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Beleg gesucht für: dicendo
Belege des Suchbegriffs aus ausgewählten Texten (vollständig: Caes.Gall., Cic.Arch., Cic.S.Rosc., Cic.Lael.)
Ac mihi quidem saepe numero in summos homines ac summis ingeniis praeditos intuenti quaerendum esse visum est quid esset cur plures in omnibus rebus quam in dicendo admirabiles exstitissent; nam quocumque te animo et cogitatione converteris, permultos excellentis in quoque genere videbis non mediocrium artium, sed prope maximarum. Cic.de_orat.1,6.Wenn ich nun, wie ich oftmals tat, auf die Männer von der höchsten Geistesbegabung meinen Blick richtete, so drängte sich mir die Frage auf, warum wohl alle anderen Fächer eine größere Anzahl bewunderungswürdiger Männer aufzuweisen hätten als die Beredsamkeit. Denn wohin man auch seine Aufmerksamkeit und seine Gedanken wenden mag, so wird man sehr viele ausgezeichnete Männer in jeder Art von Künsten und Wissenschaften sehen, und zwar nicht bloß in den gewöhnlichen, sondern beinahe in den wichtigsten.
Quis enim est qui, si clarorum hominum scientiam rerum gestarum vel utilitate vel magnitudine metiri velit, non anteponat oratori imperatorem? Quis autem dubitet quin belli duces ex hac una civitate praestantissimos paene innumerabilis, in dicendo autem excellentis vix paucos proferre possimus? Cic.de_orat.1,7.Wer sollte, wenn er bei der Wissenschaft berühmter Männer den Nutzen oder die Größe ihrer Taten zum Maßstab nehmen will, nicht dem Feldherrn vor dem Redner den Vorzug geben; und doch, wer möchte bezweifeln, dass wir der vortrefflichsten Heerführer aus unserem Staat allein beinahe unzählige, in der Beredsamkeit aber hervorragende Männer kaum wenige anführen können?
Quod hoc etiam mirabilius debet videri, quia ceterarum artium studia fere reconditis atque abditis e fontibus hauriuntur, dicendi autem omnis ratio in medio posita communi quodam in usu atque in hominum ore et sermone versatur, ut in ceteris id maxime excellat, quod longissime sit ab imperitorum intellegentia sensuque disiunctum, in dicendo autem vitium vel maximum sit a vulgari genere orationis atque a consuetudine communis sensus abhorrere. Cic.de_orat.1,12.Um soviel wunderbarer muss dies erscheinen, weil die Kenntnisse in den anderen Wissenschaften meistens aus tiefen und verborgenen Quellen geschöpft werden, die Redekunst hingegen ganz vor aller Augen liegt und sich in der gewöhnlichen Erfahrung und in der Menschen Sitte und Rede bewegt. Während daher in den anderen Wissenschaften gerade das, was sich am weitesten von der Unerfahrenen Einsicht und Denkart entfernt, am meisten hervorragt, so ist es in der Beredsamkeit gerade der größte Fehler, wenn man von der gebräuchlichen Redeweise und dem gemeinen Menschenverstand abweicht.
Qui cum ita esset exorsus: non sibi cohortandum Sulpicium et Cottam, sed magis utrumque conlaudandum videri, quod tantam iam essent facultatem adepti, ut non aequalibus suis solum anteponerentur, sed cum maioribus natu compararentur; 'neque vero mihi quicquam' inquit 'praestabilius videtur, quam posse dicendo tenere hominum [coetus] mentis, adlicere voluntates, impellere quo velit, unde autem velit deducere: haec una res in omni libero populo maximeque in pacatis tranquillisque civitatibus praecipue semper floruit semperque dominata est. Cic.de_orat.1,30.Er begann mit der Erklärung, Sulpicius und Cotta bedürften nicht seiner Aufmunterung, sondern beiden müsse man vielmehr Lob erteilen, weil sie sich schon eine solche Geschicklichkeit im Reden angeeignet hätten, dass sie nicht allein ihren Altersgenossen vorgezogen, sondern sogar den Älteren gleichgestellt würden. "Und wahrlich", so fuhr er fort, "es erscheint mir nichts so vortrefflich als die Kunst, durch die Rede die Aufmerksamkeit der Menschen in den Versammlungen zu fesseln, ihre Gemüter zu gewinnen, ihre Neigungen zu leiten, wohin man will, und wovon man will, abzulenken. Sie ist die einzige, welche bei jedem freien Volk und besonders in friedlichen und ruhigen Staaten vorzüglich immer geblüht und immer geherrscht hat.
Quid tam porro regium, tam liberale, tam munificum, quam opem ferre supplicibus, excitare adflictos, dare salutem, liberare periculis, retinere homines in civitate? Quid autem tam necessarium, quam tenere semper arma, quibus vel tectus ipse esse possis vel provocare integer vel te ulcisci lacessitus? Age vero, ne semper forum, subsellia, rostra curiamque meditere, quid esse potest in otio aut iucundius aut magis proprium humanitatis, quam sermo facetus ac nulla in re rudis? Hoc enim uno praestamus vel maxime feris, quod conloquimur inter nos et quod exprimere dicendo sensa possumus. Cic.de_orat.1,32.Was ist ferner so königlich, so freigebig, so großmütig, als Hilfe zu leisten den Flehenden, aufzurichten die Niedergeschlagenen, Rettung vom Untergang zu gewähren, von Gefahren zu befreien, die Menschen im Staat zurückzuhalten? Was ist aber so notwendig, als zu jeder Zeit Waffen zu besitzen, mit denen man sich entweder selbst decken kann oder die Schlechten zum Kampf herausfordern oder, angegriffen, sich rächen? Und nun weiter, um nicht immer an Forum, Gerichtsstühle, Rednerbühne und Curie zu denken, was kann in der Muße erfreulicher oder dem menschlichen Wesen entsprechender sein als eine geistreiche und in keinerlei Weise ungebildete Unterredung? Denn darin gerade besteht unser größter Vorzug vor den rohen Tieren, dass wir uns mit einander unterreden und unsere Empfindungen durch Worte ausdrücken können.
