sed ne cui vestrum mirum esse videatur, me in quaestione legitima et in iudicio publico, cum res agatur apud praetorem populi Romani, lectissimum virum, et apud severissimos iudices, tanto conventu hominum ac frequentia hoc uti genere dicendi, quod non modo a consuetudine iudiciorum verum etiam a forensi sermone abhorreat, quaeso a vobis, ut in hac causa mihi detis hanc veniam accommodatam huic reo, vobis, quem ad modum spero, non molestam, ut me pro summo poeta atque eruditissimo homine dicentem hoc concursu hominum litteratissimorum, hac vestra humanitate, hoc denique praetore exercente iudicium, patiamini de studiis humanitatis ac litterarum paulo loqui liberius et in eius modi persona, quae propter otium ac studium minime in iudiciis periculisque tractata est, uti prope novo quodam et inusitato genere dicendi. Cic.Arch.3.a | Damit es aber keiner von euch verwunderlich finde, dass ich bei einer gesetzlichen Untersuchung und einem öffentlichen Anklageprozess, wo die Sache vor dem Prätor des römischen Volkes, einem Mann von größter Geradheit und Folgerichtigkeit, und vor sehr strengen Richtern verhandelt wird, bei einer so zahlreichen Versammlung von Anwesenden, eine solche Art des Vortrags wähle, die nicht allein der Gewohnheit bei Gerichten, sondern auch der Redeweise des Forums fremd ist, so bitte ich euch, dass ihr mir in dieser Sache eine Vergünstigung gewährt, die diesem Beklagten angemessen und euch, wie ich hoffe, nicht beschwerlich ist, dass ihr mir nämlich hier, wo ich für einen großen Dichter und Gelehrten zu sprechen habe, in diesem zahlreichen Kreis sehr unterrichteter Menschen, bei der Bildung die ihr selbst besitzt, wo endlich dieser Prätor das Gericht leitet, vergönnt, erlaubt, mich über die Studien der Wissenschaften, die zur allgemeinen Bildung gehören, etwas freier zu verbreiten, und bei einem solchen Charakter, der wegen seiner gelehrten Muße in Prozessen und Anklagen durchaus noch nie Gegenstand einer Verhandlung gewesen ist, eine fast neue und ungewöhnliche Art des Vortrags anzuwenden. |
erat temporibus illis iucundus Q. Metello illi Numidico et eius Pio filio, audiebatur a M. Aemilio, vivebat cum Q. Catulo et patre et filio, a L. Crasso colebatur, Lucullos vero et Drusum et Octavios et Catonem et totam Hortensiorum domum devinctam consuetudine cum teneret, adficiebatur summo honore, quod eum non solum colebant, qui aliquid percipere atque audire studebant, verum etiam si qui forte simulabant. Cic.Arch.6.a | Er war um jene Zeit beliebt bei jenem Quintus Metellus, dem Besieger Numidiens, und seinem Sohn Pius; es hörte ihn Marcus Aemilius; er lebte in Gesellschaft des Quintus Catulus, des Vaters und des Sohnes; ihn ehrte Lucius Crassus; da er aber mit den Lucullern, mit Drusus, mit denen Octaviern und mit Cato und dem ganzen Haus der Hortensier durch die engsten Verhältnisse eines vertrauten Umgangs verbunden blieb, so genoss er die größte Achtung, weil ihn nicht allein solche, die etwas zu lernen und zu hören wünschten, sondern auch wohl solche, die sich nur den Schein davon gaben, auszuzeichnen pflegten. |
quae de causa pro mea consuetudine breviter simpliciterque dixi, iudices, ea confido probata esse omnibus; Cic.Arch.32.a | Was ich über die Rechtslage nach meiner Gewohnheit kurz und einfach gesagt habe, das, ihr Richter, hat, wie ich hoffe, allgemeine Billigung gefunden. |
quae a foro aliena iudicialique consuetudine et de hominis ingenio et communiter de ipso studio locutus sum, ea, iudices, a vobis spero esse in bonam partem accepta, ab eo, qui iudicium exercet, certo scio. Cic.Arch.32.b | Was ich gegen die Gewohnheit des Forums und der Gerichte teils über das Talent des Mannes, teils allgemein über sein Fach gesprochen habe, das habt ihr, Richter, wie ich hoffe, und hat der Vorsitzende des Gerichts, wie ich gewiss weiß, gütig aufgenommen. |
