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Publius Vergilius Maro

Aeneis

1. Buch - deutsch

Schiffbruch und Landung in Karthago

 
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1


Waffen besing ich und ihn, der zuerst von Troias Gestaden
Durch das Geschick landflüchtig Italien und der Laviner
Küsten erreicht, den lange durch Meer' und Länder umhertrieb
Göttergewalt ob des dauernden Grolls der erbitterten Iuno.
5



Vieles erduldet' er auch im Krieg, bis die Stadt er gegründet
Und die Penaten gebracht nach Latium, dem die Latiner,
Albas Väter, entstammt und Roms hochragende Mauern.
Sag, o Muse, mir an, weshalb, verletzt in der Gottheit
Oder im Herzen gekränkt, der Unsterblichen Fürstin den frömmsten
Mann so viel Drangsale bestehn und Mühen erdulden
Ließ. Ist wirklich der Zorn so groß in den himmlischen Seelen?
Fern gegenüber Italiens Strand und der Mündung des Thybris
Lag vor alters die Stadt Karthago - tyrische Pflanzer
Wohnten daselbst - an Besitztum reich und geübt in des Krieges
Rauhem Geschäft. Sie erkor, so sagt man, Iuno vor allen
Ländern, vor Samos selbst, sich zum Sitz. Hier hatte die Waffen,
Hier sie den Wagen; die Herrschaft der Welt, wenn das Schicksal es wollte,
Hier zu begründen, war damals schon ihr Dichten und Trachten.
Aber sie hatte gehört, dass ein Stamm aus troischem Blute
Sprosse, bestimmt, dereinst zu zerstören die tyrische Feste.
Von ihm werd ein Geschlecht, weit herrschend und stolz in den Waffen,
Kommen, dem Libyerland zum Verderb -: so spännen die Parzen.
Dieses befürchtend und stets sich erinnernd des früheren Krieges,
Den sie zuerst bei Troia geführt für das teuere Argos –
Denn noch waren die Gründe des Zorns und die grimmigen Schmerzen
Nimmer entfallen dem Geist; sie bewahrt im tiefen Gemüte
Paris' kränkenden Spruch und der Schönheit schnöde Verachtung,
All das verhasste Geschlecht, Ganymedes' Raub und Erhebung –
Darum entbrannt, jagt jetzt Saturnia über die Tiefen,
Was von Troern den Griechen entging und dem grimmen Achilleus,
Wehrte sie weit von Latium ab, dass, verfolgt vom Geschicke,
Jahr auf Jahr ringsum durch alle die Meere sie irrten.
Solch mühseliges Werk war die Stiftung des Römergeschlechtes.
Kaum erst segelten sie aus Sicht des sikulischen Landes
Froh auf die Höhe, mit ehernem Bug aufwühlend den Salzschaum,
Als zu sich selbst - in der Brust für ewig die Wunde bewahrend -
Iuno sprach: "Ich sollte besiegt aufgeben den Vorsatz?
Von Italien nicht abwenden den teukrischen König,
Weil das Geschick es versagt? Und Pallas konnte der Griechen
Flotte verbrennen, die Mannschaft selbst im Meere versenken
Einzig wegen der Schuld und Wut des oïlischen Aias?
Selber ja schleuderte sie Zeus' flammenden Strahl aus den Wolken,
Warf das Geschwader umher und wühlte die Flut durch den Sturm auf.
Ihn, der, die Schläfe durchbohrt, aushauchte die Flammen, ergriff sie
Mit des Orkanes Gewalt und spießt' ihn auf spitzigem Riffe:
Ich, die als Königin ich herschreite der Götter, als Iovis
Schwester und Ehegemahl, ich stehe seit Jahren mit einem
Volk in Krieg. Wer wird noch die Gottheit ferner der Iuno
Anflehen? Wer den Altar kniebeugend mit Gaben ihr ehren?"
Solcherlei sinnt für sich zornflammenden Herzens die Göttin,
Und zum Land des Gewölks, dem Geburtsort rasender Stürme,
Geht nach Aiolia sie. Fürst Aiolos hält in der weiten
Felskluft dort halsstarrige Wind' und brausende Wetter
Streng in Zucht und zügelt die Schar mit Kerker und Banden.
Sie, voll Grimm und Groll laut murrend, umtosen des Berges
Sichern Verschluss ringsum, da auf ragendem Fels mit dem Zepter
Aiolos thront, zur Ruhe sie stimmt und ihr Zürnen beschwichtigt.
Tät er es nicht, so rissen sie Meer und Land und des Himmels
Tiefen dahin im Flug und schleiften sie mit durch die Lüfte.
Solches befürchtend, verbarg sie der Welt allmächtiger Vater
Unter das schwarze Geklüft und häufte des hohen Gebirges
Masse darauf und ernannte den Herrn, der nach sicherer Satzung
Bändigen könnte die Schar auf Geheiß und lockern die Zügel.
Zu ihm wendete jetzt mit flehenden Worten sich Iuno:
"Aiolos - denn dir gab ja des Götter- und Menschengeschlechts Herr
Über die Fluten Gewalt, sie zu zähmen durch Wind und zu heben -
Ein mir verhasstes Geschlecht durchschifft die tyrrhenischen Wogen.
Ilion führt es zum Italerland und die flüchtigen Götter.
Fülle die Stürme mit Kraft, stürz um und begrabe die Schiffe,
Oder zerstreue die Schar und säe die Leichen im Meer aus.
Zweimal sieben der Nymphen von ganz ausnehmender Schönheit
Hab ich; die schönste davon an Gestalt ist Deïopeia.
Sie nun geb ich in dauerndem Bund dir als Gattin zu eigen,
Dass für solches Verdienst auf immer mit dir sie vereinigt
Leb und durch ein schönes Geschlecht zum Vater dich mache."
Aiolos sagte darauf: "Dein Amt, o Königin, ist es,
Was dir gefällt zu prüfen: doch meins, zu tun, was befohlen.
Was ich an Herrschergewalt nur besitze, das Zepter und Iovis
Gunst - ich verdanke sie dir; du riefst mich zum Mahle der Götter,
Setztest mich ein zum Herrscher des Regengewölks und der Stürme."
Sprach's und stieß mit gewendetem Speer in die Seite des hohlen
Berges, und sieh, wo das Tor sich öffnet, da stürzen die Winde
Wie zum Kampfe heraus und durchwehn im Wirbel den Erdkreis.
Werfen sich flugs auf das Meer, und tief vom untersten Grunde
Wühlet der Ost es auf und der Süd, und mit wetternden Stößen
Africus, weit zum Strand aufwälzend gewaltige Wogen.
Bald auch erhebt sich der Männer Geschrei und das Knarren der Taue.
Plötzlich verhüllet Gewölk vor den Augen der Teukrer des Himmels
Licht und den Tag, und schwarz legt über die Fluten die Nacht sich.
Donner erkracht vom Pol; rings zuckt von Blitzen der Aither:
Alles bedroht handgreiflich mit Tod und Verderben die Männer.
