Aufbau:
Nachdem es in seiner ursprünglichen Form nur für 6500 Zuschauer
konzipiert war, fasste das Theater nach dem Ausbau im zweiten Jahrhundert
bis zu 14.000 Menschen. Der Theaterkomplex liegt außerhalb des heiligen
Bezirks, am Bergrücken des Kynortion, einer Stelle, die besondere
Vorzüge für die weltberühmte Akustik des Theater bietet. Die Ränge
sind so in den Felsen gebaut, dass die Zuschauer einen Blick nach
Nord-Westen auf die grandiose natürliche Kulisse des heiligen Hains
hatten. Die Cavea aus weißem Kalkstein hat 55 Zuschauerreihen,
die durch eine Diazoma, einen "Gürtel" von 1,90 m
Breite, in zwei Zonen geteilt werden. In der unteren Reihe befinden sich
34 Reihen, in der oberen 21.
Treppenaufgänge teilen das Halbrund in 12 untere
und 22 obere Kreissegmente, sog. Kerkídes. In der Mitte des
Theaterbaus befindet sich die Orchestra, ein Kreis von ca. 20 m
Durchmesser, auf dem der Chor auftrat. In der Mitte der Orchestra ist auch
heute noch ein kreisrunder Stein sichtbar, auf dem früher ein Altar
stand. Dies weist auf die kultische, religiöse Bedeutung der
Theaterspiele hin, die ja vor allem der Anbetung des Gottes Asklepios
dienten, um Heilung für Kranke zu erbitten.
Auf der den Zuschauern entgegengesetzten Seite der
Orchestra stand der zweistöckige Skenenbau, der heute nur noch in
Fundamenten erhalten ist. Er bestand aus einer Säulenhalle (Stoa)
mit zwei quadratischen Seitenräumen , die vom Zuschauerraum nicht
einsehbar waren und der Vorbereitung der Zuschauer dienten. Von der Stoa
aus führten drei Türen auf die Bühne, die zwischen Orchestra und Skene
lag.
Die Akteure gelangten von den Seiten auf die Orchestra,
durch die sog. Parodoi, Tore zwischen dem Skenengebäude und der
Orchestra. Die Tore hatten zwei Öffnungen, die durch Torflügel
geschlossen werden konnten. Die größere Öffnung führte auf die
Orchestra, die kleinere auf die Bühne. Diese Spielfläche war 22 m x 2,17
m groß und war mit 14 ionischen Halbsäulen geschmückt. In späterer
Zeit (nach der Erweiterung der Cavea) spielten die Schauspieler nur noch
ausschließlich auf der Bühne und überließen die Orchestra vollständig
dem Chor. Spuren von Drehzapfen deuten darauf hin, dass es schon in der
damaligen Zeit auf der Bühne drehbare Holztafeln gab, die die Funktion
von Kulissen übernahmen.