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Beleg gesucht für: f
Belege des Suchbegriffs aus ausgewählten Texten (vollständig: Caes.Gall., Cic.Arch., Cic.S.Rosc., Cic.Lael.)
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Quod si ea mihi maxime impenderet, tamen hoc animo fui semper, ut invidiam virtute partam gloriam, non invidiam putarem. Cic.Catil.1,29Würde ich davon auch aufs Äußerste mich bedroht sehen, so war ich doch stets so gesinnt, dass ich eine durch tugendhaftes Betragen mir zugezogenen schlimme Nachrede nicht als üble Nachrede betrachtete.
sed erat hoc non solum ingeni ac litterarum, verum etiam naturae atque virtutis, ut domus, quae huius adulescentiae prima favit, eadem esset familiarissima senectuti. Cic.Arch.5.fAber auch das ist nicht allein eine Wirkung seines Talents und seiner wissenschaftlichen Bildung, sondern auch seines Charakters und seiner Tugend, das dasselbe Haus, das ihm in seiner Jugend das erste war, ihm auch im Alter das befreundetste blieb.
at haec studia adulescentiam alunt, senectutem oblectant, secundas res ornant, adversis perfugium ac solacium praebent, delectant domi, non impediunt foris, pernoctant nobiscum, peregrinantur, rusticantur. Cic.Arch.16.fDiese Studien sind es, die der Jugend Geistesnahrung, dem Alter Ergötzung, dem Glück Verschönerung und dem Unglück einen Zufluchtsort und einen Trost gewähren; sie unterhalten zuhause, sie hindern nicht auswärts, sie bleiben bei uns über Nacht, auf Reisen, auf dem Land.
nostra sunt tropaea, nostra monumenta, nostri triumphi. quae quorum ingeniis efferuntur, ab eis populi Romani fama celebratur. Cic.Arch.21.fUns gehören die Siegeszeichen, uns die Denkmäler, uns die Triumphe. Diejenigen aber, durch deren Talent dies gepriesen wird, sind es, die den Ruhm des römischen Volkes verbreiten.
[1] Si vales, bene est. Existimaram pro mutuo inter nos animo et pro reconciliata gratia nec absentem me a te ludibrio laesum iri nec Metellum fratrem ob dictum capite ac fortunis per te oppugnatum iri; quem si parum pudor ipsius defendebat, debebat vel familiae nostrae dignitas vel meum studium erga vos remque publicam satis sublevare: nunc video illum circumventum, me desertum, a quibus minime conveniebat. Cic.ad fam.5,1,1.Hoffentlich geht es Dir gut. Ich hätte geglaubt, dass Du mich in Anbetracht unserer gegenseitigen Hochachtung und wiedergewonnenen Sympathie nicht in meiner Abwesenheit dem kränkenden Spott preisgeben und wegen eines Wortes Leben und Vermögen meines Bruders Metellus angreifen würdest. Wenn ihn schon seine eigene von Scheu geprägte Zurückhaltung nicht schützte, so hätte ihm doch wenigstens das Ansehen unserer Familie und mein Engagement für Euch und die Republik hinreichend Erleichterung verschaffen müssen. Nun muss ich erleben, dass er von denen eingekreist und ich von denen im Stich gelassen bin, von denen es am wenigsten hätte geschehen dürfen.
[2] Itaque in luctu et squalore sum, qui provinciae, qui exercitui praesum, qui bellum gero: quae quoniam nec ratione nec maiorum nostrorum clementia administrastis, non erit mirandum, si vos paenitebit. Te tam mobili in me meosque esse animo non speraram: me interea nec domesticus dolor nec cuiusquam iniuria ab re publica abducet. Vale. Cic.ad fam.5,1,2.Deshalb bin ich in tiefer Trauer, ich, der ich an der Spitze einer Provinz und eines Heeres stehe, der ich einen Krieg führe. Da ihr das weder vernünftig noch mit der unseren Vorfahren eigenen Nachsicht ausgeführt habt,wäre es nicht verwunderlich, wenn ihr es bald bedauert. Dass du so wankelmütig gegenüber mir und meinen Anghörigen wärest, hätte ich nicht erwartet. Gleichwohl wird mich weder mein privater Schmerz noch sonst jemandes Kränkung von meinem Einsatz für den Staat abbringen. Lebe wohl!
[Cic.fin.1,29,1] Tum (L. Manlius Torquatus) dicere exorsus est. Primum igitur, inquit, sic agam, ut ipsi auctori huius disciplinae placet: constituam, quid et quale sit id, de quo quaerimus, non quo ignorare vos arbitrer, sed ut ratione et via procedat oratio. Cic.Fin.1,29,1Dann begann L.Manlius Torquatus zu sprechen: "Zunächst", sagte er, "werde ich also so vorgehen, wie es dem Begründer dieser Schule selbst entspricht: Ich will unser Thema sachlich und inhaltlich bestimmen; nicht als ob ihr es nicht wüsstet, sondern damit meine Abhandlung methodisch korrekt verläuft.
[Cic.fin.1,29,2] Quaerimus igitur, quid sit extremum et ultimum bonorum, quod omnium philosophorum sententia tale debet esse, ut ad id omnia referri oporteat, ipsum autem nusquam. Cic.Fin.1,29,2Unser Thema ist also das höchste Gut, von dem die Philosophen einstimmig fordern, dass sich alles darauf bezieht, es selbst sich aber auf nichts.
[Cic.fin.1,29,3] Hoc Epicurus in voluptate ponit, quod summum bonum esse vult, summumque malum dolorem, idque instituit docere sic: Cic.Fin.1,29,3Dies bestimmt Epikur als die Lust: Diese soll nach ihm das höchste Gut sein, das äußerste Leid aber der Schmerz. Er begründet diese Lehrmeinung so:
[Cic.fin.1,30,1] Omne animal, simul atque natum sit, voluptatem appetere eaque gaudere ut summo bono, dolorem aspernari ut summum malum et, quantum possit, a se repellere, idque facere nondum depravatum ipsa natura incorrupte atque integre iudicante. Cic.Fin.1,30,1Jedes Lebewesen strebe, sobald es geboren ist, nach Lust und erfreue sich an ihr wie am höchsten Gut, meide aber den Schmerz wie das äußerste Leid und wehre ihn nach Kräften ab; es verhalte sich so, ohne schon entartet zu sein nach dem reinen und unverfälschten Urteil der Natur.
[Cic.fin.1,30,2] Itaque negat opus esse ratione neque disputatione, quam ob rem voluptas expetenda, fugiendus dolor sit. sentiri haec putat, ut calere ignem, nivem esse albam, dulce mel. quorum nihil oportere exquisitis rationibus confirmare, tantum satis esse admonere. Cic.Fin.1,30,2Darum hält er eine philosophische Erörterung darüber, warum Lust zu erstreben sei, Schmerz aber zu meiden, für überflüssig. Dies sei, glaubt er, so evident, wie, dass Feuer heiß ist, Schnee weiß und Honig süß. Nichts davon müsse man erlesen beweisen, es reiche, es bewusst zu machen.