Eisiger Schrecken durchbebet sofort dem Aineias die Glieder,
Und tief seufzend erhebt zu den Sternen empor er die Arme,
Während er also spricht: "O dreimal selig und viermal,
Denen das Schicksal den Tod vor Troias ragenden Mauern
Unter den Augen der Väter gegönnt! Du, des Dardanervolkes
Tapferster, Tydeus' Sohn! warum nicht ich auf den Fluren
Ilions blieb, nicht erleget von dir aushauchte die Seele!
Dort, wo Hektors Grimm vom Schwerte des Aiakosenkels,
Wo Sarpedon, der riesige, fiel, wo des Simoïs Wirbel
Schilde und Helme genug hinwälzt und tapfere Leiber."
Da er noch also sprach, da schlägt mit zischender Windsbraut
Ihm in die Segel der Nord und empört zu den Sternen die Fluten.
Fort sind die Ruder geknickt; um dreht er den Bug und den Wellen
Gibt er die Seite, worauf jäh schwellend ein Wassergebirg folgt.
Hoch auf dem Kamme der Flut schwebt der, dem zeiget die Woge,
Tief sich spaltend, den Grund, es rast im Sande die Brandung.
Dreimal reißt ihn im Wirbel der Süd auf verborgene Klippen,
Klippen inmitten der Flut, die der Italer nennt "die Altäre",
Die, ein gewaltiger Rücken, dem Meer nah ragen; der Ostwind
Treibt drei Schiff' auf die Bank und die Syrtcn - entsetzlicher Anblick! -,
Haut in den Grund sie hinein und umwallt ringsum sie mit Triebsand.
Eins, das die Lykierschar und den treuen Orontes ihm führte,
Trifft die unendliche Flut von oben, ihm selbst vor den Augen,
Grad auf den Spiegel; es fliegt von dem Stoß kopfüber der Schiffer
Jäh umschlagend hinab; doch das Schiff dreht selbst auf der Stelle
Dreimal der Schwall rundum, und der reißende Wirbel verschlingt es.
Hier und dort nur sieht auf verödetem Schlunde man Schwimmer,
Waffen von Männern, Gebälk und troische Schätz' in den Wogen.
Jetzo bewältigt der Sturm Ilioneus' tüchtiges Fahrzeug,
Jetzo des tapfern Achates, des Abas, des greisen Aletes
Schiffe; denn sämtlich ziehn durch der Seiten gelockerte Planken
Feindlichen Regen sie ein und klaffen von Spalten zerrissen.
Doch inzwischen gewahrt Neptun, dass mit lautem Gebrause
Tobt durcheinander die See, dass der Sturm los ist und aus tiefstem
Grunde der Schwall sich ergießt; er ist heftig bewegt, und, die Meerflut
Hütend, erhebt er sein friedliches Haupt aus der obersten Welle.
Rings auf der Fläche verstreut erblickt er Aineias' Geschwader,
Siehet die Troer besiegt von der Flut und des Himmels Herabsturz;
Iunos Zorn und Betrug ist nicht verborgen dem Bruder.
Euros und Zephyros rief er herbei und redete also:
"Seid ihr besessen so ganz vom Hochmut eures Geschlechtes?
Ohne mein göttlich Geheiß schon wagt ihr, Himmel und Erde
Umzustürzen, ihr Wind', und solchen Tumult zu erheben?
Ha! Ihr sollt - doch besser, ich glätte die taumelnden Fluten.
Künftig kommt ihr mir nicht davon mit ähnlicher Strafe.
Jetzt macht schleunigst euch fort und sagt dies eurem Gebieter:
Nicht ihm schenkte die Herrschaft des Meers und den grimmigen Dreizack,
Mir vielmehr das Geschick. Sein Reich sind die grausigen Klippen,
Die ihr, Euros, bewohnt. Dort prahl in der eigenen Hofburg
Aiolos, und in des Kerkers Verschluss regier er die Winde!"
Sprach's, und eh er's gesagt, hat die schwellende Flut er beruhigt,
Hat das Gewölk er zerstreut, und hell scheint wieder die Sonne.
Triton müht mit Kymothoe sich: von dem spitzigen Felsgrat
Schieben die Schiffe sie ab; er selbst hebt nach mit dem Dreizack,
Bahnt durch die Wüste der Syrten den Weg und ebnet die Fläche,
Leicht mit flüchtigem Rad durchgleitend die Spitzen der Wellen.
Und wie oft, wenn des Aufruhrs Sturm sich erhebt durch ein großes
Volk, wenn mit rasendem Sinn schon tobet der niedere Pöbel -
Schon leiht Waffen die Wut, schon schleudert man Brände und Steine –
Dann, wenn ein Mann auftritt, durch Verdienst und edle Gesinnung
Ehrfurchtsvoll, gleich still und lauschenden Ohres sie dastehn,
Da mit Worten die Geister er lenkt und die Herzen beschwichtigt:
Also sank das Gekrach auch des Meers, als, über die Fläche
Schauend, bei heiterer Luft nun wieder der Vater dahinfuhr
Und vor dem Wagen behend am Zaum umschwenkte die Rosse.
Aber Aineias' Schar, die ermüdete, nimmt zu dem nächsten
Ufer den Lauf und wendet sofort sich zu Libyens Strande.
Tief im Versteck ist der Ort, ein Eiland, das mit der Breite
Vortritt, bildet den Hafen; an ihm bricht jegliche Woge,
Die von der Höh andringt, und zerteilt nun kommt in die Bucht sie.
Hier wie dort droht wüstes Gestein, dröhn doppelte Klippen
Hoch zum Himmel empor, und weit umragt von den Felshöhn
Schweigt die geglättete Bucht. Darüber mit schwankenden Wipfeln
Ragt wandartig ein düsterer Hain mit schaurigen Schatten.
Unter der Wand wölbt vorn sich zur Grotte die hangende Klippe:
Sitze darin aus lebendigem Fels und liebliche Quellen,
Hier ist der Nymphen Behausung. Es hält kein Tau das erschöpfte
Schiff hier fest, noch bannt mit krummem Gebiss es der Anker.
Hierher steuert Aineias, nachdem er von allen den Schiffen
Sieben zusammengebracht. Sehnsüchtig begehrend zu landen,
Steigen die Dardaner aus, und, den Sand, den erwünschten, betretend,
Strecken am Ufer sie froh die vom Meer durchrüttelten Glieder.
Aber Achates schlug zuerst aus dem Kiesel den Funken,
Fasste das Feuer mit Laub, und, ringsum trockene Nahrung
Hüllend, entfacht' er behend im Zunder die flackernde Flamme.
Ceres' Frucht, durch die Nässe versehrt, die Geräte der Ceres
Holt man, wie sehr auch müde, heraus. Die geretteten Körner
Schickt man zu rösten sich an mit der Glut und am Stein zu zermalmen.
Doch Aineias besteigt inzwischen den Fels, um die Aussicht
Rings zu gewinnen aufs Meer, ob nicht vielleicht er den Antheus
Sähe vom Winde gejagt und die phrygischen Doppelgaleeren
Oder den Kapys, Kaikos' Wehr auf ragendem Spiegel.
Doch kein Schiff ist in Sicht. Drei Hirsche nur sieht am Gestade
Fern er irren; als Nachtrab folgt im Rücken ein ganzes
Rudel; so weidet der Zug, lang hin sich streckend, im Talgrund.
