo animo non potes, abire in aliquas terras et vitam istam multis suppliciis iustis debitisque ereptam fugae solitudinique mandare? Cic.Catil.1,20Und wie kannst du dich unter diesen umständen noch bedenken, Catilina, wenn du nicht Gleichmut genug hast zu sterben, in irgend ein Land auszuwandern und dieses dein Leben vor vielen gerechten und wohlverschuldeten Strafen zu retten und der Flucht und Einsamkeit anzuvertrauen?
Quorum ego vix abs te iam diu manus ac tela contineo, eosdem facile adducam, ut te haec, quae vastare iam pridem studes, relinquentem usque ad portas prosequantur. Cic.Catil.1,21Schon lange kann ich ihre Hände und Waffen kaum von dir zurückhalten und werde sie leicht dahinbringen, dass, wenn du diesen Ort, den du zu verwüsten schon geraume Zeit im Sinne hast, verlässt, sie dich zu den Toren begleiten.
Quamquam quid ego te invitem, a quo iam sciam esse praemissos, qui tibi ad forum Aurelium praestolarentur armati, cui sciam pactam et constitutam cum Manlio diem, a quo etiam aquilam illam argenteam, quam tibi ac tuis omnibus confido perniciosam ac funestam futuram, cui domi tuae sacrarium sceleratum constitutum fuit, sciam esse praemissam? Cic.Catil.1,24Doch wozu soll ich noch einladen, da ich weiß, dass du schon Leute vorausgeschickt hast, die bei Forum Aurelium bewaffnet auf dich warten sollen; da ich weiß, dass du mit Manlius wegen des Tages deiner Ankunft im voraus schon übereingekommen bist; da ich weiß, dass du auch jenen silbernen Adler, der, wie ich zuverlässig hoffe, dir und all den Deinigen Verderben und Trauer bringen wird, dem in deinem Hause eine Kapelle zur Weihe deiner Verbrechen angewiesen war, vorausgeschickt hast?
Numquam tu non modo otium sed ne bellum quidem nisi nefarium concupisti. Cic.Catil.1,25Niemals hast du, ich will nicht sagen, nach Ruhe, sondern auch nicht einmal nach einem anderen als einem ruchlosen Krieg getrachtet.
Nactus es ex perditis atque ab omni non modo fortuna verum etiam spe derelictis conflatam improborum manum. Cic.Catil.1,25Du hast eine aus liederlichen und nicht allein von allem Glück, sondern auch von aller Hoffnung verlassenen Menschen zusammengerottete Bande von Bösewichtern gefunden.
Habes, ubi ostentes tuam illam praeclaram patientiam famis, frigoris, inopiae rerum omnium, quibus te brevi tempore confectum esse senties. Cic.Catil.1,26Da hast du nun Gelegenheit, deine hochgerühmte Kraft im Ertragen des Hungers, der Kälte, des Mangels an allen Bedürfnissen zu zeigen: und bald wirst du dich durch dieses Übel entkräftet fühlen.
Etenim si mecum patria, quae mihi vita mea multo est carior, si cuncta Italia, si omnis res publica loquatur: 'M. Tulli, quid agis? Tune eum, quem esse hostem comperisti, quem ducem belli futurum vides, quem exspectari imperatorem in castris hostium sentis, auctorem sceleris, principem coniurationis, evocatorem servorum et civium perditorum, exire patiere, ut abs te non emissus ex urbe, sed immissus in urbem esse videatur? Cic.Catil.1,27Denn wenn das Vaterland, das mir viel teurer als das Leben ist, wenn ganz Italien, wenn die ganze Republik so zu mir redete: "Was machst du, Marcus Tullius? Willst du einen Menschen, von dessen feindlicher Gesinnung du Beweise hast, in dem du einen künftigen Kriegsführer erblickst, von dem du weißt, dass er als Befehlshaber im Lager der Feinde erwartet wird, - willst du den Anstifter der Frevel, das Haupt der Verschwörung, den Aufwiegler der Sklaven und schlechter Bürger ziehen lassen, so dass man glauben kann, er sei von dir nicht aus der Stadt gewiesen, sondern gegen die Stadt losgelassen?
atque is tamen, cum in Sigeo ad Achillis tumulum astitisset: 'o fortunate,' inquit, 'adulescens, qui tuae virtutis Homerum praeconem inveneris!' Cic.Arch.24.bUnd doch sprach er, als er auf dem Sigeischen Vorgebirge an Achilles' Grabmal stand: O glücklicher Jüngling, der du in Homer den Herold deiner Heldentaten gefunden hast!
Vis enim, ut mihi saepe dixisti, quoniam, quae pueris aut adulescentulis nobis ex commentariolis nostris incohata ac rudia exciderunt, vix sunt hac aetate digna et hoc usu, quem ex causis, quas diximus, tot tantisque consecuti sumus, aliquid eisdem de rebus politius a nobis perfectiusque proferri; solesque non numquam hac de re a me in disputationibus nostris dissentire, quod ego eruditissimorum hominum artibus eloquentiam contineri statuam, tu autem illam ab elegantia doctrinae segregandam putes et in quodam ingeni atque exercitationis genere ponendam. Cic.de_orat.1,5.Du hast ja oft den Wunsch gegen mich ausgesprochen, weil die Schrift, die mir in meinem Knaben- oder Jünglingsalter aus meinen Heften unvollendet und nur in rohen Umrissen entschlüpfte, kaum meines jetzigen Alters und der Erfahrung, die ich aus der Führung so vieler und so wichtiger Verhandlungen gewonnen habe, würdig ist, ich möchte über dieselben Gegenstände etwas Gefeilteres und Vollendeteres veröffentlichen. Auch pflegst du zuweilen in unseren Unterhaltungen darin von mir abzuweichen, dass, während nach meinem Urteil die Beredsamkeit auf den wissenschaftlichen Kenntnissen der einsichtsvollsten Männer beruht, du hingegen der Ansicht bist, sie müsse von der gründlichen Gelehrsamkeit getrennt und als das Erzeugnis einer gewissen natürlichen Geistesanlage und Übung angesehen werden.
Equidem et Ser. Galbam memoria teneo divinum hominem in dicendo et M. Aemilium Porcinam et C. ipsum Carbonem, quem tu adulescentulus perculisti, ignarum legum, haesitantem in maiorum institutis, rudem in iure civili; et haec aetas vestra praeter te, Crasse qui tuo magis studio quam proprio munere aliquo disertorum ius a nobis civile didicisti, quod interdum pudeat, iuris ignara est. Cic.de_orat.1,40.Es ist mir noch erinnerlich, wie Servius Galba, ein unvergleichlicher Redner, und Marcus Aemilius Porcina und selbst Gaius Carbo, den du in den ersten Jahren deiner Jugend niederschmettertest, unkundig der Gesetze, unsicher in den Einrichtungen der Vorfahren und unwissend im bürgerlichen Recht waren. Und unser Zeitalter ist, wenn ich dich ausnehme, Crassus, der du mehr aus eigener Neigung, als weil es der eigentliche Beruf des Redners erforderte, das bürgerliche Recht von mir gelernt hast, des Rechtes so unkundig, dass man sich zuweilen schämen muss.
