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PLATONS STAAT

ALS EINFÜHRUNG IN VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GRUNDBEGRIFFE


5. Markt, Welthandel, Import, Export, Dienstleistung I, Tertiärbereich

 

Einleitung | Bedarf | Arbeitsteilung | Wachstum | Welthandel I | Welthandel II | Währung | Abschluss | Standard | Prosperität | Krieg | Schema

 

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Import, Export, Tertiärbereich, Zirkulation

 

370e5-371a9:Territoriale Arbeitsteilung bzw. zwischenstaatlicher Handel (Import - Export)
Ἀλλὰ μήν, ἦν δ' ἐγώ, κατοικίσαι γε αὐτὴν τὴν πόλιν εἰς τοιοῦτον τόπον οὗ ἐπεισαγωγίμων μὴ δεήσεται, σχεδόν τι ἀδύνατον.
Ἀδύνατον γάρ.
Προσδεήσει ἄρα ἔτι καὶ ἄλλων, οἳ ἐξ ἄλλης πόλεως αὐτῇ κομιοῦσιν ὧν δεῖται.
Δεήσει.
Καὶ μὴν κενὸς ἂν ἴῃ ὁ διάκονος, μηδὲν ἄγων ὧν ἐκεῖνοι δέονται παρ' ὧν ἂν κομίζωνται ὧν ἂν αὐτοῖς (371a) χρεία, κενὸς ἄπεισιν. ἦ γάρ;
Δοκεῖ μοι.
Δεῖ δὴ τὰ οἴκοι μὴ μόνον ἑαυτοῖς ποιεῖν ἱκανά, ἀλλὰ καὶ οἷα καὶ ὅσα ἐκείνοις ὧν ἂν δέωνται.
Δεῖ γάρ.
Πλειόνων δὴ γεωργῶν τε καὶ τῶν ἄλλων δημιουργῶν δεῖ ἡμῖν τῇ πόλει.
Πλειόνων γάρ.

 

Ein Markt für Außenhandel entsteht. Auch dabei handelt es sich um eine zwingende Konsequenz aus dem Prinzip der Arbeitsteilung, in der Sondernform der "territorialen" Arbeitsteilung. Die Weltwirtschaft steht in Analogie zum binnenwirtschaftlichen System: Sie ist notwendig, weil kein Land für sich autark ist. Wie einzelne Personen eine unterschiedliche φύσις haben, so auch einzelne πόλεις (Staatsgebiete): "Jedes Gebiet (als Einheit) spezialisiert sich auf die standortmäßig günstigste Produktion" (Gabler). Also muss sich auch ein überregionaler Markt entwickeln, der dem Ausgleich der regional verschiedenen Produktionsfaktoren dient.

Wie weit trägt die Analogie? Werden sich supranational auch Organisations- und Strukturschemata wie im Innenbereich der Polis entwickeln? Treten die Handel treibenden Völker ebenfalls in eine verantwortliche soziale Beziehung zueinander, bzw. in eine Rechtsgemeinschaft ein? Welche Folgen ergeben sich für die nationale Souveränität? Oder wo sollte der qualitative Unterschied, die spezifische Differenz zwischen der binnenwirtschaftlich strukturierten Polis bzw. einem analog strukturieren Weltwirtschaftssystem liegen?

Die Chancen und Risiken der weltwirtschaftlichen Verflechtung werden heute intensiv unter dem Stichwort der "Globalisierung" diskutiert.

Die Erschließung eines neuen Marktes schafft durch Wachstum wieder neue Arbeitsplätze, und zwar in doppelter Hinsicht: Um die Handelsbilanz ausgleichen zu können, muss die Inlandsproduktion im Niveau gesteigert werden (÷sa, Mengenwachstum); zum anderen muss sich die Wirtschaft mit Produktveränderungen den spezifischen Bedürfnissen des Auslandsmarktes anpassen (oåa, Produktinnovationen). 