[Cic.fin.1,30,3] Interesse enim inter argumentum conclusionemque rationis et inter mediocrem animadversionem atque admonitionem. altera occulta quaedam et quasi involuta aperiri, altera prompta et aperta iudicari. Cic.Fin.1,30,3Es gebe nämlich einen Unterschied zwischen einem schlussfolgernden Vernunftbeweis und einer einfachen bewussten Wahrnehmung. Die eine eröffne Verwickeltes und Verborgenes, die andere beurteile, was offen zur Hand ist.
[Cic.fin.1,30,4] Etenim quoniam detractis de homine sensibus reliqui nihil est, necesse est quid aut ad naturam aut contra sit a natura ipsa iudicari. ea quid percipit aut quid iudicat, quo aut petat aut fugiat aliquid, praeter voluptatem et dolorem? Cic.Fin.1,30,4Da ja ohne die Sinneswahrnehmung dem Menschen sonst nichts bleibe, ist es notwendig, was naturgemäß und naturwidrig sei, von der Natur selbst aus zu beurteilen.
[Cic.fin.1,31,1] Sunt autem quidam e nostris, qui haec subtilius velint tradere et negent satis esse, quid bonum sit aut quid malum, sensu iudicari, sed animo etiam ac ratione intellegi posse et voluptatem ipsam per se esse expetendam et dolorem ipsum per se esse fugiendum. Itaque aiunt hanc quasi naturalem atque insitam in animis nostris inesse notionem, ut alterum esse appetendum, alterum aspernandum sentiamus. Cic.Fin.1,31,1Einige von uns möchten dies allerdings tiefschürfender abhandeln und geben sich nicht mit einer empirischen Beurteilung von Gut und Böse zufrieden. Sie glauben, man könne rational verständlich machen, dass man Lust an sich erstreben und Schmerz an sich meiden müsse. Sie behaupten deshalb, uns sei von Natur aus die Vorstellung und Empfindung angeboren, das eine sei zu erstreben, das andere zu meiden.
[Cic.fin.1,31,2] Alii autem, quibus ego assentior, cum a philosophis compluribus permulta dicantur, cur nec voluptas in bonis sit numeranda nec in malis dolor, non existimant oportere nimium nos causae confidere, sed et argumentandum et accurate disserendum et rationibus conquisitis de voluptate et dolore disputandum putant. Cic.Fin.1,31,2Andere aber, denen ich zustimme, glauben, weil beträchtlich viele Philosophen sehr viele Gründe nennen, warum weder Lust unter die Güter noch Schmerz unter die Übel zu rechnen sei, wir dürften nicht zu sehr unserer Sache vertrauen, sondern meinen, wir müssten argumentativ in sorgfältiger Erörterung und mit einem Ensemble von Vernunftgründen über Lust und Schmerz diskutieren.
[Cic.fin.1,32,1] Sed ut perspiciatis, unde omnis iste natus error sit voluptatem accusantium doloremque laudantium, totam rem aperiam eaque ipsa, quae ab illo inventore veritatis et quasi architecto beatae vitae dicta sunt, explicabo. Cic.Fin.1,32,1Damit ihr jedoch erkennt, woher der Irrtum derjenigen stammt, die die Lust anklagen und den Schmerz loben, will ich alles offen legen und eben das erklären, was jener Finder der Wahrheit und gleichsam Baumeister des glückseligen Lebens gesagt hat.
[Cic.fin.1,32,2] Nemo enim ipsam voluptatem, quia voluptas sit, aspernatur aut odit aut fugit, sed quia consequuntur magni dolores eos, qui ratione voluptatem sequi nesciunt; neque porro quisquam est, qui dolorem ipsum, quia dolor sit, amet, consectetur, adipisci velit, sed quia non numquam eius modi tempora incidunt, ut labore et dolore magnam aliquam quaerat voluptatem. Cic.Fin.1,32,2Niemand verachtet, hasst oder meidet nämlich Lust an sich, weil sie Lust ist, sondern weil schweres Leid denen folgt, die Lust nicht vernünftig zu verfolgen verstehen. Ferner liebt keiner, verfolgt oder sucht den Schmerz an sich zu erlangen, weil er Schmerz ist, sondern weil mitunter die Umstände es erfordern, eine große Lust durch eine schmerzliche Mühe zu gewinnen.
[Cic.fin.1,32,3] Ut enim ad minima veniam, quis nostrum exercitationem ullam corporis suscipit laboriosam, nisi ut aliquid ex ea commodi consequatur? quis autem vel eum iure reprehenderit, qui in ea voluptate velit esse, quam nihil molestiae consequatur, vel illum, qui dolorem eum fugiat, quo voluptas nulla pariatur? Cic.Fin.1,32,3Ein ganz einfaches Beispiel: Wer von uns unterzieht sich einer strapaziösen Körperübung, ohne dadurch einen Vorteil zu erzielen? Wer aber dürfte zu Recht den tadeln, der sich eine Lust leisten will, der keine Mühsal folgt, oder den, der den Schmerz meidet, der keine Lust gebiert?
[Cic.fin.1,33,1] At vero eos et accusamus et iusto odio dignissimos ducimus, qui blanditiis praesentium voluptatum deleniti atque corrupti, quos dolores et quas molestias excepturi sint, obcaecati cupiditate non provident, similique sunt in culpa, qui officia deserunt mollitia animi, id est laborum et dolorum fuga. Cic.Fin.1,33,1Nein, die klagen wir an und halten wir zu recht für hassenswert, die sich von der Verführung der momentanen Lust locken und korrumpieren lassen und blind vor Gier nicht mehr voraussehen, welch belastende Schmerzen sie sich einhandeln. Gleich schuldig macht sich, wer aus Schlaffheit, d.h. aus Arbeitsscheu und Wehleidigkeit seine Pflicht versäumt.
[Cic.fin.1,33,2] Et harum quidem rerum facilis est et expedita distinctio. nam libero tempore, cum soluta nobis est eligendi optio, cumque nihil impedit, quo minus id, quod maxime placeat, facere possimus, omnis voluptas assumenda est, omnis dolor repellendus. Cic.Fin.1,33,2Dies zu unterscheiden ist jedenfalls problemlos leicht; denn wenn wir ohne äußeren Zwang die Wahlfreiheit haben, und keine Sachzwänge uns daran hindern, was uns am meisten gefällt, zu tun, so ist jede Lust zu ergreifen, jeder Schmerz abzuwehren.