Still nun steht er; es greift zum Bogen die Hand und den raschen
Pfeilen - der treue Achates trug für ihn die Geschosse.
Erstlich erlegt er die Führer, die stolz auf ragenden Häuptern
Wiegen ihr ästig Geweih, dann scheucht er das Volk und den ganzen
Schwärm durcheinander im schattigen Hain, mit den Waffen sie hetzend.
Eher nicht lässt er ab, bis sieben gewaltige Leiber
Er zu Boden gestreckt, dass die Zahl gleichkomme den Schiffen,
Eilt zum Hafen alsdann und verteilt sie allen Gefährten;
Dann auch den Wein, den in Krügen gefüllt der gute Akestes
Am trinakrischen Strande, der Held, den Scheidenden schenkte,
Ihn auch teilt er und sänftigt so die bekümmerten Herzen:
"Teure Gefährten - wir sind ja nicht unkundig im Leiden –
Ihr, die ihr Schlimmres erlebt, ein Gott wird dieses auch enden.
Ihr seid Skyllas Wut und den lärmdurchschütterten Riffen
Nahe gekommen, ihr habt die kyklopische Felsenbehausung
Kennen gelernt. Fasst wiederum Mut, lasst ab von der trüben
Furcht. Vielleicht wird einst die Erinnrung daran euch ergötzen.
Durch manch Wechselgeschick, durch bedrängter Entscheidungen viele
Ziehen nach Latium wir, wo das Schicksal ruhige Sitze
Sicher verheißt. Dort darf von neuem sich Troia erheben.
Macht euch hart und erhaltet euch selbst für bessere Zeiten!"
Also lautet sein Wort, und siech von unsäglichem Kummer
Zeigt er Hoffnung im Blick; tief birgt er den Schmerz in dem Busen.
Die nun wenden zur Beute sich jetzt und des Mahles Beschickung,
Ziehn von den Rippen das Fell und entblößen der Tiere Gekröse.
Andre zerstückeln das Fleisch und lassen an Spießen es schwingen,
Kessel dann stellt ein Teil an den Strand und besorget das Feuer.
Und nun stärken sie sich durch Speis, und im Rasen gelagert
Füllet sie Bakchos' alterndes Nass und saftiges Wildbret.
Als dann der Hunger gestillt durch das Mahl und die Tische entfernt sind,
Denken mit Schmerz sie im langen Gespräch der verlornen Gefährten,
Zwischen Befürchtung geteilt und Hoffnung, ob sie noch leben,
Ob sie das Schlimmste betraf - nie mehr sie den Rufenden hören.
Aber der fromme Aineias zumeist, er beseufzt in der Stille
Jetzo des kühnen Orontes Geschick und des Amykos, jetzo
Lykos' traurigen Fall und den tapfern Kloanthes und Gyas.
Also endete dies, als Iupiter hoch aus dem Aither
Über das segelumflatterte Meer und die ruhenden Länder,
Über die Küsten und Völker umher ausschaut, auf des Himmels
Scheitel gestellt, und den Blick fest richtet auf Libyens Reiche.
Ihm nun, da in der Brust er solcherlei Sorgen bewegte,
Nahet bekümmert, den strahlenden Blick mit Tränen umgossen,
Venus und redet ihn an: "O du, der Menschen und Götter
Du mit ewgem Gebote regierst und sie schreckst mit dem Blitze,
Sage, was mein Aineias an dir so Großes verschuldet
Oder die Troer, dass sie, die so viel Tote betrauert,
Wegen Italien man ausschließt ringsum von dem Erdkreis?
Und doch sollten von hier mit kreisenden Jahren die Römer,
Sollten die Feldherrn kommen, von Teukros' wiedererwecktem
Stamm, die Länder und Meer festhielten in jedem Gehorsam –
Also versprachst du. Was hat dir den Sinn, o Erzeuger, geändert?
Damit tröstet ich mich ob Troias Fall und der grausen
Trümmer, indem ich Geschick mit Geschick wog; aber dasselbe
Schicksal verfolgt auch jetzt die durch so viel Nöte getriebnen
Männer. Wann machst du den Mühn, o erhabener König, ein Ende?
Konnte doch, mitten entschlüpft durch das Heer der Achiver, Antenor
In die illyrische Bucht eindringen und bei dem versteckten
Reich der Liburner vorbei und Timavus' Quellen gelangen,
Der mit lautem Getöse des Bergs sich jäh in das Meer stürzt
Durch neun Mündungen und das Gefild mit rauschender Flut deckt!
Und hier baut' er die Stadt Patavium, gründete Sitze
Hier für die Teukrer, benannte das Volk; die troianische Wehr hing
Hier er auf und ruht jetzt aus, in Frieden bestattet.
Wir, dein Geschlecht, dem selbst du die Feste des Himmels gewährtest,
Werden, o Schmach, nach der Schiffe Verlust verraten um einer
Einzigen Zorn und weit vom italischen Strande verschlagen.
Ist das der Frömmigkeit Lohn? Verleihst du so uns das Zepter?"
Und mild lächelt sie an der Erzeuger der Menschen und Götter
Mit dem Blick, der Himmelsgewölb und Wetter erheitert.
Leise dann küsst' auf den Mund er die Tochter und redete also:
"Lass von der Furcht, Kytherea, unwandelbar bleibet der Deinen
Schicksal; du wirst noch die Stadt Lavinium und die verheißnen
Mauern erschaun. Du trägst empor zu den Sternen des Himmels
Deinen erhabnen Aineias; mein Sinn hat nicht sich geändert.
Er - ich will es gestehn, da so sehr dich peinigt die Sorge,
Ja, ich will das verhüllte Geschick noch weiter entrollen –
Führt noch gewaltige Krieg' in Italien, bändigt die wilden
Völker und gründet Gesetz' und schützende Mauern den Männern,
Bis in Latium ihn drei Sommer als König gesehen,
Dreimal ins Wintergezelt die gebändigten Rutuler zogen.
Aber der Knab Askanios, jetzt Iulus geheißen -
Ilos war er, solange das Reich von Ilion blühte –
Wird mit Herrschergewalt dreimal zehn Jahre der Monde
Kreislauf füllen und wird, sein Reich von Laviniums Sitze
Weiter verlegend mit Macht, aufbauen die Feste von Alba.
Drei Jahrhunderte lang wird stets hier bleiben die Herrschaft
Unter des Hektor Geschlecht, bis die fürstliche Priesterin endlich,
Ilia, schwanger von Mars ein Zwillingspaar auf die Welt bringt.
Dann führt, prangend im bräunlichen Pelz der ernährenden Wölfin,
Romulus weiter den Stamm. Er wird die mavortischen Mauern
Gründen und Romas Volk nach dem eigenen Namen benennen.
Diesem bestimm ich kein Ziel im Raum, kein Ziel in den Zeiten:
Herrschaft hab ich ohn End' ihm verliehn. Selbst Iuno, die harte,
Welche durch Meer und Land und Himmel Entsetzen verbreitet,
Wird zu besserem Rat sich verstehn, mit mir noch beschützen
Romas Volk, die Beherrscher der Welt, die togaumwallten.