Der Welthandel ist also eine wichtige Stütze für das Wirtschaftswachstum (zumindest wenn die Deckung der Binnennachfrage noch Kapazitäten offen lässt). Vom Ansatz her scheint er bei Platon aber nur komplementäre Funktion zu haben, d.h. er leistet die Bedarfsdeckung, die der  Binnenmarkt mangels Autarkie nicht leisten kann. So führt er nicht unmittelbar zu einem Wettbewerb mit einheimischen Gütern. Dies weist auf eine protektionistische Grundausrichtung hin. Andererseits gilt im Zuge der Arbeitsteilung das Effizienzprinzip: der soll den Markt bedienen, der aufgrund seiner spezifischen Voraussetzungen am effizientesten wirtschaftet. Dies spricht für einen liberalen (kompetitiven) Welthandel, für einen freien Wettbewerb offener Märkte, dem die Devise zugrunde liegt, ein dynamisches Welthandelssystem sei kein bloßes Nullsummenspiel sondern ein Gewinn für alle an ihm teilnehmenden Volkswirtschaften.

Otto Graf v. Lambsdorff: Die Siegesfeiern der Ignoranz und des Zynismus, in FAZ v. 13.01.2000, Nr. 10, S. 19

[...] Freihandel ist kein Nullsummenspiel. Durch die Verhinderung weiterer Erleichterungen haben alle verloren. [...] Kinderarbeit, Umweltverschmutzung und mangelnde Sozialstandards sind reale Probleme. Es ist noch viel zu tun. Doch die Verhinderung weiteren Handels verhindert die Entwicklung und engt die Möglichkeiten ein, gerade diese Probleme in den Entwicklungsländern anzugehen. Was nützt es einem Kind, wenn es nicht mehr arbeiten muss, wenn es dafür verhungert? Nur Fortschritt und Entwicklung können die Lage der Ärmsten verbessern. Ohne Handel aber ist dies nicht zu erreichen. Länder, die offen am Welthandel teilnehmen, wuchsen in den siebziger und achtziger Jahren sechs mal schneller als diejenigen, die sich hinter Barrieren versteckten. [...]

 

Es überrascht, dass Platon vor dem Binnenmarkt den Außenmarkt entstehen lässt, da der Binnenmarkt eine unmittelbare Konsequenz aus dem Prinzip der Arbeitsteilung ist: Angebot und Nachfrage müssen zusammengebracht werden. Gehen wir zunächst davon aus, dass Platon diesen Prototyp von Binnenmarkt als Austausch von Naturalien zwischen wenigen Privatpersonen  zurückstellt, bis er einen institutionellen Charakter gewinnt, wie er dem Außenhandel von vornherein zukommt. Dies ist dann gegeben, wenn der Austausch der Waren nicht mehr einfach zwischen den Produzenten erfolgen kann, sondern die Entwicklung eines eigenen Dienstleistungssegmentes erforderlich wird.

Dieses Vorgehen entspräche somit der Disposition des Gesamtwerkes über den Staat,  der Methode, eine Schrifttafel zunächst in ihrer Ausführung in Großbuchstaben zu studieren (Welthandel) und die so gewonnenen Erkenntnisse dann analog auf die klein geschriebene Tafel (Binnenmarkt) zu übertragen (368d)

 

Rose - Gäfgen (Sp. 1648): Die Theorie der Zirkulation:

Wenn die Güter die Produktionssphäre verlassen haben, werden sie zum Kauf angeboten, in der Hoffnung, dass eine entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Jedes Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage bezeichnet man als Markt.
Auf dem Markt bildet sich aus Angebot und Nachfrage der Preis des Gutes. Der Preis ist der Geldbetrag, den man für die Hingabe eines Gutes erlangt. Dabei ist zu beachten, dass der Geldbetrag nur angenommen wird, weil man mit seiner Hilfe jederzeit andere Güter kaufen kann. Insofern ist der Preis (= Tauschwert) zugleich die Gütermenge, die man gegen Hingabe des verkauften Gutes erhält.