[Cic.fin.1,33,3] Temporibus autem quibusdam et aut officiis debitis aut rerum necessitatibus saepe eveniet, ut et voluptates repudiandae sint et molestiae non recusandae. Cic.Fin.1,33,3Stehen wir aber in der Pflicht oder in einer Zwangslage, müssen wir oft auf eine Lust verzichten und eine Beschwernis zulassen.
[Cic.fin.1,33,4] Itaque earum rerum hic tenetur a sapiente delectus, ut aut reiciendis voluptatibus maiores alias consequatur aut perferendis doloribus asperiores repellat. Cic.Fin.1,33,4Deshalb hält sich der Weise dabei an die Maxime, durch Verzicht auf eine Lust eine größere zu gewinnen oder Hinnahme eines Schmerzes Schlimmeres abzuwehren.
propterea quasi cognomen iam habebat in senectute sapientis. Cic.Lael.6.fDeswegen hatte er noch bei Lebzeiten, als Greis nämlich, den Zunamen der Weise.
Nihil mali accidisse Scipioni puto, mihi accidit, si quid accidit; suis autem incommodis graviter angi non amicum sed se ipsum amantis est. Cic.Lael.10.fIch glaube nicht, dass dem Scipio etwas Schlimmes widerfahren ist; mich hat das Unglück getroffen, wenn es je einen getroffen hat. Wer sich aber über den eigenen Verlust schmerzlich grämt, der verrät nicht Freundes- sondern Selbstliebe.
Quam autem civitati carus fuerit, maerore funeris indicatum est. Cic.Lael.11.fWie teuer er aber dem Staat war, dies hat die allgemeine Trauer bei seinem Leichenbegängnis bekundet.
sensu enim amisso fit idem, quasi natus non esset omnino, quem tamen esse natum et nos gaudemus et haec civitas, dum erit, laetabitur. Cic.Lael.14.fDenn erlöscht alles Bewusstsein, so ist es für Scipio dasselbe, als wenn er gar nicht gelebt hätte; gleichwohl freuen wir uns über seine Geburt und auch der Staat, solange er besteht.
Quare sibi habeant sapientiae nomen et invidiosum et obscurum; concedant, ut viri boni fuerint. Cic.Lael.18.fLassen wir ihnen daher den beneidenswerten und ungewissen Ruhm der Weisheit; nur mögen sie zugeben, dass die genannten Männer tugendhaft waren.
sublata enim benevolentia amicitiae nomen tollitur, propinquitatis manet. Cic.Lael.19.fFällt das Wohlwollen weg, so hört der Name der Freundschaft auf, während der Name der Verwandtschaft bleibt.
Denique ceterae res, quae expetuntur, opportunae sunt singulae rebus fere singulis, divitiae, ut utare, opes, ut colare, honores, ut laudere, voluptates, ut gaudeas, valetudo, ut dolore careas et muneribus fungare corporis; Cic.Lael.22.fEndlich sind die übrigen Dinge, die man sich wünscht, nur immer zu einzelnen Zwecken dienlich; der Reichtum, um davon zu leben; die Macht, um Achtung zu erlangen; die Ehrenstellen, um gepriesen zu werden; sinnliche Vergnügungen, um sie freudig zu genießen; Gesundheit, um von Schmerz frei zu bleiben und die körperlichen Tätigkeiten verrichten zu können.
Quod si exemeris ex rerum natura benevolentiae coniunctionem, nec domus ulla nec urbs stare poterit, ne agri quidem cultus permanebit. Cic.Lael.23.fWollte man das Band des Wohlwollens aus der Welt hinwegnehmen: kein Haus, keine Stadt wird mehr bestehen, nicht einmal der Ackerbau wird fortdauern.
Facile indicabat ipsa natura vim suam, cum homines, quod facere ipsi non possent, id recte fieri in altero iudicarent. Cic.Lael.24.fDie Natur selbst zeigte da ungehemmt ihre Macht, als die Menschen etwas, was sie selbst zu tun nicht fähig wären, bei einem anderen richtig fanden.
Sic et utilitates ex amicitia maximae capientur et erit eius ortus a natura quam ab imbecillitate gravior et verior. Cic.Lael.32.fAuf diese Weise wird aus der Freundschaft sowohl der größte Nutzen gezogen, als auch wird ihr Ursprung aus der Natur ehrwürdiger und echter erscheinen als aus dem Bewusstsein der Hilfsbedürftigkeit.
Nulla est igitur excusatio peccati, si amici causa peccaveris; Cic.Lael.37.fEin Fehler wird also damit nicht entschuldigt, wenn man sagt, man habe ihn einem Freund zuliebe begangen.
Videtis, in tabella iam ante quanta sit facta labes primo Gabinia lege, biennio autem post Cassia. Cic.Lael.41.fIhr seht, was für Unheil schon früher in dem Tafelgesetz (lex tabellaria) unserem Staat zugefügt worden ist, zuerst durch das Gesetz des Gabinius und zwei Jahre später durch das des Cassius.
Ergo hoc proprium est animi bene constituti et laetari bonis rebus et dolere contrariis. Cic.Lael.47.fDarum ist die Freude am Guten und die Betrübnis über ihr Gegenteil die Eigentümlichkeit eines durch Grundsätze geregelten Gemütes.
Non enim est inhumana virtus neque immunis neque superba, quae etiam populos universos tueri iisque optime consulere soleat; quod non faceret profecto, si a caritate vulgi abhorreret. Cic.Lael.50.fDenn die Tugend ist nicht gleichgültig gegenüber den Menschen, nicht gefühllos, nicht übermütig; ja sie beschützt sogar ganze Völker und pflegt für ihr Wohl aufs beste zu sorgen, was sie gewiss nicht tun würde, wenn sie der allgemeinen Menschenliebe ganz abhold wäre. –
nec vero se adduci posse, ut hoc, quem ad modum putaretur, a Biante esse dictum crederet, qui sapiens habitus esset unus e septem; impuri cuiusdam aut ambitiosi aut omnia ad suam potentiam revocantis esse sententiam. Cic.Lael.59.fAuch konnte Scipio seiner eigenen Äußerung zufolge nie zu der allgemein verbreiteten Überzeugung gebracht werden, dass dieser Ausspruch von Bias, einem der Sieben Weisen herrühre; vielmehr schrieb er ihn einem schmutzigen, oder ehr- und herrschsüchtigen Menschen zu.