Equidem et Ser. Galbam memoria teneo divinum hominem in dicendo et M. Aemilium Porcinam et C. ipsum Carbonem, quem tu adulescentulus perculisti, ignarum legum, haesitantem in maiorum institutis, rudem in iure civili; et haec aetas vestra praeter te, Crasse qui tuo magis studio quam proprio munere aliquo disertorum ius a nobis civile didicisti, quod interdum pudeat, iuris ignara est. Cic.de_orat.1,40.Es ist mir noch erinnerlich, wie Servius Galba, ein unvergleichlicher Redner, und Marcus Aemilius Porcina und selbst Gaius Carbo, den du in den ersten Jahren deiner Jugend niederschmettertest, unkundig der Gesetze, unsicher in den Einrichtungen der Vorfahren und unwissend im bürgerlichen Recht waren. Und unser Zeitalter ist, wenn ich dich ausnehme, Crassus, der du mehr aus eigener Neigung, als weil es der eigentliche Beruf des Redners erforderte, das bürgerliche Recht von mir gelernt hast, des Rechtes so unkundig, dass man sich zuweilen schämen muss.
Agerent enim tecum lege primum Pythagorei omnes atque Democritii ceterique in iure sua physici vindicarent ornati homines in dicendo et graves, quibuscum tibi iusto sacramento contendere non liceret; urgerent praeterea philosophorum greges iam ab illo fonte et capite Socrate nihil te de bonis rebus in vita, nihil de malis, nihil de animi permotionibus, nihil de hominum moribus, nihil de ratione vitae didicisse, nihil omnino quaesisse, nihil scire convincerent; et cum universi in te impetum fecissent, tum singulae familiae litem tibi intenderent; Cic.de_orat.1,42.Es würden nämlich mit dir rechten zuerst alle Pythagoreer und Demokritier, sowie auch die übrigen Naturphilosophen ihren Besitz in Anspruch nehmen, Männer, die sich durch eine schöne und nachdrucksvolle Rede auszeichnen, und du dürftest dich mit diesen nicht in einen Rechtsstreit unter Berufung auf ein gerichtliches Unterpfand einlassen. Bedrängen würden dich außerdem die Scharen der Philosophen, gleich von Sokrates an, ihrem Urheber und Stifter, und erweisen, dass du nichts von den Gütern im Leben, nichts von den Übeln, nichts von den Gemütsbewegungen, nichts von den Sitten der Menschen, nichts von ihrer Lebensweise gelernt, nichts überhaupt untersucht habest, nichts wissest; und nach dem Gesamtangriff aller auf dich würden auch noch die einzelnen Schulen besonders einen Rechtsstreit gegen dich erheben.
Tum ille 'non sum' inquit 'nescius, Scaevola, ista inter Graecos dici et disceptari solere; audivi enim summos homines, cum quaestor ex Macedonia venissem Athenas, florente Academia, ut temporibus illis ferebatur, cum eam Charmadas et Clitomachus et Aeschines obtinebant; erat etiam Metrodorus, qui cum illis una ipsum illum Carneadem diligentius audierat, hominem omnium in dicendo, ut ferebant, acerrimum et copiosissimum; vigebatque auditor Panaeti illius tui Mnesarchus et Peripatetici Critolai Diodorus; Cic.de_orat.1,45.Hierauf erwiderte jener: "Ich weiß recht wohl, Scaevola, dass dieses unter den Griechen besprochen und verhandelt zu werden pflegt. Ich habe ja die größten Männer gehört, da ich als Quästor aus Makedonien nach Athen gekommen war, wo die Akademie, wie man damals sagte, dadurch in Blüte stand, dass derselben Charmadas, Kleitomachos und Aischines vorstanden. Auch Metrodoros war da, der mit jenen zugleich den berühmten Karneades selbst sehr fleißig gehört hatte, der alle im Vortrag und Scharfsinn und Fülle der Rede überragte, und in großem Ansehen standen der Schüler deines Panaitios, Mnesarchos, und Diodoros, der Schüler des Peripatetikers Kritolaos.
sed ego neque illis adsentiebar neque harum disputationum inventori et principi longe omnium in dicendo gravissimo et eloquentissimo, Platoni, cuius tum Athenis cum Charmada diligentius legi Gorgiam; quo in libro in hoc maxime admirabar Platonem, quod mihi in oratoribus inridendis ipse esse orator summus videbatur. Verbi enim controversia iam diu torquet Graeculos homines contentionis cupidiores quam veritatis. Cic.de_orat.1,47.Aber ich konnte weder jenen beipflichten noch dem Erfinder und Urheber dieser gelehrten Streitigkeiten, Platon, der sich in seinen Vorträgen durch Gediegenheit und Beredsamkeit vor allen bei weitem auszeichnet. Ich las seinen ‘Gorgias’ damals zu Athen mit Charmadas sehr fleißig, und ich musste in diesem Buch den Platon besonders deshalb bewundern, weil er mir, indem er die Redner verspottete, selbst der größte Redner zu schein schien. Wortgezänk quält schon lange die armen Griechen, die nach Streit begieriger sind als nach der Wahrheit.