 

Samuelson, S. 86

[Aufgabe des Marktes ist es, das Problem des "WAS, WIE und  FÜR WEN" zu lösen.]
Um das Bemerkenswerte an dieser Tatsache begreifen zu können, wollen wir die Stadt New York betrachten. Ohne einen ständigen Strom von Gütern in die Stadt und aus der Stadt heraus stünde sie innerhalb einer Woche am Rande des Verhungerns. Sie braucht eine Fülle von Nahrungsmitteln der richtigen Art und Menge. Tag für Tag und Monat für Monat sind aus den umliegenden 50 Staaten und den entlegensten Winkeln der Welt Güter mit dem Bestimmungsort New York unterwegs.
Wie ist es möglich, dass 10 Millionen Menschen nachts ruhig schlafen können, ohne ständig mit Furcht und Schrecken an einen Zusammenbruch des komplizierten Wirtschaftsablaufs denken zu müssen, von dem das Leben der Stadt abhängt? Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass sämtliche damit verbundenen Tätigkeiten ohne Ausübung von Zwang oder zentrale Lenkung von irgendeiner Seite ablaufen.

 

Aufgaben:
  1. Aus welchem Grund entsteht der Außenhandel?
  2. Inwiefern wirkt sich das Entstehen des Außenhandels auf das Wirtschaftswachstum, Wohlstand und den Strukturwandel der Gesellschaft aus?
  3. Ist unter dem heute vielfach diskutierten wirtschaftlichen Phänomen der "Globalisierung" eher eine Gefahr oder eine Chance zu verstehen? (differenzierter im nächsten Abschnitt)
  4. Informieren Sie sich über die supranationalen Initiativen und institutionellen Voraussetzungen zur Förderung eines freien Welthandels!

 

"Ihn aber auf einem Platz zu gründen, wo er der Einfuhr nicht bedarf, ist wohl fast unmöglich."
"Unmöglich!"
"Er wird also auch noch andere Leute brauchen, die ihm seine Bedürfnisse aus andern Staaten einführen?"
"Allerdings!"
"Wenn aber der Entsandte leer auszieht, ohne etwas von dem mitzuführen, was jene Leute brauchen, (371a) von denen unsere Leute ihre eignen Bedürfnisse stillen wollen, dann wird er leer wieder heimkehren? "
"Offenbar!"
"Also muss man daheim nicht nur genügend Waren für sich selbst erzeugen, sondern auch hinreichend viel von solcher Art, wie sie jene brauchen, von denen man den eigenen Bedarf decken will."
"Das muss man!"
"So braucht unser Staat noch mehr Bauern und sonstige Handwerker?"
"Die braucht er!"

 

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Sententiae excerptae:
Griech. zu "Platon" und "Staat"
Literatur:
zu "Platon" und "Staat"
802
Arends, J.E.M
Einheit der Polis. Eine Studie über Platons Staat
Leiden/New York (Brill) 1988; Mnemos.Suppl.106, Leiden (Brill) 1988
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zvab

1561
Ballauff, T.
Idee der Paideia.. zu Plat.Höhlengleichnis u.Parmenides Lehrged
Bonn 1949
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zvab

1008
Balzert, M.
Das 'Trojanische Pferd der Moral'. Die Gyges-Geschichte bei Platon und Cicero.
in: AU 39, 3/1996, 49-68
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zvab

1017
Demandt, A.
Der Idealstaat. Die politischen Theorien der Antike
Köln 1993
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zvab

2280
Hoffmann, Ernst
Platon
Zürich, Artemis 1950
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zvab

579
Meyerhöfer, H.
Platons Politeia - Ciceros De re publica. Versuch eines Vergleichs
in: Anr 33/4,1987,218
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zvab

4480
Neumann, Peter
Die Rezeption von Platons Atlantis in der 'Utopia' des Thomas Morus
GRIN Verlag , 1,2011
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zvab

2332
Pöhlmann, R.v.
Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, I/II; 3. Aufl., durchges. u. um einen Anhang verm. v. Fr. Oertel. I-II
München (Beck) 1912; 3/1925
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zvab

2333
Pöhlmann, R.v.
Salin, E. Zenons Politeia. Xenophons Kyrupädie. Theopompos' Meropis
in: Platon u.die griechische Utopie, München 1921
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zvab

4481
Schölderle, Thomas
Utopia und Utopie: Thomas Morus, die Geschichte der Utopie und die Kontroverse um ihren Begriff
Baden-Baden : Nomos, 1,2011
booklooker
zvab

2642
Unruh, Peter
Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam, eine Analyse von Platons "Kriton"
Baden-Baden: Nomos (Studien zur Rechtsphilosophie und Rechtstheorie 26) 2000
booklooker
zvab


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