Est enim boni viri, quem eundem sapientem licet dicere, haec duo tenere in amicitia: Cic.Lael.65.fDenn der Tugendhafte, den wir auch den Weisen nennen dürfen, beobachtet in der Freundschaft folgende zwei Grundsätze:
nec ob aliam causam ullam boni improbis, improbi bonis amici esse non possunt, nisi quod tanta est inter eos, quanta maxima potest esse, morum studiorumque distantia. Cic.Lael.74.fund aus keinem anderen Grund ist es unmöglich, dass unter guten und schlechten Menschen Freundschaft besteht, als weil hier der Abstand der Charaktere und Neigungen auf dem denkbar höchsten Grad steht.
itemque cetera, quae quibusdam admirabilia videntur, permulti sunt, qui pro nihilo putent; Cic.Lael.86.fEbenso gibt es sehr viele, die andere Dinge, die von manchen bewundert werden, für nichts erachten.
una illa sublevanda offensio est, ut et veritas in amicitia et fides retineatur: Cic.Lael.88.fEine Art der Kränkung muss ganz besonders gemildert werden, damit Wahrhaftigkeit und Vertrauen sich in der Freundschaft erhalten.
atque is primus instituit in forum versus agere cum populo. Cic.Lael.96.fEr begann übrigens als erster, mit dem Gesicht zum Forum gewendet, mit dem Volk zu verhandeln.
"Magnas vero agere gratias Thais mihi?" Satis erat respondere: "magnas"; "ingentes" inquit. Cic.Lael.98.f"Die Thais dankte doch gehorsamst mir?" (Ter.Eun.391) Es wäre genug gewesen zu antworten: "gehorsamst", aber nein: "untertänigst" sagte Gnatho.
ex quo exardescit sive amor sive amicitia; utrumque enim dictum est ab amando; Cic.Lael.100.fdaraus erglüht gegenseitige Liebe (amor) oder Freundschaft (amicitia). Denn beide römischen Ausdrücke kommen von amare her.
Mi frater, mi frater, mi frater, tune id veritus es, ne ego iracundia aliqua adductus pueros ad te sine litteris miserim? aut etiam ne te videre noluerim? Ego tibi irascerer? tibi ego possem irasci? Scilicet, tu enim me afflixisti; tui me inimici, tua me invidia, ac non ego te misere perdidi. Cic.ad Q.fr.1,3,1,1O Bruder, Bruder, Bruder! Du hast also wirklich gefürchtet, ich hätte aus Erbitterung gegen dich Sklaven ohne einen Brief an dich geschickt? Oder gar dich nicht sehen wollen? Ich dir zürnen? Dir sollte ich zürnen können? Als ob du mich angegriffen, als ob mich deine Feinde, mich deine Neider, und nicht ich selbst dich ins Unglück gestürzt hätte!
Meus ille laudatus consulatus mihi te, liberos, patriam, fortunas, tibi velim ne quid eripuerit praeter unum me. Cic.ad Q.fr.1,3,1,2Ja, gerade mein so gepriesenes Konsulat hat mir dich, und Kinder, und Vaterland, und Hab und Gut geraubt: oh, hätte es nur dir nichts weiter geraubt, als mich allein!
Sed certe a te mihi omnia semper honesta et iucunda ceciderunt, a me tibi luctus meae calamitatis, metus tuae, desiderium, maeror, solitudo. Cic.ad Q.fr.1,3,1,3Alles, was mir von deiner Seite widerfuhr, war auf jeden Fall stets durchaus ehrend und erfreulich; von mir aber widerfuhr dir nur Kummer über mein Unglück, die Furcht vor deinem, Sehnsucht, Trauer, Verlassenheit.
Ego te videre noluerim? Immo vero me a te videri nolui; non enim vidisses fratrem tuum, non eum, quem reliqueras, non eum, quem noras, non eum, quem flens flentem, prosequentem proficiscens dimiseras, ne vestigium quidem eius nec simulacrum, sed quandam effigiem spirantis mortui. Cic.ad Q.fr.1,3,1,4Ich hätte dich nicht sehen wollen? Im Gegenteil! Ich wünschte von dir nicht gesehen zu werden: denn du hättest nicht deinen Bruder gesehen, nicht den, den du verlassen hattest, nicht den, den du kanntest, nicht den, der weinend von dem Weinenden, von dem Scheidenden, dich begleitend, Abschied genommen hatte. Keine Spur, keinen Zug von ihm hättest du gesehen, nur noch das Schattenbild eines noch atmenden Toten.
Atque utinam me mortuum prius vidisses aut audisses! utinam te non solum vitae, sed etiam dignitatis meae superstitem reliquissem! Cic.ad Q.fr.1,3,1,5Ach, hättest du lieber mich früher tot gesehen, oder von meinem Tod gehört! O hättest du mich nicht nur sterben, sondern noch vor dem Verlust meiner Würde sterben sehen!
Sed testor omnes deos me hac una voce a morte esse revocatum, quod omnes in mea vita partem aliquam tuae vitae repositam esse dicebant: qua in re peccavi scelerateque feci; nam, si occidissem, mors ipsa meam pietatem amoremque in te facile defenderet: nunc commisi, ut me vivo careres, vivo me aliis indigeres, mea vox in domesticis periculis potissimum occideret, quae saepe alienissimis praesidio fuisset. Cic.ad Q.fr.1,3,2,1Aber – alle Götter rufe ich zu Zeugen an – nur dies eine Wort hat mich abgehalten, den Tod zu suchen, dass alle sagten, auf meinem Leben beruhe ein Teil des deinigen. Aber das ist gerade mein Vergehen, das mein Verbrechen: Wäre ich gestorben, leicht würde gerade mein Tod mich verteidigen und meine Brudertreue und meine Liebe zu dir bezeugen. Jetzt bin ich schuld geworden, dass Du, obwohl ich lebe, mich doch nicht hast, dass du, obgleich ich lebe, dennoch fremden Schutzes bedarfst, dass meine Stimme gerade in Gefahren, die die Meinigen bedrohen, verstummen musste, die so oft wildfremden Menschen Schutz gewährt hatte.
Nam, quod ad te pueri sine litteris venerunt, quoniam vides non fuisse iracundiam causam, certe pigritia fuit et quaedam infinita vis lacrimarum et dolorum. Cic.ad Q.fr.1,3,2,2Dass die Sklaven ohne ein Schreiben von mir zu dir gekommen sind, dafür war, wie du nun wohl siehst, keine Erbitterung von meiner Seite die Ursache; es war weiter nichts, als ein lähmender Verdruss, als ein Übermaß von Tränen und Schmerzen.
Haec ipsa me quo fletu putas scripsisse? eodem, quo te legere certe scio. Cic.ad Q.fr.1,3,3,1Unter welchem Tränenerguss, meinst du, dass ich gerade dies hier schreibe? Unter ganz gleichem, wie ich von dir überzeugt bin, dass du dies liest.