Quod vero in extrema oratione quasi tuo iure sumpsisti, oratorem in omnis sermonis disputatione copiosissime versari posse, id, nisi hic in tuo regno essemus, non tulissem multisque praeessem, qui aut interdicto tecum contenderent aut te ex iure manum consertum vocarent, quod in alienas possessiones tam temere inruisses. Cic.de_orat.1,41.Was aber den Punkt am Schluss deiner Rede betrifft, wo du dir gleichsam mit deinem Recht herausgenommen hast zu behaupten, der Redner könne sich in jeder Art von Vorträgen und wissenschaftlichen Erörterungen mit der größten Fülle bewegen, so würde ich dies, wenn ich mich hier nicht auf deinem Gebiet befände, nicht ertragen und vielen geraten haben, sie möchten gegen dich gerichtlichen Einspruch einlegen oder dich auffordern, die Sache auf dem Weg des Rechtes auszumachen, weil du so ohne weiteres in fremde Besitzungen eingedrungen seiest.
Tum ridens Scaevola 'non luctabor tecum,' inquit 'Crasse, amplius; id enim ipsum, quod contra me locutus es, artificio quodam es consecutus, ut et mihi, quae ego vellem non esse oratoris, concederes et ea ipsa nescio quo modo rursus detorqueres atque oratori propria traderes. Cic.de_orat.1,74.Hierauf erwiderte Scaevola lachend: "Ich will nicht weiter mit dir streiten, Crassus. Deine Gegenrede selbst hast du ja mit einem gewissen Kunstgriff zustande gebracht, indem du einerseits mir in dem, was ich dem Redner abgesprochen wissen wollte, beipflichtetest, andererseits eben dieses, Gott weiß wie, wieder umdrehtest und dem Redner als Eigentum zuerteiltest.
Quas ego si quis sit unus complexus omnis, idemque si ad eas facultatem istam ornatissimae orationis adiunxerit, non possum dicere eum non egregium quendam hominem atque admirandum fore; sed is, si quis esset aut si etiam umquam fuisset aut vero si esse posset, tu esses unus profecto, qui et meo iudicio et omnium vix ullam ceteris oratoribus - pace horum dixerim - laudem reliquisti. Cic.de_orat.1,76.Sollte nun ja ein einziger Mensch sie alle umfasst und zugleich hiermit jene Geschicklichkeit einer wohl geschmückten Rede verbunden haben, so muss ich ihn für einen hervorragenden und bewunderungswürdigen Mann erklären; aber ein solcher würde, wenn es einen gäbe oder auch je gegeben hätte oder auch nur geben könnte, fürwahr kein anderer sein als du. Du hast ja nach meinem und aller Urteil allen anderen Rednern – unsere jungen Freunde mögen mir dieses Geständnis nicht übel nehmen – kaum irgendeinen Ruhm übriggelassen.
Verum si tibi ipsi nihil deest, quod in forensibus rebus civilibusque versatur, quin scias, neque eam tamen scientiam, quam adiungis oratori, complexus es, videamus ne plus ei tribuamus quam res et veritas ipsa concedat.' Cic.de_orat.1,77.Doch wenn es dir an keiner Kenntnis der gerichtlichen und bürgerlichen Angelegenheiten gebricht und du doch die Wissenschaft nicht umfasst hast, die du dem Redner beigesellst, so las uns sehen, ob du ihm nicht mehr zuteilst, als es die Sache und Wirklichkeit zulässt."
sed primum id difficile est factu, praesertim in hac nostra vita nostrisque occupationibus; deinde illud etiam verendum est ne abstrahamur ab hac exercitatione et consuetudine dicendi populari et forensi. Aliud enim mihi quoddam orationis genus esse videtur eorum hominum, de quibus paulo ante dixisti, quamvis illi ornate et graviter aut de natura rerum aut de humanis rebus loquantur: nitidum quoddam genus est verborum et laetum, et palaestrae magis et olei, quam huius civilis turbae ac fori. Cic.de_orat.1,81.Aber erstens ist dieses schwer auszuführen, zumal bei unserer Lebensweise und unseren Beschäftigungen; und dann muss man besorgen, dass wir dadurch von unserer Redeübung und Redeweise, wie sie sich für das Volk und die Gerichte eignet, abgezogen werden. Denn einen anderen Vortrag scheinen mir die Männer zu haben, deren du kurz zuvor gedacht hast, so geschmackvoll und so gewichtig sie auch über das Wesen der Dinge und über menschliche Angelegenheiten reden mögen. Ihre Redeweise ist glänzend und blühend, aber sie passt mehr für die Schule und Schulübungen als für unseren gemischten Bürgerschwarm und die Gerichte.
Ego enim, qui ab ineunte aetate incensus essem studio utriusque vestrum, Crassi vero etiam amore, cum ab eo nusquam discederem, verbum ex eo numquam elicere potui de vi ac ratione dicendi, cum et per me ipsum egissem et per Drusum saepe temptassem; quo in genere tu, Antoni, - vere loquar - numquam mihi percontanti aut quaerenti aliquid defuisti et persaepe me, quae soleres in dicendo observare, docuisti. Cic.de_orat.1,97.Denn ich, der ich von Jugend an euch beiden von ganzem Herzen zugetan war, ja zu Crassus die innigste Liebe hegte, konnte, obwohl ich nirgends von seiner Seite wich, ihm doch nie ein Wort über den kunstmäßigen Lehrgang der Beredsamkeit entlocken, sooft ich auch teils selbst ihm meinen Wunsch mitgeteilt, teils ihn durch den Drusus angegangen hatte. In dieser Hinsicht hast du, Antonius, ich will die Wahrheit sagen, nie meine Erkundigungen oder Fragen unbefriedigt gelassen, und sehr oft belehrtest du mich über die Beobachtungen, die du beim Reden zu machen pflegtest.
Sed, si placet, sermonem alio transferamus et nostro more aliquando, non rhetorico, loquamur.' 'Minime vero,' inquit Cotta; 'nunc enim te iam exoremus necesse est, quoniam retines nos in hoc studio nec ad aliam dimittis artem, ut nobis explices, quicquid est istud, quod tu in dicendo potes; - neque enim sumus nimis avidi; ista tua mediocri eloquentia contenti sumus - idque ex te quaerimus, (ut ne plus nos adsequamur, quam quantulum tu in dicendo adsecutus es), quoniam, quae a natura expetenda sunt, ea dicis non nimis deesse nobis, quid praeterea esse adsumendum putes?' Cic.de_orat.1,133.Aber, wenn’s beliebt, lasst uns das Gespräch auf einen andern Gegenstand lenken und uns einmal wieder nach unserer Weise unterhalten und nicht mehr die Sprache der Redekünstler führen!" "Mitnichten", fiel Cotta ein. "Denn jetzt gerade, weil du uns nun bei dieser Wissenschaft festhalten willst und uns nicht ein anderes Fach ergreifen heißt, müssen wir dich recht dringend bitten, dass du uns belehrst. Wie viel oder wie wenig du als Redner zu leisten verstehst, soll uns nicht kümmern; denn gar zu gierig sind wir nicht, wir begnügen uns gern mit deiner mittelmäßigen Beredsamkeit und wünschen weiter nichts von dir uns anzueignen als die Kleinigkeit, die du dir im Reden angeeignet hast. Weil du nun sagst, dass uns die Gaben, die von der Natur zu erstreben sind, nicht gänzlich fehlen, so ersuchen wir dich, uns auseinanderzusetzen, was wir uns sonst noch nach deiner Meinung aneignen müssen."