Dies ist mein Spruch. Einst nahet die Zeit bei entrollenden Lustren,
Da Assarakos' Haus das erlauchte Mykenai und Phthia
Beugt ins Joch und als Herr dem geknechteten Argos gebietet.
Dann sprosst auf aus schönem Geschlecht der troianische Caesar,
Dessen Gebot bis zum Ozean reicht, des Ruhm zu den Sternen,
Iulius, auch sein Nam' entstammt vom großen lulus.
Ruhig empfängst du ihn einst, der beschwert mit des Ostens Trophäen
Nahet, im Himmel; auch er wird einst mit Gelübden gerufen.
Dann, von Kriegen erlöst, wird sanfter die störrige Menschheit;
Treue, die Greisin, und Vesta, Quirin, mit Remus, dem Bruder,
Geben Gesetze; mit Stahl und klemmenden Riegeln geschlossen
Bleiben die grausigen Tore des Kriegs; drin sitzt die verruchte
Wut auf der grimmigen Wehr, und hinter dem Rücken, mit hundert
Ehernen Knoten umstrickt, schnaubt blutigen Schlundes das Scheusal."
Sprach's und sandte der Maia Sohn von der Höhe des Himmels,
Dass sich Gebiet und Burg des neuen Karthago den Teukrern
Gastlich eröffnete, nicht, unkundig der Götterverheißung,
Dido sie hielte zurück. Auf rudernden Schwingen die weite
Luft durchfliegend, gelangt er behend zu Libyens Küsten.
Und er erfüllt das Geheiß; es entsagen die Pöner dem wilden
Sinn nach dem Willen des Gotts. Vor allem die Königin neigt sich
Gegen die Teukrer mit stillem Gemüt und freundlichem Herzen.
Aber der fromme Aineias, die Nacht durch vieles erwägend,
Fasst, sobald das erquickende Licht erschienen, den Vorsatz,
Auszuziehn und den Platz zu durchspähn, wer die neuen Gestade,
Denen er segelnd genaht - ob Menschen, ob Tiere - bewohne
(Denn nicht bebaut ist das Land) und den Seinigen Kunde zu bringen.
Unter der Wölbung des Walds, in felsiger Kluft und von Bäumen
Rings und grausigen Schatten umhegt, verbirgt er die Flotte.
Selbst dann schreitet er fort, allein von Achates begleitet,
Und ihm schwingt in der Hand ein Paar breitschneidiger Speere.
Aber es tritt inmitten des Walds ihm entgegen die Mutter -
Jungfraunhaft ist Gesicht und Tracht, jungfräulich die Waffen -
Wie die spartanische Maid, wie die Thrakerin, welche die Rosse
Tummelt, Harpalyke, die es im Flug aufnimmt mit dem Ostwind.
Denn, nach Gebrauch, von den Schultern der Jägerin hing ein behender
Bogen; das Haar war entfesselt, ein flatterndes Spiel für die Winde.
Nackt war das Knie, und der wallende Bausch zum Knoten verschlungen.
Und sie begann: "Ihr Jünglinge sagt, ob eine von meinen
Schwestern ihr hier vielleicht habt irren gesehen; ein Köcher
Hing ihr am Gurt, er schürzt zugleich ein fleckiges Luchsfell -
Oder ob schreiend im Lauf sie hemmte den schäumenden Eber."
Also Venus, und Venus' Sohn antwortet' dagegen:
"Schwestern von dir sind nicht zu Auge noch Ohr mir gekommen,
O - wie nenn ich dich, Jungfrau, doch? denn sterblich fürwahr ist
Nicht dein Blick noch menschlich dein Laut - oh, sicherlich, Göttin,
Phoibos' Schwester vielleicht, vielleicht vom Geschlechte der Nymphen;
Sei glückbringend und, wer du auch seist, erleichtre die Müh uns.
Sprich, wo unter dem Himmel, an welchem Gestade des Erdrunds
Wir uns treiben umher! Unkundig der Menschen und Orte,
Irren durch Sturm wir hierher und unendliche Fluten verschlagen:
Deinem Altar fällt einst manch Opfer von unserer Rechten."
Venus darauf: "Nicht ist mir das Recht zu solcherlei Ehre.
Tyrischen Jungfraun ist es Gebrauch, den Köcher zu führen
Und mit purpurnem Schuh hochauf zu umschnüren die Waden.
Punisch Gebiet, Agenors Stadt und Tyrier siehst du,
Aber das Land ist libysch - ein Volk unnahbar im Kriege.
Dido regiert dies Reich, hierher aus Tyros gekommen,
Da vor dem Bruder sie floh. Lang ist die Beleidigung, lang auch
Ist's zu erzählen, doch folg ich kurz den erheblichsten Zügen:
Mit ihr war Sychaeus vermählt, an Äckern der reichste
Mann der Phöniker, geliebt mit innigster Glut von der Armen,
Die ihm der Vater als Jungfrau gab und zur Ehe zuerst ihm
Weihte. Doch hatte das Reich von Tyros der eigene Bruder
Inne, Pygmalion, er, vor allen durch Greuel verrufen.
Zwischen den beiden entspann sich ein wütender Hass. Den Sychaeus
Mordete vor dem Altar, ruchlos und geblendet von Geldgier,
Jener geheim und aus dem Versteck; die Liebe der Schwester
Kümmert' ihn nicht. Noch lange verhehlt' er die Tat, da er schändlich
Mit Scheinhoffnungen oft die geängstigte Liebende täuschte.
Doch der Gemahl, der Bestattung beraubt, erschien ihr im Traumbild
Selber, das bleiche Gesicht vor ihr unheimlich erhebend,
Deckte den grausen Altar und die Brust, vom Stahle durchbohrt, auf.
Und zog völlig ans Licht den verborgenen Frevel des Hauses.
Hierauf riet er, in schleuniger Flucht zu verlassen die Heimat,
Und als Hilfe zur Fahrt erschloss aus dem Boden er alte
Schätze, die niemand gekannt, an Gold und Silber die Menge.
Hierdurch bestimmt, schritt Dido zur Flucht und gewann sich Gefährten.
Alle vereinigen sich, die erbitterter Hass des Tyrannen
Oder besondere Furcht aufregt. Was an Schiffen bereit lag,
Rafft man zusammen, belädt man mit Gold, Pygmalions Schätze
Trägt man, des Räubers, zum Meer. Es führt ein Weib zu der Tat an.
Endlich landeten sie, wo du jetzt die gewaltigen Mauern
Siehst und die eben erstehende Burg des neuen Karthago,
Da von dem Grund so viel sie gekauft - man nennt mit der Tat ihn
Byrsa -, so viel ein Stierfell wohl zu umspannen vermöchte.
Aber wer seid denn ihr? Von welchen Gestaden gekommen?
Oder wohin auf der Fahrt?" - Auf solcherlei Fragen versetzt ihr
Jener mit Seufzen und tief aus der Brust aufziehend die Stimme:
"Wenn ich, o Göttin, vom ersten Beginn anhebend erzählte,
Und du liehest das Ohr für die Chronik unserer Mühen,
Endete Vesper den Tag, zuvor den Olympos verschließend.