Quam ob rem, si ornate locutus est, sicut et fertur et mihi videtur, physicus ille Democritus, materies illa fuit physici, de qua dixit, ornatus vero ipse verborum oratoris putandus est; et, si Plato de rebus ab civilibus controversiis remotissimis divinitus est locutus, quod ego concedo; si item Aristoteles, si Theophrastus, si Carneades in rebus eis, de quibus disputave runt, eloquentes et in dicendo suaves atque ornati fuerunt, sint eae res, de quibus disputant, in aliis quibusdam studiis, oratio quidem ipsa propria est huius unius rationis, de qua loquimur et quaerimus. Cic.de_orat.1,49.Hat also jener Naturphilosoph Demokritos einen schönen Vortrag gehabt, wie man sagt und mir scheint, so gehörte der Stoff, über den er sprach, dem Naturphilosophen an, der Schmuck der Worte aber muss als ein Eigentum des Redners angesehen werden. Und wenn Platon über Gegenstände, die von bürgerlichen Streitigkeiten weit entfernt sind, unvergleichlich schön gesprochen hat, was ich zugebe, wenn gleichfalls Aristoteles, wenn Theophrastos, wenn Karneades die von ihnen behandelten Gegenstände in einer beredten, anmutigen und geschmückten Sprache darlegen, so mögen die Gegenstände ihrer Vorträge anderen Wissensgebieten angehören, der Vortrag selbst ist sicherlich Eigentum dieser Kunst allein, die wir in unserem Gespräch untersuchen.
Etenim videmus eisdem de rebus ieiune quosdam et exiliter, ut eum, quem acutissimum ferunt, Chrysippum, disputavisse neque ob eam rem philosophiae non satis fecisse, quod non habuerit hanc dicendi ex arte aliena facultatem. Quid ergo interest aut qui discernes eorum, quos nominavi, in dicendo ubertatem et copiam ab eorum exilitate, qui hac dicendi varietate et elegantia non utuntur? Unum erit profecto, quod ei, qui bene dicunt, adferunt proprium, compositam orationem et ornatam et artificio quodam et expolitione distinctam; haec autem oratio, si res non subest ab oratore percepta et cognita, aut nulla sit necesse est aut omnium inrisione ludatur. Cic.de_orat.1,50.Wir sehen ja, dass einige über dieselben Gegenstände trocken und dürftig gesprochen haben, wie zum Beispiel Chrysippos, dessen großen Scharfsinn man rühmt und der darum, dass er diese Geschicklichkeit im Reden aus einer fremden Kunst nicht besaß, nicht minder der Philosophie Genüge geleistet hat. Was findet also für ein Unterschied statt? Oder wie wirst du die Reichhaltigkeit und Fülle der eben genannten Männer von der Dürftigkeit derer unterscheiden, welche diese Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit der Rede nicht haben? Eines wird in der Tat sein, was diejenigen, welche gut reden, als ihr Eigentum mit sich bringen: eine wohlgeordnete, geschmückte und durch Kunst und Feile mit mannigfaltiger Abwechslung versehene Rede. Wenn aber einer solchen Rede nicht ein Stoff zugrunde liegt, der von dem Redner erfasst und erkannt ist, so muss sie notwendigerweise entweder ganz bedeutungslos sein oder der Gegenstand allgemeinen Spottes und Gelächters werden.
Quis enim nescit maximam vim exsistere oratoris in hominum mentibus vel ad iram aut ad odium aut ad dolorem incitandis vel ab hisce eisdem permotionibus ad lenitatem misericordiamque revocandis? Quae nisi qui naturas hominum vimque omnem humanitatis causasque eas, quibus mentes aut incitantur aut reflectuntur, penitus perspexerit, dicendo quod volet perficere non poterit. Cic.de_orat.1,53.Denn wer weiß nicht, dass die größte Stärke des Redners sich darin zeigt, dass er die Gemüter der Menschen zum Zorn oder zum Hass oder zum Schmerz anreizt und von diesen Leidenschaften wieder zur Sanftmut und zum Mitleid zurückführt? Wer die Gemütsarten der Menschen und das ganze Wesen der menschlichen Natur und die Ursachen, durch die die Gemüter entweder angereizt oder beschwichtigt werden, nicht von Grund aus erkannt hat, wird durch seine Rede das nicht erreichen können, was er will.
Etenim cum illi in dicendo inciderint loci, quod persaepe evenit, ut de dis immortalibus, de pietate, de concordia, de amicitia, de communi civium, de hominum, de gentium iure, de aequitate, de temperantia, de magnitudine animi, de omni virtutis genere sit dicendum, clamabunt, credo, omnia gymnasia atque omnes philosophorum scholae sua esse haec omnia propria, nihil omnino ad oratorem pertinere; Cic.de_orat.1,56.Allerdings, wenn in der Rede, wie es sehr oft der Fall ist, Veranlassungen eintreten, jene Gemeinsätze über die unsterblichen Götter, über Frömmigkeit, über Eintracht, über Freundschaft, über das gemeinsame Recht der Bürger, der Menschen und Völker, über Billigkeit, über Besonnenheit, über Seelengröße, über jede Art der Tugend zu behandeln, so werden, glaube ich, alle Gymnasien und alle Schulen der Philosophen laut erklären, dieses alles sei ihr Eigentum, gar nichts hiervon gehe den Redner an.