An ego possum aut non cogitare aliquando de te aut umquam sine lacrimis cogitare? cum enim te desidero, fratrem solum desidero? ego vero suavitate prope aequalem, obsequio filium, consilio parentem; quid mihi sine te umquam aut tibi sine me iucundum fuit? Cic.ad Q.fr.1,3,3,2Ist es mir möglich, auch nur einen Augenblick nicht an dich zu denken, oder je deiner ohne Tränen zu gedenken? Meine Sehnsucht nach dir – ist sie bloß Sehnsucht nach dem Bruder? Nein, du warst mir zum Umgang so erwünscht, wie ein mir fast gleicher Altersgenossen. Du richtetest dich nach meinen Wünschen, wie ein Sohn, warst an besonnenem Rat einem Vater gleich. Gab es für mich je etwas Erfreuliches ohne dich, oder für dich ohne mich?
Quid, quod eodem tempore desidero filiam? qua pietate, qua modestia, quo ingenio! effigiem oris, sermonis, animi mei. Cic.ad Q.fr.1,3,3,3Und vermisse ich nicht zu gleicher Zeit eine Tochter? Wie kindlich liebend war sie, wie bescheiden, wie geistvoll! Ein Abbild meiner Züge, meine Redeweise, meines Gemütes!
Quid filium venustissimum mihique dulcissimum? quem ego ferus ac ferreus e complexu dimisi meo, sapientiorem puerum quam vellem, sentiebat enim miser iam, quid ageretur. Cic.ad Q.fr.1,3,3,4Und einen so liebenswürdigen, mir so innig teuren Sohn? Ihn konnte ich gefühlloser und versteinerter Mensch aus meinen Armen lassen? einen Knaben, der mehr Geist zeigt, als mir jetzt lieb ist. Denn der Arme merkte bereits (nur zu gut), was vorging.
Quid vero tuum filium, imaginem tuam, quem meus Cicero et amabat ut fratrem et iam ut maiorem fratrem verebatur? Cic.ad Q.fr.1,3,3,5Und nun noch deinen Sohn, dein Ebenbild, den mein Sohn nicht nur wie seinen Bruder liebte, sondern auch wie einen älteren Bruder achtete?
Quid, quod mulierem miserrimam, fidelissimam coniugem, me prosequi non sum passus, ut esset, quae reliquias communis calamitatis, communes liberos tueretur? Cic.ad Q.fr.1,3,3,6Ach, habe ich doch sogar die Begleitung der unglückseligen Frau, meiner so treuen Gattin, abgelehnt, damit dich ein Wesen zum Schutze dessen, was uns das gemeinsame Elend noch gelassen hatte, unserer Kinder, zurückbliebe!
Sed tamen, quoquo modo potui, scripsi et dedi litteras ad te Philogono, liberto tuo, quas credo tibi postea redditas esse, in quibus idem te hortor et rogo, quod pueri tibi verbis meis nuntiarunt, ut Romam protinus pergas et properes. Cic.ad Q.fr.1,3,4,1Gleichwohl habe ich, so wie ich es eben vermochte, an dich geschrieben, und den Brief deinem Freigelassenen, Philogonus, gegeben; ihn hast du, hoffe ich, inzwischen erhalten. Er enthält ganz dieselben eindringlichen Bitten, die ich dir mündlich durch meine Sklaven ausrichten ließ, nämlich du mögest unverzüglich und geraden Weges nach Rom eilen.
primum enim te praesidio esse volui, si qui essent inimici, quorum crudelitas nondum esset nostra calamitate satiata; deinde congressus nostri lamentationem pertimui; digressum vero non tulissem, atque etiam id ipsum, quod tu scribis, metuebam, ne a me distrahi non posses. Cic.ad Q.fr.1,3,4,2Erstlich wünschte ich nämlich, du solltest zu meinem Schutz da sein, falls noch einige Feinde ihre gefühllose Rachgier durch mein Unglück nicht genug befriedigt fänden. Dann war mir zu bange vor dem Jammer, wenn wir persönlich zusammenträfen; das Scheiden aber hätte ich dann gar nicht ertragen können. Ja, ich fürchtete gerade das, was du schreibst, nämlich du könntest dich gar nicht von mir losreißen.
His de causis hoc maximum malum, quod te non vidi, quo nihil amantissimis et coniunctissimis fratribus acerbius miserius videtur accidere potuisse, minus acerbum, minus miserum fuit, quam fuisset cum congressio, tum vero digressio nostra. Cic.ad Q.fr.1,3,4,3Aus diesen Gründen war gerade das (sonst) größte Unglück, dass ich dich nicht sah – ein Schmerz, der für so eng verbundene und innig liebende Bruderherzen wohl der empfindlichste und bitterste ist – gerade dies war in diesem Fall weniger bitter, weniger schmerzlich, als es eine Zusammenkunft und dann besonders wieder unsere Trennung gewesen wäre.
Nunc, si potes id, quod ego, qui tibi semper fortis videbar, non possum, erige te et confirma, si qua subeunda dimicatio erit. Cic.ad Q.fr.1,3,5,1Jetzt, wenn du kannst, was ich, den du stets für stark hieltest, nicht kann, ermutige, ermanne dich, wenn etwa ein Kampf zu bestehen ist.
spero, si quid mea spes habet auctoritatis, tibi et integritatem tuam et amorem in te civitatis et aliquid etiam misericordiam nostri praesidii laturam; sin eris ab isto periculo vacuus, ages scilicet, si quid agi posse de nobis putabis. Cic.ad Q.fr.1,3,5,2Hat meine Hoffnung irgend ein Gewicht, so darf ich wohl erwarten, dass deine Unbescholtenheit und die Liebe der Bürger zu dir, einigermaßen auch das Mitleid mit mir, dich dabei unterstützen werden. Bist du einmal diese Gefahr los, wirst du dich, denke ich, für mich einsetzen, wenn du meinst, dass man sich für mich einsetzen könne.
De quo scribunt ad me quidem multi multa et se sperare demonstrant; sed ego, quod sperem, non dispicio, cum inimici plurimum valeant, amici partim deseruerint me, partime etiam prodiderint, qui in meo reditu fortasse reprehensionem sui sceleris pertimescant. Cic.ad Q.fr.1,3,5,3Hierüber schreiben mir manche mancherlei und zeigen mir, dass sie noch hoffen. Ich kann indessen nicht erkennen, worauf ich noch hoffen darf, da meine Feinde über die Maßen stark sind, meine Freunde mich teils im Stich gelassen, teils sogar verraten haben, und im Falle meiner Rückkehr Vorwürfe über ihr schändliches Verhalten fürchten.
Sed, ista qualia sint, tu velim perspicias mihique declares. Cic.ad Q.fr.1,3,5,4Doch verschaffe du dir Klarheit darüber, wie sich dies verhält, und berichte mir!
