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- Lautlehre:
- Längen und Kürzen
- Man zählt und benennt die Silben vom Wortende
her:
- die letzte Silbe oder die ultima: sa-pi-en-ti-a
- die zweitletzte Silbe oder die paenultima: sa-pi-en-ti-a
- die drittletzte Silbe oder die antepaenultima:
sa-pi-en-ti-a
- Eine Silbe ist von Natur aus lang, wenn sie einen
Diphthong oder einen von Natur langen Vokal (Ä Ä“ Ä« Å
Å« ) enthält. Ein von Natur aus langer Vokal wird
auch lang gesprochen. Ob ein Vokal von Natur aus lang
oder kurz ist, kann man im Wörterbuch (bzw. in
einer Grammatik) nachschlagen. Die Längezeichen
dienen nur der Verdeutlichung; im Text werden sie nicht
geschrieben. Beispiel aurÅra:
das au der
drittletzten Silbe ist als Diphthong lang, das Å
der zweitletzten Silbe ist naturlang, das a
der letzten Silbe ist im Nominativ kurz (im Ablativ
wäre das a
lang).
- Eine Silbe gilt auch dann als lang, wenn auf einen
von Natur aus kurzen Vokal mindestens zwei Konsonanten
folgen. Man spricht dann von einer Positionslänge,
ohne dass der Vokal lang gesprochen würde. Beispiel:
magistra:
das a der
drittletzten Silbe ist kurz; das i
der zweitletzten Silbe ist durch die Konsonantenfolge
"str"
positionslang (wird aber kurz gesprochen); das a
der letzten Silbe ist wie bei aurora im Nominativ kurz.
- Die
Betonungsregel
- Ist die zweitletzte Silbe lang, so ist sie betont:
vī-ta,
au-rÅ-ra,
ma-gis-tra,
sa-pi-en-ti-a
- ist die zweitletzte Silbe kurz, wird (wenn vorhanden)
die drittletzte Silbe betont: vi-gí-li-a,
hi-stó-ri-a,
sa-pi-én-ti-a.
- Im Lateinischen gibt es keine Endbetonung mehrsilbiger
Wörter und keine Betonung vor der drittletzten
Silbe. Dieses "Dreisilbengesetz" gilt allerdings
erst seit dem Ende des 3. Jh. v. Chr. Vorher galt Anfangsbetonung
(Betonung der ersten Wortsilbe).
- Formenlehre
- Incolae Germaniae patriam diligunt. - Die Bewohner Germaniens
lieben ihre Heimat.
- Wir müssen Wortarten, Wortformen und Satglieder
unterscheiden
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Incolae |
Germaniae |
patriam |
diligunt |
Wortart |
Substantiv |
Substantiv |
Substantiv |
Verbum |
Wortform
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Nom.Pl. (wer?)
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Gen.Sgl.
(wessen?) |
Akk.Sgl. (wen?
od. was?) |
3.Pl.Ind.Prs.Akt. |
Satzglied |
Subjekt (über
wen wird das Prädikat ausgesagt?) |
Genitivattribut
(was für Bewohner) |
Objekt |
Prädikat
(was wird über das Subjekt augesagt?) |
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- Nomina (Substantive und Adjektive)
werden in sechs verschiedenen Kasus (Fällen) in
zwei Numeri [Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl)]
dekliniert. Die jeweilige Form des
Substantivs erkennt man an seiner Endung, die dem Wortstamm
(victÅria-), bzw. an den Ausgängen,
die dem Wortstock (victÅri-) angehängt
werden, und an seiner Satzgliedfunktion.
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Nominativ |
Genitiv |
Dativ |
Akkusativ |
Ablativ |
Vokativ |
Wortstock |
victÅri- |
victÅri- |
victÅri- |
victÅri- |
victÅri- |
victÅri- |
Singular |
-a |
-ae |
-ae |
-am |
-Ä |
-a |
Plural |
-ae |
-Ärum |
-īs |
-Äs |
-īs |
-ae |
Satzglied |
Subjekt |
Attribut |
Objekt |
Objekt |
Adverbiale |
Anrede |
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- Verben werden im Infinitiv (Nennform)
angegeben und in drei verschiedenen Personen im Singular
und Plural konjugiert. Die jeweilige
Form des Verbums erkennt man an seiner Personenendung.
Die 1. Person ist sprechende Person, die 2. Person
ist angesprochene Person und die 3. Person ist
besprochene Person.
