Qua re hic locus de vita et moribus totus est oratori perdiscendus; cetera si non didicerit, tamen poterit, si quando opus erit, ornare dicendo, si modo ad eum erunt delata et ei tradita. Etenim si constat inter doctos, hominem ignarum astrologiae ornatissimis atque optimis versibus Aratum de caelo stellisque dixisse; si de rebus rusticis hominem ab agro remotissimum Nicandrum Colophonium poetica quadam facultate, non rustica, scripsisse praeclare, quid est cur non orator de rebus eis eloquentissime dicat, quas ad certam causam tempusque cognorit? Cic.de_orat.1,69. | Darum muss dieser ganze Teil, der von dem Leben und den Sitten handelt, von dem Redner gründlich erlernt werden; das übrige wird er, wenn er es auch nicht erlernt hat, doch, sobald es einmal nötig ist, durch die Rede auszuschmücken verstehen, wenn ihm nur zuvor der Stoff dazu überliefert und eingehändigt worden ist. Denn wenn, wie es unter den Gelehrten bekannt ist, ein in der Sternkunde unerfahrener Mann, Aratos, den Himmel und die Gestirne in den schönsten und herrlichsten Versen besungen, wenn ein Mann, der sehr fern vom Land lebte, Nikandros aus Kolophon, über die Landwirtschaft vermöge dichterischer Befähigung, nicht aber wegen seiner Kenntnis im Landbau, vortrefflich geschrieben hat, warum sollte dann nicht der Redner über solche Gegenstände sehr beredt reden, die er für eine gewisse Sache und Zeit erlernt hat? |
Artem vero negabat esse ullam, nisi quae cognitis penitusque perspectis et in unum exitum spectantibus et numquam fallentibus rebus contineretur; haec autem omnia, quae tractarentur ab oratoribus, dubia esse et incerta; quoniam et dicerentur ab eis, qui omnia ea non plane tenerent, et audirentur ab eis, quibus non scientia esset tradenda, sed exigui temporis aut falsa aut certe obscura opinio. Cic.de_orat.1,92. | Eine Wissenschaft aber, behauptete er, sei nur das, was auf erkannten und gründlich erforschten, nach einem Endpunkt hinzielenden und niemals trügenden Lehrsätzen beruhe. Alles das aber, was von den Rednern behandelt werde, sei zweifelhaft und unsicher, weil es von denen gesagt werde, die dieses alles nicht deutlich wüssten, und von denen angehört werde, denen nicht wissenschaftlich begründete Ansichten, sondern auf kurze Zeit falsche oder wenigstens dunkle Meinungen vorgetragen werden müssten. |
Nunc, quoniam uterque vestrum patefecit earum ipsarum rerum aditum, quas quaerimus, et quoniam princeps Crassus eius sermonis ordiendi fuit, date nobis hanc veniam, ut ea, quae sentitis de omni genere dicendi, subtiliter persequamini; quod quidem si erit a vobis impetratum, magnam habebo, Crasse, huic palaestrae et Tusculano tuo gratiam et longe Academiae illi ac Lycio tuum hoc suburbanum gymnasium anteponam.' Cic.de_orat.1,98. | Jetzt nun, da ihr beide den Zugang gerade zu den Gegenständen, die wir zu wissen wünschen, eröffnet habt und Crassus zu dieser Unterredung Veranlassung gegeben hat, erweist uns die Gefälligkeit, eure Ansichten über die gesamte Beredsamkeit gründlich auseinanderzusetzen! Sind wir so glücklich, dieses von euch zu erlangen, so werde ich, Crassus, dieser Schule und deinem Tusculanum von Herzen Dank wissen, und dein Gymnasium hier in der Nähe der Stadt jener Akademie und jenem Lyceum bei weitem vorziehen." |
Nam si ars ita definitur, ut paulo ante exposuit Antonius, ex rebus penitus perspectis planeque cognitis atque ab opinionis arbitrio seiunctis scientiaque comprehensis, non mihi videtur ars oratoris esse ulla; sunt enim varia et ad vulgarem popularemque sensum accommodata omnia genera huius forensis nostrae dictionis. Cic.de_orat.1,108. | Denn wenn der Begriff der Wissenschaft so bestimmt wird, wie ihn kurz zuvor Antonius auseinandergesetzt hat, dass sie aus gründlich erforschten und deutlich erkannten Sätzen bestehe, welche von der Willkür der Meinungen entfernt und mit gründlichem Wissen erfasst sind, so bin ich der Ansicht: Es gibt für den Redner schlechterdings keine Wissenschaft. Denn alle Arten unserer gerichtlichen Vorträge sind schwankend und der gewöhnlichen Fassungskraft der Menge anbequemt. |