Iam vero de legibus constituendis, de bello, de pace, de sociis, de vectigalibus, de iure civium generatim in ordines aetatesque discriptorum dicant vel Graeci, si volunt, Lycurgum aut Solonem - quamquam illos quidem censemus in numero eloquentium reponendos - scisse melius quam Hyperidem aut Demosthenem, perfectos iam homines in dicendo et perpolitos, vel nostri decem viros, qui xii tabulas perscripserunt, quos necesse est fuisse prudentis, anteponant in hoc genere et Ser. Galbae et socero tuo C. Laelio, quos constat dicendi gloria praestitisse. Cic.de_orat.1,58.Ferner in betreff der Gesetzgebung, des Krieges und Friedens, der Bundesgenossen, der Staatsgefälle, der nach Verschiedenheit der Stände und Alter angeordneten Rechte der Bürger mögen die Griechen, wenn sie wollen, behaupten, Lykurgos oder Solon – wiewohl diese wenigstens meines Erachtens unter die Zahl der Redner gerechnet werden müssen – hätten von diesen Gegenständen eine bessere Kenntnis gehabt als Hypereides oder Demosthenes, Männer, die in der Beredsamkeit schon ganz vollkommen und fein ausgebildet sind; oder mögen die Unsrigen den Decemvirn, den Verfassern der zwölf Gesetzestafeln, welche einsichtsvolle Männer sein mussten, in dieser Beziehung den Vorzug geben vor dem Servius Galba und deinem Schwiegervater Gaius Laelius, die sich bekanntlich durch Rednerruhm auszeichneten.
Qua re hic locus de vita et moribus totus est oratori perdiscendus; cetera si non didicerit, tamen poterit, si quando opus erit, ornare dicendo, si modo ad eum erunt delata et ei tradita. Etenim si constat inter doctos, hominem ignarum astrologiae ornatissimis atque optimis versibus Aratum de caelo stellisque dixisse; si de rebus rusticis hominem ab agro remotissimum Nicandrum Colophonium poetica quadam facultate, non rustica, scripsisse praeclare, quid est cur non orator de rebus eis eloquentissime dicat, quas ad certam causam tempusque cognorit? Cic.de_orat.1,69.Darum muss dieser ganze Teil, der von dem Leben und den Sitten handelt, von dem Redner gründlich erlernt werden; das übrige wird er, wenn er es auch nicht erlernt hat, doch, sobald es einmal nötig ist, durch die Rede auszuschmücken verstehen, wenn ihm nur zuvor der Stoff dazu überliefert und eingehändigt worden ist. Denn wenn, wie es unter den Gelehrten bekannt ist, ein in der Sternkunde unerfahrener Mann, Aratos, den Himmel und die Gestirne in den schönsten und herrlichsten Versen besungen, wenn ein Mann, der sehr fern vom Land lebte, Nikandros aus Kolophon, über die Landwirtschaft vermöge dichterischer Befähigung, nicht aber wegen seiner Kenntnis im Landbau, vortrefflich geschrieben hat, warum sollte dann nicht der Redner über solche Gegenstände sehr beredt reden, die er für eine gewisse Sache und Zeit erlernt hat?
Sed, ut solebat C. Lucilius saepe dicere, homo tibi subiratus, mihi propter eam ipsam causam minus quam volebat familiaris, sed tamen et doctus et perurbanus, sic sentio neminem esse in oratorum numero habendum, qui non sit omnibus eis artibus, quae sunt libero dignae, perpolitus; quibus ipsis si in dicendo non utimur, tamen apparet atque exstat, utrum simus earum rudes an didicerimus: Cic.de_orat.1,72.Aber was Gaius Lucilius oft zu sagen pflegte, der dir ein wenig grollte und gerade deshalb mir weniger, als er es wünschte, befreundet, aber doch ein gelehrter und sehr fein gebildeter Mann war, dasselbe ist auch mein Urteil, dass nämlich niemand unter die Zahl der Redner gerechnet werden dürfe, der nicht in allen, eines freien Mannes würdigen Wissenschaften ausgebildet sei. Denn wenn wir von ihnen selbst auch beim Reden keinen Gebrauch machen, so ist es doch sichtbar und stellt sich heraus, ob wir derselben unkundig sind oder sie gelernt haben.
Tum Antonius 'probas mihi' inquit 'ista, Crasse, quae dicis, nec dubito quin multo locupletior in dicendo futurus sit, si quis omnium rerum atque artium rationem naturamque comprehenderit; Cic.de_orat.1,80.Hierauf sagte Antonius: "Du überzeugst mich, Crassus, von der Wahrheit deiner Behauptungen, und ich zweifle nicht, dass derjenige im Reden weit reicher ausgestattet sein wird, der die Beschaffenheit und das Wesen aller Dinge und Wissenschaften umfasst.