Quod hoc etiam mirabilius debet videri, quia ceterarum artium studia fere reconditis atque abditis e fontibus hauriuntur, dicendi autem omnis ratio in medio posita communi quodam in usu atque in hominum ore et sermone versatur, ut in ceteris id maxime excellat, quod longissime sit ab imperitorum intellegentia sensuque disiunctum, in dicendo autem vitium vel maximum sit a vulgari genere orationis atque a consuetudine communis sensus abhorrere. Cic.de_orat.1,12. | Um soviel wunderbarer muss dies erscheinen, weil die Kenntnisse in den anderen Wissenschaften meistens aus tiefen und verborgenen Quellen geschöpft werden, die Redekunst hingegen ganz vor aller Augen liegt und sich in der gewöhnlichen Erfahrung und in der Menschen Sitte und Rede bewegt. Während daher in den anderen Wissenschaften gerade das, was sich am weitesten von der Unerfahrenen Einsicht und Denkart entfernt, am meisten hervorragt, so ist es in der Beredsamkeit gerade der größte Fehler, wenn man von der gebräuchlichen Redeweise und dem gemeinen Menschenverstand abweicht. |
sed primum id difficile est factu, praesertim in hac nostra vita nostrisque occupationibus; deinde illud etiam verendum est ne abstrahamur ab hac exercitatione et consuetudine dicendi populari et forensi. Aliud enim mihi quoddam orationis genus esse videtur eorum hominum, de quibus paulo ante dixisti, quamvis illi ornate et graviter aut de natura rerum aut de humanis rebus loquantur: nitidum quoddam genus est verborum et laetum, et palaestrae magis et olei, quam huius civilis turbae ac fori. Cic.de_orat.1,81. | Aber erstens ist dieses schwer auszuführen, zumal bei unserer Lebensweise und unseren Beschäftigungen; und dann muss man besorgen, dass wir dadurch von unserer Redeübung und Redeweise, wie sie sich für das Volk und die Gerichte eignet, abgezogen werden. Denn einen anderen Vortrag scheinen mir die Männer zu haben, deren du kurz zuvor gedacht hast, so geschmackvoll und so gewichtig sie auch über das Wesen der Dinge und über menschliche Angelegenheiten reden mögen. Ihre Redeweise ist glänzend und blühend, aber sie passt mehr für die Schule und Schulübungen als für unseren gemischten Bürgerschwarm und die Gerichte. |
Haec sunt, quae clamores et admirationes in bonis oratoribus efficiunt; neque ea quisquam, nisi diu multumque scriptitarit, etiam si vehementissime se in his subitis dictionibus exercuerit, consequetur; et qui a scribendi consuetudine ad dicendum venit, hanc adfert facultatem, ut, etiam subito si dicat, tamen illa, quae dicantur, similia scriptorum esse videantur; atque etiam, si quando in dicendo scriptum attulerit aliquid, cum ab eo discesserit, reliqua similis oratio consequetur; Cic.de_orat.1,152. | Das ist das, was lauten Beifall und Bewunderung der Redner hervorruft, und niemand wird dies erreichen, wenn er nicht lange und viel geschrieben hat, mag er sich auch noch so eifrig in diesen Reden aus dem Stegreif geübt haben. Wer hingegen von der Übung im Schreiben zum Reden kommt, bringt die Fertigkeit mit, dass, wenn er auch aus dem Stegreif redet, doch das Gesagte dem Geschriebenen ähnlich zu sein scheint, und sollte er selbst einmal bei einem Vortrag eine schriftliche Ausarbeitung mitgebracht haben, so wird doch, wenn er diese verlässt, die folgende Rede sich in ähnlicher Form anschließen. |
Iam vocis et spiritus et totius corporis et ipsius linguae motus et exercitationes non tam artis indigent quam laboris; quibus in rebus habenda est ratio diligenter, quos imitemur, quorum similes velimus esse. Intuendi nobis sunt non solum oratores, sed etiam actores, ne mala consuetudine ad aliquam deformitatem pravitatemque veniamus. Cic.de_orat.1,156. | Ferner die Bewegungen und Übungen der Stimme, des Atems und des ganzen Körpers und der Zunge selbst bedürfen nicht so sehr der Kunstregeln als vielmehr der Anstrengung. Hierbei muss man sorgfältig darauf achten, wen wir nachahmen, wem wir ähnlich sein wollen. Nicht allein auf die Redner müssen wir unseren Blick richten, sondern auch auf die Schauspieler, damit wir nicht durch eine schlechte Angewöhnung hässliche und verunstaltende Gebärden annehmen. |