Tum Crassus 'atqui arbitror, Sulpici, cum audieris, non tam te haec admiraturum, quae dixero, quam existimaturum tum, cum ea audire cupiebas, causam cur cuperes non fuisse; nihil enim dicam reconditum, nihil exspectatione vestra dignum, nihil aut inauditum vobis aut cuiquam novum. Nam principio, id quod est homine ingenuo liberaliterque educato dignum, non negabo me ista omnium communia et contrita praecepta didicisse: Cic.de_orat.1,137.Hierauf sagte Crassus: "Nun, ich glaube aber, Sulpicius, du wirst, wenn du gehört hast, was ich sagen werde, es nicht so sehr bewundern als vielmehr der Ansicht sein, du habest damals, als du es zu hören wünschtest, keinen Grund gehabt, danach zu verlangen. Denn ich werde nichts Tiefes sagen, nichts eurer Erwartung Würdiges, nichts, was ihr noch nicht gehört hättet oder irgendeinem neu wäre. Fürs erste nämlich will ich nicht leugnen, dass ich, wie es einem Menschen von edler Geburt und Erziehung zukommt, jene allgemeinen und altbekannten Regeln erlernt habe:
'Hanc ipsam' inquit Sulpicius 'nosse volumus; ac tamen ista, quae abs te breviter de arte decursa sunt, audire cupimus, quamquam sunt nobis quoque non inaudita; verum illa mox; nunc de ipsa exercitatione quid sentias quaerimus.' Cic.de_orat.1,148."Gerade diese Vorübungen", fiel Sulpicius ein, "möchten wir gern kennenlernen; doch auch jene Kunstregeln, die du nur kurz durchlaufen hast, wünschen wir zu hören, obwohl sie uns nicht ganz neu sind. Doch hiervon bald nachher; für jetzt ersuchen wir dich um deine Ansicht über diese Vorübung."
'Nobis vero' inquit Sulpicius 'ista sunt pergrata perque iucunda; sed pauca etiam requirimus in primisque ea, quae valde breviter a te, Crasse, de ipsa arte percursa sunt, cum illa te et non contemnere et didicisse confiterere: ea si paulo latius dixeris, expleris omnem exspectationem diuturni desideri nostri; nam nunc, quibus studendum rebus esset accepimus, quod ipsum est tamen magnum; sed vias earum rerum rationemque cupimus cognoscere.' Cic.de_orat.1,205."Allerdings", erwiderte Sulpicius, "sind uns seine Belehrungen höchst dankenswert und höchst erfreulich; aber einiges wenige vermissen wir noch und insbesondere das, was du, lieber Crassus, über die Kunst selbst nur kurz durchlaufen hast, da du doch zugestandest, dass du es nicht gering schätztest und es auch erlernt habest. Wolltest du dieses etwas weitläufiger erörtern, so würdest du die Erwartung unserer lang gehegten Sehnsucht ganz und gar erfüllen. Denn jetzt haben wir gelernt, worauf wir unseren Fleiß wenden müssen, und das ist allerdings auch schon etwas Großes; aber wir wünschen auch den Lehrgang und die Regeln dieser Sachen kennen zu lernen."
Scaevola: Quaerunt quidem, C. Laeli, multi, ut est a Fannio dictum, sed ego id respondeo, quod animum adverti, te dolorem, quem acceperis, cum summi viri tum amicissimi morte, ferre moderate nec potuisse non commoveri nec fuisse id humanitatis tuae; Cic.Lael.8.aScaevola: Freilich viele, mein Gaius Laelius, stellen diese Frage, wie von Fannius bemerkt wurde; aber ich gebe Ihnen zur Antwort, was mir meine eigene Beobachtung darbietet: den Schmerz, den du durch den Tod des großen Mannes und eines vielgeliebten Freundes erlitten hast, ertragest du mit gemäßigter Geistesruhe, wiewohl du durchaus nicht hättest ungerührt bleiben können, ohne dein menschliches Gefühl zu verleugnen.
quod autem Nonis in collegio nostro non adfuisses, valetudinem respondeo causam, non maestitiam fuisse. Cic.Lael.8.bDer Grund aber, warum du an den letzten Monaten unserer Versammlung nicht bei gewohnt hast, liege nicht in deiner Betrübnis, sondern in einer Unpässlichkeit.
Fannius: Istuc quidem, Laeli, ita necesse est. Sed quoniam amicitiae mentionem fecisti et sumus otiosi, pergratum mihi feceris, spero item Scaevolae, si quem ad modum soles de ceteris rebus, cum ex te quaeruntur, sic de amicitia disputaris, quid sentias, qualem existimes, quae praecepta des. Cic.Lael.16.aFannius: Freilich, mein Laelius, das muss geschehen. Allein, da du die Rede auf die Freundschaft gebracht hast, und wir jetzt Muße haben, so würdest du mir und hoffentlich auch Scaevola einen großen Gefallen erweisen, wenn du, wie über die übrigen Themen, zu denen man dich befragt, so über die Freundschaft uns deine Ansicht entwickeltest, ihren Begriff aufstelltest, und uns Vorschriften über sie geben wolltest.
Mi frater, mi frater, mi frater, tune id veritus es, ne ego iracundia aliqua adductus pueros ad te sine litteris miserim? aut etiam ne te videre noluerim? Ego tibi irascerer? tibi ego possem irasci? Scilicet, tu enim me afflixisti; tui me inimici, tua me invidia, ac non ego te misere perdidi. Cic.ad Q.fr.1,3,1,1O Bruder, Bruder, Bruder! Du hast also wirklich gefürchtet, ich hätte aus Erbitterung gegen dich Sklaven ohne einen Brief an dich geschickt? Oder gar dich nicht sehen wollen? Ich dir zürnen? Dir sollte ich zürnen können? Als ob du mich angegriffen, als ob mich deine Feinde, mich deine Neider, und nicht ich selbst dich ins Unglück gestürzt hätte!
Sed testor omnes deos me hac una voce a morte esse revocatum, quod omnes in mea vita partem aliquam tuae vitae repositam esse dicebant: qua in re peccavi scelerateque feci; nam, si occidissem, mors ipsa meam pietatem amoremque in te facile defenderet: nunc commisi, ut me vivo careres, vivo me aliis indigeres, mea vox in domesticis periculis potissimum occideret, quae saepe alienissimis praesidio fuisset. Cic.ad Q.fr.1,3,2,1Aber – alle Götter rufe ich zu Zeugen an – nur dies eine Wort hat mich abgehalten, den Tod zu suchen, dass alle sagten, auf meinem Leben beruhe ein Teil des deinigen. Aber das ist gerade mein Vergehen, das mein Verbrechen: Wäre ich gestorben, leicht würde gerade mein Tod mich verteidigen und meine Brudertreue und meine Liebe zu dir bezeugen. Jetzt bin ich schuld geworden, dass Du, obwohl ich lebe, mich doch nicht hast, dass du, obgleich ich lebe, dennoch fremden Schutzes bedarfst, dass meine Stimme gerade in Gefahren, die die Meinigen bedrohen, verstummen musste, die so oft wildfremden Menschen Schutz gewährt hatte.