Ea Menedemus exemplis magis quam argumentis conabatur refellere; memoriter enim multa ex orationibus Demostheni praeclare scripta pronuntians docebat illum in animis vel iudicum vel populi in omnem partem dicendo permovendis non fuisse ignarum, quibus ea rebus consequeretur, quae negaret ille sine philosophia quemquam nosse posse. Cic.de_orat.1,88.Diese Behauptungen suchte Menedemus mehr durch Beispiele als durch Beweise zu widerlegen. Er trug nämlich aus dem Gedächtnis viele herrliche Stellen aus den Reden des Demosthenes vor und zeigte so, dass dieser dadurch, dass er verstand, die Gemüter der Richter oder des Volkes nach allen Richtungen zu lenken, kundgegeben habe, wie gut er die Mittel gekannt habe, durch die er das erreichen könne, was nach jenes Behauptung niemand ohne Philosophie wissen könne.
Nam primum quasi dedita opera neminem scriptorem artis ne mediocriter quidem disertum fuisse dicebat, cum repeteret usque a Corace nescio quo et Tisia, quos artis illius inventores et principes fuisse constaret; eloquentissimos autem homines, qui ista nec didicissent nec omnino scire curassent, innumerabilis quosdam nominabat; in quibus etiam, sive ille inridens sive quod ita putaret atque ita audisset, me in illo numero, qui illa non didicissem et tamen, ut ipse dicebat, possem aliquid in dicendo, proferebat; quorum ego alterum illi facile adsentiebar, nihil me didicisse, in altero autem me inludi ab eo aut etiam ipsum errare arbitrabar. Cic.de_orat.1,91.Zuerst nämlich, sagte er, sei gleichsam absichtlich kein Schriftsteller der Kunst auch nur in mäßigem Grade beredt gewesen, wobei er von Korax und Tisias, mir unbekannten Leuten, ausholte, die bekanntlich die Erfinder und Gründer dieser Wissenschaft gewesen seien; von den beredtesten Männern aber, die diese Dinge weder gelernt noch überhaupt zu wissen sich die Mühe genommen hätten, nannte er unzählige; unter ihnen – sei es nun, um meiner zu spotten, oder dass er so glaubte und so gehört hatte – führte er auch mich an, der ich jene Dinge nicht gelernt hätte und doch, wie er sagte, einiges im Reden leistete. In dem einen stimme ich ihm gern bei, dass ich nichts gelernt hätte; in dem andern aber, meinte ich, wolle er mich verspotten oder befinde sich selbst im Irrtum.
Ego enim, qui ab ineunte aetate incensus essem studio utriusque vestrum, Crassi vero etiam amore, cum ab eo nusquam discederem, verbum ex eo numquam elicere potui de vi ac ratione dicendi, cum et per me ipsum egissem et per Drusum saepe temptassem; quo in genere tu, Antoni, - vere loquar - numquam mihi percontanti aut quaerenti aliquid defuisti et persaepe me, quae soleres in dicendo observare, docuisti. Cic.de_orat.1,97.Denn ich, der ich von Jugend an euch beiden von ganzem Herzen zugetan war, ja zu Crassus die innigste Liebe hegte, konnte, obwohl ich nirgends von seiner Seite wich, ihm doch nie ein Wort über den kunstmäßigen Lehrgang der Beredsamkeit entlocken, sooft ich auch teils selbst ihm meinen Wunsch mitgeteilt, teils ihn durch den Drusus angegangen hatte. In dieser Hinsicht hast du, Antonius, ich will die Wahrheit sagen, nie meine Erkundigungen oder Fragen unbefriedigt gelassen, und sehr oft belehrtest du mich über die Beobachtungen, die du beim Reden zu machen pflegtest.
Equidem te cum in dicendo semper putavi deum, tum vero tibi numquam eloquentiae maiorem tribui laudem quam humanitatis; qua nunc te uti vel maxime decet neque defugere eam disputationem, ad quam te duo excellentes ingeniis adulescentes cupiunt accedere.' Cic.de_orat.1,106.Ich habe dich zwar immer für einen unvergleichlichen Redner gehalten, aber nie habe ich deiner Beredsamkeit ein größeres Lob erteilt als deiner Menschenfreundlichkeit, und diese musst du gerade jetzt an den Tag legen und nicht die Erörterung ablehnen, welche die beiden jungen Männer von so ausgezeichneten Geistesgaben von dir übernommen zu sehen wünschen."
Equidem cum peterem magistratum, solebam in prensando dimittere a me Scaevolam, cum ita ei dicerem, me velle esse ineptum, id erat, petere blandius, quod, nisi inepte fieret, bene non posset fieri; - hunc autem esse unum hominem ex omnibus, quo praesente ego ineptum esse me minime vellem - quem quidem nunc mearum ineptiarum testem et spectatorem fortuna constituit: nam quid est ineptius quam de dicendo dicere, cum ipsum dicere numquam sit non ineptum, nisi cum est necessarium?' Cic.de_orat.1,112.Sooft ich mich sonst um ein Staatsamt bewarb, pflegte ich, wenn ich mich durch Händedruck bei den Leuten beliebt machen wollte, den Scaevola von mir zu entlassen, indem ich zu ihm sagte: ‘Ich will jetzt eine Torheit begehen’; darunter verstand ich die einschmeichelnde Art der Bewerbung, die ohne Torheit auf gehörige Weise nicht ausgeführt werden kann; er aber sei unter allen der einzige Mensch, in dessen Gegenwart ich mich am wenigsten töricht zu benehmen wünschte. Und diesen gerade hat jetzt das Geschick zum Zeugen und Zuschauer meiner Torheiten gemacht. Denn was ist törichter, als über das Reden zu reden, da das Reden an und für sich zu jeder Zeit töricht ist, außer wenn es notwendig ist?" "Nun, fahre nur fort, lieber Crassus", sagte Mucius, denn die Schuld, die du befürchtest, will ich auf mich nehmen."