Wir, von Troia, der alten - sofern zufällig der Name
Troias zu Ohren euch kam - ausschiffend, durchkreuzten der Meere
Manche, bis Sturm hierher uns verschlug an die libysche Küste.
Ich bin Aineias; dem Feind entriss ich fromm die Penaten,
Mit mir führ ich sie fort; mein Ruhm drang über den Aither.
Nach Italien will ich, dem Lande der Väter von Zeus her.
Mit zweimal zwölf Schiffen befuhr ich die phrygischen Wogen,
Nach der Verheißung Wort und geführt von der göttlichen Mutter.
Kaum noch sieben, zerzaust vom Ost und den Fluten, sind übrig;
Dürftig, von keinem gekannt, durchirr ich Libyens Wüsten,
Aus Europa verbannt und Asien." Weitere Klagen
Duldete Venus nicht und sprach inmitten des Schmerzes:
"Wer du auch seist, nicht, glaub ich, verhasst den Unsterblichen atmest
Du die belebende Luft, da zur tyrischen Stadt du gekommen.
Geh nur zu und begib dich von hier zu der Königin Schwelle.
Denn ich verkündige dir, dass zurück die Gefährten gekommen
Und der gewendete Nord in den Hafen die Flotte geführt hat,
Wenn nicht die Eltern umsonst mich gelehrt, nach den Vögeln zu schauen.
Sieh, wie in jubelndem Zug zweimal zwölf Schwäne sich reihen,
Die, aus aitherischen Höhen entstürzt, jüngst Iupiters Vogel
Jagte am offenen Himmel. Den Grund jetzt haben in langem
Streifen zum Teil sie erreicht, teils schon zum Ziel sich ersehen.
Wie sie gerettet sich froh hinschwingen auf sausendem Fittich,
Wie sie das Himmelsgezelt im Schwarm mit Gesängen umkreisen,
Ähnlich wie sie ist die Mannschaft jetzt und die Flotte der Deinen
Teils in den Hafen geeilt, teils naht sie mit schwellendem Segel.
Gehe denn zu und richte den Schritt, wohin dich der Weg führt."
Sprach's, und von ihm gewandt erstrahlt sie mit rosigem Nacken,
Und vom ambrosischen Haar umhaucht den erhabenen Scheitel
Göttlicher Duft; das Gewand fließt tief hinab zu den Füßen,
Und im Gange verrät wahrhaft sie als Göttin sich. Jener,
Da er die Mutter erkannt, verfolgt die Enteilende also:
"Warum täuschest auch du so oft grausam wie die andern
Mit Trugbildern den Sohn? Was lässt du die Rechte der Rechten
Nicht sich verbinden? Und stehst nicht Red' in der wirklichen Stimme?"
Also klagt er sie an und richtet den Schritt zu den Mauern.
Aber mit dunkeler Luft hüllt Venus sie ein auf dem Wege
Und umgießet sie rings mit dichtestem Nebelgewande,
Dass sie niemand zu sehn, niemand zu berühren vermöchte
Oder zu hemmen den Weg und der Ankunft Grund zu erforschen.
Selbst dann geht durch die Luft sie nach Paphos, und heiter begrüßt sie
Wieder den Sitz, wo ein Tempel ihr ragt und hundert Altäre
Dampfen sabäischcn Rauch und duften von frischen Gewinden.
Jene durcheilten indessen den Weg, den zeigte der Fußpfad,
Und schon stiegen sie auf zum Berg, der über die Stadt sich
Ragend erhebt und von oben herab hinblickt auf die Feste.
Wunder ergreift bei dem Bau - Zelthütten vordem - den Aineias,
Wunder zugleich bei den Toren, dem Lärm, den gepflasterten Straßen.
Glühender Eifer bewegt die Tyrier; einige führen
Mauern zum Baue der Burg und wälzen Gestein mit den Händen;
Andere wählen den Platz für ein Haus und umziehn ihn mit Furchen.
Richter und Obherrn wählen sie schon und den heiligen Rat aus.
Hier gräbt Häfen man, hier senkt für die Theater die breiten
Fundamente man ein und haut die gewaltigen Säulen
Aus dem lebendigen Fels zum ragenden Schmuck für die Bühne:
Wie bei des Sommers Beginn durch blumige Aun in der Sonne
Bienen sich tummeln bei ihrem Geschäft, wenn des Volkes gereifte
Brut sie führen hinaus und wenn sie den flüssigen Honig
Häufen, dass jegliche Zelle sich dehnt vom lieblichen Nektar,
Oder die Last abnehmen den Kommenden oder als Heerschar
Ziehend die Drohnen, das lässige Vieh, von den Krippen vertreiben;
Heiß ist die Arbeit, des Thymians Hauch durchduftet den Honig.
"O Glückselige ihr, dass euch schon Mauern er stehen!"
Sprach Aineias und sah hinauf zu den Zinnen der Feste,
Und vom Nebel umhüllt - seltsam zu sagen -, begibt er
Mitten sich unter den Schwarm und wird von keinem gesehen.
Grad inmitten der Stadt war ein Hain mit üppigem Schatten,
Wo, durch Wirbel und Flut verschlagen, zuerst die Karthager
Gruben das Zeichen heraus, das ihnen die Königin Iuno
Früher verheißen; ein Rosshaupt war's: so werde das Volk auch
Trefflich im Krieg und in Nahrung bequem Jahrhunderte dauern.
Hier nun gründete jetzt die Sidonierin einen gewaltgen
Tempel der Iuno, reich durch Geschenk' und die Würde der Göttin:
Ehern erhob sich die Schwell' auf Stufen, die Balken mit ehrnen
Klammern gefügt; es knarrte an ehernen Türen die Angel.

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Hier in dem Hain auch bot sich zuerst dem Aineias ein neuer
Anblick, welcher die Furcht ihm beschwichtigte. Rettung zu hoffen,
Wagte zuerst er hier und Vertrauen zu fassen im Unglück.
Denn indem er das einzelne prüft in dem mächtigen Tempel
Und, auf die Königin wartend, das Glück anstaunet des Ortes,
Aller der Künstler Geschick vergleicht und die Mühe der Arbeit,
Sieht er die Schlachten von Ilion hier nach der Reihe geschildert,
Sieht er den Krieg, den der Ruf ringsum schon trug durch den Erdkreis,
Priamos und die Atriden - Achilleus, grollend auf beide.
Und still steht er und weint: "Wo ist, o Achates, auf Erden",
Ruft er, "der Ort, der nicht schon voll ist unserer Kämpfe?
Priamos hier! Auch hier ist der Ruhm nicht ohne Belohnung.
Tränen sind hier und Herzen, gerührt von menschlichem Schicksal!
Lass von der Furcht: in etwas wird zum Heil dir der Ruhm sein."
Also ruft er und weidet den Geist an dem eiteln Gemälde,
Oftmals seufzend, und netzt mit reichlichen Fluten das Antlitz.
Denn hier sah er im Kampf um Pergamons Mauern die Griechen
Fliehn, von der troischen Jugend bedrängt: dort aber die Phryger
Flüchtig enteilen, zu Wagen verfolgt vom bebuschten Achilleus.