Sed tamen, quoquo modo potui, scripsi et dedi litteras ad te Philogono, liberto tuo, quas credo tibi postea redditas esse, in quibus idem te hortor et rogo, quod pueri tibi verbis meis nuntiarunt, ut Romam protinus pergas et properes. Cic.ad Q.fr.1,3,4,1Gleichwohl habe ich, so wie ich es eben vermochte, an dich geschrieben, und den Brief deinem Freigelassenen, Philogonus, gegeben; ihn hast du, hoffe ich, inzwischen erhalten. Er enthält ganz dieselben eindringlichen Bitten, die ich dir mündlich durch meine Sklaven ausrichten ließ, nämlich du mögest unverzüglich und geraden Weges nach Rom eilen.
Scripsi ad te antea superiora; nunc cognosce, postea quae sint acta. Cic.ad Q.fr.2,3,1,1Mein letzter Brief meldete dir, was früher vorgefallen war; hier hast du die späteren Ereignisse.
Quae tibi eo scribo, quod me de retinenda Sestii gratia litteris saepe monuisti. Cic.ad Q.fr.2,3,6,3Dir schreibe ich das, weil du mich öfter in Briefen angegangen hast, ich solle mit Sestius auf freundschaftlichem Fuß bleiben.
te quoque magno opere, M. Fanni, quaeso, ut, qualem te iam antea populoRomano praebuisti, cum huic eidem quaestioni iudex praeesses, talem te et nobis et rei publicae hoc tempore impertias. Cic.S.Rosc.11.aAuch an dich, Markus Fannius, richte ich die dringende Bitte, dass du dich, so wie du dich schon früher dem römischen Volk als vorsitzender Richter bei eben dieser Untersuchung erwiesen hast, ebenso auch jetzt uns und dem römischen Volk widmest.
quorum tu nihil in Sex. Roscium ne obiciendi quidem causa contulisti. Cic.S.Rosc.38.cUnd doch hast du nichts von all dem, nicht einmal vorwurfshalber, auf den Sextus Roscius bringen können.
iam profecto te intelleges inopia criminum summam laudem Sex. Roscio vitio et culpae dedisse. Cic.S.Rosc.48.bDann wirst du gewiss bald einsehen, dass du aus Mangel an Anklagepunkten dem Sextus Roscius sein größtes Verdienst als Fehler und Schuld angerechnet hast.
nemo nostrum est, Eruci, quin sciat tibi inimicitias cum Sex. Roscio nullas esse; vident omnes, qua de causa huic inimicus venias; sciunt huiusce pecunia te adductum esse; Cic.S.Rosc.55.aJeder unter uns, Erucius, weiß, dass du mit Sextus Roscius nicht in Feindschaft lebst. Jedermann sieht, warum Du als sein Gegner auftrittst. Man weiß, dass du dich durch sein Geld dazu hast verleiten lassen.
quid mihi ad defendendum dedisti, bone accusator? quid hisce autem ad suspicandum? 'ne exheredaretur, veritus est.' Cic.S.Rosc.58.aWelchen Stoff zur Verteidigung hast du mir gegeben, du guter Ankläger? Und welche Verdachtsgründe für diese? "Er hat befürchtet, enterbt zu werden."
quae quoniam te fefellerunt, Eruci, quoniamque vides versa esse omnia, causam pro Sex. Roscio, si non commode, at libere dici, quem dedi putabas, defendi intellegis, quos tradituros sperabas, vides iudicare, restitue nobis aliquando veterem tuam illam calliditatem atque prudentiam, confitere huc ea spe venisse, quod putares hic latrocinium, non iudicium futurum. Cic.S.Rosc.61.aWeil Du dies nicht geahnt hast, Erucius, weil du siehst, dass alles ganz anders geht, dass Roscius vielleicht nicht geschickt, doch freimütig verteidigt wird, weil du nun wahrnimmst, dass der, von dem du wähntest, man werde ihn dir preisgeben, nun doch Schutz findet, weil du siehst, dass diejenigen, die, wie du hofftest, dir ihn ausliefern sollten, als Richter handeln, nun so lass uns wieder einmal deine alte Geschicklichkeit und Schlauheit sehen! Gestehe, dass du hierher in der Hoffnung kamst, hier ein Räubernest und kein Gericht zu finden.
et simul tibi in mentem veniat, facito, quem ad modum vitam huiusce depinxeris; hunc hominem ferum atque agrestem fuisse, numquam cum homine quoquam conlocutum esse, numquam in oppido constitisse. Cic.S.Rosc.74.cZugleich habe die Güte, dich zu erinnern, wie Du die Lebensweise des Mannes geschildert hast. Er sei ein ungebildeter Mann von bäurischen Sitten gewesen, habe nie mit jemandem gesprochen, sich nie in der Stadt verweilt.
avaritiam praefers, qui societatem coieris de municipis cognatique fortunis cum alienissimo. Cic.S.Rosc.87.aDie Habsucht beweist du, indem du dich mit einem ganz Fremden in einen Verein zur Aufteilung des Vermögens eines Mitbürgers und Verwandten eingelassen hast.
inimicitias tibi fuisse cum Sex. Roscio et magnas rei familiaris controversias concedas, necesse est. Cic.S.Rosc.87.cDass du mit Sextus Roscius in Feindschaft und großem Vermögensstreit gestanden hast, musst du notwendig zugeben.
si eos putas, qui alienum appetebant, tu es in eo numero, qui nostra pecunia dives es; sin eos, quos, qui leviore nomine appellant, percussores vocant, quaere in cuius fide sint et clientela; Cic.S.Rosc.93.cMeinst du jene, die nach fremdem Gut trachteten, so gehörst du zu denselben, da du dich durch unser Vermögen bereichert hast. Meinst du aber diejenigen, die, wer sie mit einem milderen Namen bezeichnen will, Schläger nennt, so frage nach, unter wessen Schutz und Anwaltschaft sie stehen.
videamus nunc strictim, sicut cetera, quae post mortem Sex. Rosci abs te, T. Rosci, facta sunt; Cic.S.Rosc.95.aWir wollen nun knapp, wie bisher, sehen, was nach dem Tod des Sextus Roscius du, Titus Roscius, getan hast.
occisus est a cena rediens; nondum lucebat, cum Ameriae scitum est. quid hic incredibilis cursus, quid haec tanta celeritas festinatioque significat? Cic.S.Rosc.97.aEr wurde auf dem Heimweg vom Abendessen ermordet. Ehe es Tag war, wusste man es schon in Ameria. Woher diese unglaublich schnelle Reise, diese Hast und Eile?