Neque haec in eam sententiam disputo, ut homines adulescentis, si quid naturale forte non habeant, omnino a dicendi studio deterream: quis enim non videt C. Coelio, aequali meo, magno honori fuisse, homini novo, illam ipsam, quamcumque adsequi potuerat, in dicendo mediocritatem? Quis vestrum aequalem, Q. Varium, vastum hominem atque foedum, non intellegit illa ipsa facultate, quamcumque habuit, magnam esse in civitate gratiam consecutum? Cic.de_orat.1,117.Dies jedoch sage ich nicht in der Absicht, um junge Männer, denen es vielleicht an einer Naturgabe gebricht, gänzlich von der Beschäftigung mit der Beredsamkeit abzuschrecken. Denn wer weiß nicht, dass dem Gaius Caelius145, meinem Altersgenossen, einem Emporkömmling, selbst die Mittelmäßigkeit im Reden, soweit er sie erreichen konnte, zu Erlangung hoher Ehren förderlich gewesen ist? Wer sieht nicht ein, dass euer Altersgenosse Quintus Varius146, ein ungestalter und hässlicher Mensch, selbst durch die geringe Redegewandtheit, die er besitzt, zu großem Einfluss im Staat gelangt ist?
ut enim quisque optime dicit, ita maxime dicendi difficultatem variosque eventus orationis exspectationemque hominum pertimescit; qui vero nihil potest dignum re, dignum nomine oratoris, dignum hominum auribus efficere atque edere, is mihi, etiam si commovetur in dicendo, tamen impudens videtur; non enim pudendo, sed non faciendo id, quod non decet, impudentiae nomen effugere debemus; Cic.de_orat.1,120.Doch kann dieser Fall eigentlich nicht eintreten; denn je tüchtiger einer im Reden ist, um so mehr befürchtet er die Schwierigkeit des Redens, den schwankenden Erfolg der Rede und die Erwartung der Menschen. Wer aber nichts zustande bringen und zu Tage fördern kann, was der Sache, was des Rednernamens, was der Aufmerksamkeit der Menschen würdig ist, den halte ich, wenn er sich auch beim Vortrag beunruhigt fühlt, dennoch für unverschämt. Denn nicht dadurch, dass man sich schämt, sondern dadurch, dass man das nicht tut, was nicht geziemend ist, müssen wir dem Vorwurf der Unverschämtheit entgehen.
stultitia autem excusationem non habet, quia nemo videtur, aut quia crudus fuerit aut quod ita maluerit, stultus fuisse; quo etiam gravius iudicium in dicendo subimus: quotiens enim dicimus, totiens de nobis iudicatur, et, qui semel in gestu peccavit, non continuo existimatur nescire gestum, cuius autem in dicendo quid reprehensum est, aut aeterna in eo aut certe diuturna valet opinio tarditatis. Cic.de_orat.1,125.Dummheit findet aber keine Entschuldigung, weil man von niemandem annehmen kann, er habe sich dumm gezeigt, entweder weil er sich den Magen verdorben oder weil er es so gewollt habe. Einem um so strengeren Gericht sind wir daher beim Reden unterworfen. Denn sooft wir reden, sooft wird über uns gerichtet; und während wir von dem, der einmal im Gebärdenspiel gefehlt hat, nicht sofort urteilen, er verstehe vom Gebärdenspiel nichts, so steht der Redner, an dem man etwas Tadelnswertes fand, entweder für immer oder doch auf lange Zeit in dem Ruf des Stumpfsinnes.
Sed, si placet, sermonem alio transferamus et nostro more aliquando, non rhetorico, loquamur.' 'Minime vero,' inquit Cotta; 'nunc enim te iam exoremus necesse est, quoniam retines nos in hoc studio nec ad aliam dimittis artem, ut nobis explices, quicquid est istud, quod tu in dicendo potes; - neque enim sumus nimis avidi; ista tua mediocri eloquentia contenti sumus - idque ex te quaerimus, (ut ne plus nos adsequamur, quam quantulum tu in dicendo adsecutus es), quoniam, quae a natura expetenda sunt, ea dicis non nimis deesse nobis, quid praeterea esse adsumendum putes?' Cic.de_orat.1,133.Aber, wenn’s beliebt, lasst uns das Gespräch auf einen andern Gegenstand lenken und uns einmal wieder nach unserer Weise unterhalten und nicht mehr die Sprache der Redekünstler führen!" "Mitnichten", fiel Cotta ein. "Denn jetzt gerade, weil du uns nun bei dieser Wissenschaft festhalten willst und uns nicht ein anderes Fach ergreifen heißt, müssen wir dich recht dringend bitten, dass du uns belehrst. Wie viel oder wie wenig du als Redner zu leisten verstehst, soll uns nicht kümmern; denn gar zu gierig sind wir nicht, wir begnügen uns gern mit deiner mittelmäßigen Beredsamkeit und wünschen weiter nichts von dir uns anzueignen als die Kleinigkeit, die du dir im Reden angeeignet hast. Weil du nun sagst, dass uns die Gaben, die von der Natur zu erstreben sind, nicht gänzlich fehlen, so ersuchen wir dich, uns auseinanderzusetzen, was wir uns sonst noch nach deiner Meinung aneignen müssen."