Weinend erkannt er nicht fern davon am schneeigen Leinen
Rhesos' Gezelt, das - grad im beginnenden Schlummer verraten -
Tydeus' Sohn, blutstarrend vom argen Gemetzel, verheerte.
Fort ins Lager dann trieb er die feurigen Rosse, bevor sie
Troias Futter geschmeckt und aus Xanthos' Wassern getrunken.
Troïlos dann auf der Flucht nach verlorenen Waffen, der arme
Knabe, war dort in gar ungleichem Gefecht mit Achilleus.
Rücklings hängt, von den Rossen entrafft, er am ledigen Wagen,
Aber die Zügel noch fest in der Hand; ihm schleift auf der Erde
Nacken und Schopf; es zeichnet den Staub die gewendete Lanze.
Und mit entnesteltem Haar zum Tempel der grollenden Pallas

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Gehn inzwischen die ilischen Fraun und tragen den Peplos
Demutsvoll und zerknirscht, mit der Hand sich schlagend die Brüste.
Pallas wendet sich ab und heftet den Blick auf den Boden.
Dreimal hatte Achilleus bereits um Ilions Mauern
Hektor geschleift und verkaufte für Gold den erschlagenen Leichnam.
Tief aus innerster Brust und furchtbar tönte sein Seufzen,
Wie er Gespann und Rüstung, wie selber den Leib er des Freundes,
Wie er den Priamos sieht, wehrlos ausstreckend die Hände.
Auch sich selbst im Gemeng mit den ersten Achivern erblickt er,
Und die eoische Schar und die Waffen des schwärzlichen Memnon.
Im Amazonengeschwader mit halbmondförmigen Tartschen
Rast kampfglühend voran in den Tausenden Penthesileia,
Unter der nackenden Brust umschnürt vom goldenen Gürtel:
Kriegerisch wagt sich im Streit mit den Männern zu messen die Jungfrau.
Während der Dardaner dies, Aineias, staunend betrachtet,
Während vertieft er steht und gebannt von dem einzigen Anblick,
Schritt zu dem Tempel die Fürstin heran, hochprangend in Schönheit,
Dido, von großem Geleit umgeben der punischen Jugend;
Wie an Eurotas' Strand und wie auf den Höhen des Kynthos
Artemis führet den Reihn, der Tausende von Oreaden
Folgen, von hier und dort herwimmelnd; den Köcher im Nacken,
Geht sie und ragt im Gang hoch über die Göttinnen alle:
Freudengefühl durchbebt Latonas schweigenden Busen -
So war Dido zu schaun, so schritt in der Mitte von allen
Heiter sie her, nur bedacht auf das Werk und die künftige Herrschaft.
Dann vor der Göttin Tor inmitten der Halle des Tempels
Saß, von Waffen umhegt, auf erhabenem Throne sie nieder.
Recht und Gesetz gab dort sie dem Volk und verteilte der Werke
Arbeit teils nach billigem Maß und teils nach dem Lose -
Als Aineias plötzlich gewahrt, wie in mächtigem Auflauf
Antheus naht, Sergestus, der tapfre Kloanthes und andre
Teukrier mehr, die der schwarze Orkan weithin auf dem Meere
Hatte zerstreut und entführt nach völlig entlegenen Küsten.
Selber erstaunt er, es staunt mit ihm der betroffne Achates.
Froh und erschreckt zugleich glühn sehnsuchtsvoll sie, die Rechte
Ihnen zu reichen; doch stehn sie verwirrt von der Neuheit der Sache.
Und so bleiben sie stehn und spähn, umhüllt von der Wolke,
Was mit den Männern geschehn, wo die Flotte sie haben gelassen,
Was sie führe hierher. Denn aus sämtlichen Schiffen erlesen
Kamen sie, Gnade zu flehn, und eilten mit Rufen zum Tempel.
Als sie betreten den Raum und ihnen zu reden erlaubt war,
Hob Ilioneus an, der Bejahrteste, ruhigen Herzens:
"Königin, du, der Zeus zu gründen erlaubte die neue
Stadt und durch Recht und Gesetz zu zügeln die trotzigen Völker,
Wir, unglückliche Troer, vom Sturm durch die Meere getrieben,
Flehen dich an: Halt ab den entsetzlichen Brand von den Schiffen,
Schone des frommen Geschlechts, sieh näher dir an unsere Lage!
Nicht mit Stahl zu verheeren des libyschen Volkes Penaten
Sind wir gekommen, noch Raub hinab zum Strande zu treiben:
Nicht ist solche Gewalt noch Hoffart Brauch der Besiegten.
Wisse, es ist ein Ort, den Hesperien nennen die Griechen:
Alt ist das Land und stark durch Waffen und üppiges Erdreich,
Von oinotrischen Männern bebaut; jetzt sagt man, die Spätern
Hätten Italien es vom Namen des Fürsten geheißen.
Dahin segelten wir:
Als, mit plötzlicher Flut sich erhebend, der Regner Orion
In Untiefen uns trieb und im frechen Getümmel des Südwinds
Bei anwachsendem Schwall durch die Wogen verschlug und verworrne
Riffe. Wir wenige nur entschwammen zu euren Gestaden.
Was für ein Volk ist hier? und welch ein Land von Barbaren
Duldet den Brauch? Man treibt uns zurück vom gastlichen Sande,
Waffen erhebt man, versagt auf dem Rand uns zu stehen des Ufers.
Wenn ihr das Menschengeschlecht und sterbliche Waffen verachtet,
Fürchtet die Götter: denn wisst, sie gedenken des Rechts und des Unrechts.
König über uns war Aineias. Gerechter als er war
Keiner noch frömmeren Sinns noch größer in Krieg und in Waffen.
Wenn das Geschick den Mann uns bewahrt, wenn der Lüfte des Aithers
Noch er genießt, noch nicht er erlegen den grausamen Schatten,
Nimmer dann fürcht ich, dich werd es gereun, kommst wirklich mit Diensten
Du ihm zuvor. Im Sikulerland sind Fluren und Städte

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Gleichfalls und von troischem Blut der berühmte Akestes.
Lass an das Land uns ziehn die vom Sturme zerrüttete Flotte,
Lass uns im Walde Gebälk zuhaun und Ruder uns schnitzen.
Dass, wenn Italien uns nach des Königs und der Gefährten
Rettung winkt, wir froh zum italischen Latium steuern -

Doch wenn das Heil uns geraubt, wenn, teuerster Vater der Teukrer,
Libyens Meer dich begräbt, wenn die Hoffnung dahin auf lulus,
Wenigstens wir zu Sikaniens Sund und den gastlichen Sitzen,
Denen hierher wir entschifft, und zum König Akestes gelangen."
Dies Ilioneus' Wort, und Beifall murmelten alle

Dardaner ihm.
Dido darauf sprach kurz mit niedergeschlagenen Blicken:
"Bannt aus dem Herzen die Furcht, ihr Teukrer, entschlagt euch der Sorgen!
Harte Notwendigkeit zwingt und die Neuheit des Reichs mich zu solchen
Schritten, dass weit und breit ich durch Wächter die Grenzen beschütze.
Wem ist Aineias' Haus, wem Troias Stadt und der Troer
Männliches Tun nicht kund, samt all dem gewaltigen Kriegsbrand?