verum hoc ingrediar ad ea, quae vultis, audacius, quod idem mihi spero usu esse venturum in hac disputatione, quod in dicendo solet, ut nulla exspectetur ornata oratio: neque enim sum de arte dicturus, quam numquam didici, sed de mea consuetudine; ipsaque illa, quae in commentarium meum rettuli, sunt eius modi, non aliqua mihi doctrina tradita, sed in rerum usu causisque tractata; quae si vobis, hominibus eruditissimis, non probabuntur, vestram iniquitatem accusatote, qui ex me ea quaesieritis, quae ego nescirem; meam facilitatem laudatote, cum vobis non meo iudicio, sed vestro studio inductus non gravate respondero.' Cic.de_orat.1,208. | Doch ich will um so dreister auf euer Verlangen eingehen, weil es, wie ich hoffe, bei der gegenwärtigen Unterredung ebenso der Fall sein wird, wie es bei meiner öffentlichen Rede zu sein pflegt, dass man keinen geschmückten Vortrag von mir erwartet. Ich gedenke ja nicht von der Kunst zu reden, die ich nie erlernt habe, sondern von meiner Gewohnheit, wie denn auch das, was ich in meinen Leitfaden aufgenommen habe, von derselben Art ist, nicht durch gelehrten Unterricht mir mitgeteilt, sondern auf Erfahrung und wirklichen Rechtsverhandlungen beruhend. Findet dieses nun bei euch so gelehrten Männern keine Billigung, so müsst ihr eure eigene Unbilligkeit anschuldigen, da ihr mich um Dinge befragt, die ich nicht weiß, und meine Nachgiebigkeit loben, wenn ich euch nicht aus eigenem Entschluss, sondern auf euer Verlangen ohne viele Umstände Rede stehe." |
Iam virtutem ex consuetudine vitae sermonisque nostri interpretemur nec eam, ut quidam docti, verborum magnificentia metiamur virosque bonos eos, qui habentur, numeremus, Paulos, Catones, Galos, Scipiones, Philos; Cic.Lael.21.a | Wir wollen uns die Tugend so denken, wie man sie nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch des gemeinen Lebens bestimmt, ohne sie nach der Art gewisser Philosophen (Stoiker) in einem überspannten Wortgepränge darzustellen; und wir wollen unter die tugendhaften Männer diejenigen zählen, die wirklich als solche gelten, Männer wie Paulus, Cato, Galus, Scipio und Philus. |
Quamquam confirmatur amor et beneficio accepto et studio perspecto et consuetudine adiuncta; Cic.Lael.29.b | Gleichwohl gewinnt die Liebe durch das Empfangen von Wohltaten, durch die Bemerkung von Eifer und durch das Hinzukommen eines näheren Umgangs an Stärke. |
quod consuetudine patres faciunt, id quasi novum reprehendis; quod benivolentia fit, id odio factum criminaris; quod honoris causa pater filio suo concessit, id eum supplici causa fecisse dicis. Cic.S.Rosc.44.d | Aus dem, was Väter gewöhnlich tun, machst du einen Vorwurf, als ob es etwas Unerhörtes wäre. Was aus Wohlwollen geschieht, das verleumdest du, als eine Folge des Hasses; von dem, was der Vater seinem Sohn als Beweis seiner Achtung zugestand, behauptest du, er habe es getan, um ihn zu bestrafen. |
hanc tollite ex civitate, iudices, hanc pati nolite diutius in hac re publica versari; quae non modo id habet in se mali, quod tot civis atrocissime sustulit, verum etiam hominibus lenissimis ademit misericordiam consuetudine incommodorum. Cic.S.Rosc.154.c | Verbannt diese Grausamkeit aus dem Staat, ihr Richter, lasst sie nicht länger in dieser Republik ihr Unwesen treiben; denn an ihr haftet nicht nur das Schlimme, dass sie so viele Bürger aufs grauenhafte hingemordet hat, sondern auch die sanftesten Menschen durch die Gewöhnung an Leiden dem Mitleid entfremdet hat. |
etenim si loca, si fana, si urbes, si gymnasia, si campum, si canes, si equos, si ludicra exercendi aut venandi consuetudine adamare solemus, quanto id in hominum consuetudine facilius fieri poterit et iustius? Cic.fin.1,69,4 | Denn wenn wir Orte, Tempel, Städte, Gymnasien, wenn dir das Marsfeld, wenn wir Hunde, Pferde, kurzweilige Übungen und Jagden durch die Gewohnheit liebzugewinnen pflegen, wie ungleich leichter und mit wie größerem Recht dürfte dies im Umgang mit Menschen möglich sein! |