quid? tu, vir optime, ecquid habes, quod dicas? mihi ausculta: vide, ne tibi desis; tua quoque res permagna agitur. Cic.S.Rosc.104.aWie nun, mein Bester, was hast du zu sagen? Höre mir aufmerksam zu; sieh, dass du deinen eigenen Vorteil nicht versäumst; denn es handelt sich auch um wichtige Dinge, die dich angehen.
multa scelerate, multa audaciter, multa improbe fecisti, unum stultissime, profecto tua sponte, non de Eruci sententia: nihil opus fuit te istic sedere. neque enim accusatore muto neque teste quisquam utitur eo, qui de accusatoris subsellio surgit. Cic.S.Rosc.104.bDu hast viel Schlechtes, Freches, und Ruchloses getan; aber eines hast du sehr dumm gemacht, gewiss aus eigenem Antrieb, nicht auf den Rat des Erucius: Du hättest dich nicht hier hinsetzen sollen. Denn niemand will einen stummen Ankläger haben oder einen Zeugen, der sich von der Bank des Anklägers erhebt.
tu semper, T. Rosci, recusasti. quaero abs te: 'Iine, qui postulabant, indigni erant, qui impetrarent, an is te non commovebat, pro quo postulabant, an res ipsa tibi iniqua videbatur?' Cic.S.Rosc.119.cDu, Titus Roscius, hast sie beständig verweigert. Ich frage dich: "Waren diejenigen, die dies verlangten, nicht wert, dass man es ihnen gewährte? Oder verdiente der, für den sie es verlangten, keine Rücksicht? Oder schien dir die Sache selbst unbillig?"
quae cum ita sint, quaero abs te, quam ob causam recusaris. cum occiditur Sex. Roscius ibidem fuerunt. Cic.S.Rosc.120.bDa sich dies so verhält, frage ich dich, warum du dich geweigert hast. Im Augenblick der Ermordung des Sextus Roscius waren sie an demselben Ort.
ubi tuis commodis officio? quid tibi obsto? Si spoliorum causa vis hominem occidere, spoliasti; quid quaeris amplius? Cic.S.Rosc.145.dWo wirke ich deinem Vorteil entgegen? Wo stehe ich dir im Weg? Willst Du der Beraubung wegen einen Menschen töten? Nun, Du hast ihn ja schon beraubt, was willst du mehr?
Si inimicitiarum, quae sunt tibi inimicitiae cum eo, cuius ante praedia possedisti, quam ipsum cognosti? Cic.S.Rosc.145.eOder aus Hass? Wie kannst du den hassen, dessen Güter du, noch ehe du ihn persönlich kanntest, in Besitz genommen hast?
sin, quod bona, quae Rosci fuerunt, tua facta sunt, idcirco hunc, illius filium, studes perdere, nonne ostendis id te vereri, quod praeter ceteros tu metuere non debeas, ne quando liberis proscriptorum bona patria reddantur? Cic.S.Rosc.145.gOder willst du, weil du dir die Güter, die dem Roscius gehörten, angeeignet hast, darum dessen Sohn verderben? Beweist du dadurch nicht, dass du etwas fürchtest, was du weniger als alle anderen zu fürchten brauchst, nämlich, dass einmal die väterlichen Güter der Geächteten den Kindern zurückgegeben werden könnten?
facis iniuriam, Chrysogone, si maiorem spem emptionis tuae in huius exitio ponis, quam in eis rebus, quas L. Sulla gessit. Cic.S.Rosc.146.aDu hast unrecht, Chrysogonus, wenn du für deinen Kauf mehr Hoffnung auf den Untergang dieses Mannes setzt, als auf die Taten des Lucius Sulla.
quodsi tibi causa nulla est, cur hunc miserum tanta calamitate adfici velis, si tibi omnia sua praeter animam tradidit nec sibi quicquam paternum ne monumenti quidem causa reservavit, per deos immortalis! quae ista tanta crudelitas est,quae tam fera immanisque natura? Cic.S.Rosc.146.bWenn du also keinen Grund hast, diesen Unglücklichen in solche Not zu stürzen, wenn er dir all seinen Besitz, außer dem Leben, hingegeben und sich nichts von der väterlichen Habe, auch nicht einmal zum Andenken, behalten hat, bei den unsterblichen Göttern, wie groß ist deine Grausamkeit, wie wild und unmenschlich dein Gemüt!
nisi hoc indignum putas, quod vestitum sedere in iudicio vides, quem tu e patrimonio tamquam e naufragio nudum expulisti. Cic.S.Rosc.147.bes müsste dich denn nur ärgern, dass du ihn angekleidet vor Gericht sitzen siehst, den du aus seinem väterlichen Erbe, wie einen Schiffbrüchigen nackt verstoßen hast.
[Cic.Tusc.5,5,4] Tu urbis peperisti, tu dissipatos homines in societatem vitae convocasti, tu eos inter se primo domiciliis, deinde coniugiis, tum litterarum et vocum communione iunxisti, tu inventrix legum, tu magistra morum et disciplinae fuisti; Cic.Tusc.5,5,4Du hast Städte gegründet; du die zerstreuten Menschen in die Gesellschaft des Lebens zusammengerufen; du hast sie untereinander zuerst durch Wohnung, hierauf durch Ehen, und dann durch die Gemeinschaft der Schrift und der Rede verbunden; du warst Erfinderin der Gesetze, du Lehrerin der Sitten und der Zucht.
[Cic.Tusc.5,6,1] Cuius igitur potius opibus utamur quam tuis, quae et vitae tranquillitatem largita nobis es et terrorem mortis sustulisti? Cic.Tusc.5,6,1Wessen Macht sollten wir also eher in Anspruch nehmen, als deine, die du uns Ruhe des Lebens gewährst und des Todes Schrecken verbannt hast.
[Cic.fin.1,8,2] Quamquam a te ipso id quidem facio provocatus gratissimo mihi libro, quem ad me de virtute misisti. Cic.Fin.1,8,2Freilich tue ich dies, durch dich dazu aufgefordert in einer mir sehr angenehmen Schrift über die Tugend, die du mir gewidmet hast.
nec me tamen laudandis maioribus meis corrupisti nec segniorem ad respondendum reddidisti. Cic.fin.1,34,2Jedoch hast du mich durch das Lob meiner Ahnen weder bestochen noch zur Erwiderung lässiger gemacht.
animi autem voluptates et dolores nasci fatemur e corporis voluptatibus et doloribus -- itaque concedo, quod modo dicebas, cadere causa, si qui e nostris aliter existimant, quos quidem video esse multos, sed imperitos --, quamquam autem et laetitiam nobis voluptas animi et molestiam dolor afferat, eorum tamen utrumque et ortum esse e corpore et ad corpus referri, nec ob eam causam non multo maiores esse et voluptates et dolores animi quam corporis. Cic.fin.1,55,3Wir gestehen, dass die Vergnügungen und Schmerzen der Seele ihren Grund in den Genüssen und den Schmerzen des Körpers haben. Darum räume ich ein, was du eben behauptet hast, dass die von unserer Schule mit ihrer Sache durchfallen, die eine anderer Ansicht haben – und es gibt deren viele, aber es sind Unkundige. Obwohl aber die Lust der Seele uns Freude und der Schmerz Beschwerde bereitet, so behaupte ich doch, dass beides seinen Ursprung im Körper hat und sich auf den Körper bezieht. Darum aber leugne ich nicht, dass die Genüsse und Schmerzen der Seele ungleich größer sind als die des Körpers;
Aut alius casus lecto te adflixit, habes, qui Hor.sat.1,1,81.Oder ein anderes Übel dich bannt aufs Lager, so hast du
Denique sit finis quaerendi, cumque habeas plus, Hor.sat.1,1,92.Einmal setze ein Ziel dem Erwerb, und weil du so viel hast,
Nullane habes vitia?' immo alia et fortasse minora. Hor.sat.1,3,20.Hast du denn gar kein Gebrechen?" Wohl andre und - iire ich nicht - kleinre.