'Equidem probo ista,' Crassus inquit 'quae vos facere soletis, ut, causa aliqua posita consimili causarum earum, quae in forum deferuntur, dicatis quam maxime ad veritatem accommodate; sed plerique in hoc vocem modo, neque eam scienter, et viris exercent suas et linguae celeritatem incitant verborumque frequentia delectantur; in quo fallit eos, quod audierunt, dicendo homines, ut dicant, efficere solere; Cic.de_orat.1,149."Fürwahr, ich billige das", sagte Crassus, "was ihr zu tun pflegt, dass ihr über irgendeinen angenommenen Fall, der den Verhandlungen ganz ähnlich ist, die in den Gerichten vorkommen, soviel als möglich in derselben Weise, als wenn ein wirklicher Fall verhandelt würde, redet; aber gar viele üben hierbei nur ihre Stimme, und auch diese nicht verständig, und ihre Lunge und regen die Schnelligkeit der Zunge an und freuen sich an einer großen Menge von Worten. Sie lassen sich hierin durch die oft gehörte Äußerung täuschen, durch Reden lerne man reden.
vere enim etiam illud dicitur, perverse dicere homines perverse dicendo facillime consequi. Quam ob rem in istis ipsis exercitationibus, etsi utile est etiam subito saepe dicere, tamen illud utilius, sumpto spatio ad cogitandum paratius atque accuratius dicere. Caput autem est, quod, ut vere dicam, minime facimus (est enim magni laboris, quem plerique fugimus), quam plurimum scribere. Stilus optimus et praestantissimus dicendi effector ac magister; neque iniuria; nam si subitam et fortuitam orationem commentatio et cogitatio facile vincit, hanc ipsam profecto adsidua ac diligens scriptura superabit. Cic.de_orat.1,150.Denn ebenso richtig verhält sich auch die Behauptung, verkehrt rede lerne man am leichtesten durch verkehrt Reden. Obschon es also bei eben diesen Übungen nützlich ist, auch aus dem Stegreif oft Vorträge zu halten, so ist es doch nützlicher, sich Zeit zum Nachdenken zu nehmen und mit gehöriger Vorbereitung und Sorgfalt zu reden. Die Hauptsache aber ist, was – ich will die Wahrheit sagen – wir am wenigsten tun – denn es erfordert große Anstrengung, die wir gewöhnlich scheuen -: soviel als möglich zu schreiben. Der Griffel ist der beste und vorzüglichste Bildner und Lehrmeister der Rede und nicht mit Unrecht. Denn wenn vor einer aus dem Stegreif gehaltenen und durch Zufall veranlassten Rede eine mit Überlegung und Nachdenken ausgearbeitete Rede leicht den Vorzug hat, so wird in der Tat selbst vor dieser eine mit Sorgfalt schriftlich abgefasste Rede den Vorrang haben.
Haec sunt, quae clamores et admirationes in bonis oratoribus efficiunt; neque ea quisquam, nisi diu multumque scriptitarit, etiam si vehementissime se in his subitis dictionibus exercuerit, consequetur; et qui a scribendi consuetudine ad dicendum venit, hanc adfert facultatem, ut, etiam subito si dicat, tamen illa, quae dicantur, similia scriptorum esse videantur; atque etiam, si quando in dicendo scriptum attulerit aliquid, cum ab eo discesserit, reliqua similis oratio consequetur; Cic.de_orat.1,152.Das ist das, was lauten Beifall und Bewunderung der Redner hervorruft, und niemand wird dies erreichen, wenn er nicht lange und viel geschrieben hat, mag er sich auch noch so eifrig in diesen Reden aus dem Stegreif geübt haben. Wer hingegen von der Übung im Schreiben zum Reden kommt, bringt die Fertigkeit mit, dass, wenn er auch aus dem Stegreif redet, doch das Gesagte dem Geschriebenen ähnlich zu sein scheint, und sollte er selbst einmal bei einem Vortrag eine schriftliche Ausarbeitung mitgebracht haben, so wird doch, wenn er diese verlässt, die folgende Rede sich in ähnlicher Form anschließen.
Quid vero ille M. Cato? Nonne et eloquentia tanta fuit, quantam illa tempora atque illa aetas in hac civitate ferre maximam potuit, et iuris civilis omnium peritissimus? Verecundius hac de re iam dudum loquor, quod adest vir in dicendo summus, quem ego unum oratorem maxime admiror; sed tamen idem hoc semper ius civile contempsit. Cic.de_orat.1,171.Wie aber urteilt jener Marcus Cato? Besaß er nicht ausgezeichnete Beredsamkeit, wie es nur immer nach den damaligen Zeitverhältnissen in unserem Staat möglich war, und die genaueste Kenntnis des bürgerlichen Rechtes? Mit einiger Zurückhaltung habe ich bis jetzt über diesen Gegenstand gesprochen, weil ein in der Beredsamkeit so ausgezeichneter Mann gegenwärtig ist, den ich als. Redner vor allen anderen bewundere, und doch hat dieser das bürgerliche Recht immer verachtet.