Ego tamen, quamdiu tibi opus erit, si quid periculi subeundum videbis, vivam; diutius in hac vita esse non possum; neque enim tantum virium habet ulla aut prudentia aut doctrina, ut tantum dolorem possit sustinere. Cic.ad Q.fr.1,3,5,5Ich will jedoch noch so lange mein Leben fristen, als es dir nutzen kann, wenn du dich irgend einer Gefahr ausgesetzt siehst. Länger halte ich dieses Leben nicht aus. Nein, einen solchen Schmerz zu ertragen gibt keine Klugheit, keine Weisheit Kraft genug.
Scio fuisse et honestius moriendi tempus et utilius; sed non hoc solum, multa alia praetermisi, quae si queri velim praeterita, nihil agam, nisi ut augeam dolorem tuum, indicem stultitiam meam. Cic.ad Q.fr.1,3,6,1Ich weiß, es gab eine Zeit, wo es ehrenvoller und vorteilhafter zugleich gewesen wäre zu sterben. Aber nicht bloß diesen Augenblick, leider noch vieles andere habe ich ausgelassen. Wollte ich dies Vergangene beklagen, so wäre damit nichts gewonnen, als dass ich deinen Schmerz vermehrte und meine Torheit unter Beweis stellte.
Illud quidem nec faciendum est nec fieri potest, me diutius, quam aut tuum tempus aut firma spes postulabit, in tam misera tamque turpi vita commorari, ut, qui modo fratre fuerim, liberis, coniuge, copiis, genere ipso pecuniae beatissimus, dignitate, auctoritate, existimatione, gratia non inferior, quam qui umquam fuerunt amplissimi, is nunc in hac tam afflicta perditaque fortuna neque me neque meos lugere diutius possim. Cic.ad Q.fr.1,3,6,2Dazu kann und darf ich mich aber auf keinen Fall entschließen, ein so freudloses und ehrloses Dasein länger zu ertragen, als es deine Gefahr oder eine begründete Hoffnung gebieten. Nein, ich, der noch vor kurzem durch einen Bruder, durch Kinder, durch eine Gattin, durch Vermögen, ja selbst durch die Art, wie ich dazu gekommen bin, zu den Hochbeglückten gehörte, der in Würde, Ansehen, Achtung und Gunst nicht niedriger stand, als je die Ausgezeichnetsten – ich kann in diesem so hoffnungslosen Elend die Trauer um mich und die Meinigen nicht mehr länger aushalten.
Quare quid ad me scripsisti de permutatione? quasi vero nunc me non tuae facultates sustineant, qua in re ipsa video miser et sentio, quid sceleris admiserim, cum de visceribus tuis et filii tui satisfacturus sis quibus debes, ego acceptam ex aerario pecuniam tuo nomine frustra dissiparim. Cic.ad Q.fr.1,3,7,1Was schreibst du denn also von einem Austausch? Zehre ich doch jetzt schon von deinem Eigentum. Gerade darin sehe und fühle ich in meinem Elend, wie großes Unrecht ich begangen habe, da du gleichsam aus dem Mark deines Vermögens und dem deines Sohnes deine Gläubiger nun befriedigen willst, während ich das aus der Staatskasse auf deinen Namen bezogene Geld nutzlos verschleudert habe.
Sed tamen et M. Antonio, quantum tu scripseras, et Caepioni tantundem solutum est; mihi ad id, quod cogito, hoc, quod habeo, satis est; sive enim restituimur sive desperamur, nihil amplius opus est. Cic.ad Q.fr.1,3,7,2Allerdings ist an Marcus Antonius so viel ausgezahlt worden, wie du geschrieben hattest, und eben so viel an Caepio. Für mich und meine Zwecke reicht das, was ich habe, vollkommen hin. Entweder werde ich wieder in meiner Rechte eingesetzt oder als rettungslos aufgegeben; auf keinen Fall brauche ich mehr.
Tu, si forte quid erit molestiae, te ad Crassum et ad Calidium conferas censeo. Cic.ad Q.fr.1,3,7,3Solltest aber du etwa in Verlegenheit kommen, so darfst du, denke ich, dich nur an Crassus und an Calidius wenden.
Quantum Hortensio credendum sit, nescio. Me summa simulatione amoris summaque assiduitate quotidiana sceleratissime insidiosissimeque tractavit adiuncto Q. Arrio; quorum ego consiliis, promissis, praeceptis destitutus in hanc calamitatem incidi. Cic.ad Q.fr.1,3,8,1Inwieweit auf Hortensius zu bauen ist, weiß ich nicht. Mich hat er unter der Maske der innigsten Zuneigung und größter täglicher Anteilnahme aufs schändliche und hinterlistigste behandelt, und Arriushat mitgemacht. Mit ihrem Rat, ihren Versprechungen, ihren Weisungen haben sie mich verraten, und in dieses Unglück gebracht.
Sed haec occultabis, ne quid obsint: illud caveto — et eo puto per Pomponium fovendum tibi esse ipsum Hortensium —, ne ille versus, qui in te erat collatus, cum aedilitatem petebas, de lege Aurelia, falso testimonio confirmetur. Cic.ad Q.fr.1,3,8,2Doch lass dir dies nicht anmerken: sie könnten sonst Schaden anrichten. Davor nimm dich in acht! Und besonders darum, denke ich, solltest du durch Pomponius dem Hortensius schön tun, damit nicht der Vers, der auf dich, als du dich um die Aedilität bewarbst, infolge des Aurelischen Gesetzes angewandt worden war, noch gar durch ein falsches Zeugnis bestätigt werde.
nihil enim tam timeo, quam ne, cum intelligant homines, quantum misericordiae nobis tuae preces et tua salus allatura sit, oppugnent te vehementius. Cic.ad Q.fr.1,3,8,3Denn nichts fürchte ich mehr, als den Gedanken, man könnte dir noch heftiger entgegenarbeiten, wenn man bemerkt, wie viel Mitleid mir deine Bitten und deine Unversehrtheit einbringen.
Messalam tui studiosum esse arbitror; Pompeium etiam simulatorem puto. Sed haec utinam ne experiare! quod precarer deos, nisi meas preces audire desissent; verumtamen precor, ut his infinitis nostris malis contenti sint; in quibus non modo tamen nullius inest peccati infamia, sed omnis dolor est, quod optime factis poena maxima est constituta. Cic.ad Q.fr.1,3,9,1Dass Messala dir geneigt ist, glaube ich, aber Pompeius, vermute ich, ist ein Heuchler. Doch möge dir die Probe aufs Exempel erspart bleiben! Ich würde die Götter darum bitten, wären sie nicht längst gegen meine Gebete taub geworden. Dennoch flehe ich, sie möchten sich mit diesem meinem grenzenlosen Elend zufrieden geben; trifft es mich doch nicht infolge einer Verfehlung; sondern darin liegt mein ganzer Schmerz, dass dem edelsten Handeln die größte Strafe bestimmt ist.