Cur in amicorum vitiis tam cernis acutum Hor.sat.1,3,26.Wie bei der Freunde Versehn hast du dann schärfere Augen,
Cum genus hoc inter vitae versemur, ubi acris Hor.sat.1,3,60.Hast Verkehr mit der Welt diesseitigem Treiben, wo regsam
Cur optas quod habes? 'non nosti, quid pater' inquit Hor.sat.1,3,126.Warum begehr'n, was du hast?" – "Nicht weißt du, wie Vater Chrysippus
Praeter Crispinum sectabitur, et mihi dulces Hor.sat.1,3,139.Außer Crispinus hast, den geschmacklosen; schenken mir gütig
Ut facerem quid, 'habes auctorem, quo facias hoc' Hor.sat.1,4,122.Etwas zu tun: "Du hast ja ein Vorbild, dem du es nachtust" –
Cognati, quis te salvo est opus?" "Haud mihi quisquam. Hor.sat.1,9,27.Hast du wohl noch und Verwandte, für welche zu leben dir Pflicht ist?" -
Tu nihil in magno doctus reprehendis Homero? Hor.sat.1,10,52.Hast du am großen Homer nicht, Kundiger, manches zu tadeln?
[5,2,4] Prohinc cubiculo te refer et lectulo lassitudinem refove et ex arbitrio lavacrum pete. nos, quarum voces accipis, tuae famulae sedulo tibi praeministrabimus nec corporis curatae tibi regales epulae morabuntur. (Apul.met.5,2,4) Apul.met.5,2,4[5,2,4] Gehe daher ins Schlafzimmer und tue etwas gegen deine Müdigkeit! Wenn du willst, nimmt ein Bad! Wir, deren Stimme du hörst, deine Dienerinnen, werden dir eifrig zu Diensten sein: Wenn du dich gepflegt hast, erwartet dich ein königliches Mahl.
[5,6,1] Nec mora cum paulo maturius lectum maritus accubans eamque etiam nunc lacrimantem complexus sic expostulat: "Haecine mihi pollicebare, Psyche mea? quid iam de te tuus maritus expecto, quid spero? et perdia et pernox nec inter amplexus coniugales desinis cruciatum. (Apul.met.5,6,1) Apul.met.5,6,1[5,6,1] Sogleich kommt ihr Gemahl, etwas früher, zu Bett, umarmt, sie die immer noch weinte und dringt in sie: "Hast du mir das versprochen, meine Psyche? Was soll ich, dein Gemahl, jetzt noch von dir erwarten, was hoffen? Den ganzen Tag und die Nacht über vergisst du selbst in ehelicher Umarmung nicht dein Leid.
[5,9,3] Vidisti, soror, quanta in domo iacent et qualia monilia, quae praenitent vestes, quae splendicant gemmae, quantum praeterea passim calcatur aurum. (Apul.met.5,9,3) Apul.met.5,9,3[5,9,3] Hast du gesehen, Schwester, wie viel und wie kostbarer Schmuck im Hause lagert, welche Stoffe schimmern, welche Edelsteine funkeln, wie viel Gold man außerdem überall mit Füßen tritt?
[5,11,4] Perfidae lupulae magnis conatibus nefarias insidias tibi comparant, quarum summa est, ut te suadeant meos explorare vultus, quos, ut tibi saepe praedixi, non videbis si videris. (Apul.met.5,11,4) Apul.met.5,11,4[5,11,4] Die untreuen Schlampfen stellen dir mit aller Kraft eine Falle. Am gefährlichsten ist, dass sie dir zureden, mein Aussehen zu erforschen, das du, wie oft gesagt, wenn du es gesehen hast, nicht mehr sehen wirst.
[5,20,4] Et ancipiti telo illo audaciter, prius dextera sursum elata, nisu quam valido noxii serpentis nodum cervicis et capitis abscide. nec nostrum tibi deerit subsidium, sed cum primum illius morte salutem tibi feceris, anxiae praestolatae advolabimus cunctisque istis opibus tecum relatis, votivis nuptiis hominem te iungemus homini." (Apul.met.5,20,4) Apul.met.5,20,4.[5,20,4] Hole mit der Rechten weit aus und durchschneide mit kräftigem Schwung mit jenem doppelscharfen Messer mutig das Gelenk zwischen Hals und Kopf der verbrecherischen Schlange. Wir lassen es an Hilfe auch nicht fehlen, sondern eilen, sobald du dich durch seinen Tod gerettest hast, dir in deiner Angst zu Hilfe, werden dich mit all diesen Schätzen mitnehmen und dich mit deinem Wuschpartner, Mensch mit Mensch verheiraten."
[30,1] "Sed male prima pueritia inductus es et acutas manus habes et maiores tuos irreverenter pulsasti totiens et ipsam matrem tuam, me inquam ipsam, parricida denudas cotidie et percussisti saepius et quasi viduam utique contemnis nec vitricum tuum fortissimum illum maximumque bellatorem metuis. (Apul.met.5,30,1) Apul.met.5,30,1[30,1] Du hast schon von klein auf nichts getaugt; hast dich beständig an allen vergriffen, die Älteren so oft schändlich getroffen. Wie hast du nicht deiner Mutter selbst stets frevelhaft mitgespielt? Wie oft mich nicht bis ans Leben verwundet? Welche Schmach tust du mir nicht noch täglich an? Verächtlicher kann wohl niemand einer armen hilflosen Witwe begegnen! Und vor deinem Stiefvater, dem großen Kriegsgott, hast du wohl keine Furcht und Achtung mehr?
responde, Blaese, ubi cadaver abieceris: ne hostes quidem sepultura invident. cum osculis, cum lacrimis dolorem meum implevero, me quoque trucidari iube, dum interfectos nullum ob scelus, sed quia utilitati legionum consulebamus, hi sepeliant.' Tac.ann.1,22,2.Antworte, Blaesus, in welchen Winkel hast du den Leichnam geworfen? Selbst dem Feind versagt man das Grab nicht. Wenn ich mit Küssen, mit Tränen meinem Schmerz genügt habe, dann lass auch mich hinwürgern! Nur möge, da wir nicht wegen seines Verbrechens, sondern in Sorge um das Wohl der Legionen den Tod fanden, Kameradenhand uns bestatten.