Nicht so stumpf ist das Herz uns Puniern, völlig so weit nicht
Schirrt von der tyrischen Stadt entfernt Hyperion die Rosse.
Ob ihr das große Hesperien nun und Saturnus' Gefilde,
Ob ihr Eryx' Gebiet euch wählt und den König Akestes,
Werd ich sichren Geleits euch entlassen und tätig euch beistehn.
Wünscht ihr hier in dem Reich bei mir euch niederzulassen,
Ziehet die Schiff' ans Land: die Stadt, die ich baue, ist euer:
Troer und Tyrier will in keiner Beziehung ich scheiden.
Oh, und dass, von dem selbigen Sturm verschlagen, der König
Käm', Aineias, hierher! Gleich send ich Boten am Strand aus,
Welche das libysche Land in den äußersten Punkten durchforschen,
Ob er, gestrandet vielleicht, in Wäldern und Städten umherirrt."
Mutig gemacht durch das Wort, strebt lange der tapfre Achates
Schon und der Vater Aineias selbst sehnsüchtig die Wolke
Zu durchbrechen. Zuerst zu Aineias redet Achates:
"Welcher Gedanke, o Venus' Sohn, steigt jetzt dir im Geist auf?
Alles ist sicher umher; die Flott' und die Freunde gerettet.
Einer nur fehlt, den selbst inmitten der Flut wir versinken
Sahen; es stimmt sonst alles genau mit den Worten der Mutter."
Und kaum sprach er das Wort, als plötzlich des Nebels Umhüllung
Auseinander sich tat und verschwamm in den offenen Aither.
Und Aineias stand hell glänzend im strahlenden Lichte,
Göttlich zu schaun an Schultern und Haupt; denn prangende Locken
Hatte die Mutter dem Sohn und den Purpurschimmer der Jugend
Selber verliehn und den Blick umhaucht mit heiterem Adel,
So wie der libysche Zahn vom Künstler verziert, wie mit gelbem
Gold, bald Silber gefasst, bald parischer Marmor umlegt wird.
Drauf zur Königin spricht urplötzlich, von all der Versammlung
Nimmer erwartet, er so: "Hier bin ich, seht, den ihr suchet,
Ich, der Troianer Aineias, aus Libyens Wogen gerettet.
O du, die du allein Mitleid mit den grausigen Mühen
Troias fühlst, uns Danaerrest, zu Land und zu Wasser
Von Unfällen erschöpft und jeglicher Hilfe bedürftig,
Freundlich in Stadt und Haus aufnimmst - dir würdig zu danken,
Dido, vermögen wir nicht, noch wer sonst irgend am Leben
Vom dardanischen Volk, fernhin zersprengt durch den Erdkreis.
Mögen die Götter, wenn irgend ihr Blick sich neiget den Frommen,
Wenn etwas noch Gerechtigkeit gilt und gutes Gewissen,
Würdigen Lohn dir verleihn. In was für glücklichen Zeiten
Musst du geboren, von was für herrlichen Eltern erzeugt sein!
Ja, solang in das Meer noch ein Strom fließt, Schatten die Berghöhn
Kreisend umziehn, solange der Pol noch nährt die Gestirne,
Soll dir Ehr und Namen und Ruhm in Ewigkeit bleiben,
Was für ein Land auch immer mich ruft." Er sprach's, und die Rechte
Reicht er dem Freund Ilioneus hin, dem Serestos die Linke,
Und dann grüßt er die andern, den tapfern Kloanthes und Gyas.
Staunen ergriff, so wie sie ihn sah, die sidonische Dido,
Staunen sodann bei des Mannes Geschick, und sie redete also:
"Welch ein Schicksal, o Venus' Sohn, verfolgt dich beständig
So durch Gefahr? Was treibt dich hierher zu den wilden Gestaden?
Bist du, Aineias, es nicht, den dem Dardanossohn Anchises
Venus, die hehre, gebar an des phrygischen Simoïs Wellen?
Ja, ich erinnre mich wohl, wie, verbannt aus dem Reiche des Vaters,
Teuker nach Sidon kam, um mit Hilfe des Belos ein neues
Reich zu gewinnen. Das fette Gefild von Zypern verheerte
Belos, mein Vater, und hielt als Sieger das Land in Gehorsam.
Seit der Zeit schon war mir der Fall der troianischen Feste,
War mir dein Name bekannt, samt aller troianischen Fürsten.
Selber der Feind pries laut mit dem ehrendsten Lobe die Teukrer
Und hielt selbst sich vom alten Geschlecht der Teukrer entsprungen.
Drum, ihr Jünglinge, auf und tretet in unsere Behausung.
Mich auch trieb ein ähnlich Geschick durch mancherlei Mühsal,
Bis es zuletzt dies Land mir ersah zum dauernden Wohnsitz -
Nicht unkundig der Not, lernt ich, den Bedrängten zu helfen."
Also spricht sie und führt in die Königsburg den Aineias.
Festliche Ehren bestimmt sie zugleich für die Tempel der Götter,
Schickt nicht minder inzwischen hinab zum Strand den Gefährten
Zwanzig Stier' und hundert gewaltige borstenumstarrte
Schweine, dazu mit den Müttern noch hundert gemästete Lämmer
Als ein Freudengeschenk für den Tag.
Aber im Inneren wird mit fürstlichem Prunke der Palast
Glänzend geschmückt, ein Gelag im mittelsten Raume gerüstet:
Teppiche, künstlich gewirkt, stolz prangend vom edelsten Purpur,
Endlos Silbergeschirr auf den Tischen, im Golde der Ahnherrn
Tapfere Taten getrieben; es zieht der Ereignisse Reihe
Lang durch die Männer sich hin vom ersten Beginn des Geschlechtes.
Aber Aineias - es lässt sein väterlich Herz ihm nicht Ruhe -
Schickt den Achates rasch zu den Schiffen voran, dass er alles
Gleich dem Askanios meld und ihn selbst zu den Mauern geleite.
Ganz an Askanios hängt die Sorge des zärtlichen Vaters.
Auch die Geschenke zugleich, aus Ilions Trümmern gerettet,
Heißt er ihn bringen: das Kleid, das prächtig von goldenen Bildern
Starrt, und den Schleier, umwebt mit safranfarbnem Akanthos,
Einst der argivischen Helena Schmuck, den die aus Mykenai,
Als sie nach Pergama ging und zur unrechtmäßigen Hochzeit,
Mit sich gebracht, ein köstlich Geschenk von Leda, der Mutter;
Ferner das Zepter, das früher des Priamos älteste Tochter
Führte, Ilione; dann ein Perlengehänge zum Halsschmuck,
Endlich aus Edelgestein und Gold ein doppelter Haarreif.
Und zu den Schiffen enteilt Achates, dies zu besorgen.
Doch Kytherea bewegt in der Brust noch andere Pläne,
Andere List, dass Amor, Gestalt umtauschend und Antlitz,
Statt des Askanios komm und die Königin mit den Geschenken
Zu wahnsinniger Wut entflamm' und das Mark ihr versenge,
Da sie dem schwankenden Volk zweizüngiger Tyrier misstraut.