- Endet der Stamm eines Verbums auf einen Konsonanten
(reg-,
disc-,
scrīb-,
metu-)
, so gehört es zur Gruppe der Konsonantischen Konjugation.
Zwischen den konsonantischen Stamm des Verbums (reg-)
und die Personenendungen (-o,
-s, -t, -mus, -tis, -nt) treten sogenannte
Aussprechvokale (-e-,
-i-, -u-):
Inf. |
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1. Sgl. |
2. Sgl. |
3. Sgl.
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1. Pl. |
2. Pl. |
3. Pl. |
-e-re |
reg- |
-ō |
-i-s |
-i-t |
-i-mus |
-i-tis |
-u-nt |
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- Satzlehre
- Hora ruit; horae ruunt. - Die Stunde stürmt dahin;
die Stunden stürmen dahin.
Vita vigilia est. - (Das) Leben ist (bedeutet, heißt)
Wache. oder: Wachsein (bedeutet, heißt) Leben.
- Jeder vollständige Satz besteht mindestens aus
Prädikat (Satzaussage) und Subjekt (Satzgegenstand),
das der Träger der Aussage ist.
- Das Subjekt steht auf die Frage "wer? oder was?",
d.h. es steht immer im Nominativ: hora, horae, vita.
- Wenn das Subjekt aus dem Zusammenhang bekannt
ist, ist es ausreichend durch die Personenendung
des Prädikats gekennzeichnet: patriam diligunt
- sie (die Germanen) lieben ihre Heimat. Das Personalpronomen
wird im Lateinischen als Subjekt nur übersetzt,
wenn es besonders hervorgehoben ist: diligunt -
sie lieben
- Das Prädikat wird
- entweder durch die Form eines vollgültigen
Verbums gebildet wie: "ruit - er, sie, es stürmt",
"ruunt - sie stürmen" und stimmt
mit dem Subjekt im Numerus überein.
- oder durch ein Hilfsverbum wie "est - er,
sie, es ist", das durch ein Nomen zu einem
vollständigen Prädikat ergänzt wird
(vigilia est), das Prädikatsnomen (vita); das
Prädikatsnomen stimmt mit dem Subjekt in Kasus,
Numerus
und (möglischst auch) Genus
(KNG)
überein.
- Das Lateinische ist in der Wortstellung relativ
frei. Sie liefert jedenfalls für den Satz "Vita
vigilia est" keinen zwingenden Hinweis, welches
der beiden Nomina Subjekt und welches Prädikatsnomen
ist.
- Da das Lateinische keinen bestimmten und unbestimmten
Artikel kennt, gewinnen die Ausgänge für
die Satzgliedfunktion der Nomina ausschlaggebende
Bedeutung.
- Non scholae, sed
vitae discimus. - Wir lernen nicht für die Schule,
sondern für das Leben.
- Der Dativ gibt nicht nur auf die Frage "wem?"
das entferntere Objekt an, sondern auch auf die
Frage "für wen? zu wessen Vorteil?" die
begünstigte Person oder Sache. Der Dativ steht
als Dativus
commodi.
- in
aqua - im Wasser
- Das Ortsadverbiale (Umstandsbestimmung des Ortes) auf
die Frage "wo?" wird in der Regel mit in
+ Abl. angegeben. Der Ablativ steht als Ablativus
locativus.
- Bei (in)scribere und einer Reihe anderer Verben weicht
die lateinische Fragerichtung (wo?) von der deutschen
Fragerichtung (wohin?) ab.
- Incolae Germaniae patriam diligunt. - Die Einwohner Germaniens
lieben ihre Heimat.
- Das Possessivpronomen wird im Lateinischen nur dann
ausgedrückt, wenn sonst eine Verwechslung möglich
wäre. Im Deutschen steht es sehr viel häufiger.
- Germani
galeis se (sich) non tegunt. - Die Germanen bedecken (schützen)
sich nicht mit Helmen.
- Der bloße Ablativ (Ablativ ohne Präposition)
gibt auf die Frage "womit? wodurch?" Hilfsmittel
und Werkzeug an. Er steht als Ablativus
instrumentalis (Ablativus instrumenti).
- Quo vadis? - Wohin gehst du?
- Fragen werden, insofern sie Wortfragen (Ergänzungsfragen)
sind, durch ein Fragewort eingeleitet. Z.B.:
cur? - warum? |
quo? -
wohin? |
quid?
- was? |
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