1. Stufe: |
Die Begründung.
Die alexandrinisch - römische Schule |
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- Ammonius Sakkas ("Sackträger") aus
Alexandria (ca. 175-250) ist ihr Stifter. Christlich erzogen,
durch die Philosophie aber wieder abgefallen. Nur mündliche
Vorträge. Angeblich hat er den Unterschied zwischen Platon
und Aristoteles als unwesentlich betrachtet. Er lässt sich
nur schwer von seinem Schüler Plotinus abgrenzen. Weitere
Schüler:
- Herennius: Er brach als erster das Versprechen, das sich
er, Origenes und Plotin gegeben hatten, die Lehre ihres Lehrers
Ammonius unveröffentlicht zu lassen.
- Origenes: nicht identisch mit dem christlichen Origenes.
- Cassius Longinus (213-273): Verfasser der Schrift "Über
das Erhabene" (Περὶ ὕψους)
- Plotinus (204-269 n.Chr.) aus Lykopolis in Ägypten
- Erster Systematiker des Neuplatonismus. Lehrt seit 244 in
Rom. Sein Schüler Porphyrius edierte seine 54 Schriften
in 6 Enneaden geordnet.
- Lehrinhalte:
- Im Anschluss an Platon nimmt Plotin αἰσθητά und νοητά
an, darüber hinaus das Psychische als Zwischenbereich.
- Gott ist unendlich, überweltlich, Eins (τὸ ἕν =
τὸ ἀγαθόν). Aus dem Einen emanieren abbildhaft die
Ideen (τὸ ὃ ἔστι ζῷον, ἡ οὐσία), daraus das Psychische
und zuletzt das Wahrnehmbare (die Materie = τὸ μὴ ὄν).
- Der Nus ist Vielheit, Ideen, übersinnliche Zahlen,
wirkende Kräfte.
- Ziel des Menschen ist das vollkommene Leben. Durch das
Denken muss er sich von allem Sinnlichen lossagen. Reinigung
(κάθαρσις) ist der Inbegriff aller Tugenden. Zum Göttlichen
erhebt er sich durch Entzückung (ἔκστασις).
- Porphyrius: Schüler Plotins
- Rettung der Seele durch Askese (Enthaltung von Fleischnahrung).
Unterstützung des schwachen Menschen durch die positive
Religion.
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2. Stufe: |
Versuch einer praktischen
Wiederherstellung des Heidentums: Die syrische Schule |
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- Iamblichus aus Chalkis
in Koilesyrien (genannt: ὁ θεῖος oder θειότατος) +ca.
330 n.Chr., Schüler des Porphyrius. Kommentare zu Platon
und Aristoteles. Weitere Titel u.a.: Περὶ τοῦ Πυθαγορικοῦ βίου;
λόγος προτρεπτικὸς εἰς φιλοσοφίαν; Περὶ κοινῆς μαθηματικῆς ἐπιστημίας.
Iamblichus ist mehr spekulativer Theosoph als Philosoph. Schon
seine Schüler hielten ihn für wundertätig.
- Das Hen Plotins ist ihm nicht transzendent genug. Er setzt
darüber ein schlechterdings unaussprechliches Urwesen
(ἡ πάντῃ ἄρρητος ἀρχή).
- Weitere Zerlegung der plotinischen Emanationen in Triaden
und Hebdomaden.
- 12 überweltliche (himmliche) Götter, zerlegt
in 36, dann 360 Göttergestalten
- innerweltliche (unterhimmliche) Götter: 72 Ordnungen,42
Naturgötter, Engel, Dämonen, Heroen.
- Verteidigung der Mantik und Theurgie
- Neupythagoreische Zahlenspekulation
- Priester stehen höher als Philosophen
- Schüler Jamblichs:
- Theodorus von Asine: Er differenziert Jamblichs Philosophie
noch stärker nach Triaden.
- Ädesius von
Kappadokien. Iamblichs Schüler und Nachfolger.
- Eusebius aus Myndus
- Maximus von Ephesus
- Priscus
- Chrysanthius von
Sardes und sein Schüler Eunapius
- Sopater aus Apamea.
Ihn ließ Konstantin d.Gr. hinrichten, weil er ihn beschuldigte,
er habe durch Magie einer Getreideflotte den Wind entzogen.
- Sallustius
- Libanius
- Dexippus
- Kaiser Iulianus Apostata (361-363): Versuch, zum Heidentum
zurückzukehren.
- Hypatia: +415 in
Alexandria.
- Bischof Synesius von Ptolemais, Hypatias Schüler
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3. Stufe: |
Scholastische Vollendung
des Neuplatonismus aufgrund erneuten Studiums der aristotelischen
Schriften. Die athenische Schule |
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- Vorläufer
- Themistius (um 350): Peripatetiker und Platoniker. Erklärung
platonischer und aristotelischer Schriften. Einige gute Paraphrasen
zu Aristoteles haben sich erhalten.
- Olympiodorus, Aristoteliker in
Alexandria
- Plutarch der Große von Athen,
Sohn des Nestorius (ca. 350-433). Hielt sich in seiner Lehre
eng an Plotin.
- Hierokles aus
Alexandria, Schüler Plutarchs.
- Theosebius, Schüler des Hierokles.
- Syrianus ausAlexandria:
Anhänger der neupythagoreischen und orphischen Schriften
und der chaldäischen Göttersprüche. Aristoteles
gilt ihm als Vorstufe.
- Hermias, ein Schüler des Syrianus.
- Höhepunkt:
- Proklus von Athen,
gebürtig in Konstantinopel (410-485): Scholastiker der
griechischen Philosophie. Systematische Sammlung aller neuplatonischer
Schriften. Triadische Entwicklung: μονή, πρόοδος, ἐπιστροφή.
- Nachfolger:
- Schüler des Proklus:
- Ammonius
- Asklepiodotus
- Marinus
- Isidorus Hegias
- Damascius: Schüler des Marinus, Ammonius und Isidorus.
Scholarch in Athen
(520-530).
- Simplicius: Schüler des Ammonius und Damascius. Kommentare
zu Werken des Aristoteles.
- Asklepius und Olympiodorus der Jüngere, beide Schüler
des Ammonius.
- 529 Schließung der Schule in Athen
durch Justinian.
- Auswanderung des Damascius, Simplicius und weiterer Neuplatiker
nach Persien
- Letzte Vertreter des Neuplatonismus im römischen Westen:
- Anicius Manlius Severinus Boethius (ca. 470-525): Durch
Theoderich hingerichtet. Werktitel: De consolatione philosophiae.
- Sonstige Spuren des Neuplatonismus bei
- Marius Victorinus (ca. 350)
- Vegetius Praetextatus (+ca. 387)
- Albinus
- Martianus Capella (ca. 350-400): Lehrbuch der "septem
artes liberales", das im Mittelalter viel gelesen
wurde.
- Augustinus (353-430)
- Macrobius (ca. 400): "Saturnalien"
- Chalcidius (5. Jh.)
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