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Publius Cornelius Tacitus

Annales

Tac.ann.3,52-55

Soll die Regierung gegen Luxus vorgehen? (22 n.Chr.)

 
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anmerk. Durch die Aushöhlung des Aufwandgesetzes hatte der Luxus in der Oberschicht der römischen Gesellschaft in rasantem Tempo überhand genommen. Kann dies zu einer Gefährdung der staatlichen Ordnung führen, so dass die Regierung dagegen vorgehen sollte? Die Ädile sind dieser Ansicht und bemühen damit zunächst den Senat, dieser den Kaiser. - Der Kaiser macht es sich nicht leicht. Nach reiflicher Prüfung der Gegengründe verfasst er ein Schriftstück an den Senat und lehnt ein Einschreiten aus allgemeinen und persönlichen Gründen ab. Allgemeine Gründe sind 1. die Nichtdurchsetzbarkeit des Gesetzes, 2. die damit verbundene Bloßstellung angesehener Familien; doch überwiegt bei Tiberius erkennbar die persönliche Befürchtung, es sich mit vielen zu verderben. DerBrief an den Senat ist ein Muster diplomatischen Herumredens um den heißen Brei. Allerlei objektive Gründe werden vorgeschoben: Schädlichkeit für den Staat, drohende Prozessflut, mangelnde Akzeptanz, Unwirksamkeit eines unkontrollierbaren Verbots, Privater Luxus als, wenn nicht notwendige, so doch tolerierbare Kehrseite der wirtschaftlichen Position der Weltmacht Rom und ihrer Abhängigkeit von den Ressourcen der Provinzen. Damit ist das Luxusproblem als zweitrangig abgetan: Seine Lösung liege nicht in der Kompetenz des Kaisers, sie müsse aus privater Einsicht und den Selbstheilungskräften der gesellschaftlichen Entwicklung erwachsen. Aufgrund dieses Schreibens legt der Senat das Luxusproblem ad acta. Tacitus aber schließt in einem kurzen Exkurs die weitere geschichtliche Entwicklung des Problems an, die die Argumentation des Tiberius zumindest zum Teil widerlegt: Ist es nicht einem Kaiser wie Vespasianus durch sein moralisches Vorbild gelungen, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern? - Schon, doch war im Sinne Neros vielleicht unter ihm erst die Zeit reif und die satias nobilium zu ausreichender Wirkung gelangt. Die Diskussion verflüchtigt sich in der fast philosophischen Annahme eines möglicherweise zyklischen Verlaufs der Geschichte, der lebhaft an Herodots κύκλος τῶν πρηγμάτων erinnert.

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