Filiam meam et tuam Ciceronemque nostrum quid ego, mi frater, tibi commendem? quin illud maereo, quod tibi non minorem dolorem illorum orbitas afferet quam mihi; sed te incolumi orbi non erunt. Cic.ad Q.fr.1,3,10,1Meine und deine Tochter, und unseren Sohn – warum soll ich sie dir, mein Bruder, empfehlen? Ist doch gerade das auch mein Kummer, dass dich ihre Verwaistheit nicht weniger schmerzen wird, als mich. Doch, bleibst du unversehrt, werden sie nicht verwaist sein.
Reliqua, ita mihi salus aliqua detur potestasque in patria moriendi, ut me lacrimae non sinunt scribere! Cic.ad Q.fr.1,3,10,2Ach mehr – so wahr ich mir die Möglichkeit wünsche davonzukommen und in der Heimat zu sterben – mehr kann ich vor Tränen nicht schreiben.
Idibus Iuniis, Thessalonica. Cic.ad Q.fr.1,3,10,4Thessalonike, am 13. Juni (58 v.Chr.)
Amabo te, mi frater, ne, si uno meo facto et tu et omnes mei corruistis, improbitati et sceleri meo potius quam imprudentiae miseriaeque assignes. Cic.ad Q.fr.1,4,1,1Herzlich bitte ich dich, mein Bruder: Wenn du wie alle meine Lieben durch eine einzige Tat von mir zu Fall gekommen bist, so schreibe dies nicht eher einem unredlichen Frevel als einem törichten Missgeschick zu.
nullum est meum peccatum, nisi quod iis credidi, a quibus nefas putaram esse me decipi, aut etiam, quibus ne id expedire quidem arbitrabar. Cic.ad Q.fr.1,4,1,2Besteht doch meine einzige Verfehlung darin, denen vertraut zu haben, von denen getäuscht zu werden, wie ich glaubte, verrucht sei; oder nicht einmal vorstellen konnte, es könne ihnen von Vorteil sein.
Intimus, proximus, familiarissimus quisque aut sibi pertimuit aut mihi invidit: ita mihi nihil misero praeter fidem amicorum cautum meum consilium fuit. Cic.ad Q.fr.1,4,1,3Gerade meine innigsten, nächsten und vertrautesten Freunde fürchteten entweder für sich oder waren missgünstig auf mich. Und so fehlte es mir Armen nur an treuen Frunden und meiner Vorsicht im Planen.
Quod si te satis innocentia tua et misericordia hominum vindicat hoc tempore a molestia, perspicis profecto, ecquaenam nobis spes salutis relinquatur: Cic.ad Q.fr.1,4,2,1Wenn dich nun gegenwärtig deine Schuldlosigkeit und das allgemeine Mitleid hinlänglich vor Verlegenheit schützen, so kannst du wirklich auch herausfinden, ob mir noch eine Hoffnung auf Rettung bleibt.
nam me Pomponius et Sestius et Piso noster adhuc Thessalonicae retinuerunt, cum longius discedere propter nescio quos motus vetarent. Cic.ad Q.fr.1,4,2,2Denn mich haben Pomponius und Sestius und mein Piso bisher immer noch in Thessalonike festgehalten, weil (wie sie sagten) gewisse Entwicklungen von einer weiteren Reise abrieten.
verum ego magis exitum illorum litteris quam spe certa exspectabam; nam quid sperem potentissimo inimico, dominatione obtrectatorum, infidelibus amicis, plurimis invidis? Cic.ad Q.fr.1,4,2,3Übrigens ließen mich mehr ihre Briefe als eine begründete Hoffnung einen Erfolg erwarten. Denn worauf hätte ich hoffen sollen bei dem übergroßen Einfluus meiner Feinde, der Machtfülle meiner Gegner, der Untreue meiner Freunde, dem Neid der meisten?
De novis autem tribunis plebis est ille quidem in me officiosissimus Sestius et, spero, Curius, Milo, Fadius, Fabricius, sed valde adversante Clodio, qui etiam privatus eadem manu poterit contiones concitare; deinde etiam intercessor parabitur. Cic.ad Q.fr.1,4,3,1Von den neuen Volkstribunen ist Sestius jedenfalls sehr zuvorkommend; Curius, Milo, Fadius und Fabricius hoffentlich auch. Clodius aber ist ein unerbittlicher Gegner. Auch ohne Amt wird er mit derselben Bande die Versammlungen in Aufruhr versetzen können, schließlich noch einen Widerspruchsführer in Bereitschaft halten.
Haec mihi proficiscenti non proponebantur, sed saepe triduo summa cum gloria dicebar esse rediturus. Cic.ad Q.fr.1,4,4,1Dies hat man mir bei meiner Abreise vorenthalten, sondern mehrfach hieß es, ich würde innerhlb dreier Tage hochgeehrt zurückkehren.
"Quid tu igitur?" inquies. Quid? multa convenerunt, quae mentem exturbarent meam: subita defectio Pompeii, alienatio consulum, etiam praetorum, timor publicanorum, arma. Cic.ad Q.fr.1,4,4,2"Nun, was dachtest du dabei?" wirst du sagen. Was? Es kam so viel zusammen, das mir ganz die Sinne raubte: der plötzliche Abfall des Pompeius, die Entfremdung der Konsuln, sogar der Prätoren, die Furcht der Steuerpächter, sogar Waffengewalt.
Lacrimae meorum me ad mortem ire prohibuerunt; quod certe et ad honestatem et ad effugiendos intolerabiles dolores fuit aptissimum. Cic.ad Q.fr.1,4,4,3Die Tränen meiner Lieben hielten mich davon ab, mir den Tod zu geben; und doch wäre dies auf jeden Fall meiner Ehre am angemessensten gewesen und hätte mir unerträgliche Leiden erspart.
Sed de hoc scripsi ad te in ea epistula, quam Phaethonti dedi. Cic.ad Q.fr.1,4,4,4Doch hierüber habe ich dir in dem Brief geschrieben, den ich Phaethon mitgegeben habe.
Nunc tu, quoniam in tantum luctum laboremque detrusus es, quantum nemo umquam, si levare potes communem casum misericordia hominum, scilicet incredibile quiddam assequeris; sin plane occidimus — me miserum! — ego omnibus meis exitio fuero, quibus ante dedecori non eram. Cic.ad Q.fr.1,4,4,5Da du jetzt in einen solchen Jammer und in solche Drangsal hinabgestoßen bist, wie noch keiner jemals zuvor – wenn es dir gelingt, durch das Mitleid der Menschen unserem gemeinsamen Unglück ein Ende zu machen, so wirst du etwas schier Unglaubliches erreichen. Bin ich aber ganz verloren, werde ich Unglückseliger das Verderben über alle meine Lieben gebracht haben, denen ich zuvor nie Schande bereitet habe.