ad hoc lamenta paventium feminarum, fessa aetate aut rudis pueritiae aetas, quique sibi quique aliis consulebant, dum trahunt invalidos aut opperiuntur, pars mora, pars festinans, cuncta impediebant. Tac.ann.15,38,4.Dazu das Jammergeschrei der bestürzten Frauen; altersschwache Greise oder hilflose Kinder, solche, die für ihre oder anderer Rettung sorgten, indem sie Hilflose mitschleppten oder auf sie warteten, standen überall hemmend im Weg, die einen durch Warten, die anderen durch Hast.
sed Augustus in domo successorem quaesivit, ego in re publica, non quia propinquos aut socios belli non habeam, sed neque ipse imperium ambitione accepi, et iudicii mei documentum sit non meae tantum necessitudines, quas tibi postposui, sed et tuae. est tibi frater pari nobilitate, natu maior, dignus hac fortuna, nisi tu potior esses. Tac.hist.1,15,2.Aber Augustus suchte den Nachfolger in seinem Haus, ich im Reich; nicht als ob ich keine Verwandten und Kriegsgenossen hätte; aber ich selbst habe die Herrschaft nicht durch Familienverbindungen empfangen, und für die Freiheit meiner Wahl mögen nicht allein meine Verwandtschaften, die ich dir hintansetzte, sondern auch die deinigen reden. Du hast einen Bruder von gleichem Adel, älter an Jahren, würdig dieser hohen Stelle, – wenn du nicht der Vorzüglichere wärest.
ea aetas tua, quae cupiditates adulescentiae iam effugerit, ea vita, in qua nihil praeteritum excusandum habeas. fortunam adhuc tantum adversam tulisti: secundae res acrioribus stimulis animos explorant, quia miseriae tolerantur, felicitate corrumpimur. Tac.hist.1,15,3.Du stehst in einem Alter, das schon über die Leidenschaften der Jugend hinaus ist; dein vergangenes Leben bedarf keiner Entschuldigung. Allein hast du bisher nur Missgeschick ertragen; ein günstiges Los stellt uns durch stärkere Reizmittel auf die Probe; denn Bedrängnis will nur ertragen sein, Glück verdirbt uns.
monere diutius neque temporis huius, et impletum est omne consilium, si te bene elegi. utilissimus idem ac brevissimus bonarum malarumque rerum dilectus est, cogitare, quid aut volueris sub alio principe aut nolueris; neque enim hic, ut gentibus, quae regnantur, certa dominorum domus et ceteri servi, sed imperaturus es hominibus, qui nec totam servitutem pati possunt nec totam libertatem.' et Galba quidem haec ac talia, tamquam principem faceret, ceteri tamquam cum facto loquebantur. Tac.hist.1,16,4.Dir längere Ermahnung zu geben, ist jetzt nicht die Zeit, und meine ganze Absicht ist erfüllt, wenn ich in dir eine gute Wahl getroffen habe. Das heilsamste und zugleich das kürzeste Mittel zu unterscheiden, was gut und böse sei, ist, zu bedenken, was du unter einem anderen Fürsten wünschen oder nicht wünschen würdest. Denn bei uns gibt es nicht wie bei Völkern unter Erbkönigen eine bestimmte Herrscherfamilie, sonst nur Sklaven; sondern du hast Menschen zu regieren, die weder völlige Knechtschaft ertragen können, noch aber auch die volle Freiheit." So und ähnlich sprach Galba, als ob er erst einen Fürsten erwähle, die anderen sprachen mit ihm, als sei er schon gewählt.
[Cic.Tusc.1,13] Quid? miserius quam omnino numquam fuisse? ita, qui nondum nati sunt, miseri iam sunt, quia non sunt, et nos, si post mortem miseri futuri sumus, miseri fuimus ante quam nati. ego autem non commemini, ante quam sum natus, me miserum; tu si meliore memoria es, velim scire, ecquid de te recordere. VII. Ita iocaris, quasi ego dicam eos miseros, qui nati non sint, et non eos miseros, qui mortui sunt. Esse ergo eos dicis. Immo, quia non sint, cum fuerint, eo miseros esse. Pugnantia te loqui non vides? quid enim tam pugnat, quam non modo miserum, sed omnino quicquam esse, qui non sit? an tu egressus porta Capena cum Calatini, Scipionum, Serviliorum, Metellorum, sepulcra vides, miseros putas illos? Quoniam me verbo premis, posthac non ita dicam, miseros esse, sed tantum miseros, ob id ipsum, quia non sint. Non dicis igitur: 'miser est M.Crassus', sed tantum: 'miser M.Crassus'? Ita plane. Cic.Tusc.1,13Wie? Für ein größeres Unglück, als überhaupt nie gewesen zu sein? So sind die noch nicht Geborenen schon unglücklich, weil sie nicht sind; und wir selbst, wenn wir nach dem Tod unglücklich sein sollen, waren es schon, ehe wir noch geboren wurden. Ich aber erinnere mich nicht, vor meiner Geburt schon unglücklich gewesen zu sein.Wenn Du aber ein besseres Gedächtnis hast, so möchte ich wissen, woran du dich denn im Hinblick auf dich erinnerst. - VII. Wie Du doch scherzt, als ob ich die unglücklich genannt hätte, die noch nicht geboren sind, und nicht die, die gestorben sind. – Du sagst also, sie seien. – Nein; sondern dass sie unglücklich seien, weil sie nicht mehr sind, obwohl sie zuvor waren. – Siehst du nicht, dass du im Widerspruch mit dir selbst bist? Denn was ist widersprechender, als, ich will nicht sagen unglücklich, sondern überhaupt etwas zu sein, und doch nicht zu sein? Wenn du aus dem Capenischen Tor herausgetreten bist und die Grabmäler des Calatinus, der Scipioionen, der Servilier, der Meteller schaust, hältst du denn jene für unglücklich? – Weil du mich beim Wort festhältst, so will ich in Zukunft nicht mehr sagen, sie seien unglücklich, sondern nur “die Unglücklichen”, eben deswegen, weil sie nicht sind. – Du sagst also nicht Markus Crassus ist unglücklich, sondern nur der “unglückliche Markus Crassus.” – Ja. –
[Cic.Tusc.1,15] Ecquid ergo intellegis, quantum mali de humana condicione deieceris? Quonam modo? Quia, si mors etiam mortuis miserum esset, infinitum quoddam et sempiternum malum haberemus in vita; nunc video calcem, ad quam cum sit decursum, nihil sit praeterea extimescendum. sed tu mihi videris Epicharmi, acuti nec insulsi hominis ut Siculi, sententiam sequi. Quam? non enim novi. Dicam, si potero, Latine. scis enim me Graece loqui in Latino sermone non plus solere quam in Graeco Latine. Et recte quidem. sed quae tandem est Epicharmi ista sententia? 'Emori nolo, sed me esse mortuum nihil aestimo. 'Iam adgnosco Graecum. sed quoniam coegisti, ut concederem, qui mortui essent, eos miseros non esse, perfice, si potes, ut ne moriendum quidem esse miserum putem. Cic.Tusc.1,15VIII. Erkennst du nun nicht, welch ein großes Übel du vom menschlichen Schicksal hinweggestoßen hast? - Wieso? – Wäre der Tod auch für die Toten ein Unglück, so hätten wir ein unendliches und immer dauerndes Übel im Leben. Nun sitze ich doch das Ziel. Ist unser Lauf bis dahin vollendet, so haben wir nichts ferner zu fürchten. Aber du scheinst mir der Ansicht des Epicharmos zu folgen, eines scharfsinnigen und (er war ja aus Sizilien) nicht unfeinen Mannes. – Welcher? Ich kenne sie nicht. – Ich will sie dir, wenn ich kann, in unserer Sprache sagen. Denn du weißt, ich mag mich in unserer Rede eben so wenig griechischer, als in griechischer Reeder der Ausdrücke unserer Sprache bedienen. – Mit Recht. – Aber lass sie denn hören, die Ansicht des Epicharmos! – “Sterben mag ich nicht, jedoch gestorben zu sein, das achte ich nicht! – Nun erkenne ich das Griechischer. Aber weil du mich zum Geständnissen nötigst, dass die Gestorbenen nicht unglücklich seien, so bringe es nun auch dahin, wenn du kannst, dass ich auch nicht die Notwendigkeit zu sterben für ein Unglück halte.