perdiscendum ius civile, cognoscendae leges, percipienda omnis antiquitas, senatoria consuetudo, disciplina rei publicae, iura sociorum, foedera, pactiones, causa imperi cognoscenda est; libandus est etiam ex omni genere urbanitatis facetiarum quidam lepos, quo tamquam sale perspergatur omnis oratio. Effudi vobis omnia quae sentiebam, quae fortasse, quemcumque patremfamilias adripuissetis ex aliquo circulo, eadem vobis percontantibus respondisset.' Cic.de_orat.1,159. | Gründlich muss man das bürgerliche Recht erlernen, sich mit den Gesetzen bekannt machen, das ganze Altertum erforschen, vom Gewohnheitsrecht des Senats, von der Verfassung des Staates, von den Rechten der Bundesgenossen, von den Bündnissen und Verträgen und von allem, worauf die Wohlfahrt des Staates beruht, sich Kunde verschaffen und aus dem ganzen Umfang der feinen Bildung gefällige, anmutige und sinnreiche Witzworte sammeln, mit denen, wie mit Salz, der ganze Vortrag durchwürzt werde. So habe ich denn nun alle meine Ansichten vor euch ausgeschüttet, Ansichten, die euch vielleicht jeder schlichte Hausvater, den ihr in irgendeiner Gesellschaft aufgreifen mochtet, auf eure Fragen in gleicher Weise mitgeteilt haben würde." |
Atque interea tamen, dum haec, quae dispersa sunt, coguntur, vel passim licet carpentem et conligentem undique repleri iusta iuris civilis scientia. Nonne videtis equitem Romanum, hominem acutissimo omnium ingenio, sed minime ceteris artibus eruditum, C. Aculeonem, qui mecum vivit semperque vixit, ita tenere ius civile, ut ei, cum ab hoc discesseritis, nemo de eis, qui peritissimi sunt, anteponatur? Cic.de_orat.1,191. | Seht ihr nicht, dass der römische Ritter Gaius Aculeo, der in meinem Haus wohnt und von jeher gewohnt hat, ein Mann, der an Scharfsinn seinesgleichen sucht, aber sonst in den Wissenschaften gar nicht unterrichtet ist, das bürgerliche Recht so gründlich versteht, dass ihm, wenn ihr unseren Scaevola hier ausnehmt, keiner der größten Rechtskenner vorgezogen wird? |
[Cic.fin.5,9,2] Natura sic ab iis investigata est, ut nulla pars caelo, mari, terra, ut poetice loquar, praetermissa sit; quin etiam, cum de rerum initiis omnique mundo locuti essent, ut multa non modo probabili argumentatione, sed etiam necessaria mathematicorum ratione concluderent, maximam materiam ex rebus per se investigatis ad rerum occultarum cognitionem attulerunt. Cic.Fin.5,9,2 | Die Natur haben sie so gründlich erforscht, dass sie keinen Teil am Himmel, im Meer und auf der Erde, um mich nach Art der Dichter auszudrücken, unbeachtet ließen. Ja sie haben dadurch, dass sie über den Ursprung der Dinge und das ganze Weltall in einer Weise gesprochen haben, dass sie viele Gegenstände nicht nur mit Wahrscheinlichkeitsbeweisen, sondern auch mit Vernunftschlüssen zu mathematischer Gewissheit brachten, aus aus ihren Forschungsgegenständen einen sehr reichen Stoff zur Erkenntnis der verborgensten Dinge beigebracht. |
ceterum Neroni odium adversus Vestinum ex intima sodalitate coeperat, dum hic ignaviam principis penitus cognitam despicit, ille ferociam amici metuit, saepe asperis facetiis inlusus, quae ubi multum ex vero traxere, acrem sui memoriam relinquunt. accesserat repens causa, quod Vestinus Statiliam Messalinam matrimonio sibi iunxerat, haud nescius inter adulteros eius et Caesarem esse. Tac.ann.15,68,3. | Übrigens hatte Neros Hass gegen Vestinus seinen Ursprung in ihrer engen Vertrautheit, da Vestinus die Erbärmlichkeit des Fürsten gründlich durchschaute und verachtete, der aber das Ungestüm des Freundes fürchtete, der ihn oft mit bitteren Scherzreden verhöhnte, die, wenn sie manches Wahre enthalten, einen spitzen Stachel in der Erinnerung zurücklassen. Dazu war noch als frischer Grund gekommen, dass Vestinus die Statilia Messalina igeehelicht hatte, wohl wissend, dass unter ihren Buhlen auch der Kaiser war. |
Konnte hier keine weiteren Belege finden
Konnte hier keine weiteren Belege finden
Konnte hier keine weiteren Belege finden
finn
Konnte hier keine weiteren Belege finden