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Lateinische Übungstexte zu Ciceros Reden mit einer wörtlichen deutschen Übersetzung und Anmerkungen.

 

Besonders zur Vorbereitung auf das Latinum 


(Cic.Phil.5,49-51)

Cic.Phil.5,49-51

Cicero will vor dem Senat Bedenken gegenüber der Loyalität des jungen Octavianus unter anderem durch einen kontrastierenden Vergleich mit Gaius Caesar zerstreuen. So soll der Senat sich dazu bereit finden, Octavianus einen offiziellen Auftrag zu erteilen, gegen Antonius vorzugehen.

XVIII (47...) Nam quod ii, qui Caesari invident, simulant se timere, ne verendum quidem est, ut tenere se possit, ut moderari, ne honoribus nostris elatus intemperantius suis opibus utatur. 18. (47...) Wenn die Neider Caesar zu fürchten vorgeben, so ist es nicht einmal zu besorgen, dass er sich nicht zurückhalten, nicht darin mäßigen könne, durch unsere Ehrenbezeugungen übermütig zu werden und seine Macht auf eine schrankenlose Weise zu missbrauchen.
(49) Ea natura rerum est, patres conscripti, ut, qui sensum verae gloriae ceperit, quique se ab senatu, ab equitibus Romanis populoque Romano universo senserit civem clarum haberi salutaremque rei publicae, nihil cum hac gloria comparandum putet. (49) Es liegt in der Natur der Dinge, versammelte Väter, dass, wer Gefühl für wahren Ruhm in sich trägt und weiß, dass er vom Senat, von den Rittern, von dem gesamten Volk als Bürger wert und der Republik nützlich erachtet wird, - dass ein solcher nichts kennt, was diesem Ruhm gleichzustellen wäre.
Utinam C. Caesari, patri dico, contigisset adulescenti, ut esset senatui atque optimo cuique carissimus! Quod cum consequi neglexisset, omnem vim ingenii, quae summa fuit in illo, in populari levitate consumpsit. Itaque cum respectum ad senatum et ad bonos non haberet, eam sibi viam ipse patefecit ad opes suas amplificandas, quam virtus liberi populi ferre non posset. Wäre doch dem Gaius Caesar, ich meine den Vater, in seiner Jugend das Glück zuteil geworden, bei dem Senat und gerade den Bestgesinnten sich beliebt zu machen! Da er es aber vernachlässigte, dieses Ziel zu erreichen, so verschwendete er alle Kraft seines überlegenen Talents in haltlosen Bestrebungen um die Volksgunst. Da er also auf den Senat und die Wohlgesinnten keine Rücksicht nahm, eröffnete er sich eine solche Laufbahn zur Vergrößerung seiner Macht, die dem mannhaften Sinn eines freien Volkes unerträglich war.
Eius autem filii longissume diversa ratio est; qui cum omnibus est, tum optimo cuique carissimus. In hoc spes libertatis posita est, ab hoc accepta iam salus, huic summi honores et exquiruntur et parati sunt. Die Gesinnung seines Sohnes aber ist himmelweit von seiner verschiedenen. Dieser ist nicht allein bei der Gesamtheit, sondern gerade bei den Bestgesinnten sehr beliebt. Auf ihm beruht die Hoffnung der Freiheit, ihm verdankt man bereits unsere Rettung, für ihn verlangt man, stellt man die höchsten Ehrenbezeugungen bereit.
(50) Cuius igitur singularem prudentiam admiramur, eius stultitiam timemus? Quid enim stultius quam inutilem potentiam, invidiosas opes, cupiditatem dominandi praecipitem et lubricam anteferre verae, gravi, solidae gloriae? An hoc vidit puer; si aetate processerit, non videbit? (50) Sollten wir also eine törichte Handlung von dem befürchten, dessen ungemeine Klugheit wir bewundern? Denn was ist törichter, als ein unnütze Gewalt, eine gehässige Macht, eine vorschnelle und gefährliche Herrschsucht, einem wahren, achtungswerten und gediegenen Ruhm vorzuziehen? Sollte einer, was er als Jüngling einsah, in vorgerücktem Alter nicht einsehen?
At est quibusdam inimicus clarissimis atque optimis civibus. Nullus iste timor esse debet; omnis Caesar inimicitias rei publicae condonavit, hanc sibi iudicem constituit, hanc moderatricem omnium consiliorum atque factorum. Ita enim ad rem publicam accessit, ut eam confirmaret, non ut everteret. Omnis habeo cognitos sensus adulescentis. Nihil est illi re publica carius, nihil vestra auctoritate gravius, nihil bonorum virorum iudicio optatius, nihil vera gloria dulcius. Aber er ist mit einigen hochberühmten und wohlgesinnten Bürgern verfeindet. Das darf uns nicht beunruhigen: Caesar hat alle seine Feindschaften der Republik zum Opfer gebracht; sie hat er über sich zur Richterin, zur Gebieterin aller seiner Handlungen aufgestellt. Denn er ist in der Absicht in das Staatsleben eingetreten, den Staat zu befestigen, nicht ihn umzustürzen. Ich kenne alle Gedanken des jungen Mannes. Nichts ist ihm teurer als die Republik, nichts wichtiger als euer Ansehen, nichts erwünschter als das Urteil wohlgesinnter Männer, nichts wertvoller als der wahre Ruhm.
(51) Quam ob rem ab eo non modo nihil timere, sed maiora et meliora exspectare debetis neque in eo, qui ad D. Brutum obsidione liberandum profectus sit, timere, ne memoria maneat domestici doloris, quae plus apud eum possit quam salus civitatis. Daher dürft ihr von ihm nicht allein nichts befürchten, sondern noch Größeres und Besseres erhoffen. Auch habt ihr von dem, der ausgezogen ist, um den Decimus Brutus zu entsetzen, nicht zu befürchten, es es hafte an ihm ein Andenken an seine Familientrauer, das bei ihm mehr vermöge als das Heil des Staates.
Audebo etiam obligare fidem meam, patres conscripti, vobis populoque Romano reique publicae; quod profecto, dum me nulla vis cogeret, facere non auderem pertimesceremque in maxima re periculosam opinionem temeritatis. Promitto, recipio, spondeo, patres conscripti, C. Caesarem talem semper fore civem, qualis hodie sit, qualemque eum maxime velle esse et optare debemus. Ich werde es sogar wagen, versammelte Väter, euch, dem römischen Volk und der Republik mein Wort zu verpfänden, was ich sonst, solange mich keine Gewalt dazu zwänge, gewiss nicht täte, da ich mich in einer so wichtigen Sache vor dem bedenklichen Verdacht der Unbesonnenheit scheuen müsste: Ich verspreche, versichere und bürge dafür, versammelte Väter, dass Gaius Caesar stets ein solcher Bürger bleibt, wie er es heute ist und wie wir gerade es wollen und wünschen müssen, dass er es sei.
XIX (52) Quae cum ita sint, de Caesare satis hoc tempore dictum habebo. 19. (52) Da sich dies so verhält, meine ich, für jetzt von Caesar genug gesagt zu haben.
 
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