[5,9,4] Quodsi maritum etiam tam formonsum tenet, ut affirmat, nulla nunc in orbe toto felicior vivit. fortassis tamen procedente consuetudine et adfectione roborata deam quoque illam deus maritus efficiet. (Apul.met.5,9,4) Apul.met.5,9,4 | [5,9,4] Hat sie wirklich einen so schönen Gatten, wie sie behauptet, gibt es keine glücklichere Frau auf Erden. Vielleicht macht sie ihr Göttergatte mit fortschreitender Vertrautheit, wenn das Verlangen wächst, noch zu Göttin. |
Qui cum esset bonis parentibus atque honesto loco natus—etsi id quidem alius alio modo tradidit—abundaretque et aequalium familiaritatibus et consuetudine propinquorum, haberet etiam more Graeciae quosdam adulescentis amore coniunctos, credebat eorum nemini, sed is, quos ex familiis locupletium servos delegerat, quibus nomen servitutis ipse detraxerat, et quibusdam convenis et feris barbaris corporis custodiam committebat. Cic.Tusc.5,58,1 | Er stammte von guten Eltern und aus edlem Geschlecht, – obgleich dies verschieden erzählt wird – pflegte Umgang mit vielen Altersgenossen und Bekanntschaft mit vielen Verwandten; hatte einige Jünglinge, die nach griechischer Weise seine Lieblinge waren; von denen traute er keinem, sondern übergab denjenigen, die er sich aus den Gesindestuben der Reichen als Sklaven erlesen hatte und denen er selbst nun den Sklavennamen abgenommen hatte, und einigen zusammengelaufenen und rohen Ausländern, die Obhut über sein Leben. |
Quam huic erat miserum carere consuetudine amicorum, societate victus, sermone omnino familiari, homini praesertim docto a puero et artibus ingenuis erudito, musicorum vero perstudioso; poetam etiam tragicum—quam bonum, nihil ad rem; in hoc enim genere nescio quo pacto magis quam in aliis suum cuique pulchrum est; Cic.Tusc.5,63,2 | Wie elend war es für diesen Mann, den Umgang mit Freunden, die Gemeinschaft des Mahles, alle vertraute Unterredung zu entbehren, zumal da er von Jugend auf gebildet und in edlen Wissenschaften erzogen war. Er verstand sich auch sehr auf Musik, war sogar tragischer Dichter – ein wie guter, tut nichts zur Sache. Denn auf diesem Gebiet scheint jedem irgendwie mehr als sonstwo, die eigene Leistung schön. |
[Cic.Tusc.1,38] Magni autem est ingenii sevocare mentem a sensibus et cogitationem ab consuetudine abducere. itaque credo equidem etiam alios tot saeculis, sed quod litteris exstet, Pherecydes Syrius primus dixit animos esse hominum sempiternos, antiquus sane; fuit enim meo regnante gentili. hanc opinionem discipulus eius Pythagoras maxime confirmavit, qui cum Superbo regnante in Italiam venisset, tenuit Magnam illam Graeciam cum [honore] disciplinae, tum etiam auctoritate, multaque saecula postea sic viguit Pythagoreorum nomen, ut nulli alii docti viderentur. XVII. sed redeo ad antiquos. rationem illi sententiae suae non fere reddebant, nisi quid erat numeris aut descriptionibus explicandum: Cic.Tusc.1,38 | Es gehört auch eine große Seele dazu, abzurufen den Geist vom Sinnlichen, und den Gedanken von der Gewohnheit abzuziehen. Immerhin mögen daher auch andere in so vielen Jahrhunderten dasselbe behauptet haben; aber schriftlich ist es zuerst von Pherekydes aus Syros aufgezeichnet, dass er die ewige Fortdauer der menschlichen Seelen ausgesprochen habe, allerdings ein alter Zeuge. Denn er lebte unter der Regierung meines Stammesverwandten (König Servius Tullius). Dieser Ansicht gab sein Schüler Pythagoras eine besondere Fesigkeit. Da er unter der Regierung des Superbus nach Italien gekommen war, gewann er Goßgriechenland für sich, teils durch die Würde seiner Schule, teils durch sein persönliches Ansehen. Und noch viele Jahrhunderte lebte die Kraft des Namens der P |
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finn
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