[Cic.Tusc.1,25] Quid? hoc dasne aut manere animos post mortem aut morte ipsa interire? Do vero. Quid, si maneant? Beatos esse concedo. Sin intereant? Non esse miseros, quoniam ne sint quidem; iam istuc coacti a te paulo ante concessimus. Quo modo igitur aut cur mortem malum tibi videri dicis? quae aut beatos nos efficiet, animis manentibus, aut non miseros sensu carentis. Cic.Tusc.1,25Nun gut, Du gibst zu, entweder dauern die Seelen nach dem Tod fort oder sie gehen unter? – Ich gebe es zu. – Und, wenn sie denn fortdauern? – So gebe ich zu, dass sie glücklich sind. – Wenn sie untergehen? – Dass sie nicht unglücklich sind, weil sie nicht mehr sind; denn dies zuzugeben hast du mich kaum zuvor genötigt. – Wie also oder warum kannst du sagen, der Tod scheine dir ein Übel? Wird er uns ja doch glücklicher machen wenn die Seelen fortdauern; oder nicht unglücklich, wenn die Empfindung aufhört.
Tuo tibi iudicio est utendum; tibi si recta probanti placebis, tum non modo tete viceris, quod paulo ante praecipiebam, sed omnes et omnia. Cic.Tusc.2,63,4Dein eigenes Urteil musst du heranziehen; wenn du in der Billigung des Rechten mit dir selbst zufrieden bist, hast du nicht bloß dich selbst überwunden, wozu ich eben aufforderte, sondern alle und alles.
Ut enim, si cui naviganti praedones insequantur, deus qui dixerit: "Eice te navi; praesto est, qui excipiat, vel delphinus, ut Arionem Methymnaeum, vel equi Pelopis illi Neptunii, qui per undas currus suspensos rapuisse dicuntur, excipient te et, quo velis, perferent", omnem omittat timorem, sic urgentibus asperis et odiosis doloribus, si tanti sint, ut ferendi non sint, quo sit confugiendum, tu vides. Cic.Tusc.2,67,1Denn wie ein von Seeräubern verfolgter Schiffer, wenn ihm ein Gott zuriefe: "Wirf dich aus dem Schiff! Einer ist da, der dich auffängt – ein Delphin, wie den Arion von Methymna, oder jene neptunischen Rosse des Pelops, die durch die Fluten den hoch erhabenen Wagen entrafften; sie werden dich auffangen und, wohin du willst, glücklich tragen", - wie der alle Furcht ablegen würde, so weißt auch du, wenn herbe und verhasste Schmerzen dich drücken und sie zu groß sind, sie zu ertragen, wohin du zu entfliehen hast!
Id enim sit propositum, quandoquidem eam tu videri tibi in sapientem cadere dixisti, quod ego nullo modo existimo; Cic.Tusc.3,25,5Denn das sei unser Vorsatz, da du ja behauptet hast, der Weise sei ihm unterworfen, was ich auf gar keinen Fall glaube.
Ne iustitia quidem sinet te ista facere, cui minimum esse videtur in hac causa loci; quae tamen ita dicet dupliciter esse te iniustum, cum et alienum adpetas, qui mortalis natus condicionem postules inmortalium et graviter feras te, quod utendum acceperis, reddidisse. Cic.Tusc.3,36,6Auch die Gerechtigkeit wird dich dies nicht tun lassen; sie, die am wenigsten in dieser Sache am Platz scheint; dennoch wird sie so sprechen: zweifach bist du ungerecht, da du Fremdes begehrst, indem du als Sterblicher forderst, was nur den Unsterblichen zukommt; und weil du dich sträubst zurückzugeben, was du nur zur Nutznießung empfangen hast.
Habes formam Epicuri vitae beatae verbis Zenonis expressam, nihil ut possit negari. Cic.Tusc.3,38,3Hier hast du einen Umriss von Epikurs seligem Leben, mit Zenons Worten gezeichnet, so dass sich nichts davon abstreiten lässt.
Praeclare, si Aristo Chius aut si Stoicus Zenon diceret, qui, nisi quod turpe esset, nihil malum duceret; tu vero, Metrodore, qui omne bonum in visceribus medullisque condideris et definieris summum bonum firma corporis adfectione explorataque spe contineri, Fortunae aditus interclusisti? Quo modo? isto enim bono iam exspoliari potes. Cic.Tusc.5,27,2Trefflich, wenn's der Chier Aristo oder der Stoiker Zenon sagte, der nichts für ein Übel hielt, als das Sittlich-Schändliche. Du aber, Metrodorus, der du alles Gut in den Eingeweiden und im Mark aufgespeichert und erklärt hast, das höchste Gut bestehe in einer festen Körperbeschaffenheit und in der zuverlässigen Hoffnung, dass diese bleiben werde, du hast die Zugänge des Glücks versperrt? Wieso? Jenen Gutes kannst du ja jeden Augenblick beraubt werden!
Habes, quae fortissime de beata vita dici putem et, quo modo nunc est, nisi quid tu melius attuleris, etiam verissime. Cic.Tusc.5,82,3Dies lässt sich nach meiner Meinung über das glückselige Leben am mit größtem Nachdruck sagen; und wie es jetzt steht, wenn du nicht etwas Besseres anzuführen hast, auch mit der größten Wahrheit.
Theodorus Lysimacho mortem minitanti "Magnum vero" inquit "effecisti, si cantharidis vim consecutus es". Cic.Tusc.5,117,6Theodoros sprach zu Lysimachos, der ihm den Tod drohte: "Da hast du etwas Großes erreicht, wenn du dir die Kraft eines Giftkäfers verschafft hast."
Konnte hier keine weiteren Belege finden
Konnte hier keine weiteren Belege finden
Konnte hier keine weiteren Belege finden
finn
Konnte hier keine weiteren Belege finden