Iuno, die grimmige, drängt, und nachts kehrt wieder die Sorge;
Deshalb wendet sie jetzt sich so zum geflügelten Amor:
"Sohn, du all mein Können, du meine Gewalt, der allein du,
Sohn, die typhöischen Pfeile verlachst des erhabensten Vaters,
Zu dir flieh ich und fleh um Hilfe dein göttliches Wesen.
Wie dein Bruder Aineias zur See von Küste zu Küste
Ringsum wegen des Grolls der erbitterten Iuno gejagt wird,
Weißt du, und schmerzlich gefühlt hast oft du unsere Schmerzen.
Ihn hält Dido jetzt, die Phönikerin; schmeichelnde Worte
Fesseln ihn dort. Mir graut, was Iunos gastliche Schwelle
Für ihn bringe; sie wird bei so günstiger Wendung nicht träg sein.
Deshalb sinn ich, zuvor mit List zu fangen die Fürstin,
Sie zu umzingeln mit Brand, dass selbst kein Gott sie verwandle,
Sondern so innig wie mich Aineias' Liebe sie fessle.
Wie du zum Ziel dies bringst, das vernimm nach meinen Gedanken.
In die sidonische Stadt auf den Ruf des geliebten Erzeugers
Schickt sich der fürstliche Knabe zu gehn, mein innigst geliebter,
Mit den Geschenken, die Troias Brand und den Fluten entgangen.
Ihn, in Schlummer gewiegt, will hoch auf den Gipfel Kytheras
Oder im heiligen Sitz auf Idalions Höhn ich verbergen,
Dass er nicht merke die List und nicht dazwischen uns komme.
Du stiehlst seine Gestalt durch Trug nicht länger als eine
Nacht und trägst das bekannte Gesicht - als Knabe - des Knaben,
Dass, wenn höchlich erfreut auf den Schoß dich Dido genommen,
Neben Lyaios' Quell und zwischen den fürstlichen Tischen,
Wenn sie alsdann dich umarmt und zärtliche Küsse dir aufdrückt,
Du ihr verborgene Glut einhauchst und dein Gift sie berücke."
Amor, gehorsam dem Wort der geliebtesten Mutter, entkleidet
Gleich sich der Schwingen, erfreut im Schritt zu gehn des Iulus.
Doch dem Askanios flößt sanft atmende Ruh in die Glieder
Venus und trägt ihn gehegt in dem göttlichen Schoß zu den hohen
Hainen Idalias, wo mit Blüten und lieblichen Schatten
Majoran ihn umhaucht und in weicher Umfangung ihn bettet.
Und schon brachte, gehorsam dem Wort, Cupido des Königs
Gaben den Tyriern hin, froh unter Achates' Geleite.
Stattlich lag, als er kam, umwallt von stolzen Behängen,
Schon auf goldenem Pfühl die Königin mitten im Saale.
Vater Aineias bereits und die Schar der troianischen Jugend
Kommen herbei; man streckt sich zum Mahl auf purpurnen Decken.
Diener dann bringen das Nass für die Hand' und reichen der Ceres
Gab' aus den Körben herum und verteilen geschorenes Vliestuch.
Fünfzig Mägde sind da, um die Essvorräte in langen
Haufen zu reihn und die Glut auf dem Herd der Penaten zu schüren.
Andere hundert und ebensoviel gleichaltrige Diener
Bringen die Fülle der Speisen zu Tisch und stellen die Becher.
Zahlreich strömen die Tyrier jetzt auch über die heitre
Schwelle herbei; man heißt sie sich reihn auf gemusterten Polstern.
Und sie bewundern Aineias' Geschenk, sie bewundern Iulus'
Zag' in dem feurigen Gott und die täuschenden Worte des Knaben:
Kleid und Schleier, gestickt mit safranfarbnem Akanthos.
Aber zumeist kann sie, die dem nahen Verderben geweiht ist,
Kann sich die arme Phönikerin nicht satt sehn; sie erglühet
Mehr und mehr bei der Schau, so erregt sie die Gab' und der Knabe.
Dieser, da lang er umarmt an Aineias' Halse gehangen
Und er die Sehnsuchtsglut nun gestillt des getäuschten Erzeugers,
Geht zur Königin jetzt. Sie hängt mit den Augen, dem ganzen
Herzen an ihm; drückt oft an die Brust ihn, Dido, die arme,
Weiß nicht, welch ein Gott auf dem Schoß ihr sitze.
Doch jener Denkt an der Mutter Geheiß und beginnt allmählich Sychaeus'
Bild zu verlöschen und sucht durch lebende Liebe den lange
Rastenden Geist und das Herz, das der Glut entwöhnt, ihm zu rauben.
Aber sobald man ruht von dem Mahl und die Tafeln entfernt sind,
Stellt Mischkrüge man, tüchtige, auf und kränzet die Becher.
Laut nun wird es im Haus: es wälzt sich der Schall durch die weiten
Hallen. Entzündet herab von golden getäfelter Decke
Schweben die Leuchter; des Wachslichts Strahl flammt nieder das Dunkel.
Siehe, die Königin heischt die von Gold und edlem Gesteine
Wuchtige Schale und füllt sie mit Wein, wie Belos und alle
Taten seit Belos' Zeit - und still wird's rings in dem Hause:
"Iupiter - denn du wahrst, so sagt man, die Rechte der Gäste -
Lass für die Tyrer den Tag und lass für die Männer von Troia
Festlich ihn sein, dass an ihn sich unsere Enkel erinnern.
Bakchos, der Bringer der Lust, sei mit uns und Iuno, die gute,
Und ihr, Tyrer, begeht mit günstigem Sinn die Versammlung."
Sprach's und goss auf den Tisch die verehrende Spende des Trankes,
Und nach der Spende berührt sie zuerst ihn, nur mit den Lippen.
Dann mit ermunterndem Ruf dem Bitias reicht sie ihn. Dieser
Schlürft nicht müßig den Schaum und spület das sprudelnde Gold leer.
Nach ihm die anderen Großen. Es schlägt der gelockte Iopas,
Er, den Atlas belehrt, der erhabne, die goldene Zither,
Singt von dem irrenden Mond, von den Mühen der Sonne, von wannen
Stamme der Menschen Geschlecht und Tier' und Regen und Feuer,
Singt von dem doppelten Bär, dem Arktur und den nassen Hyaden,
Was in den Ozean sich zu tauchen die Sonne des Winters
So sich beeil und was aufhalte die langsamen Nächte.
Doppelten Beifall klatschen die Tyrer; es folgen die Troer.
Mit vielfachem Gespräch verkürzet die Nacht sich die arme
Dido alsdann, und trinkt in das Herz langdauernde Liebe;
Vielerlei fragt von Priamos sie und vieles von Hektor,
Bald in welcherlei Wehr der Sohn Auroras gekommen,
Wie Diomedes' Gespann, wie groß Achilleus gewesen.
"Doch trag lieber du uns, o Gast, vom ersten Beginne",
Sprach sie, "der Danaer Trug und List, die Geschicke der Deinen
Und dein Irrsal vor. Denn schon ist der siebente Sommer,
Der in der Irre dich rings durch Meer und Länder umhertreibt."
 
 
  Übersetzung nach W.Hertzberg bearbeitet von E.Gottwein
 

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