Non enim causidicum nescio quem neque clamatorem aut rabulam hoc sermone nostro conquirimus, sed eum virum, qui primum sit eius artis antistes, cuius cum ipsa natura magnam homini facultatem daret, auctor tamen esse deus putatur, ut id ipsum, quod erat hominis proprium, non partum per nos, sed divinitus ad nos delatum videretur; deinde, qui possit non tam caduceo quam nomine oratoris ornatus incolumis vel inter hostium tela versari; tum, qui scelus fraudemque nocentis possit dicendo subicere odio civium supplicioque constringere; idemque ingeni praesidio innocentiam iudiciorum poena liberare; idemque languentem labentemque populum aut ad decus excitare aut ab errore deducere aut inflammare in improbos aut incitatum in bonos mitigare; qui denique, quemcumque in animis hominum motum res et causa postulet, eum dicendo vel excitare possit vel sedare. Cic.de_orat.1,202.Denn nicht ist es ein alltäglicher Sachwalter und Schreier oder Rechtsschwätzer, den wir in unserem Gespräch aufsuchen, sondern ein Mann, der zuerst in der Kunst ein Meister ist, deren Erfindung, wenn auch die Natur dem Menschen dazu große Fähigkeiten verlieh, doch einem Gott zugeschrieben wird, so dass selbst das, was Eigentum des Menschen war, nicht durch uns gewonnen, sondern durch göttliche Eingebung zu uns gebracht erschien; ein Mann, der zweitens nicht so sehr durch den Heroldstab als vielmehr durch den Namen des Redners, mit dem er geschmückt ist, selbst unter den Schwertern der Feinde sich unverletzt bewegen kann; ein Mann, der ferner Tücke und Ränke des Missetäters durch die Rede dem Hass der Bürger bloßstellen und durch Strafen zügeln sowie auch durch den Schutz seines Geistes die Unschuld von der Strafe der Gerichte befreien und auch ein erschlaffendes und strauchelndes Volk entweder zum Ehrgefühl erwecken oder vom Irrtum abführen oder gegen Übeltäter entflammen oder die gereizte Stimmung desselben gegen Gute besänftigen kann; ein Mann, der endlich jede Gemütsstimmung, wie sie Zeit und Umstände erfordern, in den Menschen durch die Rede entweder hervorrufen oder stillen kann.
verum hoc ingrediar ad ea, quae vultis, audacius, quod idem mihi spero usu esse venturum in hac disputatione, quod in dicendo solet, ut nulla exspectetur ornata oratio: neque enim sum de arte dicturus, quam numquam didici, sed de mea consuetudine; ipsaque illa, quae in commentarium meum rettuli, sunt eius modi, non aliqua mihi doctrina tradita, sed in rerum usu causisque tractata; quae si vobis, hominibus eruditissimis, non probabuntur, vestram iniquitatem accusatote, qui ex me ea quaesieritis, quae ego nescirem; meam facilitatem laudatote, cum vobis non meo iudicio, sed vestro studio inductus non gravate respondero.' Cic.de_orat.1,208.Doch ich will um so dreister auf euer Verlangen eingehen, weil es, wie ich hoffe, bei der gegenwärtigen Unterredung ebenso der Fall sein wird, wie es bei meiner öffentlichen Rede zu sein pflegt, dass man keinen geschmückten Vortrag von mir erwartet. Ich gedenke ja nicht von der Kunst zu reden, die ich nie erlernt habe, sondern von meiner Gewohnheit, wie denn auch das, was ich in meinen Leitfaden aufgenommen habe, von derselben Art ist, nicht durch gelehrten Unterricht mir mitgeteilt, sondern auf Erfahrung und wirklichen Rechtsverhandlungen beruhend. Findet dieses nun bei euch so gelehrten Männern keine Billigung, so müsst ihr eure eigene Unbilligkeit anschuldigen, da ihr mich um Dinge befragt, die ich nicht weiß, und meine Nachgiebigkeit loben, wenn ich euch nicht aus eigenem Entschluss, sondern auf euer Verlangen ohne viele Umstände Rede stehe."
A. d. III. Idus Febr. dixi pro Bestia de ambitu apud praetorem Cn. Domitium in foro medio maximo conventu incidique in eum locum in dicendo, cum Sestius multis in templo Castoris vulneribus acceptis subsidio Bestiae servatus esset. Cic.ad Q.fr.2,3,6,1Am 11. Februar sprach ich für Bestia, der wegen unerlaubter Bewerbung angeklagt war, vor dem Prätor Gneius Domitius, mitten auf dem Forum, vor einer großen Versammlung und ließ dabei in meinem Vortrag die Bemerkung einfließen, wie Sestius, nachdem er im Tempel des Castor viele Wunden erhalten hatte, durch Bestia, der ihn in Schutz nahm, am Leben erhalten worden sei.
poena Flavi Veianio Nigro tribuno mandatur. is proximo in agro scrobem effodi iussit, quam Flavus ut humilem et angustam increpans, circumstantibus militibus, 'ne hoc quidem' inquit 'ex disciplina.' admonitusque fortiter protendere cervicem, 'utinam' ait 'tu tam fortiter ferias!' et ille multum tremens cum vix duobus ictibus caput amputavisset, saevitiam apud Neronem iactavit, sesquiplaga interfectum a se dicendo. Tac.ann.15,67,4.Die Bestrafung des Flavus wurde dem Tribunen Veianius Niger übertragen. Dieser ließ ganz in der Nähe auf einem Feld eine Grube ausheben, über deren geringe Tiefe und Breite Flavus sich ausließ, indem er vor den umstehenden Soldaten sagte: "Auch das ist nicht vorschriftsmäßig." Aufgefordert, den Hals tüchtig zu strecken, sagte er: "Wenn nur du so tüchtig zuhaust!" Dieser schlug heftig zitternd mit kaum zwei Hieben den Kopf ab und rühmte hernach bei Nero seine Grausamkeit, indem er sagte, er habe ihn mit anderthalb Hieben getötet.
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