Sed tu, ut ante ad te scripsi, perspice rem et pertenta et ad me, ut tempora nostra, non ut amor tuus fert, vere perscribe: ego vitam, quoad putabo tua interesse aut ad spem servandam esse, retinebo. Cic.ad Q.fr.1,4,5,1Doch erforsche, wie ich dir früher schon schrieb, und erprobe die Lage; schreibe mir dann ganz wahrheitsgemäß, wie es meiner Lage, nicht wie es deiner Liebe entspricht. So lange will ich am Leben festhalten, als ich glaube, mein Leben habe einen Wert für dich, oder es gebe noch Hoffnung für mich.
Tu nobis amicissimum Sestium cognosces; credo tua causa velle Lentulum, qui erit consul: quamquam sunt facta verbis difficiliora. Cic.ad Q.fr.1,4,5,2Dass Sestius mir innigst zugetan ist, wirst du merken. Dir aber, glaube ich, will der künftige Konsul Lentulus sehr wohl. Doch Handeln fällt schwerer als Reden.
Tu et quid opus sit et quid sit videbis. Cic.ad Q.fr.1,4,5,3Sieh also zu, was nötig ist und wie es steht.
Omnino, si tuam solitudinem communemque calamitatem nemo despexerit, aut per te aliquid confici aut nullo modo poterit; sin te quoque inimici vexare coeperint, ne cessaris, non enim gladiis tecum, sed litibus agetur. Cic.ad Q.fr.1,4,5,4Wenn niemand dich wegen deiner Verlassenheit und uns beide wegen unseres Unglücks verachtet, lässt sich von deiner Bemühung noch etwas erwarten, oder es ist durch kein Mittel mehr etwas auszurichten. Wenn aber unsere Feinde sich auch an dich machen, dann zögere nicht! denn sie werden nicht mit Schwertern, sondern mit Prozessen gegen dich auftreten.
Verum haec absint velim. Cic.ad Q.fr.1,4,5,5Doch möge das fernbleiben!
Te oro, ut ad me de omnibus rebus rescribas et in me animi aut potius consilii minus putes esse quam antea, amoris vero et officii non minus. Cic.ad Q.fr.1,4,5,6Nochmals bitte ich dich: schreibe mir ja über alles, was vorgeht, und solltest du mir auch weniger Mut oder Einsicht als früher zutrauen, so doch nicht weniger Liebe und Pflichtgefühl!
[Scr. Thessalonicae mense Sextili a.u.c. 696.] Cic.ad Q.fr.1,4,5,7(Gegeben in Thessalonike im Monat August 58 v.Chr.)
Scripsi ad te antea superiora; nunc cognosce, postea quae sint acta. Cic.ad Q.fr.2,3,1,1Mein letzter Brief meldete dir, was früher vorgefallen war; hier hast du die späteren Ereignisse.
A Kal. Febr. legationes in Idus Febr. reiiciebantur; eo die res confecta non est. Cic.ad Q.fr.2,3,1,2Vom 1. Februar wurden die Gesandtschaften auf den 13. hinausgeschoben. An diesem Tag wurde die Sache nicht abgeschlossen.
A. d. IIII. Non. Febr. Milo adfuit; ei Pompeius advocatus venit; dixit Marcellus a me rogatus; honeste discessimus; prodicta dies est in VIII. Idus Febr. Cic.ad Q.fr.2,3,1,3Am 2. Februar war Milo zugegen; Pompeius war, um ihm beizustehen anwesend. Auf mein Ersuchen hielt Markus Marcellus eine Rede (für ihn). Wir kamen mit Anstand davon. Der Entscheidungstag wurde auf den 6. Februar angesetzt.
Interim reiectis legationibus in Idus referebatur de provinciis quaestorum et de ornandis praetoribus; sed res multis querelis de re publica interponendis nulla transacta est. Cic.ad Q.fr.2,3,1,4Da die Gesandtschaften inzwischen auf den 13. hinausgeschoben waren, wurden die Anträge über die Provinzen der Quaestoren und über die Ausstattung der Prätoren gemacht. Doch weil viele Klagen über den Zustand des Staates eingeschoben werden mussten, wurde kein Punkt erledigt.
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17.02.2015 Fautores Londiniensis societatis pedifollicae F.C. Chelsea Parisiis hominem coloratum, quominus tramine metropolitano veheretur, rassisticas sententiolas cantantes impediverunt. lc201502
10.06.2015 Ioannes Ellis (Jeb) Bush, qui se candidatum republicanum praesidentatum Foederatarum Civitatum anni MMXVI ambiturum annuntiavit, iter quinque dierum in Europam facit, ut, quod vulgo creditur, peritiae rerum externarum documentum det. Prima statio est Germania. Quae res autem ambigua excedat. Nam ex hac parte nomen Bush Germanis est magnae auctoritatis, quod pater Georgius H.W. Bush praeses Americanus suos nervos in Germania reconcilianda contenderat, illinc autem in Europa infamia aspersum est, quod eius frater Georgius W. Bush praeses bellum Iraquianum commoverat. Quam exspectationem hospes Americanus primo die Berolini ad consilium oeconomiae Democratarum Christianorum orationem habens non fallit, cum et patrem rei publicae gerendae scientissimum omnium adhuc viventium, quos umquam convenisset, praedicavit, neque fratris nomen commemoravit. Ceterum languere videbatur neque aliqua sententia animos Berolinensium inflammans velut ab Ioanne F. Kennedy (a. MCMLXIII) vel a Ronaldo Reagan (a. MCMLXXXVII) vel a Baraco Obama (a. MMVIII) ab eo audita est. lc201506Jeb Bush, der für die Republikaner seine Kandidatur zur Präsidentschaft 2016 angekündigt hat, unternimmt eine fünftägige Reise nach Europa, um, wie man allgemein glaubt, seine außenpolitische Kompetenz unter Beweis zu stellen. Seine erste Station ist Deutschland. Dieses Vorhaben dürfte aber problematisch verlaufen. Denn einerseits genießt der Name Bush hohes Ansehen, weil sich Vater George H.W. Bush als amerikanischer Präsident für die Wiedervereinigung Deutschlands eingesetzt hatte, andererseits ist er in Europa in Verruf, weil sein Bruder George W. Bush als Präsident den Irakkrieg begonnen hatte. Diese Erwartung bestätigte der amerikanische Gast am ersten Tag in einer Rede vor dem Wirtschaftsrat der Christdemokraten in Berlin, als er seinen Vater als den bedeutendsten noch lebenden Staatsmann bezeichnete, dem er je begegnet sei, und den Namen seines Bruders nicht einmal erwähnte. Ansonsten wirkte er blass. Von ihm war kein Satz zu hören, der die Berliner begeistert hätte, wie von John F. Kennedy (1963), von R. Reagan (1987) oder Barack Obama (2008).
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finn
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